Sorry für das "Was für ein Quatsch!", Lars.
Ein Reflex war das nicht, aber durchaus konditioniert.
Du hast das Recht, nicht zu wählen. Du hast das Recht auf freie Meinungsäußerung. Du hast das Recht, auf die Politik und die Parteien zu schimpfen.
Allein: Diese Rechte verdankst Du der Arbeit von Politker:innen, die das GG und noch vorher, die die Menschenrechte formuliert und verabschiedet haben und für ihre Erhaltung eintreten.
Und ja, Parteien, die die Demokratie zerstören wollen, profitieren außer von ihren eigenen Wähler:innen von den Nichtwähler:innen, weil diese zumeist die sind, die sich von den bürgerlichen Parteien abbringen ließen, ihnen also dann als Wähler:innen fehlen. Das sind derzeit die Nationalist:innen und Identitären mit ihrer 19.Jh.-Ideologie. Die sind nicht nur euopakritisch, lieber deRocker, sondern europafeindlich. Europa hat für sie einen positiven Wert als Abgrenzungswort gegenüber Nichteuropäern, aber nicht als Wert für eine Überwindung der Nationalismen. Und sie machen ja in vielen Ländern dermaßen erfolgreich Propaganda auf die leider immer mehr Menschen hereinfallen. Und wo sie an die Regierung kommen, schaffen sie nach und nach Rechtsaatlichkeit und Demokratie ab, wie man an Polen, Ungarn, der Türkei und der USA unter Trump beobachten kann bzw. konnte und auch in vielen anderen Ländern der Welt, Indien etwa. In Bradilien geht es gerade mal anders rum, aber wer weiß, wie lange. Die Natioalis:innen profitieren von Krisen, wie der Flüchtlingskrise, der Klimakrise, der Unübersichtlichkeit in pluralen Gesellschaften usw. Und natürlich von Fehlern der aktuellen Regierungen, die es gibt. Wo gibt es keine Fehler? Die Nationalist:innen überspitzen die Krisen, vertiefen die Gräben, übertreiben maßlos die Fehler, projizieren die Schuld auf bestimmte Gruppen, die sie zu Feindbildern machen (Juden, Muslime, Frauen, Freimaurer, Grüne, Linke, Eliten, ...) und hetzen die Menschen gegen sie auf. Das kann man ja bei Reden von B. Höcke sehr schon hören, der mir immer wie ein Möchtegerngöbbels vorkommt.
Ich hörte neulich von einem grünen Lokalpolitiker die interessante Sichtweise: nicht die 5% überzeigte AfD-Wähler:innen seien gefährlich, sondern die 15 oder mehr % Protestwäher:innen, die den Etablierten nur einen Denkzettel verpassen wollen und so mit dem Feuer spielen. Er meinte, man könne gerade bei den Grünen gut aktiv mitmachen und die Gesellschaft mitgestalten. Oder in einer anderen demokratischen Partei oder anden zuvilgesellschaftlichen Gruppen. Das solle man doch lieber machen, als die Poltik als Dienstleister ansehen, die abgestraft wird, wenn sie nicht liefert, wofür man sie gewahlt hat. Ich denke noch immer über diese Sicht auf die Dinge nach.
LG, Micha