Autor Thema: Beachtung in der Öffentlichkeit  (Gelesen 58090 mal)

Offline MAS

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #75 am: 30.12.2018 11:03 »
Lieber Harry,

selbst das Wünschen ist sozial-konstruktivistisch gesehen von der Gesellschaft beeinflusst. Wenn Du Zeit und Interesse hast, lies mal den wissensoziologischen Klassiker "Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit" von Peter L. Berger und Thomas Luckmann (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_gesellschaftliche_Konstruktion_der_Wirklichkeit). Darin steht irgendwo, dass selbst das Gefühl des Ekels gesellschaftlich konstruiert ist. Zum Beispiel empfinden die meisten Europäer einen Ekel bei dem Gedanken, eine Made zu essen, während Maden in Thailand als Delikatesse gelten. Ähnlich ist es mit dem Rock und auch mit der Bewertung von Weiblichkeit.

Wenn Du schreibst, dass die Verbindung von Rocktragen und Genderthema die Bewertung des männlichen Rocktragens im Sinne von Verweiblichung mit sich bringe, dann denkst Du - ganz normal für unsere Gesellschaft - zugleich mit, dass Verweiblichung etwas Negatives sei. Da bist Du ganz normal durch die in unserer Gesellschaft geltende und kommunizierte Wertung beeinflusst, ohne dass das Dir bewusst sein muss.

Joe will aber so weit kommen, dass männlich und weiblich als soziale Eigenschaften nicht mehr unterschiedlich bewertet werden. Letztlich bedeutet das dann, dass biologische und soziale Geschlechtlichkeit nicht mehr als untrennbar eindeutig symbolisiert gesehen werden. Wenn wir Männer anfangen, die Angst vor Verweiblichung zu überwinden - eine Angst die ich bei Dir noch sehr stark wahrnehme - dann fallen alle Negativbewerungen von sozial als weiblich geltenden Attributen weg, so z.B. des Rocks, und letztlich, wenn diese Negativbewertung weg ist, haben auch Männer keine Angst mehr davor, Röcke zu tragen oder andere als weiblich geltende Merkmale an sich selbst zuzulassen und auszuleben, und wenn dann Männer wie Frauen diese Merkmale leben, verlieren sie letztlich ihre geschlechtsspezifische Zuordnung.

Also: Solange Männer Angst davor haben, etwas weibliches an sich selbst zuzulassen, werden sie keine Röcke tragen.


Im Endeffekt haben wir alle, also auch Du und Joe, dasselbe Zeil in Bezug auf das Rocktragen von Männern, aber die Reihenfolge des Vorgehens ist umgekehrt.
Du willst dem Rock zuerst seine weibliche Zuschreibung nehmen und dadurch dem Mann die Angst vor dem Röcketragen. Den Nachteil sehe ich dadrin, dass andere als weiblich geletende Merkmale nach wie vor als für den Mann ungeeignet, also negativ beurteilt werden.
Joe will zuerst die Negativbewertung von Weiblichem am Mann überwinden, und dadurch dem Mann die Angst vor dem Rocktragen nehmen.

So, ich bin gleich mal offline.

LG, Micha  


PS: Da sind bestimmt jetzt noch Tippfehler drin, die zu korrigieren ich jetzt keine Zeit habe. Sorry!
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Offline Skirtedman

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #76 am: 30.12.2018 11:51 »
Lieber Harry,

...Im Endeffekt haben wir alle, also auch Du und Joe, dasselbe Zeil in Bezug auf das Rocktragen von Männern, aber die Reihenfolge des Vorgehens ist umgekehrt.
Du willst dem Rock zuerst seine weibliche Zuschreibung nehmen und dadurch dem Mann die Angst vor dem Röcketragen. Den Nachteil sehe ich dadrin, dass andere als weiblich geletende Merkmale nach wie vor als für den Mann ungeeignet, also negativ beurteilt werden.
Joe will zuerst die Negativbewertung von Weiblichem am Mann überwinden, und dadurch dem Mann die Angst vor dem Rocktragen nehmen.

Und genau das ist auch gut so, dass an zwei verschiedenen Großfronten gleichzeitig gekämpft wird.

Wenn auch jede Front denken mag, es kämpfe sich besser, wenn die jeweils andere Front unbespielt bliebe, so erreicht man an jeder Front andere Menschen, die man für sich gewinnen könnte. Und aus welchem Grund ich akzeptiert werde, wenn ich als erkennbarer Mann Röcke trage, ist mir erst einmal wurscht, Hauptsache, ich werde akzeptiert. Liegen meine persönlichen Ziele mehr als nur dort, "akzeptiert zu werden", dann muss ich mich mit meinen persönlichen Zielen eben an meiner Front noch verstärkt mit meinen persönlichen Themen einbringen.

Offline Mann im Rock

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #77 am: 30.12.2018 12:21 »
Schuld an diesen ganzen Klischee`s sind aber in weiterer Folge dann nicht mehr die Eltern, Gleichaltrige  oder Medien, sondern der Mann selbst. Da er im Erwachsenenalter nichts unternimmt, können die Klischees munter weiterleben.

Danke :-)

Alfred Adlers individualpsyholoischer Ansatz. Sicher wird man geprägt von Eltern, Erziehung, Sozialisation. Sicher hat man Regeln und Klischees internalisiert. Aber irgendwann wird man erwachsen. Man will dieses, wünscht sich jenes. Man stellt fest, dass man nicht so ist, wie man gern sein möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, zu einer harmonischen Einheit zu gelangen, muss man Selbstverantwortung zeigen. Schuldzuschreibungen, Ursachen, Begründungen, Erklärungen, die einen an der Zielerreichung hindern, sind vollkommen gleichgültig. Das selbstverantwortliche Handeln ist lösungsorientiert. Wie gelangt man zum Ziel? Die Probleme sind in einem selbst. Das Leben ist nicht Sein, sondern Werden. Auf dieser Grundlage kann man sich selbst ändern. Und damit ist es ein Streben nach Überwindung - durch Selbstüberwindung.

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Matthias
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #78 am: 30.12.2018 12:33 »
Lieber Harry,

...Im Endeffekt haben wir alle, also auch Du und Joe, dasselbe Zeil in Bezug auf das Rocktragen von Männern, aber die Reihenfolge des Vorgehens ist umgekehrt.
Du willst dem Rock zuerst seine weibliche Zuschreibung nehmen und dadurch dem Mann die Angst vor dem Röcketragen. Den Nachteil sehe ich dadrin, dass andere als weiblich geletende Merkmale nach wie vor als für den Mann ungeeignet, also negativ beurteilt werden.
Joe will zuerst die Negativbewertung von Weiblichem am Mann überwinden, und dadurch dem Mann die Angst vor dem Rocktragen nehmen.

Und genau das ist auch gut so, dass an zwei verschiedenen Großfronten gleichzeitig gekämpft wird.

Wenn auch jede Front denken mag, es kämpfe sich besser, wenn die jeweils andere Front unbespielt bliebe, so erreicht man an jeder Front andere Menschen, die man für sich gewinnen könnte. Und aus welchem Grund ich akzeptiert werde, wenn ich als erkennbarer Mann Röcke trage, ist mir erst einmal wurscht, Hauptsache, ich werde akzeptiert. Liegen meine persönlichen Ziele mehr als nur dort, "akzeptiert zu werden", dann muss ich mich mit meinen persönlichen Zielen eben an meiner Front noch verstärkt mit meinen persönlichen Themen einbringen.

Ja, Wolfgang, so können die verschiedenen Strategien sich gegenseitig ergänzen.

LG, Micha (zwischenzeitig mal online)
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #79 am: 30.12.2018 12:39 »
Schuld an diesen ganzen Klischee`s sind aber in weiterer Folge dann nicht mehr die Eltern, Gleichaltrige  oder Medien, sondern der Mann selbst. Da er im Erwachsenenalter nichts unternimmt, können die Klischees munter weiterleben.

Danke :-)

Alfred Adlers individualpsyholoischer Ansatz. Sicher wird man geprägt von Eltern, Erziehung, Sozialisation. Sicher hat man Regeln und Klischees internalisiert. Aber irgendwann wird man erwachsen. Man will dieses, wünscht sich jenes. Man stellt fest, dass man nicht so ist, wie man gern sein möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, zu einer harmonischen Einheit zu gelangen, muss man Selbstverantwortung zeigen. Schuldzuschreibungen, Ursachen, Begründungen, Erklärungen, die einen an der Zielerreichung hindern, sind vollkommen gleichgültig. Das selbstverantwortliche Handeln ist lösungsorientiert. Wie gelangt man zum Ziel? Die Probleme sind in einem selbst. Das Leben ist nicht Sein, sondern Werden. Auf dieser Grundlage kann man sich selbst ändern. Und damit ist es ein Streben nach Überwindung - durch Selbstüberwindung.

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Ja, lieber Matthias, dieses Idealbild teile auch ich gerne. Und ich sehe zugleich, dass viele Erwachsene weit davon entfernt sind.

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #80 am: 30.12.2018 14:06 »
Die Veränderung des Männerbildes hat nun mal mit "Genderkram" zu tun. Das Männerbild kann ich nur verändern, wenn ich mich mit dem gesellschaftlichen Geschlechterbild (Gender) auseinandersetze und es hinterfrage. Denkverbote sind nicht hilfreich, weil dasnn "alles beim alten" bleibt.

Natürlich habe ich mir vor dem Tragen von Röcken keine tiefschürfenden Gedanken gemacht, sondern einfach Röcke getragen. Denn hätte ich mir vorher einen Kopf gemacht, würde ich wohl noch immer keine Röcke tragen.

Die Diskussion über die gesellschaftliche Männerrolle (Gender) gehört m.E. zu meiner Kleiderwahl dazu.

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #81 am: 30.12.2018 18:15 »
Tja, es ist die Frage, ob man sich ändern und sich selbstüberwinden will, um damit glücklich und zufrieden zu sein.

Oder ob man den Anspruch hat, die ganze Welt zu ändern, um verdrossen feststellen zu müssen, dass sich in der Hinsicht nicht allzu viel bewegt.
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Offline GregorM

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #82 am: 30.12.2018 23:54 »
Hallo Matthias,

Stimmt. Und dennoch wissen Mütter ganz genau, was sie ihrem kleinen Sohn erzählen müssen, damit er ein richtiger Mann wird: Nicht weinen, tapfer sein, keine Röcke anziehen, kein Pink mögen, stärker sein als andere, nicht mit Puppen spielen, Abenteuer lieben, später mal eine Familie ernähren, usw.


Morgen abend schreiben wir 2019. In welchem Jahr lebst wohl du, Joe?

Ich habe sowas nicht von meiner Mutter gehört. Meine Kinder haben sowas nicht von meiner Frau gehört. Meine Enkelkinder haben sowas nicht von ihren Müttern gehört. Ich habe, als ich ganz klein war, mit Puppen gespielt. Ich kann mir es sogar noch erinnern. Das war für meine Eltern kein Problem. "Keine Röcke anziehen" war kein Thema, weil ich nie fragte, ob ich Röcke tragen dürfte. Mein Sohn hat es nicht interessiert.
Dass der Mann eine Familie ernähren soll? Mein Vater ernährte meine Mutter und mich. Mein Schwiegervater ernährte meine Schwiegermutter und seine Kinder, aber das liegt 50 Jahre zurück. Ich habe nie meine Famile ernährt. Meine Frau und ich haben es gemeinsam getan. Mein Sohn hat nie seine Familie alleine ernährt. Meine Tochter hat sich nie von ihrem Mann ernähren lassen. Das wäre für sie total demütigend.

2019. Prosit Neujahr. 

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #83 am: 31.12.2018 08:46 »
Es ist nicht das Jahr, sondern das Land, Gregor.

In Deutschland ist die Gesellschaft im Bezug auf die Stellung der Frau rückständiger als in Skandinavien.

Und es liegt nicht alleine an den Müttern (da gibt es viele, die sich gegen überkommene  Vorstellungen wehren), sondern auch an den Vätern, Großeltern, Verwandten, Nachbarn, Bekannten....).
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #84 am: 31.12.2018 09:08 »
Es ist nicht das Jahr, sondern das Land, Gregor.

In Deutschland ist die Gesellschaft im Bezug auf die Stellung der Frau rückständiger als in Skandinavien.

So lautet die Werbung:
Das Leben in Deutschland ist geprägt durch die Vielfalt unterschiedlichster kultureller Einflüsse, es ist modern und weltoffen.

Vom eigenen Gefühl empfinde ich aber die heutige Zeit in diesem Lande als weitaus spießiger als die 68er.

Und es liegt nicht alleine an den Müttern (da gibt es viele, die sich gegen überkommene  Vorstellungen wehren), sondern auch an den Vätern, Großeltern, Verwandten, Nachbarn, Bekannten....).

Und vor allem und in allererster Linie liegt es an uns selbst.

Einen guten Start ins neue Jahr.

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Offline DesigualHarry

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #85 am: 31.12.2018 09:55 »
Hallo!

Tja, lieber Michael, während ich bei dir anscheinend noch riesige Angst vor Verweiblichung habe, gehe ich in meinem Bekanntenkreis für manche schon zu weit...

Aber geht es wirklich darum denn Mann zu verweiblichen? Ist das eine Eigenschaft die Erstrebenswert ist? Geht es darum dass Frauen vermännlichen? Ist das eine Eigenschaft die Erstrebenswert ist? Ich für meinen Teil mag viel Lieber Frauen die richtig Feminin sind, die mit allen Klischees spielen, die man Feminin zuschreibt. Umgekehrt gibt es auch Männer, die mich durch ihr Mannsein so faszinieren, dass die für mich durchaus als Vorbild dienen.

Ich persönlich empfinde etwas feminines bei einer Frau als etwas anderes als bei einem Mann. Damit meine ich aber nicht dass ein Mann generell grober sein muss. Femininität kann sich bei einem Mann bestenfalls so schön auswirken, dass das gleiche bei einer Frau so nicht möglich ist. Umgekehrt genauso. Für mich persönlich ist vielmehr dieses männlich feminine Erstrebenswert, als es einer feminine Frau gleichzutun. Auch Aus der Sicht von Gleichberechtigung und Emanzipation habe ich kein Interesse mich zu verweiblichen. Das heißt aber nicht dass mir nichts an Gleichberechtigung  liegt. Es geht nicht darum die Menschen gleich zu machen, was ja Gleichberechtigung auch bedeutet, sondern sowohl dass Männliche als auch das Feminine auf Ihre weise zu schätzen.

Es gibt sicher sehr viele Männer die das maskuline Weltbild in eine sehr Unschöne Richtung gebracht haben, aber es gibt ebenso Männer die eine Männlichkeit leben, die mich sehr fasziniert, und für mich auch Erstrebenswert ist.

Offline Skirtedman

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #86 am: 31.12.2018 10:11 »

Morgen abend schreiben wir 2019. In welchem Jahr lebst wohl du, Joe?

Ich habe sowas nicht von meiner Mutter gehört. Meine Kinder haben sowas nicht von meiner Frau gehört. Meine Enkelkinder haben sowas nicht von ihren Müttern gehört. Ich habe, als ich ganz klein war, mit Puppen gespielt. Ich kann mir es sogar noch erinnern. Das war für meine Eltern kein Problem. "Keine Röcke anziehen" war kein Thema, weil ich nie fragte, ob ich Röcke tragen dürfte. Mein Sohn hat es nicht interessiert.
Dass der Mann eine Familie ernähren soll? Mein Vater ernährte meine Mutter und mich. Mein Schwiegervater ernährte meine Schwiegermutter und seine Kinder, aber das liegt 50 Jahre zurück. Ich habe nie meine Famile ernährt. Meine Frau und ich haben es gemeinsam getan. Mein Sohn hat nie seine Familie alleine ernährt. Meine Tochter hat sich nie von ihrem Mann ernähren lassen. Das wäre für sie total demütigend.

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Gregor


Oh, da habe ich aber andere Erfahrungen gesammelt...!

Schon alleine ich habe Anfang der 70er in der Schule von unseren Lehrerinnen stundenlnag Geschlechtsidentität beigebracht bekommen, in dem wir Ringelrein-Tänze gemacht haben, wo wir aufgefordert wurden, etwas zu machen, z.B.: Alle Jungen gehen in die Knie, alle Nicht-Mädchen hüpfen zweimal, alle Mädchen gehen einen Schritt vor, die anderen bleiben stehen...
Was war das Gelächter groß, wenn jemand etwas falsch gemacht hat, ja, es wurde sogar mit Peinlichkeit agiert, die Geschlechtsidentität anzutrainieren.

Und dann gab es da auch noch das Ringelrein-Singspiel "Ringel Rangel Rosen" (https://www.volksliederarchiv.de/alte-kinderspiele/ringle-ringle-rosen/), was wohl eine Verballhornung eines anderen Liedtextes war, wie ich gerade im Internet feststelle. Aber das in dieser verlinkten Version haben wir hochoffiziell in der Schule gelernt, nicht nur bei den zitierten Leibesübungen. Es stand auch irgendwo in einem Lesebuch. Aber ich kannte es ohnehin schon, vermutlich weil es meine Mutter auch bereits von Kindestagen an kannte - obwohl damals noch nicht unüblich war, kleine Jungs in Röckchen/Kleidchen zu kleiden.

Und meine Generation hat dieses einfach Liedle so inhaliert, dass es das ihrem eigene Nachwuchs immer und immer wieder mantramässig weitergegeben hat. - Dies nur mal als Beispiel.

All das, was Joe anführte, das haben wir so gelernt. In meiner Generation ist das alte Rollenbild, auch das mit dem Alleinernährer, noch so verwurzelt, da es uns so tradiert wurde, dass aber die Lebenswirklichkeit mit der parallel wirksamen Emanzipation dem Rollenbild vorweg geeilt ist. Das stürzte viele Jungs/Männer in existenzielle Krisen, als sie nämlich merkten, dass sie gar nicht mehr der Alleinernährer sein können, obwohl ihre Eltern und Großeltern das von ihnen verlangten.

Dieses Rollenmuster steckt noch so tief in unserer Generation drin, dass dies auch noch an weitere ein, zwei Genrationen wirksam mitgegeben wird. Im Übrigen huldigen da moderne mediale Darstellungen diesem alten Rollenbild noch immer - oder mediale Darstellungen passen sich dem Zeitgeist an, dass durchgegenderte Muster überhöht dargestellt werden, wo aber traditionell sozialisierte Rollenausfüller gesitig abschalten, weil sie das nicht mit ihrem eingehauchten Weltbild schmerzfrei in Verbindung bringen können.

Das, was Joe kurz schrieb, das ist auf alle Fälle so. Noch immer. Hier in Deutschland jedenfalls. Und welcher Junge von heute über 7 kennt nicht den Ausdruck "Indianer weinen nicht" mit dem dazugehörigen Sinn, der damit vermittelt wird. Ich denke: es wird kaum einen geben, dem diese Botschaft noch nicht untergekommen ist. Auch heute noch.

Offline Barefoot-Joe

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #87 am: 31.12.2018 10:42 »
Hallo Matthias,

Zitat
Morgen abend schreiben wir 2019. In welchem Jahr lebst wohl du, Joe?

Your mileage may vary, wie man so schön sagt. ;)

Zitat
Ich habe sowas nicht von meiner Mutter gehört. Meine Kinder haben sowas nicht von meiner Frau gehört. Meine Enkelkinder haben sowas nicht von ihren Müttern gehört.

Man hört das auch selten explizit. Es steckt aber in Verhaltenweisen, Spielen, Normen, Regeln und wird eben auch von den Medien so verbreitet. Man bemerkt das oft nicht, weil man gar nicht darauf achtet und selbst im System steckt, aber wenn man das mal objektiv beobachtet, fällt einem an jeder Ecke auf, wie Jungs und Mädchen in ihre jeweiligen Rollen gedrängt werden.  Wir wachsen damit auf, wir bekommen das indoktriniert und es wird ein Teil von uns. Es wird für uns normal - und was normal ist, nehmen wir bewußt nicht mehr wahr.

Zitat
Ich habe, als ich ganz klein war, mit Puppen gespielt.

Ich auch. Mit Big Jim. Einer Abenteuer-Puppe speziell für Jungs. Mit kräftigen Muskeln, die sogar anschwellen konnten. Mit Karatehieben, wenn man auf den Rücken drückte...  Die war für meine Eltern OK, aber eine Barbie hätten sie mir wohl nicht gekauft.

Ich habe auch mit den Nachbarskindern Familie gespielt - und es war überhaupt keine Frage, dass ich dabei die Rolle der Ernährers, des Vaters übernahm. Niemand von uns kam auch nur ansatzweise auf die Idee, ich könnte ja auch die Mutter spielen. Die spielten die Mädchen und natürlich hatten sie den Haushalt zu machen...

Zitat
Dass der Mann eine Familie ernähren soll? Mein Vater ernährte meine Mutter und mich. Mein Schwiegervater ernährte meine Schwiegermutter und seine Kinder, aber das liegt 50 Jahre zurück. Ich habe nie meine Famile ernährt. Meine Frau und ich haben es gemeinsam getan. Mein Sohn hat nie seine Familie alleine ernährt. Meine Tochter hat sich nie von ihrem Mann ernähren lassen. Das wäre für sie total demütigend.

Das ist bei uns auch nicht anders. Meine Frau und ich machen das auch gemeinsam. Aber das ist der Einfluß der weiblichen Emanzipation, der einiges am tradierten Rollenbild der Frau verändert hat. Und sehr, sehr wenig an dem des Mannes...

Dass die alten Rollenbilder nach wie vor aktuell sind und verbreitet werden, sieht man eben an der Werbung und den Produkten sehr schön. Hier hat Pinkstinks mal die Weihnachtswerbung in dieser Hinsicht beleuchtet: https://pinkstinks.de/weihnachtswerbung/

Ansonsten hat Skirtedman schon fast alles gesagt, was ich dazu noch sagen könnte, vielen Dank dafür! :)
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #88 am: 31.12.2018 11:05 »
Aber sicher hat es auch mit der durchschnittlich größeren körperlichen Kraft der Männer zu tun, dass sie eher Rambos sein sollen als die durchschnittlich schwächeren Frauen. (Ich meine damit nur die Muskelkraft und Körpergröße, nicht andere körperliche Kräfte, wie Immunsystem usw. In Bezug auf die Lebensdauer sind ja Frauen durchschnittlich besser ausgestattet.)

In Zeiten von Schusswaffen, Fernlenkwaffen, Drohnen,
in Zeiten, in denen körperliche Arbeit weitestgehend von Maschinen abgelöst ist,
da spielt die Muskelkraft auch nicht mehr die große Rolle.

Was hier aber wieder sehr deutlich wird: wir sind eine DURCHSCHNITTS-Gesellschaft, die den Durchschnitt nicht nur als groben Orientierungswert nimmt, sondern als Grundlage für Argumentationen. Gerade die Erwähnung von durchschnittlich stärkeren Männern und durchschnittlich stärkeren Frauen blockiert z.B. massiv an den Stellen die Realität, wenn Männer von ihren Frauen geschlagen werden. Weil: laut Durchschnitt geht das gar nicht.

Es gab auch schon Frauen, bei denen ich beim Händeschütteln das Gefühl hatte, sie würden meine Handknochen brechen. Und das, obwohl Frauen doch im Durchschnitt schwächer sind.

Ein weiteres Beispiel, was ich generell vom Durchschnitt halte: Schon mal zwei Wannenbäder genommen, durchschnittlich bei angenehmen 45 Grad? Tatsächlich aber das eine bei 4 Grad, das andere bei 86 Grad.

Gruß
Matthias
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #89 am: 31.12.2018 15:51 »

Morgen abend schreiben wir 2019. In welchem Jahr lebst wohl du, Joe?

Ich habe sowas nicht von meiner Mutter gehört. Meine Kinder haben sowas nicht von meiner Frau gehört. Meine Enkelkinder haben sowas nicht von ihren Müttern gehört. Ich habe, als ich ganz klein war, mit Puppen gespielt. Ich kann mir es sogar noch erinnern. Das war für meine Eltern kein Problem. "Keine Röcke anziehen" war kein Thema, weil ich nie fragte, ob ich Röcke tragen dürfte. Mein Sohn hat es nicht interessiert.
Dass der Mann eine Familie ernähren soll? Mein Vater ernährte meine Mutter und mich.

Oh, da habe ich aber andere Erfahrungen gesammelt...!



Ich bin immer wieder beeindruckt,  wie unterschiedlich die Gesellschaft in DK und D ist.

Alles was Du aufzählst habe ich von meinen Eltern gehört oder wurde mir vorgelebt.
Und das, obwohl ich ein Stück jünger bin als Du.
Und ich erlebe es auch noch von Leuten in meiner Umgebung,  die 20 Jahre jünger sind als ich - oft schüttle ich innerlich den Kopf.

Trotzdem sind wir viel weiter, als in vielen anderen Ländern der Welt.

Schade finde ich, dass das, was Du und viele hier als erstrebenswert betrachten, anderen Orts und oft auch in D, bewusst abgelehnt wird. Ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung sehnt sich das der alten klaren Ordnung.

VG
Cephalus


 

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