Der goldene Schnitt ist einer von unendlich vielen Versuchen, visuelle Ästhetik als konstante Regel abzubilden. Und weil er so einfach ist, lässt er sich praktisch überall nachweisen und ist insofern seine eigene Indizien-Beweisführung. Natürlich ist die Rocklängenregel da weiter oben von jemandem so abgeleitet worden, der Röcke, die etwas überm Knie enden, besonders gelungen findet. Das lässt sich aber auch für jede x-beliebige andere Länge ohne Probleme bewerkstelligen: Es entspringt totaler Willkür, ob der Kopf für die Betrachtung mit einbezogen wird, ein Breitenmaß hineinspielt, ob man von oben nach unten misst - oder eher umgekehrt (zum Beispiel mit dem Ziel, sich derselben Frage eher über die "richtige" Beinlänge zu nähern).
Nix für ungut: Gestaltungsregeln sind schön, weil sie Menschen bei ihrer Angst vor dem Alleinsein abholen. Und ähnlich einem Horoskop stimmt der goldene Schnitt auch irgendwie immer. Für überprüfbare Häufungen hat er hingegen noch nie getaugt.
Heute soll es schon richtig frühlingshaft werden. Da ziehe ich vielleicht mal das kurze gelbe an und lass Sonne an die Beinchen. Ob ich dafür den goldenen Schnitt von der Nasenspitze aus abtragen muss oder gelb überhaupt zu meinem Farbtyp passt, ist doch völlig egal, sofern es hinterher gut aussieht.