Heute, gerade eben.
Neuer Kollege, Bürokaufmann, Anfang 40, Stoffhose, weißes Hemd, 30°.
Wir führen einen Kennenlernsmalltalk bei Kaffee.
Eine Erzieherin kommt vorbei, knielange Leggings, Schlappen, Trägertop.
N.K. verdreht die Augen.
N.K verdreht die Augen noch mehr, als eine weitere, sehr beleibte Kollegin kurz hallo sagt. Sie trägt ein sehr kurzes Kleid mit tiefem Ausschnitt.
Irgendwie habe ich das Gefühl, n.K. will etwas loswerden, findet aber die geeignete Formulierung nicht.
Wenig später schüttelt uns ein Erzieher die Hand und stellt sich vor.
N.K. ist sprachlos.
Gefühlt 50 Ohrringe, Nasenring, Rastalocken, bunte Haremshose, Trägershirt und jede Menge Armbänder scheinen zu viel zu sein für ihn.
Er lenkt das Gespräch ziemlich unvermittelt auf Klamotten und Dresscode.
Ich sage ihm, dass er sein Hemd gerne gegen ein T-Shirt tauschen kann, und dass sonst jeder zweckmäßig und bequem für seine Arbeit gekleidet kommen kann, so wie es einem gefällt.
“Und dann laufen die Leute so rum? Das geht aber schon zu weit!
Wenn jeder rummlaufen würde wie er möchte, wo kämen wir da hin?”
Die Frage war rhetorisch, mit (m)einer Antwort hat er nicht gerechnet:
“Zu einer freieren, zufriedeneren, bunteren und selbstbestimmten Gesellschaft!”
Kurz darauf verabschiedet sich n.K. wortkarg.
Ich glaube, wir werden keine Freunde und ob er dauerhaft zum Unternehmen passt, ist wohl fraglich.
Spätestens wenn er mitbekommt, dass ich auch Röcke trage, springt er schreiend aus dem Fenster