Mit Bedauern beobachte ich seit Langem, daß die Eurythmie auch ohne Kleid gemacht worden ist, oder es wird nur etwas lieblos ein Kittel über der Alltagskleidung getragen. Das ist zu warm, unbequem und häßlich! Damit schafft sich die Eurythmie selbst ab, weil sie keinen Spaß mehr macht!
Die Eurythmie ist ein christlich, ästhetischer Tanz, bei dem es um Schönheit und Anmut geht; logisch, daß die Kleidung dazu zählt, denn der Körper ist das Kunstwerk; lebendig in fließenden Bewegungen, aus Gebärde oder Umgang, nach Wort oder Musik!
Ja, auch eine Sinnlichkeit hat die Eurythmie, denn Geist und Körper vereinen sich in ihr, aber in einer Auferstehung, nicht im Sinne weltlicher Erotik! Sicher trägt man gerne Eurythmiekleid, weil es die Eurythmie unterstützt, die Gebärden besser zum Ausdruck zu bringen. Das Kleid ist bequem und man fühlt sich in ihm wohl, aber nicht im Sinne, sich als "Frau" zu verkleiden. In der Eurythmie zählt die Figur, weniger das Geschlecht. In der Schule will man aber die Jungs mit zarter Kleidung nicht überfordern. Wir hatten Mädchen, die sich gerne "männlicher" kleideten, was ich schade fand. Es gab aber auch Jungs, die kein Problem damit hatten, ein Seidenkleid in rosa zu tragen.
Der Grund für die traurige Entwicklung, daß die Kleider nicht immer ordentlich getragen werden, ist, daß Eurythmielehrer etwas überfordert sind, allein auch noch darauf zu achten, daß die Kinder sich anständig kleiden.
Früher haben in der Schule alle an einem Strang gezogen:
Oft waren vor dem Eurythmieunterricht, zur Ankleide, Eurythmielehrer, Klassenlehrer, Handarbeitslehrer oder Elltern zur Hilfe versammelt; wobei die Mädchen sich zuerst umziehen durften, und die Jungs, die es etwas "einfacher" hatten, waren danach dran. Die Pause wurde geopfert, weil man sie nicht brauchte, wenn man sich in der Eurythmie bewegen darf.
Ich war Schüler an der Rudolf Steiner Schule Berlin, von 1970 bis 1982.