Hallo zusammen,
ich bin gerade in einer Glaubenskrise.
Wie ihr wißt, habe ich den Rock vor noch nicht allzu langer Zeit (Herbst 2008) für mich entdeckt.
Ich möchte ihn aber auch nicht mehr missen, weil das Tragegefühl super bequem und einfach unbeschreiblich ist.
Trotzdem ist mir folgendes aufgefallen:
- Mir nicht bekannte Leute, die ich auf der Straße treffe, reagieren gar nicht oder positiv.
- Leute, die mich seit langem vom Sehen, aber nicht näher persönlich kennen (v.a. Nachbarn) haben irgendwie skeptisch bzw. mit Kopfschütteln reagiert.
- Postfrau, Postbote, Paketdienst-Zusteller haben positiv reagiert (sind zumindest viel freundlicher geworden)
- ein ehemaliger Studienkollege (eher ein rustikaler Typ) ist fast vom Glauben abgefallen und hat mich fast eine Stunde lang ausgefragt
- meine Mutter hat zu Silvester mit schallendem Gelächter reagiert, als ich ins Zimmer kam, mein Vater gar nicht.
Vor kurzem nach Rat wegen Farbkombinationen gefragt, kam nur rum "na ja, wenn du unbedingt Röcke tragen willst..." Das war für mich weder eine negative noch eine positive Wertung, sondern eher ein Ausdruck von Verständnislosigkeit. (weiß aber nicht, wer für die Mail verantwortlich zeichnet, Vater oder Mutter oder beide). Die Meinungen gingen aber mit den Einschätzungen hier aus dem Forum konform, was die Kombinationen anging.
Wenn ich mir selbst die Frage stelle, warum Rock, ist meine Antwort darauf, weil ich gerne Strumpfhosen trage und der Rock dazu einfach besser und bequemer ist, als Hosen. In den eigenen 4 Wänden ist das auch kein Problem. Aber in der Öffentlichkeit?
Warum nicht Shorts zu den Strumpfhosen?
Shorts mag ich nicht wirklich. Ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Also wohl irgendwie ein "gesellschaftlicher" Zwischenweg zwischen langen Hosen und knielangem Rock. Ich habe in der Öffentlichkeit noch nie Shorts getragen, sondern immer lange Hosen. Auch im Sommer.
Aber ich fühle mich momentan noch nicht wohl, wenn ich Röcke auch in der Öffentlichkeit trage.
Ich stelle mir vor, daß die Leute, die mich persönlich kennen, sich einfach fragen "warum trägt der jetzt Röcke..." und eine Aussage "einfach, weil es bequem ist..." nicht ohne Hintergedanken akzeptieren.
Für die allermeisten Leute, stellt doch "weil es bequem ist" kein wirkliches Argument für einen Tabu-Bruch mit der eingeschliffenen Kleiderordnung dar. Ich stelle mir vor, daß es dann bei denen anfängt zu arbeiten, und sie sich die schrillsten Hintergedanken machen.
Daß Frauen überwiegend Hosen tragen, obwohl sie Röcke ohne Rechtfertigungen tragen könnten, muß ja auch irgendeinen Grund haben. Denn "weil es bequem ist..." scheint nicht das wirkliche Argument zu sein.
Sonst würden sich wohl Frauen keine knallengen Jeans antuen, die eher sitzen wie eine Strumpfhose, denn einer bequemen Hose.
Wenn ein Mann im Rock die Argumente vorbringt, daß es bequem und gesünder ist, Rock zu tragen, scheint das in vielen Köpfen der Nicht-Rock-Träger nicht auszureichen.**
Daß es gut aussieht, kann ich für mich auch nicht beanspruchen, weil es nicht schlimmer oder besser aussieht, als in Hosen.
Andererseits will ich aber auch nicht zum Ausdruck bringen, daß ich anders als andere bin, nur weil ich Rock trage.
Ich will also keine Aussage "transportieren", wie z.B. jemand der Gothik-Kleidung trägt oder sich als Frau verkleidet, um als Frau rüber zu kommen.
Was ist also die ultimative Antwort auf die Frage "Warum trägst du als Mann Röcke?"
(also: "wie kommt ein Mann überhaupt auf den Gedanken, Röcke zu probieren/tragen zu wollen?")
Hätte ich es nicht probiert, wäre ich auch nie auf den Gedanken gekommen.
Warum aber habe ich es überhaupt probiert?*
viele Grüße
Rainer
* - Probiert habe ich persönlich den Rock, weil ich schon Strumpfhosen aber auch Nachthemden (besser gesagt Big-Shirts) getragen habe und ich hier neugierig war. Zunächst verweigerte ich mich dem Gedanken, als ich aber dann aufgrund eines Furunkels am Hintern in einem Forum den Tip bekam, zur besseren Heilung vorübergehend Rock zu tragen (weil es luftig ist und somit die Heilung fördert), war das bei mir der wirkliche Auslöser.
Hier überschneiden sich also Interessen/Ablehnungen und externe Ratschläge und ergeben einen völlig neuen Hintergrund. Bereut habe ich diese Entscheidung nicht, aber ich stelle mir die Frage, inwieweit ich es dann auch öffentlich umsetzen will bzw. kann...
** - Kann es sein, daß es eine (harmlose) Sucht ist?