Wenn man mal ein bisschen überlegt, stellt sich die Frage, ob es denkbar ist, dass das Mindeheitenprodukt Männerrock irgenwann als Trend virulent und damit massentauglich wird. Es gab und gibt ja Designber, die das seit Jahrzehnten versuchen. Dann muss man wissen, dass ein Produkt für virales Marketing dann am besten geeignet ist, wenn es:
- Als Produkt kurzlebig ist.
- Einen besonderen Nutzen bietet, der auch als Botschaft "transportabel" ist und dadurch wirklich gesehen wird.
- Den Leuten aus irgendeinem Grund auch optisch zusagt.
- Die Individualität des Nutzers unterstreicht. Alle Modelabels arbeiten so. Kleidung kann man grundsätzlich auch im Billigladen kaufen.
Vor allem Nordeuropäer denken sehr individualistisch. Man kann die Möglichkeiten daher so betrachten, dass man im skandivaischen Kulturraum die besten Chancen hätte, das Produkt nachhaltig einzuführen. Soweit die Theorie.
In kollektivistischen Gesellschaften oder Kulturen z.B. im slawischen Kulturraum oder auch in den meisten asiatischen Ländern tendieren die Leute eher dazu Ihre Denkweisen aneinander anzupassen und sich zu ähneln. Das dürfte dann auch zu den dummen Sprüchen passen, die sehr oft von Leuten kommen die mit dieser Kultur sozialisiert wurden. Das passiert aber nur sehr selten; also keine Angst. Es passt nicht ins Kollektiv. Dort ginge das grundsätzlich erst einmal nicht. Man muss auf Nachahmereffekte warten, weil der westliche Lifestyle dort gerne kopiert wird.
Leute aus dem "deutschen Kulturraum" also vor allem Schweizer, Österreicher, Deutsche und -man höre und staune- Israelis liegen eher zwischen diesen beiden Extremen. Genau wie das die einzelnen Menschen aus den anderen Kulturen auch tun. Es geht dabei natürlich nur um Tendenzen, nicht um die Denkweise des Einzelnen.
Mich würde unter diesem Aspekt mal interessieren, wohin die ganzen Adidas- Röcke gegangen sind. Ich schätze mal das sich das mit dem Induvialismus deckt, was oben beschrieben ist. Soll heißen, dass demnach die Skandinavier überproportional viele dieser Röcke gekauft haben dürften. Erst danach kommen meines Wissens die Briten und die Amis, die aber beide noch deutlich vor den Deutschen liegen dürften.
Was wäre in diesem Fall die Kernaussage: Die Wahrscheinlichkeit auf einen Träger eines Unisex- Rocks von Adidas zu stoßen, sollte danach zumindest im Sommer in Skandinavien am höchsten sein.
Jetzt stellt sich die Frage, wozu das gut sein soll. Die Antwort liegt in der regen Reisetätigkeit der Deutschen, von der auch die Skandinavier betroffen sind. Man sieht es und erzählt es vielleicht weiter, wenn es gefallen hat oder geht gleich in den nächsten Laden und holt sich selbst einen Rock, um es anzutesten.
Wichtig ist vor allem, dass der Rock am Mann überhaupt Eingang in eine Gesellschaft außerhalb Schottlands findet. Das kann man in Skandinavien am ehesten erreichen. Der angrenzende "deutsche" Kulturraum wäre quasi das Anhängsel, weil wir vieles aus der Region gut finden.
Wenn ich das in DE vermarkten wollte, würde ich als Adidas- Company dafür sorgen, dass immer mindestens einer meiner männlichen Verkäufer in der Herrenabteilung bei der Arbeit einen Rock trägt und dass diese Dinger auch in den Shops der kleineren Städte hängen. Das wäre der erste unterschwellige Schritt für eine weitere Verbreitung. Und ich hätte immer ein oder zwei Modelle im Sortiment.
Warum gerade Adidas als Beispiel? Der Laden ist einfach groß und bekannt genug, um sowas in Messen herstellen zu lassen und zu verkaufen. Man könnte hier auch Zara oder H&M schreiben.
Alle anderen wären dann aus Kundensicht Nachahmer. Aber auch sie würden profitieren, weil sie ihre Produkte günstiger anbieten können. Und die Käufer der Röcke würden vom Wettbewerb profitieren, weil die Auswahl größer wird. Soll heißen, dass ein Männerrock dann wohl nicht nur im Gothic- Laden zu haben sein wird. Zu Zeiten der Großversandhäuser war das auch schon so: Quelle z.B. hat sich durchaus auch in Paris inspirieren lassen.
Nur ist man hier noch nicht einmal in der Infiltrationsphase, weil es für die Durchdringung eines Produktes kontraproduktiv ist, wenn man nur von Zeit zu Zeit mal eine Serie mit derartigen Produkten auflegt. Ob man den Rock als "Unisex" oder "Gender- Neutral" verkauft, ist nicht relevant dabei. Die wichtigsten Kunden sind nun mal die, die eher 50 als 500 Euros in einem Laden lassen. Die machen zwar in der Summe mehr Arbeit, aber die Absatzchancen sind deutlich höher und die Handelsmargen können(und müssen) es auch auf das Einzelstück sein, ohne dass es dem Käufer allzu wehtut. Wenn ich einen Rock in der Logistik oder im Laden bewege, kostet das pro Stück immer dasselbe; der Anteil am Endpreis ist daher beim billigeren Modell natürlich höher.
Erstmal genug geschrieben. Birne gerade leer...
Gruß Hummerbrummer