Letzte Woche stehe ich plötzlich bei Aufräumen in der Garderobe mit meinem allerersten Rock, den ich mir in 2000 kaufte, in der Hand. Später kamen mehrere dazu, aber dieser Rock war und blieb mir am liebsten. Vielleicht deshalb habe ich ihn noch. Wie wohl bei so manchem Rockträger doch seinerzeit nur fremder Orts getragen.
Seit Jahren nicht mehr angehabt ziehe ich ihn an. Er passt noch, was an sich gut ist.
Wie wäre es, in diesem Rock wieder zu gehen? Ich betrachte mich im Spiegel. Gehe wohl. Warum nicht eine kleine Waldwanderung machen?
Er ist leicht. Und kurz. Nur 42 cm, 15 cm kürzer als die meisten meiner Kilts. Sie sitzen zwar etwas höher, aber doch. Ziemlich eng auch noch dazu. Nicht Bleistiftartig. Weit davon. Aber schon im Auto sitzend und auf mich selbst hinunterblickend ist mir klar, hier muss extra aufgepasst werden.
Ich parkiere das Auto, steige aus, ziehe instinktiv den Rocksaum so weit wie möglich hinunter und gehe in den Wald. Die Taschen sind tief genug für Portemonnaie, Autoschlüssel und Handy. Und für meine Hände noch dazu. Gut. Tragegefühl super.
Ein Ehepaar passiert an mir vorbei. Nichts deutet daran, dass sie bemerkt haben, dass ich einen kurzen Rock trage. Vielleicht sehen sie kurze Hosen. Später eine ganze Schulklasse. Entfernung 25-30 Meter. Einige Blicke, aber keine Kommentare, soviel ich feststellen kann. Und so geht es weiter. Blicke, einige davon vielleicht etwas verwundert, sonst nichts.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.KonklusionDie Menschen sind überaus tolerant geworden. Oder ist man einfach nur Dritten total gleichgültig? Die erste Alternative würde ich vorziehen, aber die letzte lässt sich nicht ganz abweisen, wenn auch das Endresultat das gleiche ist: Mann kann im Rock gehen.
Und was dem Rock betrifft: Echt bequem, aber total unpraktisch. Solange man geht und steht, hat man keine Probleme. Aber beim Hinsetzen oder bei den Schnurbändern binden? Hier sollte er länger und weiter sein.
Solche Röcke habe ich ja aber. In Mengen. Man nennt sie Kilts. Und in denen fühle ich mich wohler.
Vielleicht nicht nur weil sie funktioneller sind. Wenn man nur ganz wenige Kilometer von seinem Heim spazieren geht, ist es ja nicht unwahrscheinlich, dass man einige treffen, die man kennt. Wäre das der Fall, hätte ich ihnen erklären müssen, warum ich einen gewöhnlichen Rock trug. Hätte ich tun können. Und vielleicht hätten sie es verstehen können, aber mit dem Kilt ist es doch leichter.
Und was mit meinem einst so geliebten Jeansrocks? Ich habe ihn behalten. Er ist sicher im Schrank zurück. Und dort bleibt er wohl.
Gruß
Gregor