Autor Thema: Beachtung in der Öffentlichkeit  (Gelesen 66614 mal)

Offline MAS

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #45 am: 28.12.2018 23:44 »
Lieber Harry,

die Aussage, dass man das männliche Rollenbild nicht infrage stellen muss kann ich teilen. Aber Deine weitere Argumentation geht eher in die Richtung, dass man es nicht infrage stellen darf. Denn das wäre Deiner Meinung nach der Anfang vom Ende. Aber vom Ende von was?

Das Rollenbild infrage zu stellen ist ja auch noch nicht dasselbe, wie das biologische Geschlecht infrage zu stellen. Oder sind Rollenbild und Geschlecht für Dich identisch?

LG, Micha
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manfred58

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #46 am: 29.12.2018 08:06 »
Hallo!

Ich verstehe nicht den Zusammenhang, dass man sich "outen" muss wenn man Bekleidungsfreiheit möchte... "Anders sein" ist für mich ein wesentlicher Aspekt des Lebens, es dient der Erhaltung der Art,  dafür muss ich mich nicht outen. All das Gender und Co. gerede verunsichert die Leute so sehr, dass sie aus Angst davor noch mehr in die Uniformierung wechseln. Gefühlte 99 Prozent der Welt Leben heute was Bekleidung anbelangt in Uniformierte Massenware, aus Angst davor als Irgendwas "abartiges" zu gelten. Anders zu sein ist natürlicher Ausdruck des Lebens, dafür braucht man keine Zwiespältigen Ausdrücke. Das ganze Gerede ist es was sie die Leute verunsichert, und letzdenendes auch verhindert dass der Mann im Rock Salonfähig wird, nicht das anders sein selber.

In der Beziehung  könne die Damen Ihre Uniformen ja noch durch Accessoires aufpimpen . Darf ich nicht , mach ich aber .

Die Kleidung ist primär ein Ausdruck meiner Persönlichkeit, aber ich selbst kenne meine Persönlichkeit ja, für mich alleine brauche ich mich daher auch nicht aufzubrezeln.


Also ich brezele mich durchaus für mich auf. Warum soll ich mich schlechter behandeln als andere Leute? Bloß weil ich mich kenne (?), muss ich mich nicht mit 08/15-Klamotten abgeben. Meine Unterwäsche beispielsweise geht über das rein Funktionale hinaus, aber außer meiner Frau (auf Dienstreise nicht mal die) bemerkt es sonst keiner. Die Leute sehen nicht, ob ich Feinripp oder Spitze unter der Oberbekleidung trage. Aber ich sehe es.

Und schöne Kleider trage ich in erster Linie für mich. Wenn dadurch andere Menschen erfreut werden, ist das ein gewollter Nebeneffekt. Denn Leute, die ich erfreue, bedenken mich oft mit Komplimenten, die wiederum mich aufbauen.

Gerade weil so viele Menschen "uniformiert" unterwegs sind, sehe ich es als eine Aufgabe, Kontraste im Alltag zu setzen, um die Eintönigkeit zu durchbrechen. Kleidung ist ein gutes, weil sichtbares, Mittel dafür.

LG
Hajo

Doch, ich brezele mich in erster Linie für mich selbst auf denn ich mag mich , besser ich bin mit mir zufrieden und versuche mich aus der Masse abzuheben nach dem Motto: Schaut her, es geht

 .
Hallo!

Ich erlaube mir auch, meinen Kommentar zum Thema Beachtung in der Öffentlichkeit abzugeben:
Ich mag die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit sehr. Darum gebe ich mir auch immer Mühe, interessante, gut kombinierte Outfits zusammenzustellen und lege keinen besonderen Wert darauf, meine weiblichen Teile des Outfits zu verbergen.

Ich finde es schön, mal einen netten Kommentar zu erhalten oder auch einen herausfordernden der zu einer Diskussion einlädt.
Bei meiner Partnerin ist es genau umgekehrt, sie mag überhaupt keine Aufmerksamkeit und geht lieber in der Menge unter. Gegensätze ziehen sich offensichtlich tatsächlich an...

lg


Im Bezug auf meine Partnerin ist es bei mir genauso . Ob sich jetzt Gegensätze anziehen ? Kann sein muss nicht unbedingt und wenn es so wäre , müssten wir anbauen , um Platz für ein weiteres Bekleidungslager zu schaffen. Nette Kommentare zu erhalten ,finde ich schön . Mir reicht auch schon ein lächeln .
Diskutieren möchte ich nicht unbedingt, weil nichts dabei rauskommt . Verläuft dann meistens so ." Warum trägst du einen Schal ? Hast du Halsschmerzen?". Muss ich mir nicht geben.
Ich oute mich hiermit als freier Mensch und Individuum .

Offline MAS

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #47 am: 29.12.2018 08:32 »
und versuche mich aus der Masse abzuheben nach dem Motto: Schaut her, es geht

Also doch auch für die anderen, lieber Manfred. Würdest Du es nur für Dich selbst machen, wäre es Dir egal, ob Du Dich aus der Masse abhebst und ob die anderen herschauen.

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Offline Mann im Rock

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #48 am: 29.12.2018 10:15 »
Was den Mann vom Rocktragen abhält, ist in erster Linie das männliche Rollenmodell, dem er verhaftet ist.

Ich wüsste gern mal eine klare Antwort auf die Frage: WAS IST EIN MANN?
Und im gleichen Zusammenhang: WAS IST DAS MÄNNLICHE ROLLENMODELL?

Und weiterhin: SIND WIR HIER IM FORUM KEINE MÄNNER, WEIL WIR RÖCKE TRAGEN? UND WENN WIR KEINE MÄNNER SIND - WAS SIND WIR DANN?



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Offline Barefoot-Joe

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #49 am: 29.12.2018 10:19 »
Hallo Harry,

Zitat
Was soll am männlichem Rollenbild denn nicht stimmen?

Vieles, aber in unserem Zusammenhang vor allem die Gleichsetzung von Femininität mit Schwäche und Männlichkeit mit Stärke. Das ist imho letztendlich Ursache der ganzen Homophobie, Transphobie und eben auch der Ablehnung von jeglichen femininen Aspekten am Mann - inklusive Rock.

Zitat
Nicht das männliche Rollenbild selbst ist für mich Schuld dran, sondern weil dem Mann von allen Seiten genau das Erzählt wird.

Das macht aber keinen Unterschied, denn das männliche Rollenbild ist ja nirgendwo definiert sondern basiert genau auf dem, was erzählt wird. Es ist ein Bild, das in den Köpfen Heranwachsender durch Geschichten, Medien, Erzählungen, Bilder und Filme der umgebenden Gesellschaft geprägt wird. Quasi der tradierter Glaube, wie ein Mann zu sein hat.

Zitat
Wenn der Mann gewalttätig ist, braucht man doch nicht gleich das ganze Rollenbild anzufeinden, sondern man könnte ja auch als Mann daran arbeiten nicht mehr gewalttätig zu sein.

Ja. Genauso wie du als Mann daran arbeiten kannst, einen Rock zu tragen. Aber das ist ein Kampf gegen das Rollenmodell und der ist langwierig, schwierig und beinhaltet Opfer. Sicher kann man diesen Weg gehen und man muss ihn auch am Anfang gehen, aber letztendlich schwimmt man damit gegen den Strom und das ist genau das, was fast alle Männer vom Rocktragen abhält. Es wäre für die Männer viel leichter, einen Rock anzuziehen, wenn sie damit nicht gegen den Strom schwimmen müssten, aber dazu muss sich eben erst die Strömung - das Rollenmodell - ändern.

Zitat
Das männliche Rollenbild ist formbar, man kann damit Arbeiten, es verbessern, da und dort optimieren, es ist ein Lebenslanger Prozess und zumindest für mich Wahnsinnig Spannend, gerade auch als Gegenstück zur Frau. Nur eins hat darin für mich keinen Platz: Irgendwelche Fragen über Gender.

Das ist für dich als dein persönlicher Weg natürlich völlig in Ordnung, aber wir sprechen hier ja gerade darüber, wie wir mehr Männer zum Rocktragen bewegen können.

Du sagst sinngemäß, dass es ausreicht, wenn man die Männer überzeugt, dass sie sich gegen den Strom stemmen sollen.  Das ist sicher ein Weg, aber die Überzeugungsraten sind dabei naturgemäß sehr gering, weil hier das Ansehen im männlichsozialisierten Umfeld auf dem Spiel steht. Warum sind hier denn keine jungen Rockträger im Forum? Weil man sich diesen "Ansehensverlust" erst im Alter leisten kann bzw. weil er einem erst dann egal sein kann. Wenn du dir mal anschaust, wer von der männlichen Jugend Rock trägt, dann findest du dort fast durchgängig Jungs, die das tun, weil sie das männliche Rollenmodell abgelegt haben und sich nicht mehr als Mann definieren, sondern als etwas außerhalb der gesellschaftlichen Norm. Das Rocktragen folgt dem Infragstellen des männlichen Rollenmodells und da spielen nun einmal Genderfragen eine ganz wesentliche auslösende Rolle.

Zitat
Ganz klar ist für mich auch, wenn jemand ein anderes Geschlecht annehmen möchte ist das alles kein Problem. Was ich nur nicht verstehe ist, wenn ich Mann sein will,  wozu muss ich mich vorher erst mit Gender und Sexualitätsfragen auseinandersetzen dazu noch  die Männliche Rolle anzweifeln nur um Rock zu tragen?

Musst du ja nicht. Viele Wege führen nach Rom, Harry. Sexualität und Genderfragen sind einfach nur andere Auslöser für das Tragen von Röcken und genauso legitim wie "Röcke sind anatomisch besser für Männer" oder "Mir gefällts eben".

Und mit dem Tragen des Rocks stellst du selbst natürlich auch das männliche Rollenmodell direkt in Frage. Nicht für dich, aber für alle anderen die dich sehen. Du magst mit dir im reinen sein, dass das nichts mit Sexualität und Gender zu tun hat, aber für alle anderen stellt sich die Frage danach sofort, wenn sie dich sehen.

Zitat
Klar geht es nicht von heute auf morgen, dass man einfach so Rock trägt. Muss man ja auch nicht, man kann doch dieses Ziel auch behutsam angehen. Jeder halt so wie er möchte.

Natürlich. Ich verbinde mit meinen Aussagen auch an keiner Stelle irgendeinen Zwang. Jeder geht seinen eigenen Weg.

Zitat
Aber man kann ja in diese Rolle, Rocktragen als Mann, hineinschlüpfen. Sich nicht mehr an das Vorbild Frau halten, nicht weil es schlecht währe, nein, weil es gerade so gut ist einen Gleichwertigen Gegenpart schaffen.

Ich verstehe. Du willst dich dem weiblichen nicht annähern und definierst deshalb ein eigenes Rollenmodell, einen "neuen Mann", einen der Rock tragen kann. Sicher ist das möglich und es löst das Problem, dass man nicht Frau sein will, um einen Rock tragen zu können - aber es funktioniert eben auch nur für dich.  Die Gesellschaft dagegen kennt nur Mann und Frau und die damit verbundenen etablierten Rollenmodelle. Sie kennt nicht den "neuen Mann". Alles, was du machst, wird auf die bestehenden Rollenmodelle projiziert und damit landest du in einer der gesellschaftlichen Schubladen, die für rocktragende Männer bestehen. Und viele davon haben eben auch mit Sexualität und Genderfragen zu tun.

Zitat
Aber jede noch so geringe Frage ob ich als Mann in dieser Situation richtig bin, ist der Anfang vom Ende.

Für dich möglicherweise... aber jeder andere, der dich sieht, stellt genau das sofort in Frage. Einfach deshalb, weil du einen Rock trägst und dich damit selbst außerhalb des männlichen Rollenmodells bewegst und Teile des weiblichen Rollenmodells adaptierst.

Zitat
Ist halt meine Meinung. :)

Die ich auch keineswegs in Frage stellen möchte. Wir sehen das einfach nur aus unterschiedlichen Perspektiven.

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Offline Barefoot-Joe

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #50 am: 29.12.2018 10:30 »
Hallo Mann im Rock,

Schrei doch nicht gleich... ;)

Zitat
Ich wüsste gern mal eine klare Antwort auf die Frage: WAS IST EIN MANN?

Das kann man nicht klar beantworten, weil es da mehrere Ebenen gibt: Biologie, Identität, Präsentation, Sexualität.
Biologisch gesehen ist ein Mann jemand, der XY Chromosomen hat. In Bezug auf die Präsentation jemand, der Hosen trägt. In Bezug auf die Sexualität jemand, der auf Frauen steht. Diese Regeln, Normen und Werte zusammen bilden das männliche Rollenmodell, einen Stereotypen.

Zitat
Und im gleichen Zusammenhang: WAS IST DAS MÄNNLICHE ROLLENMODELL?

Die Summe aller Eigenschaften, die laut gesellschaftlichem Konsens einen Mann ausmachen: Hat einen Schwanz, steht auf Frauen, kämpft mit anderen Männern, ist starkt, trägt Hosen, beschützt Frauen, opfert sich zuerst, usw. Das Rollenmodell definiert einen Stereotypen und je mehr jemand diesem Stereotypen entspricht, umso mehr gilt er als Mann.

Zitat
Und weiterhin: SIND WIR HIER IM FORUM KEINE MÄNNER, WEIL WIR RÖCKE TRAGEN? UND WENN WIR KEINE MÄNNER SIND - WAS SIND WIR DANN?

Das ist das, was ich in meiner Antwort an Harry gerade zu erklären versucht habe: Es hängt davon ab, wer diese Frage stellt. Wenn wir selbst die Frage stellen, sehen wir uns im Rock als eindeutiger Mann. Wenn die Frage aber jemand anderes stellt, dann landen wir in den Schubladen, die die Gesellschaft bzw. die fragende Person für rocktragende Männer vorgesehen hat: Schwul, Trans, Queer, modisch flexibel, Transvestit, was auch immer... Die Schublade hängt vom Beobachter ab, nicht von uns. Wir sind für andere das, was die anderen in uns sehen, nicht das, was wir selbst in uns sehen...
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #51 am: 29.12.2018 11:26 »
Was den Mann vom Rocktragen abhält, ist in erster Linie das männliche Rollenmodell, dem er verhaftet ist.

Ich wüsste gern mal eine klare Antwort auf die Frage: WAS IST EIN MANN?
Und im gleichen Zusammenhang: WAS IST DAS MÄNNLICHE ROLLENMODELL?

Und weiterhin: SIND WIR HIER IM FORUM KEINE MÄNNER, WEIL WIR RÖCKE TRAGEN? UND WENN WIR KEINE MÄNNER SIND - WAS SIND WIR DANN?

Lieber Mann im Rock,

ich versuche mal eine Antwort, bevor ich Joes gelesen habe. Bin mal gespannt, ob unsere Antworten sich gleichen oder unterschiedlich sind.

WAS IST EIN MANN?
Ein erwachsener Mensch männlichen Geschlechts.
Biologisch hat er einen xy-Chromosomensatz.
Sozial/kulturell hängt es vom Rollenmodell ab.


WAS IST DAS MÄNNLICHE ROLLENMODELL?
Das ist von Gesellschaft zu Gesellschaft, also räumlich und zeitlich, verschieden. Und in einer pluralistischen Gesellschaft existieren verschiedene Rollenmodelle nebeneinander.
Rückfrage: Von welcher Gesellschaft sprichst Du, wenn Du nach DEM männlichen Rollenmodell fragst?

SIND WIR HIER IM FORUM KEINE MÄNNER, WEIL WIR RÖCKE TRAGEN? UND WENN WIR KEINE MÄNNER SIND - WAS SIND WIR DANN?
Die meisten von uns sind biologisch Männer. Biologische Frauen haben wir unter den eingetragenen Forenmitgliedern aber auch.
Sozial/kulturell sind die meisten von uns auch Männer. Ob wir Mitglieder haben, die weder einen xy-, noch einen xx-Chromosomensatz haben, weiß ich nicht. Es gibt solche Menschen.
Einige von uns stellen aber das männliche Rollenmodell, in das hinein sie sozialisiert wurden, infrage. Als was sie sich selbst verstehen, musst Du jeden einzelnen Fragen.

Jetzt lese ich Joes Antwort.

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #52 am: 29.12.2018 11:28 »
Das macht aber keinen Unterschied, denn das männliche Rollenbild ist ja nirgendwo definiert sondern basiert genau auf dem, was erzählt wird. Es ist ein Bild, das in den Köpfen Heranwachsender durch Geschichten, Medien, Erzählungen, Bilder und Filme der umgebenden Gesellschaft geprägt wird. Quasi der tradierter Glaube, wie ein Mann zu sein hat.

Dazu eine ironische Formulierung eines Journalisten in einem Jahresrückblick im Fernsehen in Bezug auf die Politik dieses Jahres:
"Es zählt nicht mehr, was erreicht wurde, sondern es reicht, was erzählt wird." ;D

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #53 am: 29.12.2018 11:40 »
So, ich habe Joes Antworten gelesen und stimme mit ihnen überein. Wobei seine Vorstellung auch die eines "neuen Mannes" ist, nur stellt er sich den "neuen Mann" etwas anders vor als Harry.

Gestern begegneten mit zwei kleine Jungs, und als ich an ihnen vorbei bin, hörte ich die hohe Stimme des einen: "Der hat einen Rock an. Mama ..."
Was ich leider nicht mehr hörte: "Mama, ich will auch einen Rock anziehen!" ;)
(Da ist wohl der Wunsch (meinerseits) der Vater des Gedankens.)

Jedenfalls merke ich immer wieder: Ich entspreche trotz Rock genau den Erwartungen der Menschen, wie ein Mann aussieht, nur finden viele den Rock dazu als ungewöhnlich.
Und doch gibt es so manches, worin Petra untypisch für Frauen ist und ich untypisch für Männer bin. Zum Beispiel: Wer guckt von uns gerne Fußball? Petra. Wer ist technisch versierter? Petra. Wer kümmert sich um viele praktische Dinge des Alltags viel besser? Petra. Wer hat beim Einkaufen einen Einkaufszettel dabei und guckt nicht links und rechts? Petra.
Und: Wer stöbert gerne in den Regalen der Geschäfte? Ich. Wer langweilt sich beim Fußball? Ich. Wer kümmert sich lieber um schöngeistige Dinge? Ich. Wer unterhält sich gerne mit Menschen? Ich.
Dass Petra lieber Hosen trägt und ich lieber Röcke, macht dann auch den Kohl nicht mehr fett.
Immerhin trinke ich lieber Bier als sie.  ;D

Bin ich nun der "neue Mann" und ist Petra die "neue Frau"?
Oder bin ich ein femininer Mann und sie eine maskuline Frau?
Oder bin ich einfach ich und sie ist einfach sie?

LG, Micha
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Offline Mann im Rock

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #54 am: 29.12.2018 12:19 »
Das macht aber keinen Unterschied, denn das männliche Rollenbild ist ja nirgendwo definiert sondern basiert genau auf dem, was erzählt wird. Es ist ein Bild, das in den Köpfen Heranwachsender durch Geschichten, Medien, Erzählungen, Bilder und Filme der umgebenden Gesellschaft geprägt wird. Quasi der tradierter Glaube, wie ein Mann zu sein hat.

Es ist nirgendwo definiert, also sind keine klaren und eindeutigen Handlungsanweisungen gegeben, an die zu orientieren ein Mann gezwungen wäre.

Ja. Genauso wie du als Mann daran arbeiten kannst, einen Rock zu tragen. Aber das ist ein Kampf gegen das Rollenmodell und der ist langwierig, schwierig und beinhaltet Opfer. 

Wer für sich mehr Freiheit will, muss auch bereit sein, manches Opfer in Kauf zu nehmen. Das gilt in allen Bereichen des Lebens.

Gruß
Matthias
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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #55 am: 29.12.2018 12:41 »
Das kann man nicht klar beantworten, weil es da mehrere Ebenen gibt: Biologie, Identität, Präsentation, Sexualität.
Biologisch gesehen ist ein Mann jemand, der XY Chromosomen hat. In Bezug auf die Präsentation jemand, der Hosen trägt. In Bezug auf die Sexualität jemand, der auf Frauen steht. Diese Regeln, Normen und Werte zusammen bilden das männliche Rollenmodell, einen Stereotypen.

Klar ist die biologische Klassifizierung. Die hat aber mit der Rolle nichts zu tun.
Jemand, der Hosen trägt, jemand, der auf Frauen steht - Nun ja, es gibt auch lesbische Frauen. Entsprechen die dann dem männlichen Rollenmodell?

Und selbst wenn das männliche Rollenmodell nirgendwo definiert ist, bleibt die Frage: welche Eigenschaften werden denn als unverzichtbar und zwingend übermittelt?

Die Summe aller Eigenschaften, die laut gesellschaftlichem Konsens einen Mann ausmachen: Hat einen Schwanz, steht auf Frauen, kämpft mit anderen Männern, ist starkt, trägt Hosen, beschützt Frauen, opfert sich zuerst, usw. Das Rollenmodell definiert einen Stereotypen und je mehr jemand diesem Stereotypen entspricht, umso mehr gilt er als Mann.

Alles schon wieder in Frage gestellt: bist du stark? Ich nicht. Beschützt du Frauen? Ich kenne leider nur Frauen, die sich selbst beschützen können. Wann hast du dich zuletzt geopfert? Mir fällt für mich nichts ein.

Das ist das, was ich in meiner Antwort an Harry gerade zu erklären versucht habe: Es hängt davon ab, wer diese Frage stellt. Wenn wir selbst die Frage stellen, sehen wir uns im Rock als eindeutiger Mann. Wenn die Frage aber jemand anderes stellt, dann landen wir in den Schubladen, die die Gesellschaft bzw. die fragende Person für rocktragende Männer vorgesehen hat:

Da sag ich dann mal: meine Omma hat mir damals schon immer gesacht: Jung, hör bloß nich darauf, wat dir andere sagen.

Gruß
Matthias
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Offline Mann im Rock

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #56 am: 29.12.2018 12:52 »
Zum Beispiel: Wer guckt von uns gerne Fußball? Petra. Wer ist technisch versierter? Petra. Wer kümmert sich um viele praktische Dinge des Alltags viel besser? Petra. Wer hat beim Einkaufen einen Einkaufszettel dabei und guckt nicht links und rechts? Petra.
Und: Wer stöbert gerne in den Regalen der Geschäfte? Ich. Wer langweilt sich beim Fußball? Ich. Wer kümmert sich lieber um schöngeistige Dinge? Ich. Wer unterhält sich gerne mit Menschen? Ich.
Dass Petra lieber Hosen trägt und ich lieber Röcke, macht dann auch den Kohl nicht mehr fett.
Immerhin trinke ich lieber Bier als sie.  ;D

Schon mal die Bemerkung gehört, dass du ein richtiger Kerl bist, weil du Bier trinkst?
Schon mal die Bemerkung gehört, dass du schwul bist, weil dich Fußball nicht interessiert?
Schon mal die Bemerkung gehört, dass das Stöbern in Regalen der Geschäfte unmännlich ist?

Übrigens darf ich an Franz Beckenbauer erinnern: Milch macht müde Männer munter. Ja, wie schwul ist das denn?

Irgendwie entspricht deine Aufzählung nicht dem, was ich als wirklich männlich oder weiblich klassifizieren könnte. Ich kenne übrigens auch eine ganze Reihe männlicher Mitmenschen, die sich nicht für Fußball interessieren und die kein Bier trinken. Alles Flaschen, Versager, Nieten?

Gruß
Matthias

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Offline Skirtedman

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #57 am: 29.12.2018 13:36 »
Aus Zeitersparnisgründen möchte ich erstmal nur soviel von mir zu diesem Themenkomplex geben, dass ich mich auf die beiden konträren Thesen beziehe, die ich nochmal im Kern hier zitiere:

...
Positive Rückmeldungen sind da eine schöne Sache, aber ein wesentlicher Aspekt dabei ist es für mich auch, anderen zu zeigen, dass es normal sein kann, anders zu sein. Dahinter steckt ein wenig die Hoffnung, die Leute damit positiv empfänglicher für LGBTQ Themen zu machen und es damit anderen leichter zu machen, sich zu - was auch immer - zu outen.
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Beide Gedankenansätze haben ihre Berechtigung.

Wie so oft im Leben - und auch hier im Forum - zeigt es sich, dass es ganz unterschiedliche Menschen gibt. Und das ist gut so. Zum Glück wurde bislang scheinbar hier im Diskussionsfaden noch nicht aufeinander eingedroschen; auch das ist gut so, denn alles andere macht keinen Sinn.

Bei allem gender-orientiertem Denken zeigt es sich, dass es einem solchen Denken nicht bedarf, um als Mann aus seinem Rollenmuster auszubrechen, egal, ob er Fußball mag, kein Bier, unsportlich ist, mimosenhaft ist oder Röcke trägt.

Dass gender-orientiertes Denken hilft, sich mit diesen THemen auseinanderzusetzen, ist besonders denjenigen klar, die sich selbst als Opfer genderlosen Denkens sehen. Auch wenn es Durch-und-durch-Mannsbildern vermutlich doch helfen wird, wenn Genderthemen zum Allgemeingut der Gesellschaft werden, so hilft es auch den gender-orientiert Denkenden, wenn das Durch-und-durch-Mannsbild es schafft, ungegendert einen Rock zu tragen. Vermutlich erledigen sich dann ein paar Genderthemen spgar von selbst.

Offline MAS

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #58 am: 29.12.2018 14:38 »
Zum Beispiel: Wer guckt von uns gerne Fußball? Petra. Wer ist technisch versierter? Petra. Wer kümmert sich um viele praktische Dinge des Alltags viel besser? Petra. Wer hat beim Einkaufen einen Einkaufszettel dabei und guckt nicht links und rechts? Petra.
Und: Wer stöbert gerne in den Regalen der Geschäfte? Ich. Wer langweilt sich beim Fußball? Ich. Wer kümmert sich lieber um schöngeistige Dinge? Ich. Wer unterhält sich gerne mit Menschen? Ich.
Dass Petra lieber Hosen trägt und ich lieber Röcke, macht dann auch den Kohl nicht mehr fett.
Immerhin trinke ich lieber Bier als sie.  ;D

Schon mal die Bemerkung gehört, dass du ein richtiger Kerl bist, weil du Bier trinkst?
Schon mal die Bemerkung gehört, dass du schwul bist, weil dich Fußball nicht interessiert?
Schon mal die Bemerkung gehört, dass das Stöbern in Regalen der Geschäfte unmännlich ist?

Übrigens darf ich an Franz Beckenbauer erinnern: Milch macht müde Männer munter. Ja, wie schwul ist das denn?

Irgendwie entspricht deine Aufzählung nicht dem, was ich als wirklich männlich oder weiblich klassifizieren könnte. Ich kenne übrigens auch eine ganze Reihe männlicher Mitmenschen, die sich nicht für Fußball interessieren und die kein Bier trinken. Alles Flaschen, Versager, Nieten?

Gruß
Matthias



Ja, Matthias, vielleicht nicht nach Deiner oder Meiner Wertung, aber doch weit verbreitet und immer wieder als typisch männlich behauptet.
Definiert zwar nicht, aber ständig immer wieder parallelisiert.

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Re: Beachtung in der Öffentlichkeit
« Antwort #59 am: 29.12.2018 17:38 »
Ja, Matthias, vielleicht nicht nach Deiner oder Meiner Wertung, aber doch weit verbreitet und immer wieder als typisch männlich behauptet.
Definiert zwar nicht, aber ständig immer wieder parallelisiert.

Sorry, damit kann ich nichts anfangen. Mir sind derlei Wertungen unbekannt. Und so klingt das für mich wie "ich glaube an das Schloßgespenst". Man hat es selbst nie gesehen oder gehört, aber andere erzählen davon.

Gruß
Matthias
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