Autor Thema: Ich, Nr. 519 - aber hinter der Nummer steht ein Individuum  (Gelesen 52015 mal)

Offline Piper

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Hallo Leute

Ich bin neu in diesem Forum und möchte mich hier kurz vorstellen:
Wohnen tue ich in der Nordostschweiz, komme aber ursprünglich aus Bern.
Bereits seit über zehn Jahren wäre ich gerne Rockträger, doch getraue ich mich erst seit dem Sommer 2009, öffentlich so rumzulaufen. Bis dahin war dies nur in den eigenen vier Wänden möglich. Jedoch muss ich auch sagen, dass meine Freundin von Beginn an keine Probleme mit meiner Kleiderwahl hatte und ich nach ihr tragen kann was mich freut. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht nur gerne Röcke tragen, sondern dass ich auch sehr gerne FSH, Absatzschuhe und Spitzenkragen anziehe. Sicher gibt es nun Leser unter euch, welche einen Mann in Stiefel, FSH, Rock und Spitzenkragen sehr schräg und überladen finden - ich auch. Meist beschränke ich mich auf Spitzenkragen oder Rock und FSH, dazu aber eigentlich immer mit Absatzschuhen in irgend einer Form kombiniert.
Ich bin noch in Ausbildung (Studium). An der Uni trage ich nie irgendwelche "Frauenkleider". Zu hause und zum Einkaufen/Hundespaziergang/Wochenendausflug/in den Auslandferien jedoch fast immer.

Wenn von eurer Seite Interesse besteht, mehr über mich und meine Erkenntnisse und Erlebnisse bezüglich des Tragens sogenannt weiblicher Kleidung zu erfahren, so lasst es mich wissen, und ich werde euch gerne mehr darüber schreiben.

Freue mich auf Reaktionen

Gruss Piper

Offline Asterix

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Hallo Piper,

erstmal ein herzliches Willkommen!

Ich frag mich immer wieder, woher diese Assoziationen kommen ("Frauenkleider" - ein Wort, welches für mich einen höchst befremdlichen Klang hat und andere)...

Übrigens, ich bin auch Student, und trage auch an der Uni Röcke etc...

Gruß, Asterix
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline Piper

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Ciao Asterix

Frauenkleider habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil ich die Abgrenzung der Gesellschaft nicht ganz nachvollziehen kann, was nun für Männer und was für Frauen sein soll. Ich gehe viel mehr nach dem Motto: Was mir gefällt trage ich auch, jedenfalls solange ich den mut dazu habe...

Wie ist es denn bei dir an der Uni im Rock? musst du dir nie dumme Sprüche anhören deswegen? Oder ist alles so Anonym, dass dich eh niemand kennt? wir sind eben nur 24 Leute, und da kennt jeder jeden, und nicht alle sind besonders tolerant.
Trotzdem kommt es vielleicht dazu, dass ich ab Februar für vier Monate im Rock an die Uni MUSS! Grund: Bei uns gibt es die Tradition der Frackwoche. Dazu rennen alle Absolventen am Ende des Semesters im Frack rum und tragen einen Bart. Diesen lässt man sich vorher während vier Monaten wachsen. Die Frauen dürfen in dieser Zeit nur Röcke tragen, nicht aber Hosen. Da ich kaum Bartwuchs habe, bin ich in Verhandlungen darüber, ob ich nicht der Frauenfraktion beitreten kann. Das würde ausserdem nach sich ziehen, dass ich in der Frackwoche selbst und am Frackumzug durch die Altstadt wie die Frauen ein Kleid tragen würde. Mal schauen was rauskommt bei den Diskussionen, aber eigentlich wünsche ich mir, dass es klappt, auch wenn es eine ordentliche Portion Mut braucht...

Gruss Piper

Offline Asterix

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Servus Piper,

Nun, nachvollziehen kann ich das auch nicht. Es hat sich komischerweise so tief in das Unterbewusstsein eingegraben, so dass es schwierig ist, diese Denkweise(n) sofort über Bord zu werfen, auch wenn sie nicht richtig sind.

Nun, an der Uni - ich muss zugeben, dass ich mit der Uni momentan die Seuche habe, der Rock ist da allerdings nicht schuld, sondern eher mein Unterbewusstsein. Mit dem Rock an der Uni hatte ich bislang nie Probleme. Wenn es Sprüche gibt, dann eher hintenrum - was eher diese disqualifiziert. Ansonsten hab ich an der Uni nur positive Reaktionen auf meine Kleidung erhalten - meistens von Damen, aber auch von Herren. Und so anonym ist mein Fach nicht, wir sind manchmal nur wenige Teilnehmer pro Vorlesung...

Dauert die Frackwoche vier Monate? Sag mal, ist das eine offizielle Veranstaltung? Musst Du da unbedingt dabei sein? Ich für meinen Teil halte solche Veranstaltungen irgendwie blöde... Wenn Du schon einen Bart haben musst, kannst Dir auch einen hinkleben...das mein Vorschlag...in die Frauen"fraktion" würde ich nicht wechseln, lieber die Veranstaltung sein lassen...

Ich glaube auch nicht, dass die Leute sind so intolerant sind. Abgesehen davon bin ich der Toleranz irgendwie überdrüssig. Für mich ist Toleranz nurmehr ein etwas hohler Begriff. Was kann ich mir von der Duldsamkeit anderer kaufen, wenn sie dann doch wegrennen?

Toleranz allein kann das wohl nicht sein, was wir uns wünschen. Ich wünsche mir Respekt und Akzeptanz für mich im Allgemeinen und für meinen Kleidungsstil im Besonderen.

Schönes Wochenende!

Asterix

"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)


silixflox

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hi zusammen
auch ich komme aus der angehauchten nord(ost)schweiz
umgebung von zürich, genauer das oberland, wohne in einem kleinen kuhdorf wo jeder jeden kennt, und da lasse ich es sein. habe familie und meine frau kann es nicht haben dass ich kilts trage. obschon der kilt ja dem manne vorbehalten ist.
daher muss ich es halt immer etwas verborgen machen. ich war aber auch schon in der stadt und auch sonst unterwegs. das mich manchmal leute ungläubig anstarren, daran gewöhnt man sich sehr schnell.
in meiner umgebung gibt es noch einen rockträger, er bevorzugt jedoch eher jeansröcke.
es gibt immer wieder treffen, das letzte musste aber mangels mitwirkenden das letzte mal abgeblasen werden musste. h1n1 und sonstigen querkommenden gründen sei dank.

also willkommen bei uns, und sei dich selbst. wenn deine partnerin das akzeptiert, dann ist ja nix dabei. das mit euren unispielchen kenne ich....hab ja auch mal studiert.
ich lief eine woche maskiert als alfi einstein herum.

meine outfits kannst du in der bildergalerie bestaunen.

gruss silix

Offline Robin

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Willkommen im Club!  Hier bist Du auf jeden Fall richtig!  ;)


Offline radix

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Hallo Piper,

zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum !

Nach dem, was du geschrieben hast, bist du hier völlig richtig. Und da dich deine Freundin bei deinem Hang zum Tragen von Röcken und Kleidern unterstützt, hast du einen Mega-Vorteil vor allen anderen Rockträgern, die von ihrer Partnerin daran gehindert werden, ihren bevorzugten Kleidungsstil auszuleben. Ich kann davon nicht nur ein Lied singen und beneide all diejenigen Zeitgenossen, die so eine tolle Unterstützung bei ihrer Freundin oder Frau finden.

Du hast angeboten, bei Interesse über deine Erfahrungen zu berichten:

Wenn von eurer Seite Interesse besteht, mehr über mich und meine Erkenntnisse und Erlebnisse bezüglich des Tragens sogenannt weiblicher Kleidung zu erfahren, so lasst es mich wissen, und ich werde euch gerne mehr darüber schreiben.

Ich kann mir vorstellen, dass weitere Erfahrungsberichte von dir hier im Forum auf reges Interesse stoßen - bei mir auf jeden Fall.

In diesem Sinne alles Gute und viele Grüße

Radix

Offline christian

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Hallo Piper,

herzlich willkommen im Forum.


Dazu muss ich sagen, dass ich nicht nur gerne Röcke tragen, sondern dass ich auch sehr gerne FSH, Absatzschuhe und Spitzenkragen anziehe. Sicher gibt es nun Leser unter euch, welche einen Mann in Stiefel, FSH, Rock und Spitzenkragen sehr schräg und überladen finden - ich auch.


Ich kann Dich da verstehen. FSH, Spitze und Absätze mag ich auch sehr gerne. Und ich neige auch gerne zum Übertreiben. Aber wenn Deine Freundin das stützt, findet ihr sicher gemeinsam das richtige Maß. Und letztendlich will man sich in seiner Kleidung ja auch ausdrücken. Manchmal leise und manchmal laut.

ciao, christian

Die Frackwoche einfach zu beoykottieren scheint auch mir das richtige Maß. Oder zwar nicht im Rock, aber in irgendetwas schreiend Buntem auftauchen. Frackwoche, hört sich grauslig an.
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Offline Piper

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Hallo alle miteinander. Leider fand ich die letzten Tage keine Zeit um mich im Forum grossartig zu melden. Ich hatte die letzte Semesterwoche mit unheimlich vielen Abgaben und Terminen zu bewältigen. Studentenleben eben...  ::)
Thema Frackwoche: Euren Reaktionen nach ist noch nicht bei allen genau angekommen, wie, was wo und warum dieser Anlass stattfindet. Noch ein Versuch: an meiner Hochschule gibt es diese Tradition schon seit Jahrzehnten. Ursprünglich ging es darum, den Leuten der Stadt zu zeigen, dass das Studium nun vorüber ist und man im Erwachsenenleben angekommen ist. Dies wurde wie folgt bewerkstelligt: Man rasierte sich 100 Tage vor Studiumsende ein letztes mal. Danach liess man sich einen Bart wachsen. Nach dem Ablauf dieser 100 Tagen fand die Frackwoche statt, an deren Ende der Frackumzug stattfand. Während der Frackwoche und des Frackumzuges tragen alle männlichen Studenten einen Frack. Bei den Frauen sieht das Ritual wie folgt aus: die letzten 100 Tage vor dem Studiumsende dürfen die Frauen nur noch Röcke tragen. Während der Frackwoche und des Frackumzuges tragen sie jeweils Kleider.
Ich selber habe kaum Bartwuchs, und habe daher der Klasse mitgeteilt, dass ich nicht an dieser Tradition teilnehmen werde. Dazu habe ich folgenden Satz geäussert: "eher trage ich 100 Tage einen Rock, als mir ein paar schüttere Haare wachsen zu lassen". Daraufhin wurde von den Organisatoren der Frackwoche der Bartvertrag geschlechterneutral formuliert. Nun kann jeder Mann und jede Frau selbst auswählen ob er/sie sich einen Bart wachsen lässt, oder ob er/sie 100 Tage einen Rock trägt.
Heute Abend beim Semesterabschlussessen kam das Thema Frackwoche wieder zur Diskussion. Dabei habe ich meine Absicht geäussert, dass ich die Option des Rocktragens wahrnehmen werde. Daraufhin erntete ich von Zustimmung (Frauen) über Belustigung, Verwunderung und Verblüffung alles - ausser Ablehnung. Somit steht es (zu meiner Freude) fest, dass ich praktisch das gesamte letzte Semester an der Hochschule im Rock absolvieren werde.
Frack und Bart wären für mich so ziemlich der Horror, 100 Tage im Rock sind so in etwa das Paradies  ;D

Offline Jo 7353

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Sicher gibt es nun Leser unter euch, welche einen Mann in Stiefel, FSH, Rock und Spitzenkragen sehr schräg und überladen finden - ich auch.
Stiefel würde ich gelegentlich tragen, wenn ich ein paar passende fände. FSH und Spitzenkragen sind nicht so meine Sache. Ich bin vielleicht ehr auf andere Weise "schräg". Warum sollte man nicht auf diese weise "schräg sein, wenn es einem gefällt? Und ob das wirklich überladen ist, beurteile ich erst, wenn ich ein Bild gesehen habe. Erst bei Sachen wie BH und anderen unpassenden, weil auf weibliche Körperformen zugeschnittenen Teilen sollte man Abstand nehmen. Ansonsten sehe ich keinen Grund sich nicht aus dem Fundus der "Frauenkleidung" zu bedienen.

Nun kann jeder Mann und jede Frau selbst auswählen ob er/sie sich einen Bart wachsen lässt, oder ob er/sie 100 Tage einen Rock trägt.

Ich trage am liebsten beides, aber ich muß ja glücklicherweise nicht entweder oder wählen

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

Offline Piper

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Ich habe soeben meine Bildergalerie eröffnet. Noch sind es nur Zwei Bilder, doch ich habe vor, diese Galerie weiter wachsen zu lassen. Viel Vergnügen.

Offline Piper

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Nun ist es amtlich! Heute begannen die letzten 100 Tage meines Studiums, und ab heute erscheine ich nur noch im Rock an der Uni. Heute war diesbezüglich somit eine Premiere. Im ersten Moment gabs einige Lacher, doch als einer davon nach wenigen Sekunden bemerkt hat, dass ich einen Mammut-Rock (Mammut=erstklassige schweizer outdoor-Marke) trage, war ich plötzlich nicht mehr zum lachen, sondern "in" und "cool". Unter dem Strich überwogen bereits am ersten von hundert Tagen die positiven Äusserungen. So bekam ich mehrere Respektsbekundungen, zudem wurde mir in positivem Sinne Mut attestiert. Die wenigen Frauen zeigten sich interessiert, jedoch waren von ihnen auch dumme Bemerkungen zu hören, bei denen aber zweifelsohne der Neid durchschimmerte.
Somit ein erstes Fazit von meiner Seite: Ich hab' mich getraut, und es hat sich gelohnt! Wer nach wie vor den Mut nicht findet oder irgendwelche Ängste hat, dem empfehle ich: Zieh einen unspektakulären Rock an und geh damit in die Stadt. Dort wirst du nach wenigen Minuten merken, dass du nicht ausgelacht, verprügelt, ausgeraubt, gesteinigt, gebrandmarkt oder sonstwas wirst, sondern wenige schräge Blicke, einige positive Statements und viel Gleichgültigkeit ernten wirst. Nur wer wagt, der gewinnt!
Weitere Erfahrungen folgen...

Offline christian

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Saugut, Piper,

ich wünsche Dir weitere 99 gute Tage und, daß Du noch viel Anerkennung und Komplimente erntest. Ich finde es jedenfalls prima, daß Du diesen etwas konservativ angehauchten Brauch so gut zu revolutionären Zwecken nutzt. Alle verfügbaren Daumen nach oben.

 :) :) :)

ciao, christian
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!

Offline GregorM

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Nun ist es amtlich! Heute begannen die letzten 100 Tage meines Studiums, und ab heute erscheine ich nur noch im Rock an der Uni.

Hallo Piper,

sehr clever von dir ausgedacht und zur Ausführung gebracht. Respekt.

Gruss

Gregor
Gruß
Gregor

McMorghey

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hoi piper

weiterhin viel spass.
bist du in zürich an der uni?
dann nehme ich mal das 10er tram. ich werde dich also erkennen an deinem mammut-rock.
ich bin der im kilt  ;)

gruess
McMorghey


 

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