Lieber Cephalus,
gestartet habe ich ja die Diskussion, und das nicht in Trollabsicht.
Ich glaube halt immer noch an das Gute in jedem (oder fast jedem) Menschen.
Und ja, Dein Einwurf zur falschen Brexitfrage finde ich sehr gut. Diese Entscheidung ist ja schon eine Folge des englischen (nicht britischen!) Nationmalismus, der wiederum neoliberal instrumentalisiert wird. Hätte Westminster ein Gesetz eingeführt, wonach Arbeiter/Dienstleister aus anderen EU-Staaten die gleichen Mindestlöhne wie ihre britischen Konkurrenten erhalten müssten, dann hätten z.B. die Polen die Briten nicht unterbieten können. Aber dann wäre ihre Dienstleistung ja nicht so schön billig gewesen, und darum ging es ja, dass da ohnehin vermögende Menschen Geld sparen wollten, auf Kosten der Dienstleister. Die britischen erhielten eine Billigkonkurrenz, mit der sie nicht mithalten konnten, und die polnischen usw. Dienstleister wurden aus ihre Heimat in die Fremde gelockt, wo sie zuerst willkommen waren, nun aber auf Fremdenfeindlichkeit stießen. Dabei nutzen sie nur eine Chance, die auch schon viele Iren genutzt hatten, als sie in England und Schottland Arbeit suchten. In Polen fehlen übrigens oft Dienstleister, weil sie lieber im Ausland erbeiten. Deren Lücken werden z.B. durch Moldavier ersetzt, die dann wiederum zu Hause fehlen. Verrückt! Da ist aber nicht die EU schuld dran, sondern die, die in jedem Land die Wirtschaft leiten, und das meistens aus eigener Profitgier heraus. Die EU ist vielmehr nicht stark genug, das richtig zu steuern bzw. auch selbst neoliberal unterwandert (Lobbyarbeit).
Also ich würde Deine Frage so beantworten: Die EU sollte dafür sorgen, dass in jedem Mitgliedsland gleiche soziale und ökale und somit ökonomische Standards gelten, so dass es keine Arbeitsmigration geben muss. Und sie sollte auch Nicht-EU-Länder nicht übervorteilen, vor allem schwächere nicht, sich aber gegen stärkere wehren. Produktion sollte nicht outgesourct werden, sondern dezentral regional erfolgen oder in der Nähe der Rohstoffgewinnung. Wenn z.B. die Länder Afrikas, in denen Rohstoffe gewonnen werden, die Europa braucht, auch die Weiterverarbeitung zum Endprodukt erfolgen würde, gäbe es dort mehr Wohlstand und weniger Migrationsnotwendigkleit. Und in der EU würde Kleidung aus in Europa gewonnen Rohstoffen (z.B. Leinen, Wolle) hergestellt.
So könnten wir weltweit in zu verantwortetem Rahmen Wohlstand und Zufriedenheit haben und kein Land müsste meinen, besser zu stehen, wenn es sich aus einer Staatengemeinschaft zurückzieht.
LG, Micha