Autor Thema: Rockakzeptanz als Generationenproblem  (Gelesen 9763 mal)

Offline Holger Haehle

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.769
  • Geschlecht: Männlich
  • Es gibt nichts Gutes außer man tut es
    • holger.haehle
    • gender_free_universe/
    • holgamaria666/
    • channel/UChU2l88t1kVgVnqlcipAgqQ
Rockakzeptanz als Generationenproblem
« am: 07.11.2016 16:42 »
Bei jungen Leuten erlebe ich eine weit verbreitete Toleranz. Und mit dem Verständnis meiner Rockambitionen ist bei meinen Studenten auch die Akzeptanz gestiegen. Erst habe ich gedacht, dass es nur an meinen Motiven liegt, und dass die verstanden werden. Nur, Nachahmer gibt es trotzdem nicht. Durch nachfragen stellte ich fest, dass meine Motive zwar verstanden und verinnerlicht wurden, dass aber die Gewöhnung an meine regelmäßige Rockerscheinung einen deutlich größeren Effekt auf die Akzeptanz hatte.

Die Studenten empfinden mein Verhalten weiterhin als mutig. Sie möchten es auch angesichts praktischer Vorteile bei heißem Wetter nicht übernehmen. Sie fürchten, wie sie sagen, dass sie den Respekt der Kumpels verlieren. Ein Student hat das so formuliert: „Ich kann mich doch nicht auf eine Stufe mit den Chicks (Frauen) stellen und glauben, dass meine Freunde mich weiterhin in der alten Art und Weise behandeln“. Obwohl sie den Unsinn mit der femininen Konnotation des Rocks erkennen, geht ihnen die Erkenntnis nicht tiefer als ihre sozialen Prägungen. Die sind stärker und mit der Angst verbunden vor sozialer Ächtung.

Daneben können sie Rockträger auch akzeptieren, weil es bei der Bekleidungswahl um eine allgemeine Freiheit geht. Umfangreiche Persönlichkeitsrechte und individuelle Freiheiten werden sehr hochgeschätzt. Praktische Argumente belegen somit nach der Gewöhnung an mein Rockaussehen, sozialen Prägungen und einer hohen Priorität für persönliche Freiheiten erst den vierten Platz.

Einen kernigen Kontrast dazu bildet die alte Generation, die schon lange im Ruhestand ist. Das habe ich bei einem Arztbesuch deutlich erlebt. Das Durchschnittsalter lag etwa zwischen 60 und 80 Jahren als ich den Wartesaal betrat. Mein Auftreten in einem kniebedeckenden Plisseerock zog enorme Aufmerksamkeit auf mich. Einige Mienen waren erstarrt wie im Schock. Man wollte nicht glauben, was man da sah. Ein Mann umkreiste mehrmals die Stuhlreihen und konnte den Blick auch nicht abwenden, wenn ich ihn bei jeder Runde anlächelte. Auffällig war auch, dass die Männer intensiver und offener glotzten als die Frauen. Nach etwa 20 Minuten war ich immer noch die Attraktion.
Ein tibetischer Mönch, der mit dunkelgelbem Poloshirt und einem weiten Maxirock in einem sehr dunklen Rot hereinkam, zog keine Blicke auf sich. Und diesmal habe ich sehr genau hingesehen. Wo kam das Desinteresse her? Ich musste schmunzeln. So oder ähnlich bekleidete Mönche sieht man häufiger. Daran ist man hier gewöhnt. Die Röcke und Kleider religiöser Würdenträger werden in einem kulturell akzeptierten Kontext gesehen. Diesen Rockträgern begegnet man somit mit einer positiven Voreingenommenheit. Schon krass wie stark die alte Generation zwischen einer eingeführten Rocktradition und etwas Neuem unterscheidet.

Als ich einigen Studenten von dem Erlebnis erzähle, sind die überzeugt, dass die Männer schockiert waren von der Dreistigkeit mit der sich ihnen ein vermeintlich Schwuler zeigte. Wirklich interessant, wie stark ein kultureller Kontext die Wirkung eines Rocks bestimmt. Da wurde mir nochmal deutlich, warum ein Kilt das Rock tragen leichter und akzeptierter machen kann.

Im Generationenvergleich schneiden mir die jungen Leute besser ab. Zu viel Fortschritt darf man aber nicht erwarten. Prägungen sind konservativ und zäh. Sie verändern sich nur langsam. Schön, dass junge Menschen heute deutlich mehr ihre Freiheit lieben und auch Minderheiten ihre Freiheiten zubilligen. Die allgemeine Toleranz ist deutlich gewachsen. Mir ist klargeworden, dass ich mit meiner Rockidee im Fahrwasser einer liberalen, freiheitsliebenden Gesellschaft schwimme, in der meine sorgfältig ausgearbeiteten Rockargumente über die Rockhistorie und praktische Vorteile eine untergeordnete Rolle spielen. Kleidung und Mode sind eben ganz überwiegend kultureller Ausdruck.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.858
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #1 am: 07.11.2016 19:29 »
Danke Holger, für diesen Beitrag!

Ich müsste mal meine Studierenden fragen, was sie so denken über mein Rocktragen. Meiner Beliebtheit scheint es zumindest nicht abträglich zu sein.

Als ich unserer Sekretärin erzählte, dass sich die Arzthelferin in der Uni wegen meines Rockes noch an mich erinnerte, obwohl ich vor zwei Jahren bei ihr zur  Impfung war, musste sie lachen und sagte, ihr falle es gar nicht mehr auf, das sei so normal für sie geworden.

Allerdings habe ich bis auf wenige Ausnahmen auch mit älteren Leuten keine negativen Erfahrungen. Eher kommen sogar mal Komplimente von älteren Damen und zum Teil auch von Herren.

Eher noch scheinen mir Teenies Probleme damit zu haben, einen rocktragenden Mann zu sehen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Asterix

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.926
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #2 am: 07.11.2016 19:39 »
Oft hab ich das Gefühl, dass eher die ca. 30-60-Jährigen das größere Problem darstellen, als die Über-60-Jährigen. Habe so einige Rentner um einiges aufgeschlossener erlebt als jüngere. Aber pauschalisieren lässt es auch nicht.

Zum Thema "Tibetischer Mönch" - in dem Bereich, wo ich aufgewachsen bin, sieht man öfter Priester in Talaren, und Messdiener in ähnlichen rockartigen Gewändern...zum weiblich konnotierten Rock wird auch hier ein großer Unterschied gemacht. Insofern nichts Neues )

Und schön, dass du schreibst, und dich dabei nicht beirren lässt (so viel läuft also hier doch nicht schief  ;) )

LG
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline Barefoot-Joe

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.601
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #3 am: 08.11.2016 21:33 »
Zitat
Ein Student hat das so formuliert: „Ich kann mich doch nicht auf eine Stufe mit den Chicks (Frauen) stellen und glauben, dass meine Freunde mich weiterhin in der alten Art und Weise behandeln“.

Und genau das ist einer der Gründe, weshalb ich einen Rock anziehe. Weil viele Männer selbst heute in unserer "aufgeklärten" Zeit immer noch dem Wahn verfallen sind, dass der Mann irgendwie über der Frau steht. Weil Eltern das immer noch bewußt oder unbewußt ihren Kindern beibrigen. Weil unsere gesamte Gesellschaft dieses Bild befördert und so für Ungleichheit und Differenzen sorgt. Es wäre eigentlich Aufgabe der Schulen, den Kindern das bewußt zu machen, aber leider passiert da auch sehr wenig und gerade deshalb finde ich es ganz prima, wenn ein Lehrer mal im Rock vor den Schülern steht und das ganze zum Thema macht. :) Das müsste nur mehr in die Medien. Holger, wäre es nicht eine Idee, mal die Diskussionen mit den Studenten zu filmen, so als Projekt vielleicht? Und das dann auf YouTube zu stellen?
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh


Offline Holger Haehle

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.769
  • Geschlecht: Männlich
  • Es gibt nichts Gutes außer man tut es
    • holger.haehle
    • gender_free_universe/
    • holgamaria666/
    • channel/UChU2l88t1kVgVnqlcipAgqQ
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #4 am: 09.11.2016 07:15 »
Hallo Asterix,

wahrscheinlich würde der tibetische Mönch auch in Deutschland mit seinem einröhrigen Beinkleid. voll akzeptiert werden. Das ist fast immer so, wenn die kulturelle Konnotation passt. Deswegen haben Kiltträger es ja auch einfacher. Ich bin halt nur fasziniert, wie schmal der Grat zwischen Rocktoleranz und Rockablehnung sein kann.

Vielleicht wird das deutlicher, wenn ich erzähle, dass mich einst ein Augenarzt sehr distanziert behandelte und auch auf den sonst üblichen Handschlag ausließ, als ich zum ersten Mal in einem sehr kurzen Hosenrock erschien. Sein Verhalten änderte sich schlagartig, als ich mich breitbeiniger hinsetzte und den Schritt entblößte. Plötzlich war die altbekannte Freundlichkeit wieder da und zum Abschied gab es dann doch noch einen Handschlag. Er hatte noch rechtzeitig den vermeintlichen Rock bei genauer Betrachtung als Hose identifizieren können. Seine Welt war so wieder in Ordnung. Seine Sorge über einen Geschlechtsrollenverstoß hatte sich aufgelöst.

Ich aber war tief beeindruckt, wie eine nur wenige Zentimeter lange Naht, die einen Schritt zeichnet, eine Welt aufteilte, weil die Naht damit zur Ordnung einer Weltanschauung beitrug. Es scheint „natürlich“ zu sein, dass Menschen neuen Erfahrungen mit Skepsis und Vorbehalten begegnen, aber muss das gleich so krass sein? Ich finde, die Macht von etwas Stoff wird doch sehr uebertrieben. Es geht in beiden Fällen (beim Mönch und mir) doch nur um einen Rock.

Hallo B.J.,
die Idee mit einem Schulprojekt und Video ist nicht schlecht. Das passt gut in den allgemeinen Unterricht (z.B. Sozialkunde, Biologie). Bis ins naechste Semester bin ich aber vornehmlich  an der Uni mit BWL beschaeftigt. Ich werde mich deines Vorschlags erinnern, wenn ich wieder mehr am College zu tun habe.

LG

Offline Holger Haehle

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.769
  • Geschlecht: Männlich
  • Es gibt nichts Gutes außer man tut es
    • holger.haehle
    • gender_free_universe/
    • holgamaria666/
    • channel/UChU2l88t1kVgVnqlcipAgqQ
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #5 am: 09.11.2016 07:18 »
Hallo Micha,

ich habe den Vorteil, dass ich Mode und speziell Rock und Hose in das Curriculum für Marketing aufgenommen habe. So kann ich leicht für die notwendige Marktforschung mit Fragebögen etwas Feldforschung durchführen, die mir statistisch signifikante Ergebnisse liefert. Leider beeindruckt dieser Erkenntniszuwachs Nico überhaupt nicht, der gerne mit dem Gewicht seiner persönlichen Einzelerfahrung, hunderte anderer Meinungen pauschal in die Tonne drückt.

Eigentlich kannst du auch Erhebungen durchführen. Du könntest nach so viel Rockjahren sogar an eine Langzeitstudie denken. Du musst nur eine geeignete Fragestellung formulieren.

Grundsätzlich empfehle ich jedem in seiner persönlichen und beruflichen Umwelt, mit Fragen nach einem Feedback zu suchen, damit die eigene Meinung nicht einseitig bleibt. Durch den Blick über den eigenen Tellerrand kann die eigene Position durch Reflektion differenzierter werden. Genaueres Wissen hilft Maßnahmen zu entwickeln, die den Umgang miteinander stressfreier machen. Wissen ist Macht gegenüber Vorurteilen, die vom Unwissen fantasievoll genährt werden.


Offline Dr.Heizer

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.772
  • Geschlecht: Männlich
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #6 am: 09.11.2016 07:37 »
Wissen ist Macht gegenüber Vorurteilen, die vom Unwissen fantasievoll genährt werden.
Der Satz ist sehr gut formuliert, Holger!

Macher hat sein Wissen durch persönliche Erfahrungen, Gespräche und Studien erlangt, andere durch Google, Siri und Co. Erstgenannten begegne ich sehr gerne, es ist immer angenehm und auch manchmal sehr spannend, sich mit ihnen zu unterhalten, denn sie haben meist einen weiteren geistigen Horizont und hinterfragen mehr. Bei diesen Menschen ist die Akzeptanz durchweg größer und ja, tatsächlich sind es vermehrt Menschen, welche über eine gewisse Lebenserfahrung verfügen.  :)

Ich habe oft das Gefühl, dass viele, vor allem junge Menschen, sich zu sehr beeinflussen lassen und sich selbst nicht wirklich zu eigener Stärke ermutigt und befähigt fühlen.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline GregorM

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 8.074
  • Geschlecht: Männlich
    • Wie wär's mit einem Kilt?
  • Pronomen: Er
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #7 am: 09.11.2016 08:30 »

Einen kernigen Kontrast dazu bildet die alte Generation, die schon lange im Ruhestand ist. Das habe ich bei einem Arztbesuch deutlich erlebt. Das Durchschnittsalter lag etwa zwischen 60 und 80 Jahren als ich den Wartesaal betrat. Mein Auftreten in einem kniebedeckenden Plisseerock zog enorme Aufmerksamkeit auf mich. Einige Mienen waren erstarrt wie im Schock.

Im Generationenvergleich schneiden mir die jungen Leute besser ab.


Ich habe einen solchen Unterschied nicht erlebt. Der Grund könnte vielleicht sein, dass ich selbst dieser alten Generation gehöre, die schon lange im Ruhestand ist und ein Durchschnittsalter zwischen 60 und 80 Jahren hat.

Gruß
Gregor - alt, aber lange nicht alt genug.

Gruß
Gregor

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.858
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #8 am: 09.11.2016 10:02 »
Hallo Micha,

ich habe den Vorteil, dass ich Mode und speziell Rock und Hose in das Curriculum für Marketing aufgenommen habe. So kann ich leicht für die notwendige Marktforschung mit Fragebögen etwas Feldforschung durchführen, die mir statistisch signifikante Ergebnisse liefert. Leider beeindruckt dieser Erkenntniszuwachs Nico überhaupt nicht, der gerne mit dem Gewicht seiner persönlichen Einzelerfahrung, hunderte anderer Meinungen pauschal in die Tonne drückt.

Eigentlich kannst du auch Erhebungen durchführen. Du könntest nach so viel Rockjahren sogar an eine Langzeitstudie denken. Du musst nur eine geeignete Fragestellung formulieren.

Grundsätzlich empfehle ich jedem in seiner persönlichen und beruflichen Umwelt, mit Fragen nach einem Feedback zu suchen, damit die eigene Meinung nicht einseitig bleibt. Durch den Blick über den eigenen Tellerrand kann die eigene Position durch Reflektion differenzierter werden. Genaueres Wissen hilft Maßnahmen zu entwickeln, die den Umgang miteinander stressfreier machen. Wissen ist Macht gegenüber Vorurteilen, die vom Unwissen fantasievoll genährt werden.



Gude Holger,

na ja, ich kann das Rock-Thema nicht zum Thema der Forschung oder Lehre machen. Es hat zu wenig mit Religionswissenschaft zu tun. Ich kann also nur die mir zukommenden Reaktionen wahrnehmen. Und die sind hier in der Uni ohne Ausnahmen positiv im Sinne eines freundlichen, respektvollen Umgangs mit mir, egal ob seitens der Studierenden, der Verwaltung, der anderen Dozenten*innen oder der Profs.

Ich möchte das Thema auch niemandem aufdrängen. Aber ich gebe zu Beginn eines Semesters ein kurzes Profil von mir aus, worin steht, was meine Aufgaben an der Uni sind, was ich sonst noch beruflich, auch ehrenamtlich mache, und auch dass ich überzeugter Rockträger bin. Zwei Fotos von mir sind dabei, eines mit Rock, eines nur den Oberkörper zeigend, und ein Link auf unser Forum ist auch dabei. Ich habe nicht den Eindruck, dass das schlecht ankam.

Allerdings traf ich bis auf einen Soziologiestudenten hier an der Uni noch keinen anderen männlichen Rockträger.

LG, Micha 
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Holger Haehle

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.769
  • Geschlecht: Männlich
  • Es gibt nichts Gutes außer man tut es
    • holger.haehle
    • gender_free_universe/
    • holgamaria666/
    • channel/UChU2l88t1kVgVnqlcipAgqQ
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #9 am: 09.11.2016 16:31 »
Zitat GregorM: Ich habe einen solchen Unterschied nicht erlebt. Der Grund könnte vielleicht sein, dass ich selbst dieser alten Generation gehöre, die schon lange im Ruhestand ist und ein Durchschnittsalter zwischen 60 und 80 Jahren hat.

Gruß
Gregor - alt, aber lange nicht alt genug.

Auch Alter sollte man nicht pauschal bewerten. Wenn man genauer hinschaut, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Massgeblich sind in jeder Generation die Praegungen bis zur Adoleszens, denn bis etwa zum 21-25 wird die Festplatte in unserem Hirn intensiv beschrieben. Die Praegungen bis hierher bahnen sich neuronal am staerksten. Wenn diese Phase, wie in Taiwan, durch Krieg und Militaerdiktatur bestimmt wurde, ergibt das andere Effekte auf das Alter, als wenn ein Hippie aus den 60er Jahren alt wird. Natuerlich gibt es in einer Generation weitere Unterschiede. Als ich als Student mal in einem Altenheim einer SPD-nahen Stiftung jobte, waren die Leute dort ganz anders drauf, als die erzkonservativen Alten aus meiner katholischen Kleinstadt. Und Rock tragende Querdenker und "Querulanten" zeigen sich auch im Alter immer noch kritisch und nonkonformistisch. Das hebt sie und Gregor angenehm von der breiten Masse ihrer Generation ab.

Offline Holger Haehle

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.769
  • Geschlecht: Männlich
  • Es gibt nichts Gutes außer man tut es
    • holger.haehle
    • gender_free_universe/
    • holgamaria666/
    • channel/UChU2l88t1kVgVnqlcipAgqQ
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #10 am: 09.11.2016 16:41 »
Zitat Micha: na ja, ich kann das Rock-Thema nicht zum Thema der Forschung oder Lehre machen. Es hat zu wenig mit Religionswissenschaft zu tun. Ich kann also nur die mir zukommenden Reaktionen wahrnehmen. Und die sind hier in der Uni ohne Ausnahmen positiv im Sinne eines freundlichen, respektvollen Umgangs mit mir, egal ob seitens der Studierenden, der Verwaltung, der anderen Dozenten*innen oder der Profs.
Ich möchte das Thema auch niemandem aufdrängen. Aber ich gebe zu Beginn eines Semesters ein kurzes Profil von mir aus, worin steht, was meine Aufgaben an der Uni sind, was ich sonst noch beruflich, auch ehrenamtlich mache, und auch dass ich überzeugter Rockträger bin. Zwei Fotos von mir sind dabei, eines mit Rock, eines nur den Oberkörper zeigend, und ein Link auf unser Forum ist auch dabei. Ich habe nicht den Eindruck, dass das schlecht ankam.

Wenn der Schwerpunkt deiner Arbeit kein Rockthema  zulaesst, kannst du natuerlich nicht so weit gehen wie ich. Aber der offene Umgang mit dem Rockthema gegenueber den Studenten ist auch wichtig. Und da hast du offensichtlich das Moegliche getan.

Offline DesigualHarry

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.153
  • Geschlecht: Männlich
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #11 am: 09.11.2016 17:05 »
Hallo!

Ich habe eigentlich schon von allen Altersgruppen sehr schöne Komplimente bekommen, nur drücken sich Jugendliche und ältere Leute bei den Kommentaren Unterschiedlich aus. Ich sehe bei mir kein Generationsproblem bei der Rockakzeptanz. Vielleicht ist es aber auch in Österreich, und speziell in Tirol durch den Aktiv Tourismus sehr angenehm und leicht als Mann im Rock.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.858
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #12 am: 09.11.2016 22:46 »
Zitat Micha: na ja, ich kann das Rock-Thema nicht zum Thema der Forschung oder Lehre machen. Es hat zu wenig mit Religionswissenschaft zu tun. Ich kann also nur die mir zukommenden Reaktionen wahrnehmen. Und die sind hier in der Uni ohne Ausnahmen positiv im Sinne eines freundlichen, respektvollen Umgangs mit mir, egal ob seitens der Studierenden, der Verwaltung, der anderen Dozenten*innen oder der Profs.
Ich möchte das Thema auch niemandem aufdrängen. Aber ich gebe zu Beginn eines Semesters ein kurzes Profil von mir aus, worin steht, was meine Aufgaben an der Uni sind, was ich sonst noch beruflich, auch ehrenamtlich mache, und auch dass ich überzeugter Rockträger bin. Zwei Fotos von mir sind dabei, eines mit Rock, eines nur den Oberkörper zeigend, und ein Link auf unser Forum ist auch dabei. Ich habe nicht den Eindruck, dass das schlecht ankam.

Wenn der Schwerpunkt deiner Arbeit kein Rockthema  zulaesst, kannst du natuerlich nicht so weit gehen wie ich. Aber der offene Umgang mit dem Rockthema gegenueber den Studenten ist auch wichtig. Und da hast du offensichtlich das Moegliche getan.

Ja, wahrscheinlich, Holger. Unsere Sekretärin lobt gestern meine neue Stiefeletten, und meinte sie passen gut zum Gesamtoutfit, also zum langen Jeansrock. So selbstverständlich ist ihr mein Rocktragen inzwischen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

androgyn

  • Gast
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #13 am: 10.11.2016 00:19 »
Vielleicht ist es aber auch in Österreich, und speziell in Tirol durch den Aktiv Tourismus sehr angenehm und leicht als Mann im Rock.
Ein Österreicher erzählte mir, dass er Sarongs und Kilts zuhause trägt aber nicht in der Öffentlichkeit, weil es in Österreich nicht akzeptiert ist.

Offline kalotto

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 1.376
  • Geschlecht: Männlich
  • Gruss vom Lendspitz
    • MenInSkirts
Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #14 am: 10.11.2016 03:33 »
Akzeptanz hängt von Individuen ab, nicht von Nationen, bei mir ist's nur die Familie, Kilts und Jeansröcke gehen sogar da durch, wenn sie nicht zu kurz sind.
Unisex=Einbahnstraße? Dann bin ich Geisterfahrer ;)
Er kam sich underdressed vor und nähte sich Röcke


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up