Hallo zusammen,
mir ist aufgefallen, daß ich aus denjenigen Statements, die "Dirndl am Mann" mit dem Zusatz "geht gar nicht" ablehnen, eher nicht ihre eigene Meinung lese, sondern eher eine pauschale Behauptung "Dirndl am Mann geht gar nicht".
Wer gerne Dirndl als Mann trägt, kann sich dadurch angegriffen, oder verurteilt fühlen, weil er nicht eine Meinung eines Menschen liest, der lediglich eine persönliche Abneigung äußert, die dann wiederum durch die gegenseitige Toleranz "abgesichert" ist, sondern er liest die generelle Behauptung einer pauschalen Ablehnung.
Schön kommt das bei H.D.Thoreau in 'Walden' zum Ausdruck. Er geht zum Schneider und bestellt einen Anzug in einem bestimmten Stil. Und der Schneider belehrt ihn "Mein Herr, so trägt man den Anzug heute nicht mehr." Woraufhin H.D.T. antwortet " 'Man' trägt das vielleicht so nicht mehr, aber ICH trage es so."
Natürlich ist die freie Meinungsäußerung sehr hoch anzusehen, aber dann sollte sie auch entsprechend so formuliert werden, daß sie nicht als pauschale Belehrung aufgefasst werden kann und immer noch in der Aussage die Toleranz dem anderen gegenüber mit geäußert wird.
Beispiel: "Ich kann mich persönlich nicht mit dem Gedanken anfreunden, ein Dirndl zu tragen, aber wem es steht, der soll es machen. Ich trage lieber High-Heels, FSH und kurzen Rock."
Auch letzteres werden andere Männer nicht für sich entdecken wollen, obwohl sie es lieben, Röcke in allen möglichen Variationen zu tragen. Aber sie tolerieren es eher, weil es eine persönliche Meinung ist.
Aber liegt nicht gerade darin der Unterschied einer bunten, individuellen Welt, oder wer hat schon mal einen Regenbogen in Schwarz-Weiß gesehen?
Ich selbst würde gerne ein Dirndl tragen, obwohl ich auch einen Kilt, oder Jeans-, oder Loden-, oder Leinenrock gerne trage. Alleine eine Schürze als schmückende Komponente, bzw. Schutz des Rockes/Kleides darunter empfinde ich als eine etwas ausgefallene Variante.
Nur, ich gebe vielen recht, es muß zum Typ passen, genau wie FSH und kurzer Rock zu den Männerbeinen passen muß, um nicht ein "Glucksen" hinter vorgehaltener Hand bei den Zuschauern zu erzeugen (was eigentlich nicht von besonderem Interesse sein sollte, wenn gegenseitige Toleranz gelebt wird).
Klar, jeder darf sich zum Deppen machen, aber schön wäre statt dessen eher ein "interessant... ich hätte nicht gedacht, daß das einem Mann steht."