Hallo Michael!
Du brauchst nicht zu schweigen, Du solltest auch nicht schweigen. Es geht mir auch nicht darum, etwas zu verschweigen, was es gibt. Du hast ja recht, wenn Du darauf hinweist, dass es Menschen gibt, die sich in ihrem "Status Quo" als Mann absolut nicht wohlfühlen. Die Bandbreite ist riesig, sie reicht vom Transvestiten bis zur Geschlechtsumwandlung. Aber ich glaube, dass in allen diesen Fällen nicht die Kleidung im Vordergrund der Wünsche steht, sondern die seelische (Gender)-Identität.
Mir aber geht es in allererster Linie um wahre Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der Geschlechter. Dass es zwei unterschiedliche Geschlechter gibt, kann auch kein Grundgesetz der Welt ändern. Allenfalls könnte das in ferner Zukunft mal durch die Gentechnologie geändert werden. Dass aber die Angehörigen beider Geschlechter Menschen sind, und von daher die gleichen Rechte und Ansprüche an die "Gesellschaft" stellen können und sollen, das kann man schon festklopfen und für verbindlich erklären. Und hier liegt auch meine persönliche Position. Ich stellte vor längerer Zeit fest, dass die Röcke sehr angenehm zu tragende, schöne und attraktive Kleidungsstücke sind und aus diesem Grunde trage ich sie. Meine Forderung an die "Gesellschaft" ist die, dass diese das hinzunehmen hat, ohne Wenn und Aber. Das habe ich für mich durchgesetzt und damit habe ich einen Riesenerfolg für mich gehabt. Ich habe dieses gesellschaftliche Tabu, von dem Du sprachst, regelrecht zerbröselt und beim Sondermüll abgeliefert, wo das hingehört. Daher ist es mir als Rockträger auch nicht unangenehm, darüber zu reden.
Nun hat sich daraus ein zweites Anliegen ergeben. Ich möchte diese meine positive Erfahrung anderen Männern weitergeben und insbesondere denen helfen, die zwar genau wie ich den Wunsch haben, Röcke zu tragen, die es aber nicht schaffen, aus dieser Tabuzone, wie Du es genannt hast, herauszukommen. Und genau das ist der Grund, warum ich mich in den Foren beteilige, warum ich Fernsehsendungen darüber mache und warum ich diesbezügliche Leserbriefe an Pressemedien schreibe. Genau diese Bemühungen werden aber durch eine Bezugsherstellung zwischen den Röcken, so wie wir sie als Alltagskleidung tragen, und den auf der Verena-Seite und anderen Sites dargestellten Personen, behindert. Denn ein potentieller Rockträger, der unsere Foren liest und der vielleicht gerade erst auf das Thema, voll beladen mit Vorurteilen und Klischees vom Märchen des weiblichen Rocks, gestossen ist, der muss doch erstmal von diesen Vorurteilen befreit werden. Wenn der dann Links auf "Sissy"-Seiten findet, dann denkt der doch sofort: "Aha, hab' ich mir doch so gedacht, die Rockträger sind alle versteckte Transvesititen und wollen sich in Frauen verwandeln". Den müssen wir erstmal auf den Boden der Tatsachen stellen und ihm klarmachen, dass ein Rock nichts anderes ist wie eine Hose, ein Beinkleid, nur dass es eben beide Beine in einer Röhre vereinigt. Das ist das Ziel dieses und der anderen Männerrockforen.
Selbstverständlich kann auch über die TGs, TVs und Transsexuelle gesprochen werden, ist ja auch ein interessantes Thema, aber wir müssen strikt vermeiden, die Kleidung bzw. bestimmte Kleidung damit in Zusammenhang zu bringen. TVs und TGs haben andere Ziele und Beweggründe, sie setzen die Kleidung zur Erreichung dieser Ziele gewissermassen als Werkzeug ein. Ich behaupte einfach mal, dass z. B. ein Transvestit Röcke und Kleider dazu benutzt, um optisch möglichst perfekt wie eine Frau auszusehen, er ist aber kein Transvestit, nur um Röcke tragen zu können. Ich hoffe, Ihr versteht worauf ich hinauswill: Hier wird fast immer Zweck und Mittel zum Zweck miteinander vertauscht. Ein Mensch ist nicht Transvestit, um Röcke zu tragen, sondern ein Mensch trägt Röcke, um Transvestit zu sein. Hier muss ich deutlich darauf hinweisen, dass es Transvestiten gibt, die gar keine Röcke und Kleider, sondern Hosen und Hosenanzüge tragen.
Eines aber haben wir mit diesen Leuten gemeinsam: Wir alle sind dabei, sinnlose und ungerechte gesellschaftliche Klischees und Vorurteile auszulöschen und zu beseitigen. Wahre, wirkliche Gleichbehandlung der Geschlechter zu schaffen, unter deren Dach sich jeder Mensch so entfalten kann wie er das möchte, so muss das Ziel lauten. Sei es nun zum Transgender oder einfach nur zum befreiten, zufriedenen Rockträger.
Liebe Grüsse,
Ferdi