Was ist weiblich? Was ist männlich? Ein Forumsbeitrag lautet: „Wenn ein Mann ein rosa Kleid anzieht, markiert er sich weiblich ... Entweder ist was weiblich oder männlich.“ Aber warum haben sich dann Frauen vor den 1920er Jahren in einem rosa Kleid nicht weiblich markiert?
Naja, damals war rosa keine explizit weibliche Farbe. Rosa entstand durch ausgewaschenes Rot. Und rot zog man lieber den Jungs an, denn rot verband man mit Blut, Aggression, Dominanz. Es war ganz klar männlich belegt. Für das weibliche Geschlecht wurde blau bevorzugt, weil es die Marienfarbe ist. Blau wurde erst zur Jungenfarbe durch die Popularität der Matrosenuniform und dazu bildete rosa den perfekten Kontrast. Verstärkt wurde die neue Farbenlehre durch Stilikonen wie Jacqueline Kennedy und Barbie. Genaueres könnt ihr in den Standardwerken der Psychologin Eva Heller nachlesen.
Wieso folgen wir der Rosa-ist-weiblich-Bewegung so konsequent, wenn es vor 1920 auch ein Leben mit rosarot-ist-männlich gab? Es ist nur eine Mode, die nicht wirklich und unmittelbar mit einem Geschlecht verbunden ist, denn sonst hätten Frauen früher ohne rosa nicht leben können. Auch diese Modefarbe ist gemacht, um ein soziales Geschlecht nach kulturellem Gusto zu definieren. Mit Biologie hat das mal wieder nichts zu tun. Die rosa Verschwörung hat aber eine Lillifee-Bastion geschaffen, die Jungs nicht mehr antasten mögen. Das würde zu Vorurteilen führen. Rosa wird seit den 1920er Jahren einfach mit zu vielen weiblichen Eigenschaften verknüpft. Und Vorurteile leben davon, das man daran glaubt, auch wenn sie keinen kritisch evaluierbaren Gehalt haben. Wieso halten wir uns an Regeln, die wir nicht brauchen? Wieso folgen wir Regeln, die uns trennen? Wieso markieren wir uns geschlechtlich, auch wenn das Geschlecht nicht geschlechtlich aktiv ist?
Aufrufen will ich deswegen. Reißt die Mauern ein, die uns trennen. Lasst euch nicht verbieten eine Farbe zu wählen, die zu anderen Zeiten genderless war. Kulturelle Launen dürfen nicht Farben exklusiv für ein auserwähltes Geschlecht in Beschlag nehmen. Keine Macht für rosa!
Die Mischfarbe rosa enthält rot, und ein grelles rosa (shocking pink) enthält viel rot. Mag hellrosa (light pink) noch eine friedlich, freundliche Farbe sein, die man gerne lieblichen Frauen zuordnet. Hot pink wirkt da schon deutlich aggressiver und agiler. Deswegen waren die Männer vom Team Telekom mit Hot pink bei der Tour de France gut angezogen. Solche traditionellen, klischeehaften Farb-Geschlechtszuordnungen sind aktuell. Deswegen gibt’s auch Überraschungseier in rosa und blau. Das coole Skateboard ist nur in den blauen Eiern und die Glitzerspielzeuge in den rosa Eiern.
Ich finde, es ist an der Zeit, die rosa Verschwörung aufzubrechen. Mode ist dazu da, dass man ihr neue Trends entgegensetzt. Und Gender bending ist der Weg.
Mensch Männer, entert rosa!