Ja, je stabiler der Stoff, desto eher ist ein Rock "laut".
Ich benenne das im übertragenen Sinne mit "Frou-Frou", auch wenn das lautmalerische "frou-frou" im Französischen sich eher auf das Rascheln zum Beispiel von Tüllröcken bezieht.
Hier wird nun deutlich, dass sich laute Röcke im Groben in zwei Kategorien einordnen lassen:
- die einen Rascheln (eher dünner, leichter Stoff)
- die anderen "schlagen", ähnlich einem Tischtuch, das man ausschüttelt (eher die dickeren Stoffe), also eher im mittleren bis tiefen Schallspektrum
Wenn ich mit meinem Rock optisch schon auffalle, dann muss ich andere mit meinem Rock nicht auch noch akustisch belästigen.
Wie oft bin ich eine Zeitlang noch in allerletzter Sekunde noch mal in die Wohnung, um den Rock zu wechseln? Denn in der Wohnung eiligen Schritts macht man andere Schritte als draussen, auch die Treppe runter im engen kahlen Treppenhaus sind die Bewegungen oft noch nicht dergestalt, dass die Lautstärke sich voll entwickelt, erst unten die paar Meter in der Tordurchfahrt entlarvten dann die wirkliche Rock-Lautstärke. Also: ich oft wieder hoch, anderer Rock, eventuell ganz neues Outfit.
Manchmal blieb mir aber auch nix anderes mehr übrig, und ich musste mit dem krachenden oder raschelnden Rock den Tag verleben. Zwei, drei Schritte raus auf die Straße, verflog schnell diese akustische Belästigung im Grundgeräusch der Stadt. Aber wehe, im Büro ...
Ja, ich hasse es, wenn man sich durch auffälligen Frou-Frou schon 15 Sekunden akustisch ankündigt, bevor man sichtbar wird. Ähnlich wie mit lauten Schuhen, ich arbeitete mal geraume Zeit in einem Fernsehstudio, wo ein umlaufender Gang die einzige Versorgungslinie war, um zu den anderen Räumen zu kommen. Wie oft mussten wir die Sekretärin darum bitten, die nächsten 20 Minuten still auf ihrem Platz zu sitzen; was natürlich sehr oft nicht gelang. Zu oft musste sie zum Chef springen oder um das Studio herum, um neue "wichtige" Gäste in Empfang zu nehmen und minutenlang um das Studio stöckelte. Wie oft mussten wir die Aufzeichnungen abbrechen und erneut beginnen und bangen, dass sie die Füße ruhig hält? Selbst als wir später Teppichboden in den Gang klebten, war das Problem nicht gelöst. Fehlplanung bis Fehlverhalten kann man da unterstellen. Schein war wichtiger als Sein, darum kein Wunder, dass sich das allmählich runterwirtschaftete.
"Laute" Röcke habe ich überwiegend bei Röcken der 90er Jahre bis in die 00er Jahre festgestellt. Vielleicht hat sich da einiges bei den verwendeten Materialien verändert; vielleicht hat sich seitdem aber insgesamt mein Fokus bei der Kleidung verändert - was er auf jeden Fall auch hat.
Knistern, Rascheln entstammt meist eher den Kunstfasern. Manchmal kann man das abmildern, wenn man einen Unterrock drunter zieht (ähnlich wie bei "klebenden" Röcken).
"Schlagen" bei einem "schlagenden" Rock lässt sich mit Unterrock kaum abmildern. Manchmal helfen da glatte Feinstrumpfhosen ein bisschen.
Die Geräusche entstehen ohnehin überwiegend durch die Länge, wenn der Rock die Knielänge überschreitet (also länger als bis Knie ist, am meisten bei wadenlangen bis knöchellangen Röcken). Wenn ich immer wieder hier schreibe, dass ich mir das FSH-Tragen erlaubt habe, weil ich es satt war, ohne Strumpfhosen ein halbes Jahr lang nur lange Röcke zu tragen, so liegt das ein gutes Stück auch mit daran, dass lange, dickere Röcke eben auch eher "laut" sind.
Drum genießen aber dickere, lange Jeansröcke meine besondere Sympathie, wenn sie eben nicht laut, sondern angenehm leise sind. Ja, auch sowas gibt es. Und in der Tat sind meine lautesten Röcke (die aus der Gattung der "schlagenden" Röcke) überwiegend Jeansröcke (oder jeansrockartige) mit Cargotaschen - oftmals reine oder fast reine Baumwolle. Ich glaube, gerade diese Cargotaschen an den Seiten verstärken noch einmal das mechanische Verhalten im Wechselspiel mit den biologischen Gehwerkzeugen. Sie verändern die Stabilität, die Bewegungsproportionen, die Kraftflüsse. Manche Röcke sind besonders laut, wegen dem Gehschlitz hinten (da schlagen die "Schwalbenschwänze" gegen sich und gegen die Waden), manche sind besonders laut, weil sie eben gar keinen Gehschlitz haben, manchmal sind es die stabilen Seitennähte, die dann den vorderen Bereich, besonders unterhalb der Knie zu einem "Tischtuch"-Effekt führen, etc.
Eine allgemeine Regel lässt sich nicht definieren.
Drum landen "laute" Röcke bei mir eher in jenen Ecken, wo ich die Existenz dieser Röcke irgendwann vergessen habe. Bislang hatte ich noch keine Notwendigkeit, Röcke wegen Nichttragens zu entsorgen. Sollte das mal passieren, dann zählen diese "lauten" Röcke auf alle Fälle zu den ersten, die ich loswerden werde.