Autor Thema: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität  (Gelesen 11295 mal)

Offline rainer69

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Hallo zusammen,

ich möchte mal eine Grundsatzdiskussion zur gesellschaftlichen Stellung gegen den Mann im Rock lostreten.

In vielen Bereichen gibt es einen sogenannten "Dress-Code". Desweiteren gibt es gesellschaftlich Grundvorstellungen (Normen), wie ein Mann in der Öffentlichkeit wirken soll und sich dem unterwerfend kleidet.

Doch wer bestimmt das?

Es können ja nur Leute sein, die eine entsprechende Macht haben, solche Vorschriften zu erlassen.

Daraus ergibt sich aber auch der einzig denkbare Grund solcher Vorschriften:
Alle anderen sollen sich diesen unterwerfen. Um besser kontrollierbar zu sein oder sein eigenes Geschäft besser organisieren zu können.

Für letzteres kämen die Mode-Hersteller in Betracht, aber eigentlich sind selbst die größten zu klein, hier eine beherrschende Stellung einzunehmen.

Also sind es wohl doch eher diejenigen, die "die Macht haben".

Und dadurch kapselt sich die Elite ab. Wenn du dir keinen Armani-Anzug leisten kannst, mußte halt Arbeiter werden und kannst halt nicht  in die Führungsetagen aufsteigen...
So tickt doch die Gesellschaft. So sind doch die ungeschriebenen Regeln...

Wenn nun einer im Rock daherkommt, rüttelt er an den Fassaden und Regularien der Elite.
Und wenn die das nicht zulassen will, erlebt der seinen Absturz.

Der "einfache" Mann hat also gar keine große Wahl, und wird hier immer den Weg des geringsten Widerstands wählen.
Und selbst im Freizeit-Bereich wird er hier in der Öffentlichkeit zurückhaltend sein, er könnte ja vom Kollegen gesehen werden...

Ein Outing im Rock könnte sich hier existenzvernichtend auswirken (derzeit noch).

Hierbei kann jetzt die bestehende Systemkrise (ich rede bewußt nicht von Finanz- u. Wirtschaftskrise) durchaus hilfreich wirken.

Ich sehe hier eine große Chance, den Rock im Alltag der Männer festzumachen.
Einfach um ein Stück "Distanz" zum bestehenden System aufzubauen/auszudrücken.

Wenn eine kleine Elite die Macht hat, Dress-Codes aufzustellen, sollte doch wohl die Mehrheit der hierdurch drangsalierten Leute in der Lage sein, diese zu beeinflussen oder zum Einsturz zu bringen.

revolutionäre Grüße
Rainer


Offline martin77

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #1 am: 01.04.2009 02:11 »
Hey Revoluzzer;
Ja, du hast da schon Recht, diese ungeschriebenen Regeln bestimmen relativ viel, dennoch nicht alles. Und da beginnt etwas, wenn man genauer nachschaut: Es gibt einen Dress-Code, der einen Anzug fuer gesellschaftliche Verpflichtungen oder formelle Dinge vorsieht, doch keiner sagt etwas ueber eine Hose zum Sakko oder Blazer. Das war ein Grund warum ich mir auch einen Tuxedo zugelegt habe, Tuxedo entspricht einem Smoking, und der knielange Rock hat an der Seite genau das Samtband wie beim Hosen-Smoking. Um das "Ding" vollstaendig zu machen, der Rock-Smoking hat 2 Fronttaschen und eine Gesaesstasche. Zu kaufen gibt es die bei uns hier in jedem guten Kleider-Fachgeschaeft, fuer Frauen und Maenner. "Kummerbund" gibt es auch dazu, der ist aber teurer als der Rock. Einige dieser Roecke gibt es auch uebers Internet zu kaufen, sind aber nicht so gut verarbeitet (googeln: Tuxedo-skirts)
Verpflichtend ist allerdings dann, schwarze Strumpfhosen und schwarze Schuhe zu tragen.
Also, wie waers?
Gruss
Martin77

AsiaHarry

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #2 am: 01.04.2009 09:39 »
Hallo!

Ich glaube nicht dass es irgendeine Macht gibt, die  Dresscodes vorgibt. Jeder macht es halt einfach nach. Das ganze hat sich halt über die lezten Jarhunderte eingebürgert.

Das problem sind nicht die, die Dresscodes vorgeben, sondern alle die es nachmachen. Bei uns im österreichischen Fernsehen war voriges Jahr im Sommer mal ein Bericht über eine gesellschaftliche Veranstaltung mit Dresscode. Da kahm es dann irgendwie zum Gespräch, dass es die Frauen bei diesen Temperaturen (Sommer) schon viel angenehmer hätten....  :o Ich kann da nur sagen, die sind doch selber schuld, wenn sie sich das antun.

Ein anderes Beispiel: In Frauenzeitschriften liest man immer wieder von Go´s und nogo´s . Wenn dann mal ein paar promis sich mit nogo´s kleiden, ist es auf einmal hipp und cool... ???
Das Volk lässt sich halt so leicht für dumm verkaufen.

Kleidung ist eigentlich ein wunderbares Mittel um seine Persönlichkeit zu unterstüzen. Aber warum jeder Mann der in der Öffentlichkeit ist, nur Anzug trägt, kann ich nicht verstehen. Was haben die alle für eine Aussage? Welche Message wollen die eigentlich verkaufen, wenn sie alle gleich ausschauen? Warum soll ich einen Verkäuer dem anderen vorziehen, wenn sie alle das Image eines Verbrechers haben? Ich kapiers einfach nicht ??? :o

 :) ;) :D ;D 

Offline cephalus

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #3 am: 01.04.2009 10:27 »
Hallo Rainer,
ich glaube auch nicht, dass Dresscodes von irgendeiner "höheren Macht " vorgegeben werden, viel mehr ist es ein Bedürfnis der überwiegenden Mehrheit sich auch durch die Kleidung ihrem Umfeld zuzuordnen und sich mit ihm zu identifizieren.
Wer sich nicht nach den in seiner Umgebung üblichen Kleidungsarten richtet hat (ja, das sage ich bewusst so hart) ein Gesellschafts- oder Persönlichkeitsproblem:
Entweder er akzeptiert die art wie seine Umgebung funktioniert oder sich verhält nicht vollständig, und ist von daher nicht gewillt sich ihr anzupassen oder gar unter zu ordnen oder er versteht die zusammenhaltenden Kräfte nicht und kann sich daher nicht einordnen.

Wenn ich hier im Forum quer lese habe ich fast bei 100% der Schreiber das Gefühl,  dass sie nicht nur mit den Bekleidungsgewohnheiten ihrer Mitmenschen im unreinen sind.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein Gespräch mit einem Freund ein, dass ich neulich führte:
Er sprach mich auf das Rocktragen an (wobei ich überrascht war, dass er es irgendwie erfahren hatte) und warf mir eine gewisse Rücksichtslosigkeit vor, weil ich zu viele Leute damit verunsichern würde, die damit nicht umgehen könnten und sie der Anblick auch noch länger belasten würde.
Dass ein halbwegs gebildeter frei denkender und intelligenter Mensch damit schon umgehen können sollte und es für ihn auch einen neuen interessanten Aspekt darstellen könnte, war für ihn kein wirkliches Argument: „Eben, aber auf die Masse sollte man schon etwas Rücksicht nehmen!“

Cephalus


Offline mesa200

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #4 am: 01.04.2009 10:42 »
Servus miteinander,

meiner meinung nach ist dresscode im Berufsalltag allgegenwärtig und wird auch von allen so hingenommen.
In der Arztpraxis, beim Physiotherapeuten laufen sie alle in weissen Klamotten rum. In der Apotheke meiner Frau tragen sie auch das gleiche. Wurde von der Chefin sogar bezahlt. Und als ich demletzt bei meiner frisörin war, hatte sie und ihre 2 Angestellten auch das gleiche Outfit: weisses Oberteil, schwarzer Rock und Strumpfhose.
Und in der Bank oder bei der Versicherung oder in der Poltik tragen die Leute eben Anzug oder Kostüm, wobei ich im Berufsleben die Erfahrung gemacht habe, dass es kein Armani sein muss, um ernst genommen zu werden.
Ob das jetzt gut oder schlecht ist bewertet jeder anders. Ich habe keine Ambitionen im Geschäftsalltag Rock zu tragen.
In der Freizeit schon. Und das, wenn ich Lust drauf habe. Probleme hatte ich dabei noch nie. Mein Bekanntenkreis sieht mich mal im Rock, dann wieder in Hosen. Ich für mich sehe den Rock als Alternative, gerade jetzt, wenn es wieder Wärmer wird. Un so bringe ich das auch rüber.
Ob wir keine Finanzkrise hätten, wenn mehr im Rock unterwegs wären oder er im Berufsleben etabliert wäre, bezweifele ich. Dagings um sehr viel Geld. Und Geld interessiert Kleidung sicherlich nicht.

Pfüat Euch
mesa200

minirocker

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #5 am: 01.04.2009 14:30 »


Wenn ich hier im Forum quer lese habe ich fast bei 100% der Schreiber das Gefühl,  dass sie nicht nur mit den Bekleidungsgewohnheiten ihrer Mitmenschen im unreinen sind.

Cephalus


btw: Gibt Dir das nicht zu denken?

Wenn deiner Meinung nach fast 100% nicht auf dem richtigen Weg sind, koennte es dann nicht eher sein, dass evtl. DEINE Sichtweise die falsche ist?

Nur so als Gedankenanstoss..

:-)
Minirocker .

Offline cephalus

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #6 am: 01.04.2009 17:48 »
Hallo Minirocker,
Wenn deiner Meinung nach fast 100% nicht

Nein, das habe ich auch nicht gesagt. Lies bitte nochmal...

Ich versuchs anders:
ICH habe das Gefühl, dass von den Leuten die hier im Forum schreiben fast alle auch mit anderen Dingen neben der  Bekleidung ein Problem mit der Gesellschaft (Mittmenschen) haben.

Da schließe ich mich auch nicht aus, aber nicht ich habe ein Problem mit allen ;)

Ich hoffe es ist jetzt verständlicher.

LG
Cephalus

Offline rainer69

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #7 am: 01.04.2009 21:13 »
...
Ob wir keine Finanzkrise hätten, wenn mehr im Rock unterwegs wären oder er im Berufsleben etabliert wäre, bezweifele ich. Dagings um sehr viel Geld. Und Geld interessiert Kleidung sicherlich nicht.
...

Hallo mesa200,

so habe ich das auch nicht gemeint. Die Ursachen der Finanzkrise haben nichts mit Kleidung irgendeiner Art zu tun.

Aber ich denke, daß die Bewältigung bzw. Überwindung der Systemkrise den Menschen mehr Freiheiten verschaffen wird, sich individueller darzustellen, also auch was ihre Kleidung betrifft. Weil ich glaube, daß hier ein völlig neues Werteverständnis entstehen wird und alte Tugenden wie Höflichkeit, Anstand, gegenseitige Achtung, Akzeptanz wieder an Wichtigkeit gewinnen. Aber auch die Wertschätzung von menschlicher Arbeit wird sich verändern.

Der Umgang der Menschen miteinander wird durch gesellschaftliche Normen geregelt.
Teilweise schriftlich fixiert in Form von Gesetzen, anderen Teils, weil es sich im Herdentrieb zur Gewohnheit entwickelt hat. Individualität ist hierbei in gewissem Maße unerwünscht, man muß "kompatibel" zur grauen Masse sein.

Kleidung drückt persönliche Einstellungen aus.
Sie transportiert Informationen, ohne daß man beeinflussen kann, was der Empfänger damit macht / wie er sie interpretiert. Allerdings wird dabei immer die Information mit transportiert, daß man sich bewußt entschieden hat, von gesellschaftlichen Normen / Erwartungen abzuweichen bzw. sich über sie hinwegzusetzen.

Und man drückt in jedem Fall aus, daß man anders ist als der Durchschnitt. Aber, ob das positiv oder negativ auffällt liegt hier im Auge des Betrachters. Ein Phänomen hierbei sind Frauen, die Rock am Mann gut finden, solange es nicht der eigene ist. Wie läßt sich das sinnvoll begründen?

Rainer

Offline robotobo

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #8 am: 02.04.2009 15:16 »
Hallo allseits,

"Wenn ich mich geltenden Konventionen der Gesellschaft nicht füge, etwa in meiner Kleidung den Gewohnheiten meines Landes und meiner Klasse nicht Rechnung trage, wird die Heiterkeit, die ich errege, und die Distanz, in der man mich hält, auf sanftere Art denselben Erfolg erzielen wie eine eigentliche Strafe." Emil Durkheim

Heiterkeit entsteht manchmal, wenn wir im Rock unterwegs sind. Das ist doch keine Strafe. Dann sind wir als real comedians unterwegs und wirken als Emotionsmanager unserer oftmals griesigen Umwelt.

Und: Es soll doch auch reichlich Männer geben, die Frauen gerne im Minirock sehen, mit viel Dekolletée, dann aber es doch nicht mehr so gern sehen, wenn die eigene Partnerin sich entsprechend aufbrezelt. Ähnlich mag es Frauen ergehen, die gerne andere Männer im Rock sehen, doch bloss nicht den, der an ihrer Seite sich befindet. Glücklicherweise gibt es auch diejenigen, die an unserer Seite stehen und es zumindest tolerieren.

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Offline nasenbaer

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #9 am: 02.04.2009 18:59 »
ich glaube auch nicht, dass Dresscodes von irgendeiner "höheren Macht " vorgegeben werden, viel mehr ist es ein Bedürfnis der überwiegenden Mehrheit sich auch durch die Kleidung ihrem Umfeld zuzuordnen und sich mit ihm zu identifizieren.

Wie ich an anderer Stelle schon mal ausführlicher geschrieben habe ist das ein sich selbst reproduzierender Prozess. Die "höhere Macht" ist dabei im Prinzip die jeweils ältere Generation. Nur selten kleiden sich die Menschen entsprechend irgendwelcher Dresscodes, weil sie sich ihrem Umfeld zuordnen wollen. Wer Kinder hat und mal anschaut, wie unbefangen die auch zwei verschiedenfarbige Socken anziehen oder Farben kombinieren, die eigentlich für die meisten Betrachter nicht zusammen passen, merkt wahrscheinlich schnell, was ich meine. Sie sind da ursprünglich noch vollkommen offen in jede Richtung, aber sie werden von anderen zugeordnet, wenn nicht von den Eltern, dann eben von Großeltern, gleichaltrigen oder Lehrern. Du bist ein Mädchen, also hast Du dies und das zu tun und anderes zu lassen, Du bist ein Junge, also geht Dich dies und das nichts an, kümmere Dich lieber um das und jenes. Ständig diesen Einflüssen ausgesetzt "lernen" Kinder dann, daß es für sie einfacher und stressfreier ist sich entsprechend zu verhalten, dann fallen sie nicht auf, keiner stellt unangenehme Fragen und man(n) muß sich nicht rechtfertigen.

Nur in seltenen Fällen, ordnen sich Menschen selbst einer Gruppe zu, z.B. wenn sie sich Vereinen anschließen und dann sich der Kleiderordnung des Vereins entsprechend kleiden um eben Gemeinsamkeit zu "demonstrieren". Auch Menschen, die sich auf den ersten Blick durch ihre Kleidung von (allen) anderen abgrenzen (wollen), demonstrieren damit eine Zugehörigkeit, nämlich zu (allen) anderen, die sich ebenfalls den mehrheitlich gültigen Vorgaben entziehen/widersetzen, egal ob Punks oder Gothics oder was für einer "Subkultur" bzw. Gruppe sie sich damit/dabei auch immer zuordnen. Selbst wenn sie sich bewußt keiner bestimmten und konkret abgegrenzten Gruppe anschließen, so gehören sie eben für "Betrachter" doch trotzdem zu den "Aussteigern", "Unkonventionellen" oder eben zu der "Gruppe" derer, die sich nicht an die traditionellen Konventionen hält/halten will.

Es ist für viele eben die einfachste Möglichkeit Dinge nachzumachen, die andere vormachen...dafür gibt es immer die "Rechtfertigung", daß es ja andere/alle anderen auch machen. Wer eigene Wege geht, fällt auf, kann sich nicht auf diese bequeme "Rechtfertigung" berufen und muß sich "rechtfertigen" bzw. selbst "Erklärungen" und Begründungen für sein Handeln finden bzw. Gründe benennen...das wiederum gilt eigentlich für jeden, der sich gezielt mit seinem Aussehen und seiner Kleidung auseinandersetzt und Kleidung auch gezielt einsetzt um (optische) Botschaften und Signale zu senden und wenn es nur der "Hinweis" ist, daß man gerne gesehen und wahrgenommen werden möchte.  :o  ;D  ;)
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Offline Peterjo

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #10 am: 02.04.2009 22:43 »
Hallo allseits,

"Wenn ich mich geltenden Konventionen der Gesellschaft nicht füge, etwa in meiner Kleidung den Gewohnheiten meines Landes und meiner Klasse nicht Rechnung trage, wird die Heiterkeit, die ich errege, und die Distanz, in der man mich hält, auf sanftere Art denselben Erfolg erzielen wie eine eigentliche Strafe." Emil Durkheim

Heiterkeit entsteht manchmal, wenn wir im Rock unterwegs sind. Das ist doch keine Strafe. Dann sind wir als real comedians unterwegs und wirken als Emotionsmanager unserer oftmals griesigen Umwelt.

Und: Es soll doch auch reichlich Männer geben, die Frauen gerne im Minirock sehen, mit viel Dekolletée, dann aber es doch nicht mehr so gern sehen, wenn die eigene Partnerin sich entsprechend aufbrezelt. Ähnlich mag es Frauen ergehen, die gerne andere Männer im Rock sehen, doch bloss nicht den, der an ihrer Seite sich befindet. Glücklicherweise gibt es auch diejenigen, die an unserer Seite stehen und es zumindest tolerieren.

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Hi Robotobo
gut zitiert, gut gesagt.

Gruß  Peterjo

Offline Luan

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #11 am: 02.04.2009 23:01 »
Hallo zusammen,

heute hab ich in der Zeitung noch einen interessanten Satz in einem Artikel gelesen und auch das Heute Journal wiederholte diese Formulierung sinngemäß. Leider hab ich die Zeitung im Büro liegen lassen, sodass ich den Satz jetzt nur sinngemäß wiedergeben kann: die Banker in England seien aufgefordert worden, sich "unauffällig" zu kleiden. Der übliche Dresscode der Banker scheint somit "temporär" erst einmal aufgehoben zu sein. Der "strenge Pinguin-Look" der Banker hat inzwischen wohl sowas wie einen "Image-Schaden" erlitten.

Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline rainer69

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #12 am: 02.04.2009 23:49 »
...
Der "strenge Pinguin-Look" der Banker hat inzwischen wohl sowas wie einen "Image-Schaden" erlitten.

... da böte sich ein rosa Tütü an mit weißer Strumpfhose.

Aber "die verursachenden" Banker sind so strohdumm, die würden ihre Rolex dabei vergessen abzunehmen.

Wer als Banker z.B. Lehmann-Zertifikate seinen Kunden aufgeschwatzt hat, ist kriminell.
Die Kundenberater sagen zwar, sie hatten Order von oben. Dann heißt das, sie hatten keine Ahnung von dem was sie verkauften, wenn sie hier nicht widersprochen haben. Aber wie war das mit Unwissenheit und Strafe?

Rainer


minirocker

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #13 am: 03.04.2009 00:42 »

Heiterkeit entsteht manchmal, wenn wir im Rock unterwegs sind. Das ist doch keine Strafe. Dann sind wir als real comedians unterwegs und wirken als Emotionsmanager unserer oftmals griesigen Umwelt. 

LG Robotobo

Ja super, das hast du sehr treffend formuliert!
Genau so empfinde ich mich, wenn ich im Rock unterwegs bin!

:-))
Gruss, Minirocker

Offline mesa200

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #14 am: 03.04.2009 10:40 »
Zitat : Wer als Banker z.B. Lehmann-Zertifikate seinen Kunden aufgeschwatzt hat, ist kriminell.
Die Kundenberater sagen zwar, sie hatten Order von oben. Dann heißt das, sie hatten keine Ahnung von dem was sie verkauften, wenn sie hier nicht widersprochen haben. Aber wie war das mit Unwissenheit und Strafe?

Servus Rainer,

Die Banker machen ihren Job genauso gut oder schlecht wie der Autoverkäufer oder der Mann von mediamarkt.
Jeder will dir etwas verkaufen, weil er Geld verdienen will/muß.  Und selbst der Arzt ordnet Untersuchungen an, um seine neuen Geräte auszulasten.
Ich als mündiger Bürger habe die Möglichkeit mich zu informieren und schlau zu machen. Ich muß mir ebenso wenig irgendwelche Finanzprodukte aufschwatzen lassen, wie ich nicht das neue Auto mit den tollen Extras kaufen muss oder die neuste Digi-Camera mit noch mehr Pixel.
Bankgeschäfte mit spekulativen produkten setzt Kenntnisse voraus. Wenn man die nicht hat, soll man sein Geld auf das Sparbuch legen. Da es da aber nur geringe Prozente gibt treibt vielmehr die Gier jeden Einzeln en in diese Produkte

Pfüat di

mesa200

Offline rainer69

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #15 am: 03.04.2009 11:36 »
...
Bankgeschäfte mit spekulativen produkten setzt Kenntnisse voraus. Wenn man die nicht hat, soll man sein Geld auf das Sparbuch legen.
...

@mesa200,

du kennst sicher die Fälle, die durch die Medien gegangen sind.
Die Leute wollten ihr Geld sicher anlegen. Natürlich zu den höchsten Zinsen, die sie bekommen konnten.
Und die Bankster haben dann das verkauft wobei sie am meisten verdienen und dazu notfalls auch die Kunden angelogen, um deren Zweifel zu zerstreuen.

Wenn ich deine Aussage mal nicht nur auf Privatanleger beziehe, sondern auch auf die Geschäfte zwischen den Banken und institutionellen Anlegern, stellt sich die Frage, woher die ganzen faulen Papiere in den Banken kommen.
Die Antwort gibst du ja auch schon: Offensichtlich verfügten sie nicht über die erforderlichen Kenntnisse oder diese wurden durch die Gier ausgeschaltet.

Rainer

Offline Jürgen64

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #16 am: 03.04.2009 13:05 »
Hallo Rainer,

als Verkäufer kann ich das so nicht stehen lassen: Wenn ich als Verkäufer einem Kunden ein Produkt verkaufe, das die beworbenen Eigenschaften nicht erfüllt, so muss ich den Vertrag im Zweifel wandeln, also rückgängig machen. Wenn also ein Banker einem Kunden eine Anlage verkauft, die die versprochenen Eigenschaften, in dem Fall bzüglich der Sicherheit der Anlage, nicht erfüllt, so muß er dieses Geschäft ebenso rückgängig machen. Das Problem allerdings ist die Nachweisbarkeit. Die wenigsten Kunden lassen sich das schriftlich bestätigen bzw. die wenigsten Banker sind so blöd dass sie das tun. Vielmehr wird so lange aufgeschwatzt, bis der Kunde auch so kauft.

Gruß
Jürgen
Sei Du selbst. Von den anderen gibt es schon genug!

Offline rainer69

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #17 am: 03.04.2009 22:15 »
@Jürgen,

ich habe ja auch nichts gegen Verkäufer gesagt.

Wenn dein Kunde was zurückbringt, weil es nicht mit der Zusage von Eigenschaften übereinstimmt oder Mängel aufweist, nimmst du das mangelhafte Produkt zurück und erstattest das Geld oder tauschst die defekte Ware aus.

Aber bei den Anlagen wurde ja erst "bemerkt", daß die zugesicherte Eigenschaft einer sicheren Anlage fehlt, als das Geld schon weg war. Bei den Finanzderivaten darfst du auch nicht außer Acht lassen, daß die gezielt konzipiert wurden, um die amerikanischen Kreditrisiken ins Ausland zu verkaufen. In meinen Augen ist dieses ganze System mit den Zertifikaten Betrug.

Und dann gehe ich mal davon aus, daß du als Verkäufer deine Produkte kennst. Das sehe ich bei den Anlageberatern (die hier involviert waren)  nicht unbedingt als gegeben. Und wenn doch, wär's arglistige Täuschung.

Ein guter Verkäufer (im Geschäft mit privaten Endverbrauchern zumindest) ist zu seinen Kunden ehrlich und versucht nicht, ein Geschäft um jeden Preis durchzuziehen und dabei den Kunden zu übervorteilen.

Das Anlageberater so nicht sind, kann ich dir an einem eigenen Beispiel verdeutlichen:
Auf einem Unternehmertreffen lernten wir (damals hatte ich noch eine GbR) einen Vertreter vom AWD kennen.
Der bot uns an, die vorhandenen Versicherungen mal durchzuchecken und diese zu optimieren, um Kosten zu sparen.
Wir sollten alle Unterlagen (Auto-, Hausrat-, Kranken-, Lebensversicherung etc.) mitbringen.
Beim vereinbarten Termin (in seinem Büro) ging es dann überhaupt nicht mehr um die Versicherungen, der wollte uns erstmal Bausparverträge verkaufen. Und wurde dabei richtig aggressiv. Jedes Argument, warum wir jetzt keine Bausparverträge abschließen wollen, wurde zerredet. Wir hatten schon fast ein schlechtes Gewissen, seine "tollen" Bausparverträge nicht zu wollen. Das war schon fast Nötigung.
Da es auch nicht gelang, wie geplant über die Versicherungen mit ihm zu sprechen, brachen wir das Treffen ab.

Seither kommt mir kein Versicherungs- oder Bankvertreter mehr ins Haus. Nur noch Termine in deren Büro, weil ich dann einfach aufstehen und gehen kann...

Mit Verkäufern habe ich bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Und alle Berater und Vertreter, die zu mir kommen, haben von Hause aus schlechte Karten und werden sofort abgewimmelt. Die lasse ich nichtmal ausreden, was sie von mir wollen. 2 Worte, Tür zu.

Wenn ich etwas kaufen will, dann tue ich das bewußt, und nicht weil irgendwer meint, das müsse ich haben.
Weil ich sonst immer in der Defensiv-Position bin, und mich rechtfertigen muß, warum ich irgendwas nicht haben will.

Zurück zu den Anlageberatern:
Wenn jemand Geld sicher anlegen will, sich evtl. vorher informiert hat, und der Banker sagt dann "... hier habe ich was besseres für Sie..." kommt es sicher auf die Mentalität und das Wissen des Kunden an, ob er sich das aufschwatzen läßt.
Der Banker wird aber alles tun, um Zweifel auszuräumen, damit der Kunde sich schnell entscheidet. Der sieht dabei seriös aus, ist extrem freundlich und beschwichtigend und erweckt Vertrauen. Und das ist das Problem!

Übrigens wurden die auch speziell für das "Andrehen" der Zertifikate geschult, um davon möglichst viele unters Volk zu bringen.

Geschäft begründet sich auf Vertrauen und nicht auf Übervorteilung!

in diesem Sinne...

Rainer

Offline mesa200

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #18 am: 06.04.2009 11:08 »
Servus Rainer

Zurück zu den Anlageberatern:
Wenn jemand Geld sicher anlegen will, sich evtl. vorher informiert hat, und der Banker sagt dann "... hier habe ich was besseres für Sie..." kommt es sicher auf die Mentalität und das Wissen des Kunden an, ob er sich das aufschwatzen läßt.

Und genau dass ist es was ich meine. Wenn ich mich nicht auskenne, lasse ich die Finger davon weg oder informiere mich.

Das Problem liegt meines Erachtens darin, dass vielen Leuten die Geldgeschäfte lästig sind und ihr Berater von der Bank, zu der sie ja schon immer gehen, dass schon richtig schaukeln wird. Passt ja eh schon was der sagt.
Da wird vielmehr Zeit in das Auswählen des neusten Elektronik-Schnickschnack investiert.

Inzu kommt, dassdu bei Geschäften mit Zertifikaten darüber aufgeklärt werden musst und entsprechend unterschreibst, ob du alles verstanden hast.
Wenn das jemand tut, und dann doch nicht weiss was erkauft,dem ist leider nicht zu helfen.

Wie schon gesagt Gauner, Halsabschneider und Betrüger gibt es überall. Ob bei Bankern, Politikern, Ärzten oder auch bei den ganz normalen Handwerkern, die dir eine Solaranlage fürs Dach andrehen wollen.

Wissen ist Macht, und nichts wissen macht hier schon viel aus.

Servus

mesa200

Offline Jo 7353

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #19 am: 14.04.2009 23:32 »
ICH habe das Gefühl, dass von den Leuten die hier im Forum schreiben fast alle auch mit anderen Dingen neben der  Bekleidung ein Problem mit der Gesellschaft (Mittmenschen) haben.

Hallo,

zu dieser Beobachtung fallen mir mehrere Erklärungen ein.

Wer schon mal so weit durchgedrungen ist, den Hosenzwang zu hinterfragen und sich da gegen die Konvention zu stellen, wird kaum dabei aufhören, und dann noch viel mehr Verrückheiten unserer Gesellschaft entdecken, und sich dadurch gegen die Gesellschaft stellen.

Es geht auch umgekehrt. Weil man in vielem schon entdeckt hat, daß übliche Konventionen bekloppt sind, hat man das auch beim Rock gemerkt.

Es gibt Menschen, die Probleme machen, weil man Rock trägt.

Über ein krankes Bein kann man stundenlang reden. Zu einem gesunden Bein fällt einem kaum was ein. Daher wird vorwiegend über Konflikte geschrieben, und  das, wo alles harmoniert, wird übersehen.

Gibt es überhaupt Menschen, die nicht irgendwo Problem mit anderen Menschen haben?

Vielleicht ist wirklich ein gewisser Leidensdruck an der Gesellschaft notwendig, um sich gegen deren Kleidungskonventionen zu stellen.

Viele Grüße,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

Offline MasinAD

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Re: Gesellschaftlicher Konsenz/Zwang vs. Individualität
« Antwort #20 am: 15.04.2009 11:18 »
zu dieser Beobachtung fallen mir mehrere Erklärungen ein.

Wer schon mal so weit durchgedrungen ist, den Hosenzwang zu hinterfragen und sich da gegen die Konvention zu stellen, wird kaum dabei aufhören, und dann noch viel mehr Verrückheiten unserer Gesellschaft entdecken, und sich dadurch gegen die Gesellschaft stellen.

Es geht auch umgekehrt. Weil man in vielem schon entdeckt hat, daß übliche Konventionen bekloppt sind, hat man das auch beim Rock gemerkt.

Beides sind gültige Erklärungen. Hinzufügen würde ich nur, daß sich im Web, in solchen Foren naturgemäß nur diejenigen sammeln, die über ihre gesellschaftlichen Probleme im Bezug auf den Rock am Mann und dem Mann im Rock reflektieren und darüber Austausch suchen. Persönlich würde ich es anders formulieren, als sich 'gegen die Gesellschaft zu stellen'. Es muß erlaubt sein, Kritik zu üben, ohne gleich 'die Gesellschaft' als Gegner aufzufassen. Ich mag die Gesellschaft. Deswegen will ich ihr helfen, nicht mich von ihr abwenden. Ich will nicht Teil einer Protestkultur oder ener Szene sein.

Es gibt einfach gesellschaftliche Mißstände. Sie zu benennen heißt nicht, sich die Gesellschaft zum Gegner zu machen.

Der Rock taugt wunderbar als Beispiel, wo sich Konvention unsinnig entwickelt hat. Die einzige Instanz, die über Rock oder nicht Rock entscheiden sollte, ist die Ästhetik (nein, Wohlbefinden zählt nicht, wir reden hier die ganze Zeit über über externe Entscheidungskriterien) -- und die Ästhetik wird maßgeblich überdeckt durch Gewohnheit, kommt also nur selten zu tragen. Hat man diesen Mechanismus erkannt, stellt man ihn auch an anderen Stellen fest. Außerdem kommt die Frage auf, welche Berechtigungen denn Kleiderkonventionen für 'weiblich' und 'männlich' haben, wo Frauen sich doch unbegrenzt an vorgeblich 'männlicher' Kleidung bedienen können und dennoch keine gesellschaftliche Ächtung zu befürchten haben. Und so kommt man von einem zum anderen und hangelt sich immer weiter. Und man stellt fest, daß bei vielen Konventionen reine 'Willkür' (oder auch reiner 'Zufall' oder schlicht Entwicklung aus historischen Begebenheiten) vorliegt, findet man auf der ganzen Welt oder in der Vergangenheit viele Beispiele, daß es auch anders geht oder anders ging. Welchen Grund sollte es für ein Festhalten an Konventionen geben?

Da wäre einmal die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern. Im Extremfall kann man das reduzieren auf Besamer und 'Gebär'-Mutter. Dafür sind keinerlei Konventionen nötig, es sei denn, man möchte den Vorgang der Besamung persönlich und möglichst effizient gestalten -- das überlasse ich aber der Phantasie eines jeden einzelnen ;-). Die Rollenverteilung im Abendland ist noch sehr stark geprägt von der Marienverehrung der christlichen Kirche, wonach jede Frau Unschuld und Mütterlichkeit für sich gepachtet habe und Verehrung verdiene. Als schutzbedürftiges Wesen wird ihr nicht zugestanden, selbständig zu sein oder für sich Verantwortung zu übernehmen. Frauen hängt immer noch an, keine wirklichen erwachsenen Menschen zu werden, sie werden gerne als infantil oder als ein bißchen schwachsinnig betrachtet, jedenfalls nicht für voll genommen. Vermutlich ist es in den letzten Jahrzehnten besser geworden, aber es ist immer noch zu spüren und zu beobachten.

Zu erkennen, daß Frauen auch 'ernste' Menschen sein können/sind, würde aber erfordern, daß man sich mit ihnen auseinandersetzt -- anders als 'Wie kriege ich sie ins Bett?' Und wenn man das schafft, sind Frauen auf einmal auch kein großes Rätsel mehr. Sie sind Menschen mit Eigenheiten wie Männer auch -- aber das erkennt man wohl nur, wenn man nicht ständig die Frau oder den Mann im Menschen suchen will.

Und auf einmal hat man den Bogen gespannt vom Rock zum individuellen Verhältnis zwischen Mann & Frau. Wenn man jetzt Männer und Frauen eh als Menschen betrachtet, ergibt auch das individuelle Verhältnis zwischen Mann & Frau keinen Sinn mehr, da es nur noch ein Verhältnis von drei möglichen ist, wovon alle aber nur zwischen Mensch & Mensch ablaufen. (Cool! So ein Geschwurbel kriege ich echt nur nach zu wenig Schlaf zustande ;-))

So, wie mancher fordern mag, die Spannung zwischen den Geschlechterrollen, die aus ihren Unterschieden resultiert, solle erhalten bleiben, kann man auch fordern, daß die Spannung abgeschafft werden solle. Beides sind berechtigte Forderungen. Ich ziehe die Spannung zu einem interessanten Menschen aber ehrlich gesagt vor -- die meisten Frauen sind (wie auch die meisten Männer) mir schlicht uninteressant (wie auch ich den meisten Menschen uninteressant sein dürfte). Da brauche ich keine Spannung zwischen den Geschlechtern -- oftmals nervt diese einfach nur, weil sie einem entspannten Verhältnis im Wege steht (das ist tautologisch! :-)). Diese ach so tolle Spannung ist meiner Erfahrung nach nur in ganz seltenen Fällen angebracht, im Alltag ist sie komplett überflüssig. Meine Meinung. Andere können sich daran vielleicht erfreuen.

LG
Masin


 

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