Wenn ich mir ansehe, was Frauen alles so tragen, frage ich mich manchmal, wie armselig wir Männer doch sind, daß wir uns überhaupt Gedanken darüber machen, Rock zu tragen. Ich nenne nur ein Beispiel: Muskelshirt über Rollkragenpullover (!!!) - von einer jungen Dame getragen, ohne daß es aufgefallen wäre. Noch Fragen? Ja: Warum sind wir so armselig? Sind wir nicht, wir haben nur das Problem, daß wir von Anfang an gelernt haben, uns viel zu ernst zu nehmen und alles richtig machen zu müssen. Ich selbst tue mich zwar nach wie vor schwer mit der Rockerei, aber einige persönliche Erlebnisse, die ich im Zusammenhang mit dem Tragen von Röcken gehabt habe, sind unvergeßlich und es ist eigentlich blöde, daß ich über 40 Jahre auf sowas verzichtet habe! Dazu zähle ich übrigens auch ein paar negative Momente. Aber inzwischen beschleicht mich der Eindruck, daß das blöde Gefühl beim Rock tragen keine Angst ist, sondern eher verwandt ist mit Lampenfieber. Das erklärt auch meine Enttäuschungen, wenn Leute im persönlichen Kontakt überhaupt nicht reagieren.
Ich finde es übrigens wichtig, gelegentlich mal jemanden nach seiner Meinung zu fragen, denn das hilft, seine eigenen Vorurteile abzubauen. Wenn ich, als ziemlicher Neuling, einen Rock trage, dann weiß ich natürlich, daß ich gerade für meine Verhältnisse etwas besonderes mache. Ein Fremder oder ein neuer Bekannter weiß das nicht, woher sollte er auch. Er nimmt den Rock also als einen ganz normalen Teil von mir wahr und das ist ein Blickwinkel, von dem ich selbst noch weit entfernt bin.