Die Angst vor der Hölle, Zwurg, ist bei Muslimen immer noch weit verbreitet, ähnlich wie bei konservativen und evangelikalen Christen (nicht bei allen, Hajo). Ich hörte mal ein Interview mit einem muslimischen Psychologen, der die durch diese Höllenangst verursachten Traumatas behandelte. Nun gibt es bei Muslimen genau wie bei Christen auch solche, die die Barmherzigkeit Gottes so deuten, dass er einen nicht wegen böser Taten in die Hölle schicken wird. Es sind nur anscheinend noch nicht so viele, die die Gnadengerechtigkeit über die Werkgerechtigkeit stellen.
Ich erzähle da immer gerne diesen Hadith: Ein Mann kam zu Muhammad und wollte wissen, wie es denn damit bestellt sei, mit der Freiheit und der Vorherbestimmung. Er fragte: "Wenn ich mein Kamel stehen lasse, soll ich es anbinden oder nicht. Wenn Gott will, dass eswegläuft, nützt das Anbinden nichts. Wenn er will, dass des nicht wegläuft, dann kann ich es auch ohne Anbinden stehen lassen. Was soll ich also tun?" Muhammad sagte: "Zuerst binde Dein Kamel an und dann vertraue auf Gott, dass er es nicht weglaufen lässt." Das heißt so viel: Tue Gutes und vertraue auf Gott, dass er gnädig ist, auch wenn nicht alles so gelingt, wie Du es vorhast.
Über Muhammad gibt es viele Geschichten. Aber nein, ein Pazifist war er nicht. Muslime sagen mir manchmal: Er sei eher ein Vorbild als der Buddha oder Jesus, denn die seien sozusagen zu gut, da komme niemand nach. Muhammad sei ein Vorbild, dem man wirklich nachkommen könne.
Wohgemerkt: Mord ist verboten, Angriffskriege sind verboten.
Na ja, da wird auch als Verteidigung interpretiert, was man auch als Angriff interpretieren kann. Und ja, die sog. Dschihadisten berufen sich genau auf die Möglichkeit, Gewalt islamisch rechtfertigen zu können. Aber ich sage es mal so: Wer das will, macht das mit jedem religiösen oder weltlichen Führer, auch mit Jesus oder Siddhartha. Wir kennen ja die Geschichte des Christentums. Beim Buddhismus sind die religiös legitimierten Gewaltakte nicht so bekannt, aber es gibt sie auch. In Myanmar sieht man die fanatischen Buddhisten und die pazifistischen.
Ein Tipp, Asterix: Da Muslime eh oft glauben, wer sich mit ihnen über den Islam unterhalten will, wolle diesen nur kritisieren, wogegen sie dann in Verteidigungsstellung gehen, unterhalte Dich mit Deinen muslimischen Freunden mal über islamisch motivierte soziale Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Menschenliebe usw. Auch da wirst Du fündig werden. Und darüber reden sie freilich lieber.
LG, Micha