Jetzt kommt mein Widerspruch, der kommen muss: Es gibt so viele Spielarten "dieser Religion"
Islam bedeutet in etwa Hingabe zu Gott und sieht in Barmherzig...
was haben Menschen aus dieser Religion gemacht?....gilt ähnlich für die katholische Kirche..früher vor allem.
Die "angepassten" Spielarten welche Du meinst werden in dieser "Religion" nicht mehr aktzeptiert und werden ebenfalls wie Ungläubige behandelt...
Sieh einfach mal ein paar youtubes von Ibrahim Abu Nagi an....
mein letzes Wort dazu...fang hier keine Religions Diskussion an....Die ganze Islam gehört zu D. Freunde werden noch ihr blaues Wunder erleben...womit ich aber keine Partei meine.
Lieber Skirty,
die Diskussion hast Du ja angefangen.
Aber auch von mir aus ein letztes Wort noch:
Ich meine nicht nur "angepasste Spielarten", sondern Interpretationen, die im Laufe der Geschichte aufkamen, durchaus in der Auseinandersetzung mit der Moderne. Es ging dabei aber nicht nur an Anpassung an den Westen, sondern um genau so eigenständiges Denken, wie europäische Denker es auch praktiziert haben.
Dass diese Modernen im ideologischen Geschrei unserer Gegenwart wenig Gewicht haben, liegt auch an der Ausgrenzung der autonom-islamischen Moderne durch die Europäer im 19. u. 20. Jh. Ich habe mich selbst gewundert, das so gelesen zu haben: Heute postulieren wir ja die Menschenrechte als universell gültig, und islamitsische - genau wie chinesische - Ideologen behaupten, sie seien nur westlich und hätten für den Islam oder für China keine Bedeutung, sondern sie hätten je ihre eigenen Menschenrechte. Im 19. Jh. dagegen haben muslimische Intellektuelle die Moderne als universal-menschlich gedacht und europäische Intellekturelle haben die Moderne als europäischen Besitz angesehen, von dem sie großzügig hier und da was abzugeben bereit seien. Muslime und andere Nichteuropäer wurden an der gleichrangigen Teilhabe ausgeschlossen und ihre Länder nach und nach kolonisiert. Im Gegenzug fingen dann islamische Intellektuelle an, zu behaupten, die europäoische Moderen sei ihnen kulturell fremd und sei ja nur auf Imperialismus aus und sie, die Muslime, müssten ihre eigene moderne Zivilisation entwickeln, im Rückgriff auf das genuin Islamische, das sie meinten, in der islamischen Frühzeit unverfälscht vorzufinden.
Und so schaukelte es sich dann nach und nach hoch bis zu dem Kulturkampf, den wir heute haben.
Hier mal ein paar Zahlen, die das Bewusstsein politisch interessierter Muslime heute noch prägen: 41 der 56 Staaten, die heute zur OIC gehören, sind koloniale Gründungen. "Etwa 70 % der heutigen Staatsgebiete in der islamischen Welt stellen eine direkte Fortsetzung von Verwaltungseinheiten der Kolonialmächte dar." Zitat aus: Reinhard Schulze, Geschichte de Islamischen Welt von 1900 bis zur Gegenwart, München 2016 (C.H. Beck), S. 25.
Wer also heute über Fremdeinflüsse auf unsere abendländische Kultur lamentiert, sollte sich diese politischen Realtäten mal vor Augen führen. Man stelle sich mal vor, es wäre andersherum und außereuropäische Mächte hätten Europa kolonisiert und unsere Kultur zu einer zweiter Klasse degradiert. Dass es heute Islamisten gibt, die genau das versuchen. ist wahr, kommt aber nicht von Ungefähr.
Ich mache Dir nicht zum Vorwurf, dass Du das nicht wusstest, denn ich las es so detailliert auch jetzt erst für die Vorbereitung meiner Lehrveranstaltung über Geschichte des Islam. Aber man lernt ja nie aus.
Wir Europäer haben eine schwere Hypothek mit all den kolonialen und imperialistischen Altlasten. Wir haben Geister beschworen, die allmählich gewachsen sind und die wir nicht loswerden, indem wir weitermachen wie bisher. Dass z.T. die Türken, also die Hälfte der Türken, einem Mann wie Erdogan nachlaufen, erinnert mich sehr daran, dass auch ein Großteil der Deutschen aus dem Gefühl der Demütigung heraus mal einem Mann nachlief, der sie dann ins Unglück führte, was aber wiederum viele nicht verstanden und dachten, die Alliierten seien es gewesen, die Deutschland kaputt gemacht hätten. Es ist immer leichter, die Schuldigen woanders zu suchen, als bei sich selbst. Das machen Islamisten heute, für die wir Westler an allem Schuld sind und das machen hiesige Nationalisten und Abendlandsverteidiger umgekehrt genau so.
Wenn das so weiter geht, werden wir alle noch unser blaues Wunder erleben.
Und dabei haben wir doch ein blaues Wunder, eine blaue Perle und Oase in der Schwärze und Kälte des Weltalls, die uns gemeinsam anvertraut ist und die wir bewahren und hegen müssen, wenn wir auf ihr überleben wollen!
LG, Micha