Autor Thema: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!  (Gelesen 47340 mal)

Offline Dr.Heizer

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Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« am: 17.06.2015 18:40 »
Der derzeitige Zustand des „Rockens“ ist gut so. Scheinbar hat sich das stete und beharrliche Rocktragen in Gegenwart meiner Frau nun ausgezahlt.

Seit dem ich ihr im letzten Jahr meine Röcke vorstellte, war das gemeinsame Rocktragen Anfangs auf Zuhause, im Garten und auch auf Spaziergänge in der Natur eingeschränkt. Wenn ich allein unterwegs war, trug ich auch öfters Rock. Also auch auf Reisen mit Auto, Bahn oder Bus. Gern ging ich auch ein Stück zum Ziel in fremden Städten zu Fuß (man will ja auch was sehen von der Welt).
Nie gab es ein Problem dabei, es waren manchmal ganz nette und auch lustige Begebenheiten, die ich in Hosen wohl nicht so erlebt hätte. Also auch mal danke an alle Mitreisenden, mit denen ich ins Gespräch kam , Busfahrer, Zugbegleitpersonal und die netten Kontrolleure der Bundespolizei für ein tolles Gespräch nach einer Personenkontrolle. Bis heute hat alles Freude bereitet mit Euch. :)

Unsere Stadt hatten wir zwar 2014 vorerst einvernehmlich zur "NoGo-Area" erklärt, doch ich habe im Mai 2015 das Auto extra mal weiter weg geparkt, damit wir hinlaufen mussten.
Sie glaubte, dass es vor der Tür steht und akzeptierte den Rock an mir, als wir gemeinsam rausgingen. Doch dann blickte sie mich nur an, als sie mitbekam, dass das Auto eben weiter weg steht und ich im Rock neben ihr selbstverständlich die Straße hinunter ging. Sie sagte: "Und Du jetzt im Rock?" Ja. Es interessiert keinen. "Und wenn Dich jemand sieht?" Dann grüße ich freundlich, wie sonst auch. Genau so tat ich es. Sie bekam mit, dass wir gegrüßt wurden wie immer und keiner fragte nach dem Rock. (Warum auch, ich gehe ja auch öfters im Rock zum Auto).  ;)
 
Langsam steigerte ich also auch in den letzten Wochen den gemeinsamen Einsatz draußen, denn das Wetter lässt es zu. Mein Ziel war, dass meine Frau bei den gemeinsamen Ausflügen und Alltagssituationen erkennt: Selbst wenn ich statt Hose einen Rock anhabe, es ist nicht anders als sonst.
Ich trage Rock voller Begeisterung für das Tragegefühl und mit einer gewissen Gelassenheit gegenüber manchen Blicken, auch einer Sensibilität für positive Signale.  Ich bin ein Mann und ich trage sowohl Rock, als auch mal Hose. Ich mit einem Rock? Ja, es wird allmählich zur Normalität. Noch nicht überall, aber immer ein bisschen mehr...

Meiner Frau war es anfangs, wenn ich mit ihr unterwegs war und dabei Rock trug, nicht so Recht. Allein wegen den vielen Menschen, die uns begegnen könnten. Sie machte sich eigene Gedanken, was andere wohl denken und vor allem sagen könnten. Das wusste ich. Noch vor Wochen hätte meine Frau sich dafür eingesetzt, dass ich im Auto bleibe, während Sie tankt oder nur schnell was aus dem Laden holen möchte. Nun ist es anders.  :)

Wir waren ja oft gemeinsam unterwegs, wenn ich einen Rock trug. Ich wollte nun auch, dass es ihr hier in unserem Ort und auch bei Freunden und Familie nichts  mehr ausmacht, wenn ich gemeinsam mit ihr im Rock unterwegs bin.

Ich steigerte langsam das Level, schaffte bewusst entspannte Gelegenheiten dafür. Einige kurze Begebenheiten aus den letzten Wochen in ihrem Beisein, bei denen sie bemerkte, Rock am Mann ist wohl nichts aussergewöhnliches:

- Fotosession für Wildblumen am Waldrand an einer belebten Straße, ich natürlich im Rock. Viele vorbeifahrende Autos. Kein Hupen, kein Unfall, kaum Blicke. Alles gut. :)

- Unterwegs mit dem Auto, an einer belebten Rastätte auch getankt. Zum Glück war viel los dort und es gab auch viele andere Menschen. Meine Frau reinigt die Scheiben, ich tanke. Keine besonderen Blicke, keine Bemerkung zum Rock, auch nicht beim bezahlen. Alles gut. :)

-zahlreiche Gespräche mit Nachbarn oder Spaziergängern am Gartenzaun, ich entweder in Longshirt oder Rock mit T-Shirt. Alles gut, keine Bemerkung dazu, auch nicht auf „Umwegen“. Dorftratsch gibt es zur Genüge, unser Garten wird auffallend oft positiv erwähnt, zu meiner Kleidung war bisher nix dabei. Alles gut!  :)

- von mir „geplanter“ Spontaneinkauf im Rock von „vergessenem“ Grillfleisch an belebtem Samstag Nachmittag im Ort, sehr belebter Einkaufsmarkt. Nix besonderes im Markt, auch nicht davor. Alles gut.  :)

- Rock getragen, als unsere Nichte zu Besuch war. Sie findet das „cool“, wir waren gemeinsam unterwegs, alles gut.  :)

- Rockoutfit unserer besten Freundin im Beisein meiner Frau „als Überraschung“ vorgeführt. Zusammen gelacht, Rock akzeptiert an mir, alles gut.  :)

- einige Verwandte besucht, kein Kommentar zum Rock, nur von meiner Schwägerin, die es gleich bemerkte. Nichts negatives, nur anfängliche Verwunderung. Alles gut.  :)

- als wir von einem Ausflug nach Hause kamen, Schulfreund auf der Straße getroffen, der mich vorher im Rock noch nie sah. Er sprach mich auf das Auto meiner Frau an, es gefiel ihm. Nicht einmal seine Tochter, die mein Rockoutfit betrachtete, machte eine Bemerkung zum Rock. Ich lächelte sie an, weil mir auffiel, dass sie scheinbar Gefallen daran fand, wie ich mich kleide. Sie lächelte zurück, nettes Gespräch, freundliche Verabschiedung, also alles gut.  :)

Neuestes gemeinsames Erlebnis in der eigenen Stadt: Einkauf im Nettomarkt in der Innenstadt. Ist nicht mein Einkaufsfavorit, doch er liegt in der Nähe. Ich mag das Ambiente dort nicht so. Doch wenn meine Frau dahin möchte, bin ich dabei. So auch ich im Rock aus dem Auto gestiegen. Ich lächle immer freundlich. Ich habe auch keine Eile, so kann ich die Reaktionen von anderen Personen wahrnehmen.
Das übliche kurze Gegucke, wenn jemand mit einen auffälligen Wagen auf dem Parkplatz vorgefahren ist. Keine besonderen Blicke, das übliche Mustern, vielleicht bin ich etwas länger angesehen worden, als andere. Doch keine Ansprache, kein Getuschel, auch nichts besonderes in der Schlange an der Kasse, obwohl ich mich da gern neben meine Frau stelle, so dass ich aus der Reihe falle. Nix, nur teils gelangweilte, teils freundliche Blicke, wie immer. Freundlicher Blickkontakt mit einer Frau hinter uns und Gespräch über ihre kleine Tochter, die in den Zeitschriften herumschaute. Alles wie immer, also alles gut.  :)

Ganz bewusst sehe ich mir auch die anderen Menschen an, denn es ist vollkommen normal, wie ich mich kleide. Mich stört es nicht, wenn auch mal ein Labberjogginghosen tragendes Frauenetwas mit gefüllter Plastiktüte in der Hand oder ein ungepflegter Typ mit Kippe im Mund  mich komisch ansieht. Das tun die auch, wenn ich in Hemd und Hose komme, weil ich lächle  :)! Diese Typen lächeln scheinbar nie. ???

Ich trage keine „dumme Sprücheshirts“, keinen wilden Farbmix. Eine gute Farbe wie blau, rot, orange, gelb zu den Nichtfarben (grau, beige, schwarz oder weiß) genügt mir meist. Zum Rock trage ich nun im Sommer einfach wahlweise ein Kurzarmhemd, ein Poloshirt oder ein T-Shirt. Auf Kniestrümpfe verzichte ich, Sneakersocken oder Füßlinge gehen ebenso gut wie feine Strumpfware oder auch gar nix im Schuh (je nach Schuh).

Also keine Verkleidung, sondern einfach nur Rock gegen Hose getauscht – fertig! Die meisten nehmen am Rock gar keinen Anstoß, denn ich trage ihn nicht, um ihn zur Schau zu stellen. Es ist nicht mein Ziel, von jedem angeguckt und angehimmelt zu werden wie ein Hahn, der mit geschwellter Brust durch seinen Garten stolziert. Ich brauche nicht von jeder Henne beguckt und begackert werden. Ich lebe einfach. Vielleicht bin ich kein Hahn, sondern ein schlauer Fuchs ;) 

Wenn meine Frau dabei ist, gibt es kaum Gespräche mit Fremden. Bin ich allein unterwegs, komme ich eher mit bisher mir unbekannten Menschen ins Gespräch. Das ist sicherlich allgemein so, denn wenn wir gemeinsam unterwegs sind, habe ich ja auch mit meiner Frau genügend anregenden und auch positiven Gesprächsstoff, ohne über meine Kleidung zu sprechen.  ;)

Also ich bin mit der Situation zufrieden: Ihre Angst ist geschrumpft. Ich trage auch Rock, wenn wir wohin gehen und sie nimmt selten Anstoß daran. Wenn schon Rock, dann hat sie auch mal den Wunsch nach diesem oder jenem Rock an mir. Sie kennt mittlerweile auch meine Lieblingsröcke und die, die sie gern an mir sieht. Manchmal ist das sogar identisch ;)

Es hat bisher keiner etwas negatives über den Mann im Rock an ihrer Seite gesagt. Rock am Mann – geht also doch! :)
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline Jo 7353

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #1 am: 17.06.2015 21:36 »
Vielen Dank für Deinen schönen Bericht über den schleichenden Abbau der Ängste Deiner Frau. Es sind vermutlich die gleichenÄngste, die wir erst überwinden mußten, bis wir uns im Rock auf die Straße trauten, und die Überwindungsvorgehensweise, die Du hier erzählt hast halte ich für vorbildlich, nicht nur um die Ängste der Partnerin, sondern auch um die eigenen Ängste zu überwinden.

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #2 am: 17.06.2015 23:26 »
Es sind vermutlich die gleichenÄngste, die wir erst überwinden mußten, bis wir uns im Rock auf die Straße trauten,
Gruß,
Jo
Hallo Jo,
man muss sich nur mal die Frage stellen, warum es Männern soviel Überwindung kostet. Meines Erachtens kostet es nur dann Überwindung, wenn man sich von allem und jeden zu distanzieren versucht. Ich hatte überhaupt keine Überwindungsängste mit dem Rock auf die Straße zu gehen, weil ich es von mir aus, so wollte.
Deinen Beitrag finde ich auch schön, Marcel.

Grüße

joelh

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #3 am: 17.06.2015 23:45 »
Hi,
Du schreibst in Bezug auf die Überwindung als Mann im Rock auf die Strasse zu gehen:
Meines Erachtens kostet es nur dann Überwindung,  wenn man sich von allem und jeden zu distanzieren versucht.
Ich habe es nicht verstanden, es klingt aber interessant. Könntest Du das evtl. etwas näher erläutern?
Wen oder was meinst Du, vor dem man sich nicht distanzieren soltel? Die Nörgler? Die stillen Betrachter mit den großen Augen? Wie sollte die Annäherung aussehen? Wie sieht eine Annäherung aus mit einer Gruppe von Leuten, die selbst keine Annäherung will, sondern nur laut prolt? Warum verschwinden dadurch die Ängste, wenn man sich nicht mehr distanziert.
Sorry, irgendwie habe ich es echt nicht verstanden:-/
LG, Joel


Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #4 am: 18.06.2015 00:31 »
Hi,
Du schreibst in Bezug auf die Überwindung als Mann im Rock auf die Strasse zu gehen:
Meines Erachtens kostet es nur dann Überwindung,  wenn man sich von allem und jeden zu distanzieren versucht.
Ich habe es nicht verstanden, es klingt aber interessant. Könntest Du das evtl. etwas näher erläutern?
Wen oder was meinst Du, vor dem man sich nicht distanzieren soltel? Die Nörgler? Die stillen Betrachter mit den großen Augen? Wie sollte die Annäherung aussehen? Wie sieht eine Annäherung aus mit einer Gruppe von Leuten, die selbst keine Annäherung will, sondern nur laut prolt? Warum verschwinden dadurch die Ängste, wenn man sich nicht mehr distanziert.
Sorry, irgendwie habe ich es echt nicht verstanden:-/
LG, Joel

Lieber Joel,

ich meine, er meint es so: Wir haben Angst, im Rock für schwul, tuntig, transirgendwas und dergleichen gehalten zu werden. Wir wollen nicht in diese Schubladen gesteckt werde, distanzieren uns also davon. Und daher rührt die Angst vor unsern Mitmenschen. Wenn es uns dagegen sch...egal ist, in welche Schublade wir gesteckt werden, wenn wir uns demzufolge von Homo- Trans- und anderen Queer-Menschen nicht distanzieren, haben wir auch keine Angst vor den Meinungen der Leute.

Habe ich Dich richtig verstanden, Rock aktiv?

LG, Michael
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androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #5 am: 18.06.2015 06:56 »
ich meine, er meint es so: Wir haben Angst, im Rock für schwul, tuntig, transirgendwas und dergleichen gehalten zu werden. Wir wollen nicht in diese Schubladen gesteckt werde, distanzieren uns also davon. Und daher rührt die Angst vor unsern Mitmenschen. Wenn es uns dagegen sch...egal ist, in welche Schublade wir gesteckt werden, wenn wir uns demzufolge von Homo- Trans- und anderen Queer-Menschen nicht distanzieren, haben wir auch keine Angst vor den Meinungen der Leute.

Habe ich Dich richtig verstanden, Rock aktiv?

LG, Michael
Guten  Morgen,
Ja genau. Die Homo-, Transphobie ist nur der kleinste Nenner, der zu überwinden gilt. Die ständige Rechtfertigung (Im inneren will man ja doch als Heterosexueller anerkannt werden) steht im Kontrast mit selbstbewussten Rocktragen oder weiblicher konnotierter Kleidung. Viele distanzieren sich von dem weiblich schwulen. Nicht ohne Grund werden hier ständig Debatten losgetreten, dass man sich nicht zu weiblich kleiden soll und so weiter. Die Leute, die keine Annäherung des weiblichen bei anderen zugestehen, sind nicht besser als die, die hier ständig blöcken. Bleib Mann, lass das sein, fass' das nicht an.  Sie haben nur die Geschlechterdefinition der Mütter übernommen oder eingeimpft bekommen. Von Frauen hört man auch oft. "Der man darf dabei aber nicht allzu weiblich aussehen. Sonst wirds peinlich" Aber auf's Beine rasieren bestehen sie wieder witzigerweiße. Meine beste Feundin findet es zum Beispiel gut. Sie formulierte es so. Es wäre schön, wenn sich mehr Männer femininer kleiden, sie sind in der Zukunft angekommen. Wir wären längst am Ziel, wenn wir die Geschlechterlehre, wie die Rassenlehre vor 90 Jahren hinter uns lassen. Weder das Geschlecht noch die Rasse sagt über uns etwas aus, wer oder wie wir sind.

androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #6 am: 18.06.2015 07:09 »
Könntest Du das evtl. etwas näher erläutern?
Wen oder was meinst Du, vor dem man sich nicht distanzieren soltel? Die Nörgler? Die stillen Betrachter mit den großen Augen?
Hallo Joel,
gegenüber den Schwulen, Transen, Travestiten, Tunten und und und.

Wie sollte die Annäherung aussehen?
In dem wir unsere strenge Kleidung endlich fallen lassen und uns nicht von Randgruppen und Frauen distanzieren.

Wie sieht eine Annäherung aus mit einer Gruppe von Leuten, die selbst keine Annäherung will, sondern nur laut prolt?
Die wenigsten sind Prolle. Selbst die halten schnell das Maul, wenn sie keinen Angrifsspunkt haben oder merken es lohnt sich eh nicht, weil er hinnimmt als schwul gesehen zu werden. Und die anderen, wie Arbeitskollegen kann man bewusst lenken und aufklären. Die meisten wollen nur eine Erklärung. In Schubladen einordnen ist aber für das Gehirn erstmal einfacher, als über zig tausende Motivationen nachzudenken.

Warum verschwinden dadurch die Ängste, wenn man sich nicht mehr distanziert.
Fühlst du nichts, wenn du Röcke trägst? Wann sind dir Röcke angenehm und ab wann nicht mehr? Genau, wenn unweigerlich die Vermutung des Phantasmas des schwulen Mannes aufkommt. Stärker dürfte die Poralisierung durch Kleider und High_Heels sein. Darum tragen das Männer nicht. Röcke gehen gerade noch so. Männlichkeit differenziert sich gegenüber dem Weiblichen, die mit schwul gleichgesetzt wird, weil es wiederum mit dem Werben von Männern zu tun hat.  Nimmst du es hin und es ist dir egal, ob du als schwul, transgendig gewertet wirst, ist es keine Distanzierung zu Anderem und zu dir selber mehr. Erst dann kannst du deine Röcke selbstverständlich überall tragen, ohne dich zu krämen.

Offline high4all

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #7 am: 18.06.2015 07:33 »
Lieber Dr.Heizer,

ich freue mich, dass Du so einen schönen Bericht von Deinem Werdegang im Rock geschrieben hast, der bestimmt mutmachend für andere Leser ist.

So ein wenig habe ich das ja mitbekommen und erinnere mich an Deine ersten Beiträge. Was für ein Unterschied zu heute.

Schade nur, dass dieser Thread schon wieder durch Grundsatzdiskussionen verhunzt wird. Ich kann verstehen, dass einige Forumsteilnehmer den Kanal voll haben und sich (teilweise) zurückgezogen haben. Aktuell ist es ein User aus Baden-Württemberg.

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Offline skirty19

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #8 am: 18.06.2015 07:55 »
Hi Dr. Heizer,
danke für Deine Mühe und den interessanten Bericht. An dem hätte ich mir vor 10 Jahren und auch heute noch eine Scheibe abschneiden können. Meine Frau hatte mich eigentlich unterstützt beim Rocktragen..."wenn Du willst mach es und geh raus und habe kein Schiss". Leider war ich nicht selbstbewusst und hatte Schiss. Dann sollte man es wirklich lassen.
Mittlerweilen bin ich übrigens geschieden woran der Rock und mein Umgang damit Hauptursache ist.
Man muss dazu stehen.
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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #9 am: 18.06.2015 08:38 »
Hallo Dr.Heizer,

vielen Dank für deinen sehr schönen Bericht. Du ist wirklich weit gekommen. Vieles erinnert mich an mein eigenes Leben mit dem Rock.

Gruß
Gregor

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Gregor

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #10 am: 18.06.2015 08:40 »
Mittlerweilen bin ich übrigens geschieden woran der Rock und mein Umgang damit Hauptursache ist.
Man muss dazu stehen.

Tut mir Leid, dass es bei dir dazu gekommen ist, und dass dein Rocktragen angeblich Hauptursache war. Hoffentlich war es das wert.

Gruß
Gregor
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Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #11 am: 18.06.2015 09:37 »
Lieber Marcel,

ich war sogar ein wenig überrascht, als ich las, dass Du erst ein Jahr Röcke trägst. Du bist in dieser kurzen Zeit ein "alter Hase" geworden, so selbstbewusst, wie Du Deinen Umgang mit Kleidung gewandelt hast. Ich denke, das kann allen Männern Mut machen, die sich in einer Situation befinden, die Deiner vor einem Jahr ähnlich ist.

Zugleich zeigt Dein Bericht aber auch, mit welchen Kämpfen auch ein selbstbewusster Mann zu rechnen hat und umzugehen lernen muss. Da ist die eigene innere Scheu, der ansozialisierten Kleidungszuordnung auf männlich und weiblich zu widersprechen und dann die Angst der eigenen Familienmitglieder, irgendwie negativ aufzufallen und von den Mitmenschen negativ beurteilt zu werden. Du hast es genau richtig gemacht, selbstsicher und freundlich Deinen Weg zu gehen und Deine Frau peu a peu mitzunehmen.

Ich denke Freundlichkeit und Selbstsicherheit bedingen auch einander. Aggression und Ungeduld und damit Unfreundlichkeit sind oft eine Folge von Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein. 

Ich hoffe, es lassen sich mehr Männer von Deinem Beispiel inspirieren!

LG (derzeit) aus OWL ins Voigtland!

Michael
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Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #12 am: 18.06.2015 10:31 »
Schade nur, dass dieser Thread schon wieder durch Grundsatzdiskussionen verhunzt wird. Ich kann verstehen, dass einige Forumsteilnehmer den Kanal voll haben und sich (teilweise) zurückgezogen haben. Aktuell ist es ein User aus Baden-Württemberg.

Es ist nicht verständlich, warum das so gemacht wird  :o Es sind auch immer wieder die Selben, die das tun. Ich möchte Hilfestellung geben, Mut machen! DAS ist auch das, was die Mehrzahl der Menschen hier suchen und finden wollen.

Lieber Dr.Heizer,

ich freue mich, dass Du so einen schönen Bericht von Deinem Werdegang im Rock geschrieben hast, der bestimmt mutmachend für andere Leser ist.

So ein wenig habe ich das ja mitbekommen und erinnere mich an Deine ersten Beiträge. Was für ein Unterschied zu heute.

LG
Hajo

Ja, es hat sich vieles entwickelt. Und dazu hatte ich genügend Zeit. Zeit auch, um darüber nachzudenken, ob ich Röcke wirklich tragen möchte.

Ja, das Rocktragen hat mein Leben nicht einfacher gemacht, doch erlebnisreicher und angenehmer. Ich habe heute ein noch stärkeres Selbstbewusstein und weiß auch: es ist nicht einfach, seine Gedanken zu überwinden, denn die größten Widersacher sitzen im eigenen Kopf. :o Ich habe meine besiegt. Die "Widersacher des Rock am Mann" (Gedanken darüber, was andere Menschen denken oder sagen könnten) bei meiner Fau haben größtenteils schon das Feld geräumt, manche bäumen sich ab und an noch auf, doch die kriegen wir auch noch klein. ;)

Ich kannte das Rocktragen nur von zu Hause, wenn meine Frau nicht da war (siehe meine persönliche Vorstellung aus 2014). "Warum" stellte ich mir die Frage, "sollte ich einen Rock nur tragen, wenn ich allein bin?" Ich überlegte lange, wie meine Frau reagieren würde. Ich besaß ja schon einige Röcke und ermutigt durch Menschen wie Gregor im Kilt und Rock, Dich in vielerlei verschiedenen Outfits und zahlreiche Berichte auch von anderen Rockträgern hier und anderswo teste ich es für mich aus. Ich zog einen Rock statt kurzer Hose an und ging einfach in die Natur und es fühlte sich gut an. Die Spaziergänger grüßten freundlich wie immer, keiner sagte etwas negatives über mich oder über den Rock an mir. So schlecht konnte es also gar nicht aussehen! ;)

Also musste ich es meiner Frau erzählen, dass ich gerne auch mal einen Rock oder Kilt tragen möchte und ich das sehr bequem finde. Ich machte eine Modenschau mit all meinen Röcken und wir sortierten aus, was gar nicht gefiel. Manche fand sie richtig gut, doch rausgehen mit mir? So? Nicht dran zu denken an diesem Tag! "Was könnten die Leute von Dir denken?"

Ja, diese Gedanken hatte ich auch, doch ich hatte durch meine zahlreichen Solo-Ausflüge in die Natur bereits Erfahrungen gesammelt. Was sie denken, weiß ich nicht, was sie sagen schon: Guten Tag! oder Hallo! sagten sie. Und freundlich wie immer! Wir unterhielten uns auch manchmal über die Natur, in der wir uns begeneten, selten über den Rock, denn ich begann das Thema nicht, wenn es die Gesprächspatner nicht begannen. So war es ganz angenehm in den ersten Ausflügen allein. Doch allein ist nicht so schön!  :'(

Deswegen war immer wieder ein kleiner geschickter Schachzug gegen die Angst im Kopf nötig und es hat sich bis heute gelohnt!  :)
Wenn es also jemand ausprobieren möchte: man nehme einen Rock oder Kilt, ziehe ihn an und wenn man sich dann selbst darin gut findet, raus damit!

Ich habe in der Natur bei Spaziergängen damit begonnen.
- Vorteil: man begenet wenigen Menschen.
- Nachteil: diese können das Outfit und den Typen darin ausgiebig betrachten.
Mit jeder Begegnung merkte ich, dass nichts, aber auch gar nichts negatives kam. Alles gut!

Eine andere Möglichkeit: beginnt in einem belebten Einkaufszentrum. Ihr müsst auch nicht in einzelne Läden gehen, dreht einfach eine Runde auf jeder Etage  des größten Einkaufcenters zu einer sehr belebten Zeit! Einfach mal rumlaufen mit dem Ziel: wenn ich dann auch im 4 Stock war, gönne ich mir ein Eis!
- Vorteil: Viele Menschen, mann kann in der Menge schnell untertauchen, wird von einzelnen nicht lange gesehen.
- Vorteil: jeder der anderen hat meist eine Einkaufsliste und besucht betimmte Läden, er achtet also weniger auf fremde Menschen, noch weniger auf deren Kleidung.
- Nachteil: man könnte auf ein paar Halbstarke treffen, die vielleicht sagen "Guck mal, ein Typ im Rock!"
- Vorteil: Ja, ein Typ im Rock und Schwupps - ist er aus dem Sichtfeld der Hallbstarken in der Menge verschwunden.

Ich manche Euch darauf aufmerksam: je mehr Menschen, desto weniger werden es überhaupt bemerken! Wenn ich heute etwas teste und Selbstbewusstein dafür benötige, gehe ich dahin, wo es möglichst viele Menschen gibt, dann ist vielleicht auch mal jemand dabei, dem es positiv auffällt und man bekommt ein Lächeln oder ein Kompliment! Das allein bestärkt noch mehr, als das Gefühl, welches man sich von Mal zu Mal selbst erarbeitet.  Seid aber nicht enttäscht, wenn es mal niemand bemerkt. Alle anderen haben auch mit sich zu tun. ;)

Ich wünsche allen viel Erfolg beim Rocken, denn im Sommer ists besonders schön!

Lieber Marcel,

ich war sogar ein wenig überrascht, als ich las, dass Du erst ein Jahr Röcke trägst. Du bist in dieser kurzen Zeit ein "alter Hase" geworden, so selbstbewusst, wie Du Deinen Umgang mit Kleidung gewandelt hast. Ich denke, das kann allen Männern Mut machen, die sich in einer Situation befinden, die Deiner vor einem Jahr ähnlich ist.

Zugleich zeigt Dein Bericht aber auch, mit welchen Kämpfen auch ein selbstbewusster Mann zu rechnen hat und umzugehen lernen muss. Da ist die eigene innere Scheu, der ansozialisierten Kleidungszuordnung auf männlich und weiblich zu widersprechen und dann die Angst der eigenen Familienmitglieder, irgendwie negativ aufzufallen und von den Mitmenschen negativ beurteilt zu werden. Du hast es genau richtig gemacht, selbstsicher und freundlich Deinen Weg zu gehen und Deine Frau peu a peu mitzunehmen.

Ich denke Freundlichkeit und Selbstsicherheit bedingen auch einander. Aggression und Ungeduld und damit Unfreundlichkeit sind oft eine Folge von Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein. 

Ich hoffe, es lassen sich mehr Männer von Deinem Beispiel inspirieren!

LG (derzeit) aus OWL ins Vogtland!

Michael

Das hoffe ich auch, denn dazu bin ich ja da! Ich habe hier seit einem Jahr auch Mut und Rat gefunden - also Rock on!

Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline skirty19

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #13 am: 18.06.2015 11:08 »
@ Gregor,
nicht das Rocktragen, sondern wie ich damit umgegangen bin..indirekt dann schon...Allerdings hat sie mir keine Chance gegeben und mich dann vor vollendete Tatsachen gestellt...sie war dann eiskalt. Gelohnt....
3 Kinder,  verlorenes Haus, finanz. Katastrophe... halt "normale " Scheidung.Das ist fast wie wenn man eine Mutter frägt ob sich der Tod ihres Sohnes im Krieg gelohnt hat....  :-\  was ich damit sagen will manche Dinge kann man nicht mit gelohnt oder nicht bewerten ..man wird so oder so nicht mehr froh!
VG

androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #14 am: 18.06.2015 18:54 »
3 Kinder,  verlorenes Haus, finanz. Katastrophe... halt "normale " Scheidung.Das ist fast wie wenn man eine Mutter frägt ob sich der Tod ihres Sohnes im Krieg gelohnt hat....  :-\  was ich damit sagen will manche Dinge kann man nicht mit gelohnt oder nicht bewerten ..man wird so oder so nicht mehr froh!
VG
Hallo Skirty,
Warst du nicht Hauseigentümer? Tja, du bist nicht der einzige Mann, dem es so geht. Die feministische Überberzugung ist gerade richtig am brodeln, bei den Männerrechtlern, wie man im Netz lesen kann. Besonders in Österreich dürften die Männer Nase voll haben. Als Mann bist du angearscht, wenn es um Frauen geht. Darum nehme ich das runtergebete, "Ich bin froh, ein Mann zu sein" nicht mehr wirklich ab. Es gibt nichts mehr, wofür es sich lohnt, ein Mann zu sein.


 

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