Wann ist ein Argument ein Argument?
Der Hinweis vom Berliner Kerl, dass bei den Römern wärmende Kleidung erst sehr spät aufkam, ist richtig - ob es deswegen vorher vielleicht wärmer war, ist erstmal eine Hypothese, die zu überprüfen ist, denn vielleicht hat das ja weniger mit einer Wetteränderung zu tun, als vielmehr mit den Gebieten und ihrer geographischen Lage, die erobert wurden.
Tatsächlich kam erst wärmende Kleidung auf nachdem immer mehr winterkalte Gebiete nördlich der Alpen erobert wurden. Ein Zusammenhang mit Wetteränderungen ist damit in dieser Zeit fraglich. Ein Beweis ist das aber auch noch nicht.
Genauer wissen wir es erst mit Analysen von Material aus der römischen Zeit, dessen Eigenschaften sich durch Temperatur ändert - also z. B. von Gletschereis, das sich damals gerade aus Schneekristallen bildete, die just in dem Moment herunter rieselten.
Ob und wann Wetteränderungen oder gar Klimawandel vorlagen, dass wissen Meteorologen sehr genau, weil sie Eiskerne aus Gletschern der letzten etwa 800.000 Jahre auswerten. Für diesen Zeitraum wissen wir exakt wie schnell oder langsam das Gletschereis wuchs und wieviel CO2 die eisbildenden Kristalle enthalten haben. Man muss das Eis nur Schicht um Schicht auftauen und nachmessen. Das ist wie mit den Baumringen, deren Breite und wechselnde Zusammensetzung den Biologen Informationen über das Wetter für jedes Jahr geben.
Übrigens werden die in Eiskernen gefundenen pflanzlichen Pollen auch untersucht. Durch die forensische Untersuchung der Pollen auf Ötzis Kleidung kann man sogar sagen, zu welcher Jahreszeit der durch welche Täler gewandert ist, weil bestimmte Pollen zu Pflanzen gehören, die nur in bestimmten Höhenlagen wachsen und zu bestimmten Jahreszeiten blühen. Wenn dann die unterschiedlichen Daten der Meteorologen und Biologen noch zum gleichen Ergebnis führen, dann nähern wir uns allmählich einem Beweis.
Es gibt durch die Analysen von Gletschereis eine vollständige Temperatur- und CO2 -Kurve für einen sehr langen Zeitraum. Wenn man die nun abgleicht mit den Einflüssen, die sich aus den Wirkungen durch die eliptische Flugbahn der Erde, und deren Anstellwinkel zur Sonne ergeben, und rausrechnet, dann bleibt ein Klimawechsel übrig, der genau da beginnt, wo es einen CO2-Anstieg gab, der mit dem Beginn der industriellen Revolution zusammenfällt. Ein Zufall? Die Mathematiker sagen nein - weil sie Fehlerrechnung gemacht und das Signifikanzniveau bestimmt haben. Wir haben somit von drei unabhängigen Fachdisziplinen (Meteorologie, Biologie und Mathematik), die mit unterschiedlichen Methoden arbeiten, trotzdem übereinstimmende Ergebnisse. Wenn wir jetzt noch den neueren Teil der Daten vergleichen mit den Daten der Wetteraufzeichnung, die in Preußen vor 150 Jahren begann, dann kommen wir zum vierten Mal auf nun vier unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ergebnis. Sowas hätte vor Gericht verdammt hohe Beweiskraft.