In den vergangenen zwei Jahren hatte ich in unregelmäßigen Abständen mit einem Psychologen und Psychotherapeuten zu tun. Da unsere Zusammentreffen aufgrund meines Fachgebiets und nicht seines stattfanden, haben wir bislang nur wenig miteinander gesprochen, bis letzte Woche.
Als ich kam, fiel mir schon auf, dass er offensichtlich mehr Zeit (eingeplant?) hatte, mir direkt einen Kaffee anbot und scheinbar Redebedarf hatte.
Nach ein paar sprachlichen Pirouetten sprach er mich darauf an, dass ich wohl zweimal oder dreimal eine "Art Kleid" (natürlich war es eins, was sonst?) getragen hätte.
Das hatte ich bereits vergessen, es war nicht relevant für mich. Sonst, wie auch in der vergangenen Woche, trug ich Hosen.
Er fragte mich direkt nach den Gründen, weil er das nicht einordnen könne. Er hätte wohl auch Jugendliche, die wegen einer Transsexualität bei ihm in Behandlung wären, ich würde aber ganz anders auf ihn wirken.
Ich erklärte ihm, dass mich ausschließlich Hosen zu tragen langweilen würde, Kleider gerade im Hochsommer luftiger wären , und es mir manchmal Spaß macht, Leute zum Nachdenken zu bringen. Ausserdem versuchte ich ihm klar zu machen, dass es für mich nichts mit weiblich zu tun hätte, eine Erweiterung der Männergarderobe sei und ich mich in meiner männlichen Haut wohlfühle.
Er wollte mich auch nach einer Viertelstunde, während in der ich geglaubt hatte, er hätte es verstanden, dann plötzlich darauf festnageln, dass ich an manchen Tagen aus einem tiefen inneren Gefühl heraus ein Kleid tragen 'müsse'.
Ich war offensichtlich nicht in der Lage, ihm den Sachverhalt für ihn verständlich zu erklären. Das nächste Mal komme ich auf jeden Fall in Rock oder Kleid.
Mal sehen ob es ein schwieriger Fall wird.
Ich dachte immer, das Therapeuten zuerst unvoreingenommen an Themen herangehen sollten, wenn ich bedenke, dass er nach eigener Aussage auch Jugendliche wegen Transsexualität als Patienten hat, dann stimmt mich das mehr als nachdenklich.
Cephalus