Autor Thema: Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?  (Gelesen 21508 mal)

Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #135 am: 17.01.2024 23:25 »
Und für meine Person kann einfach sagen, ich habe überhaupt nichts gegen dunkelhäutige Menschen, solange sie mir auf Augenhöhe begegnen. Ich habe immer Dunkelhäute Schauspieler cool gefunden. Denzel Washington, Will Smith, Phillip Michael Thomas, Samuel L. Jackson, Morgan Freeman, Djimon Hounsou usw.               Und bis ich 20 Jahre alt war habe ich in echt keinen gesehen, kannte solche Menschen nur aus dem Fernsehen oder Kino. Ein "Neger" war vor 35 Jahren für mich vor allem die Bezeichnung für Mixgetränk aus Cola und Weizenbier. Kein Mensch dachte sich etwas böses wenn jemand an "Nega" und a "Zigeina" bestellte. Heutzutage wäre man dann ja fast schon ein Nazi. Und das stört mich. Ebenso dass man keine Rastafrisuren oder ethnisch andere Kleidung tragen sollte. Früher fand man das cool. Und ich fand die Rastas einer rotaarigen Frau  wunderschön. Gerade an meinem jetzigen Arbeitsplatz sehe ich oft junge Leute, mit gewagtem modischen Stilen. Am Anfang fiel mir ein junger Mann auf der schwarze Rastalocken hat, der einen sehr breiten niederbairischen Dialekt spricht. Es stellte sich heraus das er in Bogota geboren ist und sowohl bayrische als auch bolivianische Vorfahren hat. Was darf der jetzt?

Zurück zur Politik der Sprachgestaltung, ich fühle mich nicht wohl mit der aufgesetzten, verordneten neuen Moral. Ich selbst habe in meinem ersten Roman einen dunkelhäutigen Protagonisten: Fürst Xitro, den König der Drachenreiter. Ich habe ihn damals als "Mohr" bezeichnet. Und wen ich noch eine Neuauflage mache, dann werde ich es so belassen. Ich nehme die Menschen so wie sie mir begegnen, selbst einige (behinderte) Betreute besuchen mich immer wieder bei mir im Büro, einfach mich zu umarmen. Und dabei habe ich mit ihrer Betreuung nichts zu tun, ich arbeite ja in der Verwaltung. Wenn ich Mails an alle Kollegen verschicke unterlasse ich es zu gendern, weil ich weiß dass gerde das viele Frauen das nicht gut finden. Ich kaufte gerne Zigeunersauce, da hatte ich eher die romantische Vorstellung davon wie ein frei lebender Mensch mit bunter Kleidung und einem bunt bemalten Wagen sein Fleisch grillt und dazu so eine pikante Soße verwendet. Was ist daran in irgend einer Weise verwerflich??
Ich hab auch noch nie gehört dass man beispielsweise das englischsprachige "Gipsy" irgendwie meiden muss. Oder dass es in anderen Sprachen solche Regulationversuche gibt. Seltsam.
Übertraägt da jemand fremde Konflikte auf Deutschland? Vielleicht aus den USA? Dort wanderten die Dunkelhäutigen Menschen in ganz anderen Umständen ein. Und ist heute ein WillSmith unterdrückt oder ein Barrack Obama?

Das mit kann ich leben, zumal ich nicht betroffen bin von Bezeichungen wie "Neger" oder "Zigeuner". Wäre ich betroffen, würde ich aber sicher anders denken. Ich stelle mir mal vor, Europa sei afrikanisch kolonisiert worden und wir über Jahrhunderte ausgebeutete Weiße würden als "Bleichgesichter" bezeichnet werden, so wie wir es von den Inigenen Nordamerkas gegenüber den euroamerikanischen Eroberen kennen, nur dass wir dann keine Eroberer, sondern Eroberte wären. Oder eine nomadische Lebensweise sei normal und die sesshafte den Nomaden suspekt und sie würden uns z.B. als "Sitzgauner" bezeichnen. Sicher würde ich dann anders denken.
Und Du?

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Offline Skirtedman

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #136 am: 17.01.2024 23:28 »
Wenn sich z.B. ein sogenannter Zigeuner dazu äußern würde, ob er sich durch den Begriff "Zigeunersoße" verletzt oder geehrt fühlt oder ob es ihm egal ist, dann können wir uns eventuell ein Urteil erlauben und erforderlichenfalls handeln. So lange das nicht der Fall ist, sollten wir uns mit hanebüchenen Gedankenkonstrukten und Gutmenschengehabe zurückhalten.

Da muss es wohl schon hinreichend Fälle gegeben haben.

Dies nur ein Beispiel. Ich weiß selber nicht, wie Zigeuner überhaupt zu dem Begriff Zigeuner stehen. Es braucht mir hier auch keiner mit Lehrbuch-, Zeitungs- oder Fernsehwissen versuchen zu erklären.


Dann hilft nur, dass Du Dir das selbst erfragst. Du kannst es aber mit Sicherheit ja auch erfühlen.

Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #137 am: 17.01.2024 23:36 »
Wenn sich jemand durch den Begriff verletzt fühlt und man es trotzdem weiterhin nutzt, dann halte ich das schon für ignorant und zeigt mir, dass es dem Gegenüber an Empathie und Verständnis fehlt.

Wenn sich z.B. ein sogenannter Zigeuner dazu äußern würde, ob er sich durch den Begriff "Zigeunersoße" verletzt oder geehrt fühlt oder ob es ihm egal ist, dann können wir uns eventuell ein Urteil erlauben und erforderlichenfalls handeln. So lange das nicht der Fall ist,

Aber das ist doch längst der Fall. Zumindest habe ich mal einen Vortrag von Roma gehört, die genau das kritisiert haben. Klar, so ein Vortrag fand vor Ort statt und ist nicht im Internet abrufbar.

LG, Micha
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Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #138 am: 17.01.2024 23:38 »
Wenn sich z.B. ein sogenannter Zigeuner dazu äußern würde, ob er sich durch den Begriff "Zigeunersoße" verletzt oder geehrt fühlt oder ob es ihm egal ist, dann können wir uns eventuell ein Urteil erlauben und erforderlichenfalls handeln. So lange das nicht der Fall ist, sollten wir uns mit hanebüchenen Gedankenkonstrukten und Gutmenschengehabe zurückhalten.

Da muss es wohl schon hinreichend Fälle gegeben haben.

Dies nur ein Beispiel. Ich weiß selber nicht, wie Zigeuner überhaupt zu dem Begriff Zigeuner stehen. Es braucht mir hier auch keiner mit Lehrbuch-, Zeitungs- oder Fernsehwissen versuchen zu erklären.


Dann hilft nur, dass Du Dir das selbst erfragst. Du kannst es aber mit Sicherheit ja auch erfühlen.

Ich habe es von Roma gehört, dass sie diese Bezeichnung als Beleidigung empfinden. Sicher gilt das nicht für alle. Aber sollte man jetzt jeden einzelnen frage, ob man ihn "Zigeuner" nennen darf?

LG, Micha
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Offline JoHa

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #139 am: 17.01.2024 23:39 »
Ich habe in Solingen ein Haus besessen, in dem viele Nationen vertreten waren als Fortbildungsgäste an Metallfachschulen. Eines Nachmittags, wir saßen beim Tee, kam mein jüngerer Sohn auf meinen Sitznachbarn zu und fragte: "Bist du Neger?" Der lachte und fragte: "Siehst du das nicht?"
Im anschließenden Gespräch kam heraus, daß die "Neger" aus französisch kolonisierten Gebieten ganz anders auf den Begriff reagierten als diejenigen, die dem anglo-amerikanischen Bereich entstammten.
"Negre" und "Nigger" trennen Welten.
Die einen waren stolz auf ihre afrikanische Negritude, die anderen fühlten sich mit Nigger beschimpft.
Seit diesem Erlebnis sehe ich die Vermeidung des "N-Wortes" als Folge des US-Kulturimperialismus an.
Nicht Johannes. Joachim!

Offline MAS

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« Antwort #140 am: 18.01.2024 00:43 »
Letztes Jahr hat ein Jazzmusiker darauf bestanden, den Begriff Zigeuner, zumindest was seine Musik angeht, weiter zu verwenden. Meines Wissens war es jemand aus der Familie von/um Schnuckenack Reinhardt.

Ich sage ja, dass nicht alle diese Bezeichnung ablehnen. Auch manche Leute von Farbe bezeichnen sich als "Nigger" und auch Asatruar als "Heiden" oder "Pagane".

Jetzt ist halt die Frage: Nach wem soll man sich als Nichtbetroffener richten: Nach denen, die gerne so bezeichnet werden wollen, wie sie sich selbst bezeichnen oder nach denen, die sich auch mit einer Fremdbezeichnung identifizieren?

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Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #141 am: 18.01.2024 02:21 »
Sehr verehrter Zwurg:
„Mittlerweile befinden sich …FDP... und CSU soweit am politisch linken Rand.“
Die FDP, das Callgirl der Industrie und insbesondere des Porsche-Konzerns (lies im Internet über Lindner und Porsche nach. Nee: laß es, denn das ist sowieso alles Fake aus der linksversifften, gleichgeschalteten Medienlandschaft, gelle?)
Eine Partei mit dem Rechtspopulisten Söder als Vorsitzenden am linken Rand. Ich lache mich schlapp. Biete diesen Joke doch dem Nuhr an, vielleicht bezahlt er dir ´ne müde Mark dafür.
Woher hast du das Gerücht über die Abschaffung der Berufsunfähigkeitsrente? Ist womöglich deinem ansonsten überaus scharfen Auge vielleicht entgangen, daß beide, sowohl die Berufsunfähigkeits- als auch Erwerbsunfähigkeitsrente abgeschafft und durch eine, nämlich die Erwerbsminderungsrente, ersetzt worden sind?
Wenn du illegale Maßenmigration verortest, bin ich beruhigt: in Maßen, also maßvolle Migration. Oder meintest du Massenmigration mit Doppel-s statt ß?
„...ich spreche Deutsch (Dialekt) und schreibe Deutsch (hab erst neulich wieder ein Kompliment für meine Romane bekommen).“ Bescheidene Frage: hat die Bezahlung des Verlagskorrektors, der sicher sehr, sehr viel Arbeit gehabt hat, nicht die Höhe deiner Tantiemen überschritten? Noch ´ne Frage: wie heißen deine Romane? Mein Krampf (selbstverständlich als Schilderung gesundheitlicher Befindlichkeiten oder so)?
In welcher Realität oder welchem Staat lebst du deiner Wahrnehmung nach?

Sehr verehrter Lars:
„… die … beleidigten und denunzierten, die sich nicht der Gen-Therapie mittels Spritze unterzogen haben“
Ich werde mir immer sicherer: manchen hier im Forum (ich nenne ganz bewußt keine Namen, um nicht wieder gerechtfertigte Schelte zu bekommen) könnte kein größeres Glück widerfahren als eine Gentherapie.
 

Lieber Micha: verzeihe, wenn ich Dir widerspreche, aber bei deinem Teilsatz („...Sonst wären Strauß ... auch keine Demokraten gewesen“) bin ich nicht dáccord: Meiner Meinung war Strauß Zeit seines Lebens Altnazi (nationalsozialistischer Führungsoffizier: von denen ist garantiert niemand zwangsverpflichtet gewesen) und ist es auch nach `45 geblieben. Er war Rassist (siehe seine Rede zur Verteidigung der Apartheid in Südafrika), ebenso Zeit seines Lebens enger Freund von Diktatoren und evident korrupt bis ins Mark. Übrigens: einem solchen Drecksack post mortem die Ehre zu erweisen, einen Flughafen nach ihm zu benennen, kann m. E. auch nur in Bayern geschehen.

Lieber Yoshi:
Ich halte Deine Beiträge stets für lesens- und nachdenkenswert. Gut, Leute wie Dich im Forum zu haben! Auch deinen Post bzgl. korrekter Ausdrucksweise für Leute anderer Kulturen bzw. Hautfarben teile ich vollinhaltlich.
Aber da du den, soweit ich weiß international üblichen, Ausdruck „People of colour“ kommentarlos zitierst hast: ich finde, daß dieser Begriff, wie übrigens viele aus der politisch-korrekten Ecke, z. B. Mitbürger (jemand ohne deutsche Staatsangehörigkeit kann staatsrechtlich kein Bürger dieses Landes sein und daher auch kein Mitbürger) im Grunde totaler Blödsinn ist, geboren aus dem Bedürfnis, „pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb“ unter Ausschaltung des Verstands, soweit existent.
Meine Begründung dafür lautet schlicht: People of colour als Bezeichnung für dunkelhäutigere Leute verlangt als logischen Umkehrschluß die Verneinung von Farbe für Weiß! Für die „pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb“-Fraktion ist Weiß also keine Farbe, oder wie? Dabei ist Weiß, soweit ich weiß (kleine Wortspielerei, Entschuldigung) die Gesamtheit aller Farben.
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Offline Zwurg

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #142 am: 18.01.2024 07:07 »
Hallo Morle,

Ich muss sagen, deine Art zu schreiben finde ich beleidigend. Ich greife hier niemand persönlich an. Niemals.
Du kennst mich nicht. Du kennst auch meine Werke nicht. Mag sein dass ich kein Profi Autor bin, dennoch lasen viele Menschen meine Bücher mit Vergnügen. Du wirst das eben niemals tun. Hast du jemals einen längeren literarischen Text geschrieben?

Und natürlich gebe ich einem Forumstext niemals die Aufmerksamkeit, las einem Text den ich drucken lassen möchte.

Es gibt verschiedene Meinungen und verschiedene Menschen, sogar in politischen Parteien. Das muss man akzeptieren, wenn man miteinander diskutiert.

Nur weil andere Menschen andere Meinungen haben, als du brauchst du sie nicht Niveaulos über sie herziehen.


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« Antwort #143 am: 18.01.2024 08:13 »
Zitat
Aber da du den, soweit ich weiß international üblichen, Ausdruck „People of colour“ kommentarlos zitierst hast: ich finde, daß dieser Begriff, wie übrigens viele aus der politisch-korrekten Ecke, z. B. Mitbürger (jemand ohne deutsche Staatsangehörigkeit kann staatsrechtlich kein Bürger dieses Landes sein und daher auch kein Mitbürger) im Grunde totaler Blödsinn ist, geboren aus dem Bedürfnis, „pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb“ unter Ausschaltung des Verstands, soweit existent.

Das stößt mir sauer auf, lieber Morle.

Wenn hier mit mir lebende Menschen, die zufällig keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, keine Mitbürger sind, was sind sie dann?

Die Bezeichnung "Bürger" hat m.E. nichts mit der Staatsangehörigkeit oder Herkunft zu tun. Die Leute, die in unserer Stadt leben, sind Bürger dieser Stadt. Die Menschen, die in meiner Straße wohnen, sind meine Mitbürger. Weil sie mit mir in dieser Straße wohnen. Die Frage nach dem Pass passt hier nicht.
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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #144 am: 18.01.2024 10:18 »
Hier konkurrieren Umgangssprache und Gesetz:

Juristisch sind nur Deutsche ab (16?) 18 Jahren Bürger.

Wer sich ohne juristische Notwendigkeit dieser Definition bedient...  ::)

Was bleibt sind Mitmenschen :)

Offline Yoshi

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #145 am: 18.01.2024 10:41 »
Wenn sich z.B. ein sogenannter Zigeuner dazu äußern würde, ob er sich durch den Begriff "Zigeunersoße" verletzt oder geehrt fühlt oder ob es ihm egal ist, dann können wir uns eventuell ein Urteil erlauben und erforderlichenfalls handeln. So lange das nicht der Fall ist, sollten wir uns mit hanebüchenen Gedankenkonstrukten und Gutmenschengehabe zurückhalten.
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Wenn man dieser Logik folgt, dann dürfte ich ja alles sagen. Ich betrachte jetzt mal die Sachlage aus Lars' Hypothese:
Lars mit seinen Kleideroutfits dürfte ich dann als "Tunte" bezeichnen. Es wäre "hanebüchen" und "gutmenschlich" zu glauben, dass er sich beleidigt fühlen könnte. Ich habe schon Interviews von Berliner Drag Queens gesehen, die "Tunte" als positive Selbstbezeichnung genutzt haben und ihre Kleider "Tuntenfummel" nennen. Demnach müsste man Lars erst mal selbst fragen, wie er das empfindet, bevor ich mir ein Urteil über diese Begriffe bilde und ich brauche dafür auch keine Artikel, die mir beschreiben, dass "Tunte" womöglich abwertend gemeint sein könnte. Solange er sich nicht davon distanziert, darf ich das zu ihm sagen. Schließlich könnte er sich sogar "geehrt" fühlen.

Aber da du den, soweit ich weiß international üblichen, Ausdruck „People of colour“ kommentarlos zitierst hast: ich finde, daß dieser Begriff, wie übrigens viele aus der politisch-korrekten Ecke, z. B. Mitbürger (jemand ohne deutsche Staatsangehörigkeit kann staatsrechtlich kein Bürger dieses Landes sein und daher auch kein Mitbürger) im Grunde totaler Blödsinn ist, geboren aus dem Bedürfnis, „pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb“ unter Ausschaltung des Verstands, soweit existent.
Meine Begründung dafür lautet schlicht: People of colour als Bezeichnung für dunkelhäutigere Leute verlangt als logischen Umkehrschluß die Verneinung von Farbe für Weiß! Für die „pip, pip, pip, wir haben uns alle lieb“-Fraktion ist Weiß also keine Farbe, oder wie? Dabei ist Weiß, soweit ich weiß (kleine Wortspielerei, Entschuldigung) die Gesamtheit aller Farben.

Ja, der Begriff "People of Color" wird kritisiert, weil die anderen Hautfarben ja ebenfalls "Colours" sind, was ein nachvollziehbarer Kritikpunkt ist. Allerdings kommt der Begriff nicht aus der "politisch-korrekten" Ecke und ist keine Erfindung von linken Szenen. Der Begriff geht wohl auf die Sklavenzeit zurück, in der freigelassene Sklaven als "Free People of Color" bezeichnet wurden. Die Black Panther-Bewegung in 60ern hat diesen Begriff dann in ihrem Kampf gegen die Unterdrückung ihrer Community genutzt. Martin Luther King nutzte die Bezeichnung leicht abgewandelt "Citizen of Color" in seinen Predigten. Er ist gar nicht mal so neu.

Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #146 am: 18.01.2024 17:38 »
Danke für die Zusatzinformationen, Yoshi.
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Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #147 am: 18.01.2024 17:52 »
Ich möchte nicht verantwortlich sein für eine evtl. entstehende Gastritis, lieber Hajo, aber um Deine Frage, sofern sie nicht nur rhetorisch gemeint war, zu beantworten: in Deutschland lebende Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind, da keine Mitbürger, eben Mit m e n s c h e n. Das mag anfangs vielleicht etwas seltsam klingen, aber, wenn ich mir die Argumentation von Gender-Sprech-Bewegten zu eigen mache: mit der Zeit wird sich die Gesellschaft daran gewöhnen, wie an so viele zuerst seltsam klingende Begriffe.
Ich gebe Dir recht: alle die in derselben Stadt Wohnenden sind meine Mitbürger, aber das beschränkt sich eben auf die Kommune bzw. Gebietskörperschaft. In der Stadt, in der ich wohne, bin ich qua fehlender Staatsangehörigkeit zwar Mitbürger dieser Stadt, aber in meinen Augen generell bzw. auf das Land bezogen eben nicht – und ich fühle mich nicht im Geringsten diskriminiert. Wenn ganz allgemein von „unseren Mitbürgern“ gesprochen wird, ist das eine sehr unscharfe bis hin zu schlichtweg falsche Bezeichnung.

Abgesehen davon verstehe ich immer noch nicht, wieso Dir das sauer aufstößt. Was findest du herabwürdigend, diskriminierend daran, Mitmenschen, die nicht Deutsche sind, nicht als Mitbürger zu bezeichnen? Ist Mitmensch etwa ein diskriminierender Begriff? Wäre nett, wenn Du mir auf die Sprünge helfen könntest.
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Offline JoHa

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #148 am: 18.01.2024 21:50 »
Liebe Leute,
um das ganze weiter zu vertiefen: Ist nicht schon die Vorsilbe "Mit"mensch, "Mit"bürger diskriminierend, weil herablassend? Hat für mich den Geruch von Anno 1933, Genosse oder Volksgenosse.
Seid mir gern böse, aber ich empfinde das so.
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Offline Skirtedman

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #149 am: 19.01.2024 00:37 »
Häää???

Also ganz ehrlich, alleine die Vorsilbe "Mit-" drückt etwas völlig anderes, ja auf irgendeiner - vielleicht auch ungewohnter - Ebene integrierendes aus!!!


 

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