Hallo zusammen,
die Frage nach der Ästhetik, mal anders formuliert. Offenbar gibt es ja sehr missverständliche Interpretationen des Begriffs, meist wird er in Verbindung mit Schönheit gesehen (umgangssprachlich). Die Frage ist aber so nicht gemeint. Vordringlich geht es nicht um das Schöne, sondern um ein harmonisches Zusammenspiel der aufeinander treffenden Komponenten, und die Komponenten sind nur nicht die Kleidungselement, sondern auch die innere Einstellung und die Wirkung auf die Außenwelt.
Wir machen uns als rocktragende Männer besonders, heben uns ab. Also gehe ich davon aus, dass wir ein Bewusstsein davon haben, was wir tun. Richtig?
Wir entdecken in der Damenbekleidung eine unendliche Vielfalt und Fülle an Formen, Farben, Mustern. Davon wollen wir gern profitieren und greifen uns dort Elemente heraus, die uns gefallen. Richtig?
Da taucht das Wort "gefallen" auf, nebenbei bemerkt aber trotz notwendig: das "Gefallen" ist ein subjektives, individuelles Erlebnis. Gefallen kann irgendein Gegenstand, weil man ihn schön findet, gefallen kann aber auch irgendwas, weil man es potthässlich findet, aber es trotzdem einen gewissen Reiz hat. Entsprechend die Palette des Worts Stil von schön bis potthässlich mit undendlich vielen Varianten dazwischen.
1. Wer sich keine Gedanken macht, zieht das an, was alle Welt anzieht. Wer als Mann keinen Anlass hat, mal über Kleidung nachzudenken, wird immer eine Hose tragen und ein Rock wird jenseits seiner Vorstellungskraft liegen.
2. Wer sich Gedanken über Kleidung macht, entdeckt dabei auch die spielerische Variante, will sich über Kleidung mitteilen und ausdrücken, will ein Statement setzen. Das ist die eine ästhetische Komponente, die ich meine. Warum greift ihr zu dem Rock und nicht einem anderen mit anderem Schnitt, anderer Farbe, anderem Muster, anderem Material? Warum lieber Kleid als Rock oder umgekehrt? Warum alles andere, was ihr tragt? Ja, weil es gefällt, weil es bequem ist. Aber warum gerade die Vorlieben, die ihr habt, und was möchtet ihr genau damit ausdrücken? Mit einem Anzug ist Seriosität verbunden, mit einer Burka Religiosität, wenn man Horror vermitteln will, unterstützt einen eine Mönchskutte oder als Mann ein Minirock ohne was drunter usw.
3. Jede Art der Kleidung (zumal die nach Punkt 2) hat eine Außenwirkung, ganz nach dem Motto Kleider machen Leute. Da ist auch die Frage: was empfinden die anderen Leute als schön, als häßlich, als ansprechend, als gefällig, als neutral, als unschön? Das ist die andere ästhetische Komponente, die ich meine. Wie kann man hier auf das Bild der Leute einwirken?
Zumindest sehe ich erstmal diese Optionen (neben vielen anderen):
a) Der Welt gar nichts vermitteln wollen, obwohl man ja Signale setzt.
b) Durch Rocktragen der Welt vermitteln, dass auch ein Mann einen Rock anziehen kann.
c) Der Welt durch auffälliges Auftreten vermitteln, dass man sich gegen die herrschenden Kleiderregeln stellt.
d) Oder sich so auffällig kleiden, dass die Welt erschreckt wird und denkt, Schuster bleib bei deinen Leisten und bloß keinen Mann im Rock sehen möchte.
Und genau darum geht es mir eigentlich:
- Was ist es, was euch gefällt? Und warum? Oder warum nicht?
- Was für ein Statement wollt ihr mit eurer Kleidung ausdrücken?
- Harmonisiert die Zusammenstellung der Kleidung zum Statement?
- Was wollt ihr auf welche Weise der Welt mitteilen?
- Welche Wirkung wollt ihr wie erreichen?
Lassen wir einfach erstmal die Frage beiseite, ob wir die intendierte Wirkung wirklich erreichen. Wir können ja ohnehin nur drüber spekulieren, weil wir es meistens nicht wissen. Und bei direkten Reaktionen, bei einer direkten Ansprache? Selbst da wissen wir nicht wirklich, ob sowas ehrlich oder lediglich höflich gemeint war.
Gruß Matthias