Hallo Nico,
Ich glaube, da spielen noch andere Faktoren rein und nicht nur, ob etwas feminin ist. Es gibt genügend andere Dinge, die als feminin gelten und von Männern getragen werden.
Da fällt mir jetzt ehrlich gesagt nicht viel ein, außer skinny Jeans und mit denen tun sich die meisten Männer ja auch eher schwer. Auf was spielst du denn an?
Ein Grund ist, dass Dameneröcke oft erotisch geschnitten sind udn weichen Stoff haben.
Stimmt. Das ist oft der Fall - aber nicht immer. Es gibt ja bspw. den schon angesprochenen Cargorock, der einer kurzen Jeans sehr ähnlich ist und dem alle sonstigen femininen Aspekten fehlen - außer dass es eben ein Rock ist. Aber auch der hat keine Chance bei den Männern. Möglicherweise hätte er bessere Chancen als femininere Röcke, aber der Mann an sich zieht ja einen Rock generell nicht in Betracht. Gut, das wäre dann wieder der Punkt, an den ein entsprechend vermarkteter spezieller Männerrock für das "in Betracht ziehen" sorgen könnte, aber das wäre dann in den allermeisten Fällen wohl nur ein Katalysator: Ich kann mir schon vorstellen, dass beim Anblick eines Männerrocks viele gedacht haben "Ok, interessant, das könnte ich doch auch mal probieren..", dann aber das Thema in Anbetracht der Preise sofort wieder fallen gelassen haben. Vielleicht brauchen wir ja keinen Designer-Männerrock, sondern einen preiswerten, alltagstauglichen Männerrock. Vielleicht sind Kuratle und Anderslandinger einfach an ihren Preisen gescheitert bzw. konnten deshalb nie eine entsprechende Marktdurchdringung erreichen. Vielleicht brauchen wir den Männerrock für 14,99 bei Aldi auf dem Angebotstisch und keine Designerröcke.
Offenbar sind es mehrere Aspekte, die den Mann vom Rock abhalten, nicht nur die feminine Prägung. Man kann ja mal anders herum fragen: Wo funktioniert es denn? Wo zieht Mann freiwiillig einen Rock an? Da fällt mir als erstes die Brauerei ein. Warum? Marketingaktion, ist kühler, kostet nichts. Dann die Bahn: Warum? Ist kühler, kurze Hosen sind nicht erlaubt, kostet nichts. Also immer dort, wo es praktische Vorteile hat, nichts kostet und der Mann es nicht alleine macht, sondern im Rahmen einer Aktion oder Gemeinschaft.
Logische Konsequenz, wenn wir den Männerrock etablieren wollen: Wir stellen uns bei 30 Grad in Heidelberg in die Fußgängerzone und machen eine Aktion, bei der wir den Männern den Rock schenken, wenn sie ihn gleich anziehen.
Männerröcke sind für viele nicht ansehnlich oder vom Tragegfühl etwas schwer, dass sie lieber bei kurzen Hosen bleiben.
Das wäre auch kein Problem: Gummibund, leichterer Stoff, fertig.
Ich sehe deutliche Unterschiede von Männerröcken zu DAmenröcken. Dameröcke sind tulpenförmig geschnitten, um Po und Beine zu betonen. Männerröcke sind weniger figurbetont und haben einen Lumberjack ähnliche Stil enthalten, der den Blick von Beinen vermutlich weglenken soll.
Ja, und vielleicht ist das ja der Grund, weshalb sie nicht funktionieren? Ich stelle mal eine Theorie auf: Ein Mann, der sich auf einen Rock einläßt, hat bereits einen Teil seiner weiblichen Seite freigelassen. Die weibliche Seite mag aber keine Röcke, die wie ein Sack aussehen, sondern etwas, das hübsch aussieht. Womit die männliche Seite wieder nicht zurechtkommt und das war's dann für den Rock. Vielleicht muss der Mann erst einmal überhaupt lernen, dass er eine weibliche Seite hat, die sich ausdrücken will.
Mit einem Kilt dürften die wenigsten Probleme bekommen, Es mag für den ersten Blick ungewöhnlich sein.
Aber der Kilt hat genau die Probleme, die du oben genannt hast: Zu schwer, derber Stoff, unpraktisch. Für einige wenige ist er imho deshalb eine Option, weil er für Männer gesellschaftlich legitimiert ist und ein "bist du Schotte?" weniger peinlich ist, als ein "bist du schwul?"