Lieber Holger,
dass es bei nur anerzogener Geschlechtsidentität keine Transidentität gäbe, ist doch logisch. Transidente Menschen sagen, dass sie im falschen Körper geboren und entsprechend diesem falschen Körper erzogen wurden.
Wäre alles nur anerzogen, müsste jeder als Junge erzogene Mensch sich damit auch identifizieren und es gäbe keine Transmädchen und -frauen. Entsprechend umgekehrt bei zu Mädchen erzogenen Menschen, bei denen es keine Transjungen und -männer geben dürfte.
Es muss also bei der eigenen Geschlechtidentität außer der Erziehung und außer der reinen Körperlichkeit (die meinst Du sicher mit "Biologie") noch etwas geben, was die Geschlechtsidentität ausmacht oder beeinflusst.
Es sei denn, es wären neben der offiziellen Erziehung noch andere erlernte Einflüsse, die einen Menschen dazu bringen, sich mit dem eigenen körperlichen Geschlecht nicht zu identiifzieren, sondern mit dem anderen oder einem dazwischen.
Oder es gibt neben der Physiognomie noch andere körperliche Einflüsse.
Oder beides.
Es kann sein, dass die beiden zuletzt genannten Einflüsse den Betroffenen nicht bewusst sind.
Aber fest steht zumindest, dass die offizielle Erziehung zu einem Jungen oder zu einem Mädchen eine wichtige, aber nicht die alleinige Ursache für die Geschlechtsidentität darstellt.
LG, Micha