Die "Eitelkeit" muß ja kein negatives Merkmal sein. Eitelkeit bedeutet für mich auch, einfach mal zu schauen, wie ich aus dem Haus gehen möchte, heute mal frisch rasiert oder mit 3-Tage-Bart, mit schickem Hemd oder eher lässigen Shirt, mit Rock, Hose oder Kilt, mit bequemen Halbschuhen, Steifeln oder Balerinas - einfach BEWUSST entscheiden, wonach ich mich fühle, statt jeden Tag "ALL THE SAME" T-Shirt, Jeans, Sportschuhe.. wie langweilig!
Frauen wollen doch keine Langweiler! Oder habt ihr schon mal gesehen, dass sich Frauen nach dem Mainstream angepassten Mann umdrehen? Dem Normaltyp? Wir gucken doch auch nicht Frauen in Jens und Top hinterher, wenn und weil sie so aussehen, wie die meisten ihrer Artgenossinnen. Das geht ja schon fast als Uniform durch!
Es ist ja auch schon alles erobert für die Mode der Frau, was soll da noch kommen? Schaut mal in die Schuhläden, da gibts von herrlich betörend und zierlich feminin bis Bikerstyle und klobigen Tretern alles! So ist es auch in der Bekleidungsabteilung: Formen, Farben, Schnitte wetteifern mit kreativen Bezeichnungen in Massentauglichkeint und Extravaganz um die Gunst der Kundschaft.
Alles, was es heute im Laden zu kaufen gibt, gabs doch so oder ähnlich schon mal.... daher wird immer mal wieder behauptet: der Trend geht zu....Blablabla oder Dings mit Animalprint, Destroyed-Effekte lösen Rüschchen und Spitze ab oder was alles fürn Quatsch. Der Trend geht zu...? Nein, Trends werden gemacht oder erdacht. In und Out-Listen erstellt. Socke in Sandalen: jahrelanges, großes OUT. Out - dann plötzlich für "trendy und IN" erklärt. Ich mag es trotzdem nicht, bin dafür zu eitel. Animal-Prints, Neonfarben, Schlaghosen alles IN, dann out, dann wieder in...
Haben wir einen Vorteil: waren Rocke oder Kilts am Mann schon mal Out? Nein. Der Trend geht nicht dahin, wir machen hier den Trend, und ich bin heilfroh, dass es auf dieser Welt noch Länder gibt, in denen das Beinkleid des Mannes eben aus ein- oder 2 Röhren besteht - und egal was der Mann trägt, er ist ein Mann und wird als solcher wahrgenommen und akzeptiert, um es mal einfach auszudrücken.
Wenn ich einen Rock nehme und nähe ihn in der Mitte zusammen, wird es dann eine Hose oder ist es immer noch ein Rock? Trenne ich eine Hose an den Beinen innen auf und vernähe die Bahnen links mit rechts, wird es dann ein Rock? Ist ein Hemd, das ich zuknöpfe, ein Hemd und wenn ich es offen trage eine Jacke? Egal. Wer es trägt und wie, soll eben so sein wie es ist, egal, was dafür mal für ein Name gedacht war. Egal, wie oder wo und mit welchem Schild es in der einen oder anderen Abteilung des Kaufhauses hing.
Schaue ich über eine Wiese, fallen mir nicht einzelne Grashalme sofort ins Auge, die genau so aussehen, wie die anderen 567.893 sondern die schönen, kraftvollen Blüten oder auch die ganz zarten. Hier verweilt mein Blick und habe Interesse, sie näher zu betrachten, vielleicht sogar kennenzulernen. Und unter Frauen und Männern gibt es in der urbanen "Wiese" einzelne schöne Blüten. Nicht alle sind gleich, sondern sehr verschieden. Nicht jedem Menschen gefallen alle. Viele jedoch lieben die Vielfalt, manche jedoch stehen eben auf einen Rasen ohne jegliche Vielfalt. Ich mag lieber ein Wechselspiel. Tragen alle das ähliche, will ich tragen, was mir gefällt. Das ist meine Eitelkeit. Ist es gerade IN, dann ist es eben so. Ist es gerade wieder Out, - who cares - kommt bald wieder! War es noch nie IN oder OUT, um so besser. Hat es sich in den letzten Jahrzehnten nie durchsetzen können, noch vielviel besser. Dann besteht also nicht die Gefahr, dass es in der nächsten Saison plötzlich IN ist und ALLE es tragen. Wenn es also irgendwann auf der Wiese nur gleichförmige Blüten einer Farbe gäbe und nichts anderes zu sehen auf dieser Wiese, wäre es eben der einzelne grüne Grashalm, der sich durch seine Einzigartigkeit hervorhebt.
Da nun nicht alle Halme Blüten tragen können oder wollen (Röcke), sind eben wir auf der Wiese der Monotonie inmitteln der Jens-und-Shirt-tragenden Halme für die Blüten zuständig.