Autor Thema: Rain Dove  (Gelesen 15585 mal)

Offline Barefoot-Joe

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Rain Dove
« am: 11.05.2017 20:15 »
Rain Dove zeigt sehr schön, wie fließend die Grenzen zwischen Frau und Mann sein können. Ich finde es erfrischend, Androgynität mal von der weiblichen Seite ausgehend zu sehen.

https://9gag.com/gag/avGXKqq
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rockability

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Re: Rain Dove
« Antwort #1 am: 11.05.2017 20:44 »
Die vielen Hasskommentare darunter spiegeln das Gesellschaftsbild wieder und sind dadurch (ein)prägender als die paarversprengten Abweichler.

Offline GregorM

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Re: Rain Dove
« Antwort #2 am: 11.05.2017 22:38 »
Leider laube ich, dass du Recht haben kannst, Rockability. Es gibt so viele total eingeschränkte Personen, egal was im Internet diskutiert wird,
Hoffentlich sind sie doch nicht repräsentativ.

Gruss
Gregor 
Gruß
Gregor

Offline Jo 7353

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Re: Rain Dove
« Antwort #3 am: 11.05.2017 22:52 »
Wo fließt hier eine Grenze zwischen Mann und Frau? Ich sehe da nur eine Frau, die lediglich manchmal mehr und manchmal weniger Kleidung trägt, welche man häufiger an Männern als an Frauen zu sehen gewohnt ist.

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.


Offline MAS

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Re: Rain Dove
« Antwort #4 am: 12.05.2017 00:59 »
Wo fließt hier eine Grenze zwischen Mann und Frau? Ich sehe da nur eine Frau, die lediglich manchmal mehr und manchmal weniger Kleidung trägt, welche man häufiger an Männern als an Frauen zu sehen gewohnt ist.

Gruß,
Jo

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rockability

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Re: Rain Dove
« Antwort #5 am: 12.05.2017 01:49 »
Wo fließt hier eine Grenze zwischen Mann und Frau? Ich sehe da nur eine Frau, die lediglich manchmal mehr und manchmal weniger Kleidung trägt, welche man häufiger an Männern als an Frauen zu sehen gewohnt ist.

Gruß,
Jo


Diskriminierung ist an Frauen anders verlagert als bei Männern. Zum Beispiel indem sie sich männlich anziehen oder kurze Haare tragen, verlieren sie ihren Status der Weiblichkeit. (Damit ist keine weibliche Kurzhaarfrisur gemeint). Sowie auf den Bildern sind die wenigsten Frauen angezogen.Und die Kommentare zeigen deutlich, wo Frauen stehen, wenn sie sie hre Feminität aufgeben.

Offline Jo 7353

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Re: Rain Dove
« Antwort #6 am: 12.05.2017 20:59 »
Rain Dove zeigt sehr schön, wie fließend die Grenzen zwischen Frau und Mann sein können. I
Wo fließt hier eine Grenze zwischen Mann und Frau? Ich sehe da nur eine Frau, die lediglich manchmal mehr und manchmal weniger Kleidung trägt, welche man häufiger an Männern als an Frauen zu sehen gewohnt ist.

Gruß,
Jo

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Das genügt, um das "zeigt sehr schön" zu widerlegen.
Es gab schon spannendere Versuche, wo bekannten Frauen per Bildbearbeitung Bärte angebracht wurden. Das hier ist dagegen nur fader Modebla.

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rockability

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Re: Rain Dove
« Antwort #7 am: 12.05.2017 23:11 »
Wenn der Bart ein männliches Geschlechtsmerkmal ist und du damit belegen willst, dass es keine fließenden Übergänge gibt, wohlgemerkt, dass daran das Geschlecht Frau und Mann definiert werden, muss ich dich enttäuschen, denn es gibt Frauen mit ausgeprägter Gesichtsbehaarung. Du wirst aber kaum welche sehen, weil Damenbärte gesellschaftlich nicht akzeptiert sind. Genauso wie du kaum Frauen mit unrasierten Beinen siehst.

Offline MAS

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Re: Rain Dove
« Antwort #8 am: 13.05.2017 00:03 »
Rain Dove zeigt sehr schön, wie fließend die Grenzen zwischen Frau und Mann sein können. I
Wo fließt hier eine Grenze zwischen Mann und Frau? Ich sehe da nur eine Frau, die lediglich manchmal mehr und manchmal weniger Kleidung trägt, welche man häufiger an Männern als an Frauen zu sehen gewohnt ist.

Gruß,
Jo

Wichtig sind diese zwei Wörter "Ich sehe".

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Das genügt, um das "zeigt sehr schön" zu widerlegen.
Es gab schon spannendere Versuche, wo bekannten Frauen per Bildbearbeitung Bärte angebracht wurden. Das hier ist dagegen nur fader Modebla.

Gruß,
Jo

Denkst Du an die Heilige Kümmernis?

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Offline Holger Haehle

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Re: Rain Dove
« Antwort #9 am: 13.05.2017 06:36 »
Hallo,

Rain Dove ist mir sehr sympatisch, weil sie sich nicht auf die ihr von der Gesellschaft zugedachte Geschlechterrolle beschränken lässt
Sie bricht mit den Konventionen und lebt ihre Freiheit. Wenn ich den Text richtig verstehe, dann hat sie kein Problem mit ihrem weiblichen Geschlecht (sexus). Sie stört nur die damit verbundene Rollenzuteilung (gender). Sie fühlt sich in beiden Rollen wohl, weswegen es ihr egal ist, ob sie als Frau oder Mann wahrgenommen wird. Sie nimmt die Rollendefinitionen hin und springt zwischen ihnen als „gender bender“ hin und her. Habe ich damit den Begriff „genderqueer“ richtig definiert?.

Mir kommen dabei zwei Fragen:
1.   Wenn wir hier im Forum entgegen der aktuellen Rollenzuweisung als Männer Röcke tragen, die für Frauen reserviert sind, macht uns das dann auch „genderqueer“? Und werden Menschen umso „genderqueerer“ je strenger und enger das Rollenkorsett gechnürt wird?
2.   Wenn wir nicht aus Geschlechterrollen ausbrechen, sondern sie umschreiben würden, wäre man dann nicht mehr „genderqueer“? Ich meine, Rollen sind willkürlich. Man kann sie ändern. Im Laufe der Geschichte wurden sie oft geändert. Röcke waren einst unisex. Auf Samoa tragen selbst Polizisten zur Uniform heute noch einen Rock. Kann etwas ernsthaft weiblich oder männlich sein, wenn man quasi per gesellschaftlicher Neuverordnung neue Rolleneigenschaften festlegt? Ist also die „genderqueerness“ ausschließlich die Reaktion auf gesellschaftliche Zwänge, die den Menschen und nicht das Geschlecht einengen?. Gibt es in einer freien Gesellschaft keine „genderqueerness“?


Offline MAS

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Re: Rain Dove
« Antwort #10 am: 13.05.2017 08:33 »
Hallo,

Rain Dove ist mir sehr sympatisch, weil sie sich nicht auf die ihr von der Gesellschaft zugedachte Geschlechterrolle beschränken lässt
Sie bricht mit den Konventionen und lebt ihre Freiheit. Wenn ich den Text richtig verstehe, dann hat sie kein Problem mit ihrem weiblichen Geschlecht (sexus). Sie stört nur die damit verbundene Rollenzuteilung (gender). Sie fühlt sich in beiden Rollen wohl, weswegen es ihr egal ist, ob sie als Frau oder Mann wahrgenommen wird. Sie nimmt die Rollendefinitionen hin und springt zwischen ihnen als „gender bender“ hin und her. Habe ich damit den Begriff „genderqueer“ richtig definiert?.

Mir kommen dabei zwei Fragen:
1.   Wenn wir hier im Forum entgegen der aktuellen Rollenzuweisung als Männer Röcke tragen, die für Frauen reserviert sind, macht uns das dann auch „genderqueer“? Und werden Menschen umso „genderqueerer“ je strenger und enger das Rollenkorsett gechnürt wird?
2.   Wenn wir nicht aus Geschlechterrollen ausbrechen, sondern sie umschreiben würden, wäre man dann nicht mehr „genderqueer“? Ich meine, Rollen sind willkürlich. Man kann sie ändern. Im Laufe der Geschichte wurden sie oft geändert. Röcke waren einst unisex. Auf Samoa tragen selbst Polizisten zur Uniform heute noch einen Rock. Kann etwas ernsthaft weiblich oder männlich sein, wenn man quasi per gesellschaftlicher Neuverordnung neue Rolleneigenschaften festlegt? Ist also die „genderqueerness“ ausschließlich die Reaktion auf gesellschaftliche Zwänge, die den Menschen und nicht das Geschlecht einengen?. Gibt es in einer freien Gesellschaft keine „genderqueerness“?



Wenn wir unter "Gender" nur die soziale Rolle verstehen und Kleidung als Teil dieser Rolle, bin ich gerne genderqueer, bis zu einem gewissen Grad.

So willkürlich sind soziale Rollen aber nicht, denn sie zu verändern kostet oft Zeit und Anstrengung. Menschen nehmen sie oft wie Naturgesetze. Man macht etwas, was man macht, weil man es macht und es schon immer so war. Dagegen anzugehen kostet Kraft oder man grenzt sich aus. Gerade letzteres wollen wir ja auch nicht.

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Offline Barefoot-Joe

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Re: Rain Dove
« Antwort #11 am: 13.05.2017 08:36 »
Hallo Holger,

Zitat
Habe ich damit den Begriff „genderqueer“ richtig definiert?.

Ja. Genderqueer bedeutet, dass man sich nicht einer bestimmten Genderrolle unterordnet. Also den Ausbruch aus der Genderbox, die Freiheit von Genderrollen.

Zitat
1.   Wenn wir hier im Forum entgegen der aktuellen Rollenzuweisung als Männer Röcke tragen, die für Frauen reserviert sind, macht uns das dann auch „genderqueer“?

Nein. Genderqueer ist eine Einstellung. Das Tragen eines Rocks kann ein Zeichen dafür sein, ist aber bei vielen ist es einfach nur eine Erweiterung ihrer männlichen Genderbox um den Rock. Genderqueer bedeutet nicht, die eigene Box an einer Stelle zu erweitern, sondern es bedeutet das Aufgeben der Geschlechterrollen.

Zitat
Und werden Menschen umso „genderqueerer“ je strenger und enger das Rollenkorsett gechnürt wird?

Wenn der Druck höher wird, platzt das Gefäß schneller. Je strenger das Rollenkorsett, umso größer der Drang, es loszuwerden.

Zitat
Auf Samoa tragen selbst Polizisten zur Uniform heute noch einen Rock. Kann etwas ernsthaft weiblich oder männlich sein, wenn man quasi per gesellschaftlicher Neuverordnung neue Rolleneigenschaften festlegt?

Du siehst dich ja zum gegenwärtigen Zeitpunkt dem gegenwärtigen Rollenverständnis ausgesetzt. Das verändert sich natürlich über die Zeit, aber die anderen bewerten dein Aussehen ja immer nach dem aktuellen Stand. Prinzipiell ist kein Gegenstand oder Kleidungsstück weiblich oder männlich - erst die Interpretation der Gesellschaft sortiert sie in weiblich und männlich und ordnet sie damit den Geschlechterrollen zu.

Zitat
Ist also die „genderqueerness“ ausschließlich die Reaktion auf gesellschaftliche Zwänge, die den Menschen und nicht das Geschlecht einengen?. Gibt es in einer freien Gesellschaft keine „genderqueerness“?

Gender und Aussehen müsste man erst einmal trennen. Wenn ein Mann einen Rock anzieht, bedeutet das nicht, dass er genderqueer ist, sondern erst einmal nur, dass er einen Rock anhat. Er kleidet sich dann zwar nicht wie ein Mann das üblicherweise tut, aber das bedeutet ja nicht, dass er die männliche Rolle ablehnt.  Genderqueer ist das Ablehnen der Geschlechterrolle und das kann sich beim Mann durch das Tragen eines Rocks zeigen, aber der Umkehrschluß ist eben nicht möglich.

Warum jemand die zugewiesene Geschlechterrolle oder generell alle Geschlechterrollen ablehnt, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Zu hohe Erwartungen an die zugewiesene Rolle kann eine Ursache sein, aber ganz sicher nicht ausschließlich. Denn die Ablehnung der Geschlechterrollen kann ja auch aus der Erkenntnis resultieren, dass die Menschen alle gleich sind oder aus der Erkenntnis, dass sie mehr Schaden anrichten als nutzen.

Ich würde mich durchaus auch als genderqueer bezeichnen, weil ich die Geschlechterrollen ablehne. Ich mache das aber nicht wegen des hohen gesellschaftlichen Drucks, sondern weil ich der Meinung bin, dass die Menschen alle gleich sind und nur unterschiedliche "Fahrzeuge" fahren, die Abschaffung der Geschlechterrollen mehr Verständnis füreinander bringen würde und vor allem, weil eine Genderbox die Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen, künstlich und unnötig einschränkt. Und das ist nunmal der Sinn des Lebens... :)
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Offline Jo 7353

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Re: Rain Dove
« Antwort #12 am: 13.05.2017 10:54 »
Rain Dove ist mir sehr sympatisch, weil sie sich nicht auf die ihr von der Gesellschaft zugedachte Geschlechterrolle beschränken lässt
Sie bricht mit den Konventionen und lebt ihre Freiheit. Wenn ich den Text richtig verstehe, dann hat sie kein Problem mit ihrem weiblichen Geschlecht (sexus). Sie stört nur die damit verbundene Rollenzuteilung (gender).
Wenn man sie so beschreibt, finde ich sie voll in Ordnung.

Gruß,
Jo
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Re: Rain Dove
« Antwort #13 am: 13.05.2017 11:42 »
Mir kommen dabei zwei Fragen:
1.   Wenn wir hier im Forum entgegen der aktuellen Rollenzuweisung als Männer Röcke tragen, die für Frauen reserviert sind, macht uns das dann auch „genderqueer“? Und werden Menschen umso „genderqueerer“ je strenger und enger das Rollenkorsett gechnürt wird?
Hallo Holger,

genderbending  /= genderqueer. Genderqueere Menschen verorten sich einem sozialen Geschlecht. Bending heißt biegen, verkrümmen und nicht dass man hin ud her wechselt. Dafür gibt es andere Bezeichnungnen wie genderfluid oder transqueer. Obwohl darin auch kein willkürlicher Geschlechterwechsel inbegriffen ist. Der entsprechende Begriff, fällt mir von denüber 60 Variationen gerade nicht ein.

2.   Wenn wir nicht aus Geschlechterrollen ausbrechen, sondern sie umschreiben würden, wäre man dann nicht mehr „genderqueer“?
Was würde das an dem Zustand ändern, dass Männer so und Frauen so und so aussehen, und jede'r der davon abweicht, schräg angeguckt wird?

Ich meine, Rollen sind willkürlich. Man kann sie ändern. Im Laufe der Geschichte wurden sie oft geändert.
Das stimmtso nicht. Zerstöre eine Kultur und Zivilisation, wo Menschen sich um's nackte Überleben kümmern müssen und guck dir an, wie die Rollen zugeteilt werden udn welche Rollen eher von Frauen und Männern übernomen werden. Kommt es zum Kampf, werden hauptsächlich Männer in den Kampf geschickt, um Frauen und Kinder zu beschützen. Es sieht auch trotz genderbending komisch aus, wenn ein 100kg Mann in die Arme einer 60kg leichten Frau heulend in die Arme fällt oder an ihrer Schulter Schutz sucht.

Röcke waren einst unisex. Auf Samoa tragen selbst Polizisten zur Uniform heute noch einen Rock. Kann etwas ernsthaft weiblich oder männlich sein, wenn man quasi per gesellschaftlicher Neuverordnung neue Rolleneigenschaften festlegt?
Bärenfell war auch unisex. Die Polizisten tragen auch keine Röcke, wie sie üblicherweise Frauen tragen. Das geht völlig an der Sache von gender- und transqueeren Menschen vorbei. Es gibt Dinge, die sehen an Frauen besser aus und es gibt wenige Dinge, die an Männern besser aussehen. Menschen, die dem einem oder anderen Geschlecht in ihrer Optik sehr nahe kommen, an denen wirkt es dann auch wieder stimmig, wenn sie Sachen vom anderen Geschlecht tragen. Weibliche Kleidung dient besonders für trans(queere) Menschen als Audrucksform und Identität, da sich nicht jede*r angleichen lässt. Wenn Männer nun hauptsächlich Frauensachen tragen würden, würde über die Zeit hinaus, den Trans*frauen negatives ergehen und ihr Frausein abgesprochen werden, weil es für die Allgemeinheit dann nur noch Männer in Frauensachen sind, wie sie selber.


Ist also die „genderqueerness“ ausschließlich die Reaktion auf gesellschaftliche Zwänge, die den Menschen und nicht das Geschlecht einengen?. Gibt es in einer freien Gesellschaft keine „genderqueerness“?

Wo gibt es eine völlig freie Gesellschaft? Die Kosmetikindstrie suggeriert auch Körperbilder und Schönheitsideale.

Nein. Genderqueer ist eine Einstellung. [..] Genderqueer bedeutet nicht, die eigene Box an einer Stelle zu erweitern, sondern es bedeutet das Aufgeben der Geschlechterrollen.
Hallo Joe,

Genderqueer ist nach meiner Aufassung keine Einstellung, wie  vegan zu leben oder sowas, sondern eine Identitätsfrage. Vielleicht ist Vegetarismus aber auch eine Identitätsache? Man identifiziert sich ja mit etwas oder jemanden. Genderqueer ist nicht das Aufgeben von Geschlechterrollen, sondern dass durchmischen und betonen von Genderrollen, die jeweils dem anderen Geschlecht eingeschrieben sind. Das Aufgeben von Genderrollen ist non-binary.


Zitat
Wenn der Druck höher wird, platzt das Gefäß schneller. Je strenger das Rollenkorsett, umso größer der Drang, es loszuwerden.
In vielen anderen Gesellschaften gibt es einen viel höheren Druck als bei uns.
Das "Phänomen" ist deutlich dort zu sehen, wo Menschen sich nicht um's essenzielle Überleben und Nahrungsbeschaffung kümmern müssen und Zeit haben, sich mit nicht-lebensnotwendige Dinge auseinanderzusetzen.


Zitat
Gender und Aussehen müsste man erst einmal trennen. Wenn ein Mann einen Rock anzieht, bedeutet das nicht, dass er genderqueer ist, sondern erst einmal nur, dass er einen Rock anhat.
Gender ist Aussehen und hat sehr viel mit der äußeren Wahrnehmung zu tun.
Siehe Antwort auf Holger. Röcke verleihen für transqueere Menschen unabhängig ihres Körpers eine weiblche Identität und Rollenzuweisung. Wenn nun Cis-Männer daher kommen und sagen, dass habe nichts mit Weiblichkeit zu tun, weil sie Rock tragen wollen, macht man diese Menschen unsichtbar und beraubt sie ihrer ursprünglichen Indentität.


Zitat
Warum jemand die zugewiesene Geschlechterrolle oder generell alle Geschlechterrollen ablehnt, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. [...] Denn die Ablehnung der Geschlechterrollen kann ja auch aus der Erkenntnis resultieren, dass die Menschen alle gleich sind oder aus der Erkenntnis, dass sie mehr Schaden anrichten als nutzen.

Meiner Ansicht kommt die Erkenntnis daraus, dass Männer und Frauen nicht gleich sind. Das geht schon bei der Körperform los und endet dort, wie man als Frau und wie man als Mann wahrgenommen wird. Ich trage Röcke und generell Kleidung von Frauen, weil ich damit das schönere und "bessere/saubere" Geschlecht verbinde. Frau zusein bringt eine Menge enormer Vorteile in unserer Gesellschaft. Es reicht sogar schon aus, phänotypisch einer Frau zu gleichen, um die nötige Akzeptanz zu erhalten, was Cis-Frauen zugestanden wird, aber nicht unbedingt auch Cis-Männern. Ein weiteres Indiz, dass Frauen und Männer nicht gleich sind und behandelt werden, sind Männer (und Cis-Frauen) die das durchaus entlarven, wenn ein Mann sich weiblicher Domänen und Privilegien bedient und aus diesen Gründen homo- und transphob darauf anspringen, weil sie selber aufgrund ihres Geschlechts schlechter behandelt werden und sehen das quasi als Verrat an, wenn sich eine*r daraus befreit.
Damit wird Trans*Frauen aber wieder unrecht getan, weil sie genau diesem Motiv bezichtig werden. Aus Österreich liest man oft von Männern, die sich darüber aufregen, dass es Männer*, also Trans*Frauen gibt, die sich nur deshalb "umbauen" lassen, um sich der Wehrpflicht zu entziehen und eher in Pension gehen und weibliche Privilegien wie Frauenquoten genießen zu dürfen. Da taucht nämlich wieder die Befürchtung auf, "Wo kommen wir denn hin, wenn jeder macht was er will?"

Zitat
Ich würde mich durchaus auch als genderqueer bezeichnen, weil ich die Geschlechterrollen ablehne. Ich mache das aber nicht wegen des hohen gesellschaftlichen Drucks, sondern weil ich der Meinung bin, dass die Menschen alle gleich sind und nur unterschiedliche "Fahrzeuge" fahren, die Abschaffung der Geschlechterrollen mehr Verständnis füreinander bringen würde und vor allem, weil eine Genderbox die Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen, künstlich und unnötig einschränkt. Und das ist nunmal der Sinn des Lebens... :)
Du lehnst aber keine Geschlechterrollen ab, da du ständig dein Mannsein betonst und du weiterhin als Mann erkennbar bleiben möchtes. Du biegst deine Definition von Männlichkeit nur um, damit du eine Rechtfertigung für dein Tun hast.
Da wir unterschiedliche Fahrzeuge fahren, aber unsere inneren Maschinenteile (Organe) alle gleich sind, sind wir eben nicht gleich. Ein Bus ist auch ein LKW. In eine LKW passen aber nicht so viele Leute rein. So ist es mit den Geschlechtern. Männer werden für andere Zwecke eingesetzt als Frauen, weil ihr Fahrzeug (Körper) nicht gleich ist.


Zitat
Er kleidet sich dann zwar nicht wie ein Mann das üblicherweise tut, aber das bedeutet ja nicht, dass er die männliche Rolle ablehnt. Genderqueer ist das Ablehnen der Geschlechterrolle und das kann sich beim Mann durch das Tragen eines Rocks zeigen, aber der Umkehrschluß ist eben nicht möglich.
vorher sagtest du noch, dass du durch dein Rocktragen Geschlechterrollen ablehnst. Jetzt sagst du, dass der Umkehrschluss nicht möglich ist.

Offline cephalus

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Re: Rain Dove
« Antwort #14 am: 13.05.2017 12:59 »
Hallo Joe,

in den meisten Punkten gebe ich Dir Recht, aber hier habe ich so meine Zweifel:


Zitat
Und werden Menschen umso „genderqueerer“ je strenger und enger das Rollenkorsett gechnürt wird?

Wenn der Druck höher wird, platzt das Gefäß schneller. Je strenger das Rollenkorsett, umso größer der Drang, es loszuwerden.

Genauso wie manche Menschen die Enge und Stütze eines Korsetts genießen, legen auch viel auf den Halt wert, den ihnen gesellschaftliche Routinen für ihr Alltagsleben bieten.
Wenn alles seinen geregelten Gang geht, braucht man nichts, erst Recht nicht sich selbst zu hinterfragen.

Das trifft für alle Lebensbereich zu, am meisten aber gerade für die fix und unveränderlich erscheinenden, wie Geschlecht und Rollenverhalten.

Cephalus


 

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