Tja, was soll ich sagen??
Eigentlich wollte ich heute hier im Thread recht ausführlich und anschaulich anbringen, dass jeder Forumsteilnehmer in einer eigenen ganz individuellen Situation steckt. Und diese individuellen Situationen großteils auch die Meinungen und Haltungen individuell prägen, aber innerhalb der verschiedenen vergleichbaren Gruppen es meist zu ähnlichen individuellen Meinungen und Haltungen führt. Gerade was den möglichen Konsens oder Dissens zwischen "Cis-Männern" und queeren Themen angeht.
Ein langjährig verheirateter Ehemann, dessen Ehefrau nichts vom Rocktragen ihres Ehemanns wissen will, wird in dieser Frage eher zu einer anderen Haltung tendieren, wenn er glücklich verheiratet ist, als ein zweiter, der nicht mehr glücklich verheiratet ist. Zwei verschiedene Situationen, zwei verschiedene Denkmuster. Die Denkmuster von anderen Rockbegeisterten in vergleichbaren Situationen werden je nach der eigenen Situation sich ähnlich gestalten.
So kann man noch eine Reihe weiterer Gruppen verschiedener Lebenssituationen bilden. Aus diesen lassen sich unterschiedliche Maße an Konfliktpotential ableiten, was Fragen zwischen "Cis-Männern" und queeren Menschen angeht.
In meinem Versuch, meine Aussage hier kurz zu umreissen, bleiben da viele Details unausgesprochen und bieten wieder etliche Punkte, fehlinterpretiert zu werden, aber ich spare mir jetzt die ursprünglich ausführlichere und anschaulichere Sicht auf meine gehegte Aussage.
Kurzum, es ist klar, dass Yoshi (mit seiner ganz eigenen Lebenssituation) hier im Forum nicht gänzlich ohne Widerspruch agieren kann.
Ich bin gerne ein alter weißer deutscher Mann und das ist auch gut so. (Wusste garnicht, dass man soviel negative Worte in einem Satz unterbringen kann.) Sonst würde die Welt nur noch einfarbig daher kommen und das ist mir zu langweilig.
Tja, BerlinerKerl, das Bild mit dem "einfarbig" habe ich auch nicht verstanden. Mir kommt die klassische Männerwelt eher "einfarbig" bzw. "eintönig" vor. Ich konnte es dann für mich verstehen, indem ich Dein "einfarbig" mir intern mit "einseitig" übersetzt hatte.
Aber klar, dass da Yoshi drauf eingehen musste. Das war ein idealer Aufhänger für die bildliche Sprache.
Bei all seinen Beiträgen nun hier im "kleinen Lebenszeichen" lese ich aus Yoshis Texten eine klare Verbitterung heraus.
Bereits in seinem Eröffnungsbeitrag las ich viel Anklage, ja Aggression heraus.
Der Vorwurf, dass für ihn hier andere Maßstäbe geltend gemacht würden als für andere, z.B. Oder auch die Verwendung der Bezeichnung "Hater". Und immer wieder kommen Begriffe, Umschreibungen und sonstige Hinweise vor von Einzelfällen, die früher hier in der Diskussion offenbar ihm dauerhaft bis heute anhaltend sehr weh getan haben.
Aus seinen neuen Abschiedsworten:
Er versprüht hier Hass im Forum, ich versprühe lieber Liebe in die Welt.
...
Für Gladiatorenkämpfe bin ich eindeutig zu zivilisiert.
Ich habe Yoshi drei, vier Tage lang im echten Leben quasi als Freund erleben dürfen. Mädels aus meinem Umfeld haben ihn mit Begeisterung kennen- und mögengelernt. Ich hege viel Sympathie mit Yoshi.
Dennoch scheint mir mein gerade herausgepicktes Zitat als eine zu einseitige Sicht der Dinge. Denn ich lese aus seinen neuesten Beiträgen beständig mehr oder weniger offenen Unterton von Vorwürfen und Anfeindungen.
Vielleicht mögen andere, die hier mitlesen, das anders wahrnehmen. Vielleicht lesen sie mit Begeisterung und zustimmendem Kopfnicken heraus: "Endlich mal einer, der das richtige sagt." Ich jedoch lese dort nicht das Bemühen heraus, "Liebe zu versprühen".
Yoshi hat recht, hier aus dem Forum könnte man was "Großes" machen, wenn man mit mehr Verständnis aufeinander zugehen würde. Das Klima, dass hier queere Menschen sich wohler fühlten, könnte man verbessern. Dennoch, und diese Tendenz lese ich auch gerade bei Yoshi ganz klar heraus, ist die
Forderung verstanden zu werden bei queeren Menschen eher einseitig. Der Versuch, auch "Cis-Männer" mit ihren Anliegen verstehen zu wollen, ist nicht da, sondern jede Thematisierung der Anliegen von "Cis-Männern" wird als Angriff auf queere Menschen verstanden. Und Yoshi verstand das als nochmals pointierte Zuspitzung in Form eines persönlichen Angriffs auf ihn.
Insofern ist die Darstellung "Yoshi, der Verfolgte" und ansatzweise kritisch sich äußernde Menschen "die Hater" ein nicht ganz ausgewogener Blick auf die Dinge.
tcar hat es ganz schön ausgedrückt - so klar hätte ich das niemals formuliert bekommen:
Es gibt glaube ich eine natürliche Spannung zwischen denen, die mit Rock oder Kleid Weiblichkeit ausdrücken möchten und jenen, die gerne Rock oder Kleid tragen möchten ohne die persönliche Geschlechts-Außenwahrnehmung verschieben zu wollen. Das lässt sich wohl auch nur schwer auflösen. Beiden Seiten gemeinsam dürfte aber sein, weniger blöde Blicke ernten und weniger in Schubladen gesteckt werden zu wollen.
Es sei nur an unsere jüngste Diskussion 'Ablehnung oder Nichtablehnung des Wortes "Gender"?' erinnert.Um es zunächst mal hierbei zu belassen:
Ich finde es gut, wenn Yoshi Aktionsräume gefunden hat, wo er mit weniger unterschiedlichen Bedürfnissen konfrontiert wird. Er hat noch viel mit Gleichgesinnten zu erreichen, als dass er Kraft hätte, mit gelassener Empathie mit "Cis-Männern" umgehen zu können.
Selbst uns fehlt oft die Kraft, mit gelassener Empathie mit queeren Anliegen umzugehen. Dafür sind wir selbst noch viel zu sehr ohne ausreichender Anerkennung in Gesellschaft, Familie und Beruf.
Vielleicht brauchen wir hier im Forum noch einen erkennbareren Aktionsraum, in dem queer-orientierte Menschen sich besser vernetzen können.
Soviel Impuls würde ich gerne konstruktiv von den Denkanstößen Yoshis mitnehmen. Das Profil des Forums, dass nicht-queere Männer mit ihren Vorbehalten und ihren eigenen Lebenssituationen sich austauschen können, sollte aber weiterhin erkennbar bleiben. Denn viel mehr Aktionsräume als hier sich zu vernetzen gibt es nicht im Internet hierfür. Und dafür wünsche ich mir auch mehr Empathie von queeren Menschen; für uns persönlich und für den Fakt, dass man sich manchmal halt wirklich gegenseitig im Wege steht, ohne es böse zu meinen.
P.S.: Yoshis Hinweis auf die stillen Mitleser, die ihm Sympathien bekundet haben und ihre Gründe hätten, hier nicht mitzuschreiben, werte ich als eine nicht so liebevolle Geste. Da lese ich heraus, dass wir aktiven Schreiber zu nachlässig seien und noch viele persönliche Unzulänglichkeiten hätten. Es ist schade, dass die stillen Mitleser das Forum nicht mitgestalten. So sehr schade, wie dass Yoshi nicht seinerseits versucht, das Klima hier im Forum einfach mitzugestalten. Mit wieviel Herzblut auch immer.