Liebe Forenmitglieder,
hier gibt es nochmal ein kleines Lebenszeichen von mir. Nachdem ich mich abgemeldet hatte, beraubte ich mich selbst der Möglichkeit für eine Verabschiedung. Mit dem lauten Knall möchte ich nicht gehen, deswegen melde ich mich noch mal zu Wort. Einerseits um euch wissen zu lassen, dass es mir gut geht und andererseits, um meinen Fortgang nicht unkommentiert lassen.
Ich merke, wie mir der Abstand zu diesem Forum wirklich sehr gut tut. Es ist eine unglaubliche Befreiung und Wohltat hier nicht mehr aktiv zu sein. Ich genieße es, dass ich nicht mehr diesen hämischen Kommentaren und Beleidigungen ausgesetzt bin und auch, dass keine küchenpsychologischen Fehldeutungen über mich angestellt werden. Ebenso war ich die sich ständig wiederholenden Themenstränge "Männlichkeit", "Homosexualität" und "Migration" leid, die bei manchereins fast schon manisch diskutiert wurden.
Es wäre allerdings gelogen, wenn es nicht auch Aspekte gäbe, die ich wirklich vermisse. Vor allem vermisse ich das Schreiben meiner Erfahrungsberichte, die ich hier regelmäßig veröffentlicht habe. Durch meine neuen Wirkungsstätten gäbe es viele Anekdoten, die einen Bericht allemal wert wären, aber die in Zukunft unerzählt bleiben werden – zumindest auf diesem Forum. Vielleicht richte ich für sowas einen Blog ein, mit dem ich auch junge Leute erreichen kann.
Eigentlich wollte ich mich nur aus diesem Forum zeitweise zurückziehen, aber die Doppelmoral der Moderatoren gab mir den endgültigen Todesstoß. Nach all den freundlichen und konstruktiven Versuchen gegenüber Angriffen, bin ich schließlich auch mal aus der Haut gefahren. Allerdings galten für mich andere Maßstäbe als für die anderen Forenmitglieder. Wenn ich bedenke, wie oft ich einstecken musste und eine Unterstützung von Admin-Seite nicht kam, war das an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Man erinnere sich nur an die “Dirndl”-Debatte, wo ich massiv angegriffen wurde und die Admins lediglich den Thread sperrten, anstatt Verwarnungen auszusprechen. Da gäbe es zig andere Beispiele, vor allem bei politischen Threads, wo es häufig unter der Gürtellinie zugeht und nicht viel unternommen wird.
Die Verwarnung empfand ich nicht nur äußerst ungerecht und heuchlerisch, sondern ich verstand sie als eine Art Drohung. Dies bewog mich letztendlich zu dem Schritt, mich komplett abzumelden. „Bevor man mich hier rausschmeißt, gehe ich lieber von selbst!“, dachte ich mir und nachdem ich mich abgemeldet hatte, überkam mich überschwängliche Freude und Erleichterung. Es war ein unbeschreibliches Gefühl!
Leider hat das Forum immer mehr meine Energie geraubt, als dass es mich beflügelt hat. Es war der reinste Blutsauger und es tut weh, das zu schreiben, weil ich viel Zeit und Leidenschaft in das Forum investiert habe und ich das sehr gerne gemacht habe. Der anfängliche Enthusiasmus endete in Frustration und Lethargie.
Meine Intention bei meiner Anmeldung war folgende: Ich wollte Menschen Mut machen, dass sie zu sich selbst stehen und anziehen, was sie möchten. Dies versuchte ich mit positiven Erfahrungsberichten aus meinem Alltag und Bilderstrecken meiner Outfits zu transportieren. Doch immer mehr wurde mir allmählich klar, dass dies hierfür nicht der geeignete Ort zu sein scheint.
Für dieses Forum war ich einfach zu jung, zu queer und zu feminin. Meine Farbtupfer und Lebensfreude verbreite ich nun in andere Bereiche, um die Welt etwas bunter zu machen. Neben meiner Arbeit im Kindergarten und geplanten Weiterbildungen sind das meine politische Tätigkeit und meine neuen Kontakte zu weiteren queeren Menschen.
Auch online habe ich mir eine Alternative gesucht. Ich bin bei einem Discord-Server ziemlich aktiv, der Anime und LGBT zum Thema hat. Dort tausche ich mich neben vielen weiteren Themen auch mit Enbys und Femboys über Mode aus. Es gibt einige, die einen sehr ähnlichen Kleidungsstil wie ich pflegen. Bunte oder rosa/pinke Kleidung, Röcke, Nagellack und Anime-Motivshirts sind dort keine Seltenheit. Das ist sehr bereichernd und inspirierend für mich. Ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben, weil es viele Gleichgesinnte gibt, die genauso bunt und verrückt unterwegs sind wie ich. Dort passe ich eindeutig viel besser rein als hier. Es ist ein wahrer Safespace für mich geworden. Aber was das wichtigste für mich ist: Dort fühle ich mich akzeptiert, so wie ich bin!
Es gibt aber auch Menschen bei Rockmode, die ich wirklich zu schätzen weiß. Mit einigen von euch stehe ich ja noch im privaten Kontakt und wir werden uns auf alle Fälle wiedersehen! Den anderen wünsche ich alles Gute und tolle Momente im Rock!
Liebe Grüße
Yoshi