Autor Thema: Fair Trade  (Gelesen 22833 mal)

Offline MAS

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Re: Fair Trade
« Antwort #15 am: 08.06.2013 19:44 »

Zitat
Fair Trade ist eher etwas für ökonomische Analphabeten, die nicht wissen, das ein Handel immer fair ist, solange nicht "beschissen" wurde. Es ist eine Subvention von Arbeitsplätzen und -bedingungen, was wiederum vergleichbar damit ist, bei einer massiv blutenden Fleischwunde den Patienten Valium statt echter Hilfe zu anzubieten.

Was redest Du denn da, lieber Cryptomann?

Wenn Du die Wahl hast zwischen Arbeit zu unmenschlichen Bedingungen und schlimmster Armut, was ist daran fair?

LG, Michael
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Offline Tine

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Re: Fair Trade
« Antwort #16 am: 08.06.2013 21:59 »

Wenn Du die Wahl hast zwischen Arbeit zu unmenschlichen Bedingungen und schlimmster Armut, was ist daran fair?


Hallo Michael, hallo zusammen,

diese Frage ist nur zu berechtigt! Freie Marktwirtschaft hat was echt brutales, vor allem, wenn die Ausgangspositionen nicht auf Augenhöhe sind oder waren.

Wobei ich vor längerer Zeit mal gelesen habe, dass es eigentlich auch hierzulande "Fair-trade-Bedarf" gäbe, weil kleine landwirtschaftliche Betriebe zum Teil keine echte Chance mehr haben, kostendeckend zu produzieren. Die Diskussion über Mindestpreise bei der Milch sind ja auch noch nicht lange her.

Meines Erachtens stünde es uns im "gepamperten Westen" gut zu Gesicht, unser Konsumverhalten und unsere Einstellung gegenüber dem Rest der Welt gründlich zu überdenken. Ein Ansatzpunkt für mich ist oft, zu überlegen, ob ich die Arbeit machen möchte, die für das Produkt anfällt und was ich dafür für einen Lohn haben möchte. Da kommt in vielen Bereichen heraus, dass ich mir das Produkt nicht leisten würde, müsste ich mich selbst dafür bezahlen! Oft genug schaue ich dann doch lieber wieder weg und kaufe trotzdem.  :-\

Ein fairer Preis ist in meinen Augen ein notwendiger Ausdruck der Wertschätzung anderer Leute Arbeit! Wir wollen unsere Arbeit ja auch angemessen entlohnt haben. Ich zumindest will! :)

Viele Grüße
Tine

PS: Ein Problem sehe ich darin, dass oft genug teuer vermarktete Waren genauso billig (ausbeuterisch) hergestellt werden wie billig verkaufte Waren. Wenn ich mir ziemlich sicher sein kann, dass von dem Mehrpreis auch beim Hersteller bzw. dessen Arbeitern ankommt, zahle ich gern mehr. Ansonsten fällt es mir doch schwer, mehr Geld als "nötig" in die Hand zu nehmen.

Offline cephalus

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Re: Fair Trade
« Antwort #17 am: 08.06.2013 23:49 »
Hallo zusammen,

die Probleme Tatsachen und kleinen Lösungsansätze liegen auf dem Tisch und sind allen bekannt.
MMn fehlt nur der wirkliche Wille zu Änderung, weil man langfristig durchaus das Dilemma lösen könnte, allerdings unter Verlust unseres Lebensstandards den wir derzeit zu Lasten anderer erreichen.

Wir schaffen durch Grenzen, Zölle, Einreisebestimmungen usw. die Möglichkeit, dass sich unterschiedliche Preise, Löhne Ausbildungsstandards usw. ausbilden und gefestigt werden.
So erreichen wir, dass anderen Orts für uns günstig produziert wird.

Täten wir das nicht, würde sich langfristig das Niveau weltweit angleichen - wohl irgendwo auf dem Level "Schwellenland" .
Wollen wir das, oder geben wir lieber ein paar gewissensberuhigende Almosen in Form von Fairtrade an ein paar Alibiempfänger?

Unsere Politik hat derzeit eine klare Meinung...

Cephalus

Offline MAS

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Re: Fair Trade
« Antwort #18 am: 09.06.2013 00:01 »
Also mein Ideal ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, weltweit.

Nur dort, wo die Lebenshaltungskosten aus klimatischen Bedingungen höher sind, soll es höhre Löhne geben.

Wie man dieses Ideal aber in die Realität überführen kann, weiß ich nicht.

So scheint es mir momentan erstmal wichtig, dieses Ideal zu verbreiten. Erstmal eine Gesinnungsethik fördern, dann das ganze veranwortungsethisch umzusetzen suchen.

Unsere Politik? Tja, die denkt noch nicht global genug. Und unsere Wirtschaft erst recht nicht. D.h. global im Sinne eines globalen Geldverdienenkönnens schon, aber nicht im Sinne einer globalen Solidarität.

Solange sich Staaten als Wirtschaftsstandorte in Konkurrenz zu anderen Wirtschaftsstandorten verstehen, wird da auch nichts draus. Leider wird der Wettbewerb zur Zeit wie eine heilige Kuh behütet oder wie ein goldenes Kalb umtanzt.

LG, Michael
 
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Offline Tine

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Re: Fair Trade
« Antwort #19 am: 09.06.2013 11:21 »

die Probleme Tatsachen und kleinen Lösungsansätze liegen auf dem Tisch und sind allen bekannt.
MMn fehlt nur der wirkliche Wille zu Änderung, weil man langfristig durchaus das Dilemma lösen könnte, allerdings unter Verlust unseres Lebensstandards den wir derzeit zu Lasten anderer erreichen.


Hallo Cephalus,

das ist sehr präzise auf den Punkt getroffen ausgedrückt, warum auch ich immer noch zu billig kaufe. Unser westlich hoher Lebenstandard ist auch mir noch zu lieb. Ich hoffe, ich kann mich im Laufe meines weitern Lebens davon bald lösen! :-\

Also mein Ideal ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, weltweit.
...
Wie man dieses Ideal aber in die Realität überführen kann, weiß ich nicht.


Hallo Michael,

ganz einfach: runter von Deinem eigenen Lebensstandard! Sobald es ein Produkt als fair gehandelt gibt (oder eben anders fair hergestellt), dieses statt das konventionelle/ausbeuterische kaufen. Lebensmittel und Kleidung gibt es schon seit längerem fair gehandelt. Manchmal muss man dann eben Abstriche am eigenen Geschmack machen. Und wenn es irgendwas gar nicht "fair" gibt, dann eben verzichten! Aber das ist die gute Seite der Marktwirtschaft. Du bestimmst mit Deinen Käufen auch ein bisschen den Markt. Unser Geld ist unsere Macht. Wir entscheiden, wem wir es geben! Je bewusster wir das tun, desto gezielter können wir Einfluss nehmen. Wenn das genug Leute tun, ändert sich das System. Nebenbei wirst Du noch von etlichen Kaufentscheidungen entlastet, weil Dir viel früher das Geld knapp wird.  ;)

Im Endeffekt ist das dann auch ein großer Fortschritt für den Umweltschutz. Wir haben so viel Plunder, den eigentlich kein Mensch braucht und, der dann wieder weggeworfen wird, weil er ja "eh nichts gekostet hat"! Und zum nächsten Geburtstag kriegen wir wieder einen Sack voll von dem Zeug.
Würden alle Menschen für ihre Arbeit ordentlich entlohnt, würde das schnell aufhören.

Ich bin sicher, dass es eines Tages auch so kommen wird! :) Hoffentlich dauert es nicht zu lange. Auf jeden Fall ist es Zeit, mich an die eigene Nase zu fassen und meinen Beitrag zu prüfen!

Viele Grüße
Tine

Offline MAS

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Re: Fair Trade
« Antwort #20 am: 09.06.2013 11:33 »
Liebe Tine,

das ist natürlich ein guter Vorschlag! Es ist zugleich eine spirituelle Übung in Bescheidenheit und Selbstgenügsamkeit.

Wir können es ja mal versuchen, ohne uns gleich zu geißeln, wenn wir mal schwach werden.

Auf die Gesamtwirtschaft macht das zunächst wenig Eindruck, aber wir sind ja zunächst für unser Tun verantwortlich und nicht für das der Konzernmanager und das der breiten Masse, sonden für uns selbst.

LG, Michael
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Offline DesigualHarry

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Re: Fair Trade
« Antwort #21 am: 09.06.2013 13:03 »
Hallo!

Zuerst an Tine ein Dankeschön dass du meine Gedanken gerade in deinem letzten Posting verwendet hast :D...Oder waren es gar unsere Gemeinsamen Gedanken? Auf jeden Fall wollte ich ähnliches schreiben. :)

Meiner Meinung nach geht es aber nicht um Bescheidenheit und Selbstgenügsamkeit. Genug ist für alle da. Nur die Masse kennt das Problem des zuwenig...Sobald man sich Gedanken macht was man wirklich mag, erkennt man das wir eigentlich im Überfluss Baden... Wenn mich etwas nicht Interessiert, kann ich dafür anderswo womit ich dann wirkliche Freude spüre mehr Geld ausgeben...

Offline cephalus

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Re: Fair Trade
« Antwort #22 am: 09.06.2013 15:00 »
Hallo Tine,

das ist sehr präzise auf den Punkt getroffen ausgedrückt, warum auch ich immer noch zu billig kaufe. Unser westlich hoher Lebenstandard ist auch mir noch zu lieb. Ich hoffe, ich kann mich im Laufe meines weitern Lebens davon bald lösen! :-\

es ehrt Dich, dass du über eine altruistischere Lebenseinstellung zumindest nachdenkst, das machen die wenigsten.
Im Grunde ist jeder Mensch zuerst egoistisch und selbst wenn er bereit ist, zu Gunsten anderer Verzicht zu üben, stellt sich wieder die Frage der Verantwortung gegenüber den eigenen Nachkommen, denen jede Spezies, nicht nur der Mensch, optimale Lebensgrundlagen bieten möchte.

Ein nicht unbedeutender Teil unseres und anderer Staatssysteme hat nichts anderes als Zweck, als Ressourcen der eigenen Nutzung zugänglich zu machen und vor anderen Zugriffen zu schützen, Zuwanderung die keinen Nutzen bringt, dafür die eigenen Ressourcen an Arbeit Wohnraum und Infrastruktur aufzehren würde, zu unterbinden.

Dafür wird sogar gelegentlich massiv Gewalt eingesetzt...

Und ja, ich bin trotzdem nicht bereit diese Schranken Grenzen Begrenzungen und Machtpolitik aufzugeben, wenn ich mir die Konsequenzen für mich und erst recht, langfristig für meine Kinder, vor Augen halte.

Bin ich, sind wir schlechte Menschen deswegen? Jedenfalls sollten wir uns nicht einreden wir wären gerecht und täten den Menschen und der Welt viel Gutes, wenn wir manches kaufen oder auch nicht.

Es sind Almosen für den an der Kette gehaltenen Hund, der die Kochen vom Braten bekommt.

Den Braten teilen und die Kette weg...


Cephalus





Lars

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Re: Fair Trade
« Antwort #23 am: 09.06.2013 16:18 »
Unser westlich hoher Lebenstandard ist auch mir noch zu lieb. Ich hoffe, ich kann mich im Laufe meines weitern Lebens davon bald lösen! :-\

Hallo zusammen,

dieser Thread ist sehr interessant und ich will als Motivation für Euch mal meine momentane Situation kurz schildern:

Ein hoher Lebensstandard hat mir noch nie wirklich viel bedeutet, ich brauchte z.B. kein teures Auto und auch nicht ständig den neuesten Technik-Schnickschnack. Trotzdem ging es mir materiell gut, ich habe mir über die Welt wenig Gedanken gemacht, konnte mir ab und zu mal eine weite Reise leisten, hab eine große, moderne Wohnung mit allen Finessen ganz für mich alleine usw. usw. ...
 
Vor etwa zwei Jahren begann ein faszinierender Prozess einzusetzen. Ich habe die Reise zu mir selbst begonnen (in der Zeit hat übrigens auch das Rocktragen wieder angefangen), diese hat mittlerweile richtig Fahrt aufgenommen und fasziniert mich immer mehr. Etwa zeitgleich habe ich mir auch so langsam Gedanken um alles andere gemacht, habe angefangen, das gesamte System zu hinterfragen, Zusammenhänge zu erkennen und zu überlegen, was man als Einzelperson so alles tun kann. Und ich habe nicht nur überlegt, ich habe auch gehandelt:
- Ich bin seit über einem Jahr Vegetarier. Die Bilder der Massentierhaltung, die jeder kennt, waren aber nicht der alleinige Beweggrund, da gibt es noch 1000 andere Gründe ...
- Ich habe meine gesamten Geldanlagen aufgelöst. Somit kann keine Bank mehr irgendwelche wilden Spekulationen damit anstellen ...
- Alle Massenverblödungs-Medien habe ich aus meinem Leben verbannt, Fernsehen gibt es seit mehreren Jahren schon nicht mehr. Mit der GEZ habe ich immernoch Papierkrieg, aber das wird schon. An mein Geld kommen die sicher nicht ran ...
- Ich habe meinen Job hingeschmissen. Der hat mir jeden Monat fast 4000 Euro brutto eingebracht. Da ich aber immer mehr das Gefühl hatte, das Leben zieht draußen vor dem Fenster an mir vorbei während ich neun Stunden am Tag im Büro hocke und auf einen Monitor starre, habe ich mich aus dem Büro-Knast befreit und seitdem kann ich erst wieder einen wirklich klaren Gedanken fassen ...
- Die Wohnung bin ich demnächst auch los, die ist für mich inzwischen ein unerträglicher Ballast geworden ...
- Ich habe gelernt, mich wieder an ganz normalen und profanen Dingen zu erfreuen, die man vor lauter lauter schon gar nicht mehr wahrgenommen hat ...
- Ich habe erkannt, daß es keine Sicherheiten gibt, auch wenn es uns immer wieder suggeriert wird. Das Geld ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Was nützt mir im Alter ein pralles Bankkonto, wenn die Inflation bis dahin alles überholt hat? Und außerdem: Leben ist jetzt, nicht später ...
- und noch so einige andere Dinge.
 
Und das schöne daran ist: Ich habe nicht wirklich das Gefühl, daß ich auf irgendwas verzichten muß. Es macht einfach Spaß ...
 
Wie geht es weiter?
Ich werde demnächst in eine Gegend ziehen, die erheblich mehr Lebensqualität bietet als das im Wahnsinn versinkende Köln. Mein grobes Zielgebiet ist die mecklenburgische Seenplatte. Da ich jetzt sozusagen alle Äste abgesägt habe, auf denen ich noch sitzen konnte, bin ich natürlich etwas in Zugzwang. Aber ich sehe es als sportliche Herausforderung und ich freue mich auf ein einfaches, aber glückliches Leben im Einklang mit der Natur. In wenigen Wochen wird es soweit sein ...
 
Danke an die, die bis hierhin gelesen haben!
 
Grüße,
Lars

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Re: Fair Trade
« Antwort #24 am: 09.06.2013 16:46 »
Lieber Lars,

auch wenn es mir etwas übertrieben erscheint, kann ich es auch verstehen. Jedenfalls wünsche ich Dir viel Erfolg und Glück dabei!


Lieber Cephalus,

wieso ist es ein Almosen, wenn man jemanden fair bezahlt?
Ich kann mir das nur so erklären, dass der so genannte faire Handel nicht wirklich fair ist, da die Produzenten zwar mehr bekommen als bisher, aber immer noch nicht gleich viel, wie ein entsprechender Produzent in Deutschland. Meinst Du das?

LG, Michael
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Lars

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Re: Fair Trade
« Antwort #25 am: 09.06.2013 17:14 »
Lieber Lars,

auch wenn es mir etwas übertrieben erscheint, kann ich es auch verstehen. Jedenfalls wünsche ich Dir viel Erfolg und Glück dabei!

Oberflächlich betrachtet klingt es ganz sicher übertrieben.
Das liegt wohl auch daran, daß ich einen länger dauernden Prozeß hier sehr komprimiert beschrieben habe.
Es hängt natürlich für jeden Einzelnen von der Lebenssituation ab, was und wieviel er tun kann.
Ich verurteile auch keinen, der meint, alles ist gut ...

Ich versuche aber trotzdem, soviele Leute zum Nachdenken anzuregen, wie es irgendwie geht und auch selbst zu zeigen, was möglich ist. Streckenweise ist es allerdings ziemlich entmutigend und häufig fühle ich mich absolut unverstanden, noch ist ja alles ziemlich bequem ... Aber das gehört dazu.
 
Grüße,
Lars

Offline MAS

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Re: Fair Trade
« Antwort #26 am: 09.06.2013 17:24 »
Hi Lars,

ich will mal spezifizieren, was ich meine mit "übertrieben":

Zitat
- Ich bin seit über einem Jahr Vegetarier. Die Bilder der Massentierhaltung, die jeder kennt, waren aber nicht der alleinige Beweggrund, da gibt es noch 1000 andere Gründe ...

Das meine ich nicht mit "übertrieben". Ich bin zwar kein Vegetarier, esse aber seit über einem Jahr fast kein Fleisch mehr, aber immer noch Milchprodukte und Eier und trage Lederschuhe usw. Grundsätzlich finde ich Vegetarismus aber sehr gut!

Zitat
- Ich habe meine gesamten Geldanlagen aufgelöst. Somit kann keine Bank mehr irgendwelche wilden Spekulationen damit anstellen ...

Das halte ich auch nicht für sehr übertrieben. Es gibt aber auch ethisch einwandfreie Geldanlagen. Da ich aber kein Geld zum Anlegen habe, beschäftige ich mich kaum damit

Zitat
- Alle Massenverblödungs-Medien habe ich aus meinem Leben verbannt, Fernsehen gibt es seit mehreren Jahren schon nicht mehr. Mit der GEZ habe ich immernoch Papierkrieg, aber das wird schon. An mein Geld kommen die sicher nicht ran ...

Das finde ich übertrieben, denn es gibt im Fernsehen und im Radio auch sehr gute Sendungen. Es kommt darauf an, was man auswählt.

Zitat
- Ich habe meinen Job hingeschmissen. Der hat mir jeden Monat fast 4000 Euro brutto eingebracht. Da ich aber immer mehr das Gefühl hatte, das Leben zieht draußen vor dem Fenster an mir vorbei während ich neun Stunden am Tag im Büro hocke und auf einen Monitor starre, habe ich mich aus dem Büro-Knast befreit und seitdem kann ich erst wieder einen wirklich klaren Gedanken fassen ...

Ich kenne Deinen ehemaligen Job nicht. Ich bin froh, dass ich zur Zeit einen habe, der mir Freude macht, mit dem ich meiner Meinung nach was Wichtiges tue und von dem ich mal leben kann.

Zitat
- Die Wohnung bin ich demnächst auch los, die ist für mich inzwischen ein unerträglicher Ballast geworden ...

Wir haben auch noch eine Wohnung zu viel, voller Sachen, die wir nicht loswerden wollen. Mir geht es aber eher so, dass ich gerne ein Schloss hätte, mit viel Platz, aber ohne die Kosten, die das mit sich brächte. ;D

Zitat
- Ich habe gelernt, mich wieder an ganz normalen und profanen Dingen zu erfreuen, die man vor lauter lauter schon gar nicht mehr wahrgenommen hat ...

Das tue ich auch.

Zitat
- Ich habe erkannt, daß es keine Sicherheiten gibt, auch wenn es uns immer wieder suggeriert wird. Das Geld ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Was nützt mir im Alter ein pralles Bankkonto, wenn die Inflation bis dahin alles überholt hat? Und außerdem: Leben ist jetzt, nicht später ...

Das stimmt. Nur ein kleines Konto ist noch schneller aufgebraucht als ein großes.

Du siehst, für richtig übertrieben halte ich eigentlich nur Dein Einschätzung von Fernsehen und Radio als Massenverblödungsmittel.

LG, Michael
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Offline DesigualHarry

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Re: Fair Trade
« Antwort #27 am: 09.06.2013 20:26 »
Hallo!

Ich bin auch auf einem ähnlichem Weg wie du Lars, nur nicht so drastisch... Ich verzichte nun auch schon ein Jahr auf Fleisch, und aktuelle Fernsehsendungen hab ich auch schon lange keine mehr angeschaut.

Wie man sehen kann ist man niemals alleine :D Alles Gute Weiterhin!

Offline Tine

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Re: Fair Trade
« Antwort #28 am: 09.06.2013 23:58 »
Hallo zusammen,

da kann ich ja richtig auftrumpfen... Fleisch esse ich schon seit einigen Jahren keines mehr... außer es kommt mir unbemerkt unter, wie im Kartoffelsalat heute, in dem ich den Speck erst bemerkt habe, als er schon in meinem Mund war... dumm gelaufen.  ;)
Zum Thema Milch bin ich gerade in der "Umstellung". Richtig verantwortlich finde ich es nämlich nicht, Säuglingsnahrung von andern Säugetieren zu verzehren, die ihre "Kinder" nur deswegen bekommen müssen, damit wir die Milch kriegen (Das ist fast so elend wie die Nachkommen in die Wurstfabrik zu schicken. Zumal die Stierkälbchen ja auch dort landen.) Aber es schmeckt halt doch gut...  :'(

Hallo Lars,

ich finde es sehr mutig und konsequent, dass Du das alles so durchziehst! Hut ab! Und viel Erfolg! Aber den wirst Du sicher haben, denn Du lebst Deine Überzeugung und das wird klappen! :)

Hallo Cephalus,

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Den Braten teilen und die Kette weg...


Den Braten teilen und Kette weg... ist meines Erachtens genau der richtige Weg. Und wenn es allen auf der ganzen Welt gut geht, muss niemand mehr irgendwo hindrängen, wo er nicht erwünscht ist.
Nur müssen wir nicht mit Caracho von der Klippe springen, weil wir dort unten an den Strand wollen. Ein langsamer Abstieg kommt auch irgendwann an, bloß weniger schmerzhaft!

Alles auf einen Schlag umzukrempeln ist aus meiner Sicht noch selten richtig gut gegangen. Ich unterstelle der derzeitigen Situation in der EU, dass sie unter anderm eine Folge zu schneller Zusammenschlüsse relativ ungleicher Systeme ist. Und auch die deutsche Wiedervereinigung erschien mir seinerzeit übereilt durchgezogen. Mit mehr Zeit und Gelegenheit zur Annäherung wäre einiges vielleicht ein wenig harmonischer verlaufen. (Aber der Zug ist längst über alle Berge.  ::) ) Deshalb möchte ich auch keine "Gewaltakte" predigen, sondern hoffe auf eine kontinuierliche Veränderung.

Ich halte uns Wohlstandseuropäer nicht für schlecht, weil wir nicht sofort alle unsere Privilegien aufgeben wollen. Ich fühle mich aber auch längst nicht gerecht oder gut, weil ich mal das eine oder andere Produkt aus fairem Handel kaufe, auch wenn es mit Sicherheit ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist.
Wir leben in der Gesellschaft, in die wir geboren wurden und sehen die Dinge aus dem Blickwinkel unseres Standpunktes. Wir können uns aber Gedanken machen, versuchen andere Standpunkte einzunehmen und anstreben, es jeden Tag ein bisschen besser zu machen!  :)

Viele Grüße
Tine

Offline cephalus

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Re: Fair Trade
« Antwort #29 am: 09.06.2013 23:59 »
Lieber Michael,

isch habe das natürlich überspitzt ausgedrückt und außerdem ist es eine Frage der Perspektive:

wieso ist es ein Almosen, wenn man jemanden fair bezahlt?

Es ist natürlich kein Almosen wenn ein paar Einzelne, anderen wenigen, etwas zu Gute kommen lassen, aber bezogen auf das, was sich unsere gesamte Gesellschaft gegenüber anderen Regionen, Völkern, Ländern oder was auch immer, herausnimmt, erscheinen mir ein paar kleine Fairtrade Organisationen doch als Almosen gegenüber der Masse der Ausgebeuteten.

Das verhält sich ähnlich, wie staatliche Entwicklungshilfeprojekte meist auch nur eine Alibifunktion haben. Und oft werden diese auch im Empfängerland kritisch oder mit Kopfschütteln aufgenommen, weil sie an der Realität vorbei gehen.
Ich könnte dazu Bände schreiben, zu dem was ich immer wieder in Südamerika gesehen und miterlebt habe, ich werde es aber nicht ändern können, außer, dass ich zwei Familien die ich persönlich kennengelernt habe, weiterhin unterstütze.

LG
Cephalus


 

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