Hi zusammen,
entgegen meiner vorherigen Ansicht, die ich Karber gemailt habe, findet das Thema doch reges Interesse, obwohl darüber schon so viel geschrieben wurde. Gut so!
@ Ferdi: Du hast mit Deinen Argumeten gegen die Fehlurteile ja völlig Recht. Aber die Bestandsausfnehme, dass viele Menschen eben diese Fehlurteile in ihre Köpfen haben ohne ihre Fehlerhaftigkeit zu bemerken, bleibt davon unberührt. Die Erziehung der ersten 7 Lebensjahre bleibt meines Wissens ein Leben lang - wenn teilweise auch nur im Hintergrund - prägend. Ich brauchte auch ca. 2 Jahre, bis ich mich im Rock in der Öffentlichkeit nahezu selbstverstädnlich bewegte, aller rationalen Argumente zum Trotz. Aber wir Menschen sind nur zu (was weiß ich, vielleicht) 5 % rationale wesen, wogegen 95 % unseres Verhaltens nicht-rational ist. Soziale Plausibilität (also das Verhalten signifikanter Anderer oder einfach der Mehrheit nachahmen) ist für die allermeisten Menschen und sogar bei der Rationalisten für den größten Teil ihrer Verhaltensweisen viel naheliegender als logische oder rationale Plausibilität. Selbst wenn wir theoretisch von einer Sache überzeugt sind, erfordert es sehr viel innere Kraft, diese Sache auch öffentlich praktisch zu vertreten, wenn wir das Gefühl haben, gegen den Strom zu schwimmen.
@ alle
Ich habe mir hingegen inzwischen ein Gefühl des Stolzes angewöhnt, das mir sagt: Ich bin doch nicht blöd, bei über 20 °C eine lange Hose zu tragen, denn das ist für mich Winterkleidung. Dieses praktiziere ich aber nicht, wenn ich in anderen Kulturen unterwegs bin, wo ich der Sprache nicht mächtig bin oder als Europäer eh schon schief angesehen werde, weil Europäer dort eh schon als unmoralisch gelten.
Aber ich habe hier das Thema verlassen, sorry, denn es ging ja um die Einstellung meiner Frau. Die spielgelt das aber auch wieder: zunächst eine Angst, negativ aufzufallen, dann ein Bejahen rationaler Argumente, gepaart mit ihrer Liebe zu mir, und der Erfahrung doch überwiegend positiver Reaktionen auch seitens der Freundinnen und Kollegen, deren Reaktionen sie neagtiver erwartet hatte, und nun nahezu volle Bejahung meines Rocktragens in nahezu allen Situationen, in denen ich mich im Rock wohl fühle.
Ferdi schrieb mir in einer Mail bzgl. der Wat is - Sendung "Ich habe den Eindruck, bei vielen ist einfach der
Erkenntnishorizont enorm erweitert worden und die Sendung hat in deren
Köpfen etwas ähnliches bewirkt wie wenn man die Existenz eines neuen,
bisher unbekannten Planeten veröffentlicht hätte." Und in einem Posting schrieb er über eine Frau, die er in der Bäckerei traf, und die ihn schon oft im Rock gesehen, aber bis zu der Erklärung durch die Sendung für einen komischen Vogel gehalten habe. Eben das muss man berücksichtigen.
Ergo: Häufiges selbstsicheres und selbstverständliches Alltagsauftreten im Rock gepaart mit guten Argumenten, wenn man danach gefragt wird, sind der beste Weg den Rock für Männer publik zu machen. Eines von beiden alleine reicht nicht aus.
So, jetzt muss ich arbeiten.
Beste Grüße,
Michael