Irgendwie kann ich mich ziemlich allen Äusserungen meiner Vorredner nur anschließen. Auch ich finde, was da im Namen von Männlichkeit oftmals an Sexismus generiert wird, ablehnenswert bis abscheulich. Aber doch, ich beobachte, dass auch ich da manchmal mitspiele, weil es manchmal auch Spaß macht, weil es manchmal auch einfach so ist, dass der Dualismus zwischen Mann und Frau existiert und vermutlich auch nicht vollkommen unsinnig ist.
Und ich finde es gerade wichtig, am Internationalen Tag der Frau darüber zu diskutieren. Schon alleine, um den Gedanken der Frauenemanzipation zu unterstützen, daran zu erinnern, dass vermutlich wirklich längst noch nicht alles erreicht ist, aber auch daran zu erinnern, dass da noch mehr zu erreichen ist, auch was Männer angeht.
Wenn jemand äussert, dass bei Übergriffen an Frauen z.B. wegen eines Minirocks und die Vermutung einer Mitschuld der Frauen, wenn dieser jemand äussert, dass ihm dabei schlecht wird, dann akzeptiere ich diese Äusserung und die Meinung, die dahintersteht. Ich denke aber dabei auch an Männer, die es gibt, die solche Äusserungen machen, weil es gesellschaftlich so gewünscht ist, sich so zu äussern und alles andere darüber zu denken nicht mehr gesellschaftsfähig sei. Bei diesen Männern ist die Gefahr, gesellschaftlich weichgespült zu sein und Dinge nicht mehr zu hinterfragen, weil es sich nicht anschickt, diese zu hinterfragen.
Ich komme zurück auf mein Bild vom Windhauch, den ich eingangs hier im Diskussionfaden benutzte, der den leichten kurzen Faltenrock emporhebt und die Intimzone allen Blicken freigibt. Ist der Windhauch der Unanständige? Ist die leichtsinnig leichte Kleidung unanständig? Ist die Intention der Person, die den Rock als Bekleidung nutzt unanständig? Sind die Augen der Beobachter unanständig? Wo genau liegt nun das Problem?
Wenn ich als Träger dieses Rockes nicht in diese Situation kommen möchte, so kann ich das vermeiden, indem ich eine andere Kleidung wähle. Insofern kann ich einfach dieser peinlichen Situation vorbeugen. Wenn ich dies nicht mache, so trage ich Mitverantwortung an der unangenehmen Situation.
Wenn ich nicht mit dem Fallschirm abstürzen möchte, dann geh ich halt nicht Fallschirmspringen.
Spätestens im Bereich von so 20 Jahren ist eigentlich jeder in der Lage, die wichtigsten Risiken seines Handelns abzuschätzen. Und wenn nicht, so bieten sich noch genügend Gelegenheiten, die fehlenden Erfahrungen zu sammeln.
Auch wenn es allgemein hin einen Aufschrei generieren sollte: Ich werde die Meinung nicht los, dass das Opfer von Übergriffen durchaus eine Mitverantwortung tragen kann.
Trotzdem bin ich auch uneingeschränkt der Meinung, dass der Täter bestraft werden soll, wenn er sich nicht zurückhalten kann. Sich von was auch immer provoziert zu fühlen, ist ein gutes Recht, aber übergriffig zu werden ist unrecht. Trotz alledem ist eine mögliche Mitverantwortung des Opfers dadurch nicht vom Tisch. Es gibt nun mal Risiken im Leben, die man meiden oder suchen kann.
Ich selber trage gerne kurz und knapp und weit, wann immer es geht. Ich begebe mich selbst in dieses riskante Gebiet, was nun Kleidung betrifft. Bin mir sicher, dass mein Anblick nicht jedem gefällt. Mir ist es manchmal wert, ein solches Risiko einzugehen. Ich muss mir aber bewusst sein, dass ich es auch hätte minimieren können.
Wenn nun als Botschaft posaunt wird, bei Übergriffen hätte einzig und alleine nur der Täter schuld, dann ist das zu platt gedacht. Gerade wenn es um das Thema knapper Bekleidung bei Frauen geht, ist das von Frauen selbst, von Männern wahrscheinlich noch viel mehr und manchmal auch von Euch, liebe Forumsteilnehmern, zu unreflektiert. Oft wird das auf die Floskel "Frauen sollen gleiche Rechte haben wie die Männer" reduziert. Ach Gott, die armen Frauen! Mensch, sie haben es doch! Mensch, sie nutzen es doch!, viele, längst nicht jede, aber sehr viele. Wie weit jede das ausreizt, muss jede für sich selbst entscheiden (sagen wir mal überwiegend, auch da gibt es Differenzierungen sicherlich). Und was machen wir Männer da in dieser Floskel? Wir müssen herhalten, dass wir doch auch unangefriffen kurze Hosen tragen könnten. Machen wir das? Wie kurz sind kurze Hosen in der Regel wirklich? Wo liegen bei Männern die Grenzen des Anstands? Wir sehr halten Männer diese Grenzen ein. Wieviele überschreiten denn wirklich diese und welchen Reaktionen sind sie dann ausgesetzt? Vielleicht nicht übergriffige Reaktionen, dann aber vielleicht Worte von der eigenen Partnerin. Können Worte nicht genauso verletzen? Und mal abgesehen davon, dass ich bisher in dieser Betrachtung nur von "kurzen Hosen" sprach, nicht von Röcken.
Ja, ich weiss, viele von uns tragen Röcke und Kleider, wie sie wollen. Wir haben uns von diesen Konventionen losgesagt. Wieviele andere Männer aber sind genau in diesen Konventionen gefangen, würden gerne anders, können aber nicht, weil subtile oder weniger subtile Gründe dagegen sprechen?
Ich kann Cephalus mit seinen Gedanken nur vollstens unterstützen. Gerade am Tag der Frau. Laut einer Berechnung liegt so Anfang März der Tag, an dem Frauen gearbeitet haben, ohne rein rechnerisch Geld verdient zu haben. Den Rest des Jahres kriegen sie Geld. Berechnungsgrundlage ist die Differenz zu dem, was Männer verdienen.
Solche Zahlen sind natürlich immer mit einer -letztlich- politischen Dimension unterlegt - und schöngerechnet. Natürlich ist es so, dass aufgrund der Biografie von vielen Frauen eine Gleichheit gar nicht herzustellen ist. Auch nicht mit der besten staatlich geregelten Kinderbetreuung (mal abgesehen davon, ob das wirklich das beste für unsere Kinder wäre).
Erst wenn Frauen gesamtheitlich begreifen, dass das "männliche" nicht wertvoller ist, als das "weibliche", die Männer nicht mehr in eine starre Rolle gedrängt werden und dazu noch meinen immer im Wettbewerb zu anderen stehen zu müssen, werden wir dieses Thema als erledigt betrachten können...
Genau, das ist es! Treffender kann man es gar nicht ausdrücken.
Bei aller Weichspülerei - wir können es nicht abändern, dass es Mann und Frau gibt bei uns Menschen. Das soll nicht heissen, dass eine Frau festgelegt sein soll, wie sie ihr Leben zu führen hat. Ebenso soll es nicht heissen, dass ein Mann festgelegt sein soll, wie er sein Leben zu führen hat. Gleiches Recht für alle. Und das schließt auch die Männer mit ein. Und das betrifft auch, wie Cephalus an anderer Stelle geschrieben hat, dass der Mann auch das Recht hat, sich der Kleidung Rock und Kleid zu bedienen, ohne dass es irgendwelche Nachteile für ihn hat, ich wiederhole: irgendwelche Nachteile.
Soweit sind wir noch lange nicht. Und so ist es durchaus legitim, am Weltfrauentag daran zu erinnern, dass die gleichen Rechte für Männer längst auch noch nicht hergestellt sind. Allzuoft werden uns beispielsweise per se Sexismus unterstellt.
Bei aller Intelligenz des Menschen, vermutlich wird sie nicht ausreichen, um die Jahrmillionen lange Entwicklung der Zweigeschlechtlichkeit zu überwinden, können wir es noch so schönreden, wie wir (oder andere von uns) wollen.
Es muss einen Sinn haben, dass es Mann und Frau gibt. Und wenn wir gleiches Recht für jeden fordern, dann immer mit dem Wissen, dass wir nicht gleich sind, sondern jeder anders. Mann ist nicht wie Frau. Er ist nicht wie jener. Sie ist nicht wie jene. Alle sind wir anders. Und jeder ist für sich verantwortlich. Und wer dies schönreden will, der zementiert den Grundstein für neues Unrecht.