Rockmode.de

Röcke und mehr... => Artikel und Presseberichte => Thema gestartet von: Hansi1973 am 13.01.2011 09:22

Titel: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 13.01.2011 09:22
Zitat
Urteil: Nagellack und Toupets sind Privatsache

[...]Die Farbe des Nagellacks geht den Arbeitgeber nichts an. Auch das Tragen eines Toupets bei der Arbeit sei Privatsache, hat das Landesarbeitsgericht Köln entschieden. […]

Quelle: MOZ.de/ Urteil: Nagellack und Toupets sind Privatsache (http://www.moz.de/nachrichten/vermischtes/artikel-ansicht/dg/0/1/276630/)

Schlimm, wie kleinkariert manche Arbeitgeber sind und dass es einer gerichtlichen Entscheidung bedarf, den Angestellten das zu erlauben, was eigentlich Gang und Gäbe ist. Wohlgemerkt: hier geht es nicht Männer im Rock oder um eine allzu freizügige Bekleidung einer Frau, sondern um ganz einfache, nebensächliche Details, deren Beschränkung das Landesarbeitsgericht - zu Recht! - als unzulässig und als Eingriff in die Privatsphäre gewertet hat.

Wenn ein Mann sich das Tragen eines Toupets schon einklagen muss, dann kann man sich ausmalen, wie weit wir noch (flächendeckend) von der kurzen Hose im Büro entfernt sind, geschweige denn vom Rock.

Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: McKenna_BW am 13.01.2011 10:45
Du wirst es nicht glauben aber ich habe meinen letzten Job verloren weil ich mich weigerte zum Friseur meines Chefs zu gehen der mir dann meine langen Haare sowie meinen langen fetzigen Vollbart so hätte schneiden sollen wie mein EX Chef es wollte!
Ich fuhr zu jenem Zeitpunkt im siebten Jahr für ein Dentallabor, der hatte mich 7 Jahre zuvor so eingestellt wie ich zum Kündigungszeitpunkt auch noch aussah!

Ein Anwalt zum ich ich ging sagte ich hätte keine Chance dagegen anzugehen!
FDer nahm mir dann für die Beratung zum Glück nur 10 Euro, eine Freundin hatte mir den Empfohlen weil der spezialisert sei!"

Dumm gelaufen!

Ich sag nur "Deutschland und Dein dummes intollerantes Volk

Grüßle
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: silixflox am 13.01.2011 15:54
Das ist auch in der CH so, glaub mir.........
Gut ich muss dir schon eine kleine Kritik anbringen, auch wenn du so angestellt wurdest.
wenn man kundenkontakt hat dann sollte man schon einigermassen daher kommen
also vernünftiger haarschnitt und rasiert.

auch wenn ich leute die eine haarige sache mit sich herumtragen gut leiden kann.
es geht nicht um mich, der auch arbeitgeber ist, sondern um das was die kunden dann denken
Dein Corporate Identiti ist schon ..........hmmmm eben.

Denk mal darüber nach.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Sweety am 13.01.2011 16:28
Corporate Identiti hin oder her.
Wenn der Brötchengeber 7 Jahre nix sagt, würde ich das als eine Betriebliche Übereinkunft ansehen.
Wie dem auch sei, er sitzt am längeren Hebel.
Ich hoffe, McKenna findet bald einen neuen Job.
Gruß,
Jürgen
(der auch schon seine Haare wegen des Job's abgeschnitten hat)
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: habu am 13.01.2011 16:50
Hallo,

ich trug vor einiger Zeit Nagellack ( Klarlack) im Dienst,wurde aufgefordert diesen zu entfernen,ansonsten gäbe es eine Abmahnung.Sicherlich ist es ungewohnt,jedoch habe ich mit Kunden kein Kontakt,eine Mitarbeiterin fühle sich belästigt.Was ist mit den Menschen los,woran stört man sich heute,ein bischen mehr Freiheit und Menschen werden zufriedener.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: cephalus am 13.01.2011 20:11
ich trug vor einiger Zeit Nagellack ( Klarlack) im Dienst,wurde aufgefordert diesen zu entfernen,ansonsten gäbe es eine Abmahnung.Sicherlich ist es ungewohnt,jedoch habe ich mit Kunden kein Kontakt,eine Mitarbeiterin fühle sich belästigt.Was ist mit den Menschen los,woran stört man sich heute,ein bischen mehr Freiheit und Menschen werden zufriedener.

Hi Habu,
rein rechtlich hättest du diese Abmahnung in die Tonne treten können...
Manchmal frage ich mich ob ich in einer Parallelwelt lebe, oder die anderen. Was kann an Nagellack belästigen, ausser vielleicht dem Geruch, der aber wohl schnell weg ist. Vielleicht hättest du dich auch von ihren schuhen, iherer haarfarbe oder sonstwas belästigt fühlen sollen.

Ich frage mich ob ein Nagellackverbot im Rahmen von Dienstkleidug überhaupt rechtens wäre, wenn müste es sicher für alle Menschen im Berieb gelten.


Bei dieser Gelegenheit fällt mir eine kleine Geschichte die mir meine Frau (Personalleiterin in einem größeren Betrieb)erzählt hat, ein:
Ihr Vorstand kam eines Tages auf sie zu und bat sie, einen ihrer Mitarbeiter darauf hin zu weisen, dass Männer bitte keine offenen Schuhe tragen mögen.
Sie fragte ihn, ob er jetzt eine Kleiderordnung für alle MitarbeiterInnen erlassen wolle, worauf dieser meinte bei Frauen wäre das schon ok…
Nach einem Hinweis aufs AGG verzog er sich wieder, und meinte etwas von Wegen - den Stress mit den Frauen würde er sich deswegen nicht antun wollen.

Damit war das Thema vom Tisch, ihrem Mitarbeiter hat die meine aber lieber nichts davon erzählt, weil sie befürchtete, er würde sich sonst nicht mehr trauen, sich zu kleiden wie er selbst will.

LG Cephalus


Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 13.01.2011 21:56
Du wirst es nicht glauben aber ich habe meinen letzten Job verloren weil ich mich weigerte zum Friseur meines Chefs zu gehen der mir dann meine langen Haare sowie meinen langen fetzigen Vollbart so hätte schneiden sollen wie mein EX Chef es wollte!
Ich fuhr zu jenem Zeitpunkt im siebten Jahr für ein Dentallabor, der hatte mich 7 Jahre zuvor so eingestellt wie ich zum Kündigungszeitpunkt auch noch aussah!

Also DEN Prozess vorm Arbeitsgericht hättest Du mit Sicherheit gewonnen!

Wenn er Dich so eingestellt hat und das sieben Jahre lang akzeptiert hat, und plötzlich ankommt und mosert, dann stimmt was nicht. Dann sind die Haare auch nur ein vorgeschobenes Argument.

Außerdem: wieso solltest Du zu SEINEM Frisör gehen?
Musstest Du auch immer zu SEINEM Hausarzt gehen, wenn Du krank warst?

Da stimmt doch was nicht!


Gut ich muss dir schon eine kleine Kritik anbringen, auch wenn du so angestellt wurdest.
wenn man kundenkontakt hat dann sollte man schon einigermassen daher kommen
also vernünftiger haarschnitt und rasiert.
[...]
Denk mal darüber nach.

Autsch!
Warst Du etwa der o. g. Arbeitgeber?   >:(


Wenn ich im rosa Tütü zum Vorstellungsgespräch gehe, trotzdem eingestellt werde und so auch die meiste Zeit im Job rumlaufe, dann ist das stillschweigende Zustimmung.

Und es scheint ja auch nicht so zu sein, dass "McKenna aus dem Lager" plötzlich an die "Front" (im Außendienst) geschickt wurde, wo vielleicht doch andere Kleidervorschriften gelten könnten.

Wie gesagt: die Geschichte klingt seltsam und ich bin mir fast sicher, dass der Prozess vor dem ArbG gut ausgegangen wäre. Allerdings - wer möchte mit einem Chef weiterarbeiten, gegen den man schon prozessiert hat?
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 13.01.2011 22:05
ich trug vor einiger Zeit Nagellack ( Klarlack) im Dienst,wurde aufgefordert diesen zu entfernen,ansonsten gäbe es eine Abmahnung.Sicherlich ist es ungewohnt,jedoch habe ich mit Kunden kein Kontakt,eine Mitarbeiterin fühle sich belästigt.

Abmahnung wegen Klarlack auf den Nägeln! Ich schmeiß mich weg!

Lass mich raten - die Bratwurst hat Konfektionsgröße 48, läuft eher in Kittelschürze und Leggins herum und ärgert sich über jede(n), der/ die besser aussieht als sie?

Vor allem: warum fühlte sie sich dadurch belästigt? Hast Du Deine Nägel immer im Büro lackiert? Nein?
Dann wüsste ich nicht, wie sie das belästigt haben sollte.
Und da vermute ich dann eher, dass ihr Erscheinungsbild (s.o.) mehr Anlass zur Kritik und zum-belästigt-fühlen einlädt.


Was kommt als nächstes? Abmahnung wegen des falschen Parfums?
Abmahnung wegen der Verwendung von Gel und Haarspray?
Falsche Brille, hässliche Krawatte, falsche Marke (bei der Jeans)?

Unglaublich!
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Luan am 13.01.2011 22:32
Hallo,

auch ich habe den Artikel heute in der Tagespresse gesehen. Das Urteil am Landesarbeitsgericht Köln wurde aufgrund einer Klage des Betriebsrates wegen "umstrittener Regelungen" erwirkt. Es handelte sich dabei um die Dienstvorschriften, eines Unternehmens, welche Fluggastkontrollen im Auftrag der Bundespolizei am Flughafen Köln/Bonn durchführt. Diese Information fehlt meiner Ansicht nach in dem einleitenden Beitrag

Weitere Informationen zu dem Urteil können unter Angabe des Aktenzeichens 3 TaBV 15/10 in der Rechtssprechungsdatenbank (http://www.justiz.nrw.de/RB/nrwe2/index.php) des Landes Nordrhein-Westfalen eingesehen werden.

Zusätzlich hänge ich mal noch die Pressemitteilung des Landesarbeitsgerichts Köln mit an.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Tine am 13.01.2011 23:02
Du wirst es nicht glauben aber ich habe meinen letzten Job verloren weil ich mich weigerte zum Friseur meines Chefs zu gehen der mir dann meine langen Haare sowie meinen langen fetzigen Vollbart so hätte schneiden sollen wie mein EX Chef es wollte!
Ich fuhr zu jenem Zeitpunkt im siebten Jahr für ein Dentallabor, der hatte mich 7 Jahre zuvor so eingestellt wie ich zum Kündigungszeitpunkt auch noch aussah!

Also DEN Prozess vorm Arbeitsgericht hättest Du mit Sicherheit gewonnen!

Wenn er Dich so eingestellt hat und das sieben Jahre lang akzeptiert hat, und plötzlich ankommt und mosert, dann stimmt was nicht. Dann sind die Haare auch nur ein vorgeschobenes Argument.

Ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen, ganz so einfach und auf zwei bis drei Sätze zusammengekocht, kann man den Sachverhalt ja vielleicht doch nicht darstellen oder beurteilen. Ich kann mir durchaus Gründe vorstellen, die die gleiche "Frisur" nach (oder im Laufe von) sieben Jahren "unmöglich" machen.

Nicht dass mir jetzt jemand unterstellen möchte, dass ich keine langen Haare mag, die mag ich sehr wohl und auch an Männern. Dennoch sind sie ungebändigt nicht überall angebracht. Vielleicht hätte es ja auch eine andere Lösung gegeben als "Kahlschlag" oder Entlassung.

Viele Grüße
Tine


PS an Luan: Danke für die Ergänzung, diese Info lässt das Zitat tatsächlich in einem etwas andern Licht erscheinen.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: silixflox am 14.01.2011 06:43
Kurz und Knackig: Nein ich wahr nicht sein Arbeitgeber, wenn ich die Frage richtig verstanden habe.

Des Weiteren stelle ich keine unrasierten lanhhaarigen (Ich meine wirklich langhaarig) Leute an die Kundenkontakt haben.
Das hat mit meiner Einstellung zu tun.
Aber ich hätte ihn ggf. beim Vorstellungsgespräch die Möglichkeit geboten: Haare runter, Job ok.

Ich erscheine nicht jeden Tag im Anzug bei der Arbeit
Es gibt Casualdays dann tuts ne schwarze Jeans und ein Hemd
Und es gibt Tage wo man zu entsprechenden Kunden geht da gehe ich im Anzug mit Krawatte.
Also absolut Situativ.
Von meinen Aussendienst-Leuten verlange ich dass diese sich entsprechend äusserlich und auch mental verhalten.
Alle haben keine Problem damit und teilen auch meine Meinung.
Wenn das CID beim Angestellten stimmt, ist er auch selber selten ein Problem in der Firma.

Selbst verständlich gibt es in Handwerkskreisen auch Ausnahmen auf dem Bau zum Beispiel, aber nicht beim uns.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: GregorM am 14.01.2011 07:41
Ich finde es eigentlich nicht so daneben, dass ein Arbeitgeber einen gewissen Stil von den Angestellten verlangt oder verlangen kann.

Ihm geht es stets darum, Umsatz und Gewinn zu machen, und dazugehört, sich ständig an Situation und Zeit anzupassen. Das kann auch das Erscheinungsbild der Mitarbeiter umfassen.

Wir kennen es ja auch von Berufen, wo eine Uniform verlangt wird. Wenn eine neue Uniform eingeführt wird, können nicht einzelne Mitarbeiter mit der Alten fortsetzen, nur weil sie ihr oder ihm besser gefällt.

Man kann sich nur darüber freuen, dass man in den meisten Betrieben immer wieder toleranter wird, allerdings solange es um unsichtbare Mitarbeiter, also ohne jeden Kundenkontakt, geht.

@McKenna: Das ist nicht etwas Spezielles für Deutschland und "das deutsche Volk".

Gruß
Gregor

PS. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass mein vernünftig bezahltes Job die Voraussetzung der maximalen Freiheit  in der Freizeit war. Das hieß in den Arbeitsstunden mit dem Strom zu fließen.
Aber dann war ich ja auch nicht von Bart und langen Haaren abhängig. :D
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: kalotto am 14.01.2011 07:50
Oh haue ha, noja, wegen meiner Matte wurde ich zeitlebens angesprochen, als Empfehlung sozusagen, das Gesicht nicht zuwachsen zu lassen... (Sicherheit bei Maschinenbedienung usw, was da immer als Argument herhalten musste) Meine Antwort war da: die Haare bleiben dran, die brauche ich so, der Mensch lebt nicht vom Job allein. Beim Bund spielte ich Trompete und konnte sogar da mit Matte, wenn auch etwas reduziert, herumlaufen. Hätte ich Bartwuchs wie McKenna (vor Neid dahinschmelz...) würde ich das sichrlich geniessen.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: teerpirat am 14.01.2011 09:01
Hallo,

Also, ich denke, zunächst kommt es ganz auf das Unternehmen an, welche Regelungen vorgeschrieben sind.
Unter anderem: Wer einen Job in Business-Kreisen anstrebt, wo man auch entsprechenden Kundenkontakt pflegen muss, sollte man sich eigentlich schon im Voraus im Klaren sein, dass er sicherlich die meiste Zeit einen Anzug tragen muss.
Möchte man kleidungstechnisch mehr Freiheiten haben, sollte man sich dann auch für einen Beruf entscheiden, wo diese auch gegeben sind.
Mir war von vorneherein klar, dass ich nie in einer Bank arbeiten werde, weil ich keinen Anzug tragen möchte.

Zum Ausgangsthema: Das mit den Fingenägeln kann man auch aus verschiedenen Perspektiven betrachten, aber beim Toupet hört es für mich definitiv auf: Ein Mann, der unter Haarausfall psyschisch leidet und dem mit einem Toupet entgegenwirken möchte, sollte das auch nicht untersagt werden. Denn da geht es ums seelische Wohlbefinden.

Lange Haare müssen nicht ab, sofern gepflegt und je nach dem zusammengebunden.
Dass man keine schwarze Unterwäsche zu heller Dienstkleidung trägt, müsste eigentlich jedem bekannt sein. Ich denke aber auch, dass viele Vorschriften eher darauf abzielen, dass man sich in der Kleidung keine unbeabsichtigten Faux-Pas leistet, als dass sie die Privatsphäre des Einzelnen angreifen sollen.
Auch denke ich, dass man sich modische Extravaganzen durchaus leisten kann, wenn alles typgerecht passt und gepflegt ist.
Es gilt halt Geschmacksverwirrungen zu unterbinden, die es leider allzuoft gibt.

Bei uns in den Banken tragen die Angestellten schon längst kein Sakko und keine Kravatte mehr, aber gebügeltes Hemd und Stoffhose sind Pflicht. Daher muss ich sagen, dass wir in den Breufen doch recht viele Freiheiten in der Kleidung haben, wenn ich mir dagegen andere Länder ansehe, da sieht es noch ganz anders aus.

Ich hatte vor einiger Zeit einen Bericht gelesen, dass es in Japan zunehmend Gemeinschaften gibt, die sich gegen den tagtäglichen Anzugzwang wehren, und kommen daher in der traditionellen japanischen Kleidung(Kimono) daher. Es existiert dort im Gesetz kein Verbot des Tragens der traditionellen Landeskleidung, und man kann ja schlecht den eigenen Landsleuten das Tragen der Kleidung verbieten, die mit der japanischen Kultur einhergeht.
Ob da inzwischen neue Regelungen vorgeschrieben, entzieht sich meiner Kenntnis.

LG
teerpirat
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Asterix am 14.01.2011 10:34
Silix, eine Frage: Würdest Du einen Menschen wie Dich einstellen, der Mocker trägt? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum?

Ich habe den Eindruck, dass es dabei schlicht und ergreifend um Angst geht. Ich denke mir, was der andere denken könnte. So etwa...

Wo ist das Problem, wenn der Mitarbeiter gepflegt ist und zu seinem Stil steht?
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: teerpirat am 14.01.2011 11:05
Wo ist das Problem, wenn der Mitarbeiter gepflegt ist und zu seinem Stil steht?

Meine Rede!

Ich denke, darauf kommt es doch in erster Linie an.
Unter anderem stelle ich bei solchen Diskussionen regelmässig fest, dass Bart und lange Haare am Mann mit ungepflegt in Verbindung gebracht werden. Warum eigentlich? Ich kenne einige in meinem Bekanntenkreis, die würde ich ohne ihre langen Haare gar nicht wiedererkennen.
Mein Bruder trägt Zeit seines Lebens schulterlange Haare, und hatte am Arbeitsplatz nie Probleme damit. Lange Haare gehören bei ihm einfach dazu, und sie sind natürlich auch gepflegt.
Würde er seine Haare abschneiden, ginge damit automatisch ein Stück seiner Persönlichkeit mit verloren.

Von daher kann ich die Sichtweise von McKenna_BW und kalotto vollends verstehen.

LG
teerpirat
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: cephalus am 14.01.2011 12:16
Des Weiteren stelle ich keine unrasierten lanhhaarigen (Ich meine wirklich langhaarig) Leute an die Kundenkontakt haben.
Das hat mit meiner Einstellung zu tun.

Ich würde wohl eher Menschliche und Fachliche Kriterien in den Vordergrund stellen, als Bart oder nackt und eine Vorgabe zur Haarlänge hätte ich auch nicht, beides vorausgesetzt das Gesamtbild wäre gepflegt.

Aber Du kannst dir sicher sein, es gibt reihenweise Leute für die Vorgabe einer Frisur ein k.o. Kriterium für den Job darstellt. Ich nähme so eine Job jedenfalls nur in einer absoluten Notlage an - nicht wegen der Frisur sondern wegen der Einstellung die dahinter steht.
Du hat glück wenn du in einer Branche agierst in der ein wenig tolleranter Chef akzeptiert wird.

Min meiner Branche könnte ich mit so einer Einstellung nur noch im Bodensatz der Bewerber wählen.


PS: Schreibst du Frauen auch eine bestimmte Haarlänge vor?

Grüße
Cephalus

Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: MasinAD am 14.01.2011 12:23
Hallo Teerpirat!

Unter anderem stelle ich bei solchen Diskussionen regelmässig fest, dass Bart und lange Haare am Mann mit ungepflegt in Verbindung gebracht werden. Warum eigentlich?

Ich denke, das hängt damit zusammen, dass es nicht wenige Männer gibt, die mit Pflege auf Kriegsfuß stehen, und bei den Langhaarträgern mag der Anteil vielleicht sogar noch größer sein. Finde ich nicht wirklich unverständlich, denn Jungen kriegen in ihrer Kindheit immer einen schönen praktischen Kurzhaarschnitt und keine Einführung in die Pflege langer Haare. Bei Kurzhaarträgern sind die Haare bestenfalls zerstruppelt, bei Langhaarträgern kommen noch Spliss und andere Tücken hinzu.

Auch muss ich konstatieren, dass von 10 längeren Bärten, die mir auf der Straße über den Weg laufen, vielleicht 2 oder 3 wirklich gepflegt vorkommen und nicht wild wuchern.

LG
Masin
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: silixflox am 14.01.2011 13:29
Dadurch dass unsere Angestellten in firmeneigener Kleidung zu den Kunden gehen, würde ich den Mocker auf jeden Fall anstellen. Weil er sich aus der Masse abhebt, aber für mich nicht im Negativen!
Vielleicht auch weil ich selber ein bisschen ein Exote bin???? So lange gepflegt ist okay.
Vollbart gepflegt ok. Lange Haare BIS ZU EINEM PUNKT am Mann ok.

Schönes WE wünsche ich.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 14.01.2011 13:39
Die Aufmachung der Fingernägel – um deren Anblick man in dem Job des Sicherheitsdienstes am Flughafen (Pass-/ Personen-/ Gepäckkontrolle) nicht umhin kommt – zu kritisieren, kann ich noch im gewissen Maße verstehen. Ich habe schon anderen Stellen (z.B. bei Supermarktkassierinnen) Krallen gesehen, dass mir Angst und Bange wurde oder wo ich dachte: zu Karneval wärs okay.  Also da kann (im Alltag/ Beruf) weniger mehr sein (es sei denn man arbeitet im Nagelstudio).
Aber ein Toupet kritisieren? Ein Toupet ist doch nur ein Haarersatz, um die Psyche und das Ansehen des Trägers wieder gerade zu biegen. Ebenso könnte man vom Mitarbeiter auch verlangen, er solle sein Glasauge herausnehmen, die Beinprothese abschnallen und das Gebiss ins Wasserglas legen.

Tja, was die langen Haare angeht, hatte ich jahrzehntelang immer Kurzhaarschnitt. Weitestgehend konform mit dem Bart- und Haarerlass der Bundeswehr (so als müsste ich morgen wieder Helm tragen). Aber 2011 wird mein modischer Neuanfang, u.a. lasse ich die Haare seit ein paar Monaten wachsen.

Ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass ein großer Teil der Bevölkerung (in Personalabteilungen wohl besonders), etwas gegen langhaarige Herrenfrisuren hat. Allerdings – da muss ich MasinAD zustimmen, trägt ein Großteil der männlichen Langhaarigen ihre Haare wie Kraut und Rüben. Lang ist nicht automatisch schön. Ein ordentlicher Schnitt, eine vernünftige Pflege, machen eine Menge aus. Keine Frau würde mit einer so zerzausten Langhaarfrisur herumrennen, die so aussieht, als hätte sie die letzten Jahre neben Tarzan im Busch verbracht. Kämmen und Pflegen (Spülung, Haarkur, usw.) sind das A und O, damit es nur „ungewöhnlich“, aber nicht gleich „befremdlich“ wirkt.
Ich hatte auch schon Kollegen mit langen Haaren, die aber ordentlich gepflegt (und zusammengebunden) waren. Das sah dann auch zum Anzug mit Krawatte gut und überzeugend aus. Da hatte man nicht den Eindruck, da versucht ein „langhaariger Bombenleger“ auf Businessman zu machen.


@silixflox: Aber, manches Mal ist man aber doch überrascht, wie cool und zeitgemäß auch Mittelständler reagieren können.Ich sage nur:
Welde-Brauerei macht Rock zur Dienstkleidung (http://www.youtube.com/watch?v=PLqCF4dQdls)

Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: McKenna_BW am 14.01.2011 14:12
Hallo

ich bekomme einfach nur Brechreiz und Hass wenn jemand lange Haare und Bart mit Ungepflegt in Verbindung bringt, meine Haare und mein Bart waren gepflegt, ok, manchmal sah der Bart etwas freakig aus aber dann habe ich ihn wieder in Form geschnitten!

Es ist einfach das kleinkarierte dumme Denken einiger Menschen die meinen nur wer aalglatt und kurzhaarig ist ist ein Mensch!

Es kommt auf den Karakter und die Kundenfreundlichkeit an und da könnt Ihr sicher sein das ich einer der freundlichsten Menschen bin!
Als Sohn eines Dorfschmiedes wird man von klein auf darauf getrimmt das man jeden Menschen auf der Straße grüßt und immer freundlich schaut!

Mein Ex Chef suchte einfach einen Grund mich loszuwerden!

Vorbei!

Und wer jetzt denkt das ich deshalb im Nachhinein meinen Bart wegmachte, falsch, der fiel in der Mitwinternacht weil ich beim Aufwachen das Gefühl hatte das es der richtige Tag war mich äußerlich malwieder zu verändern, nach ca. 12 Jahre mit Vollbart!

Grüßle

P.s. und ich freue mich nach wie vor wenn mir ein Typ mit langem Bart und langen Haaren begegnet weil diese Menschen oft viel offener sind als die Bankertypen!
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 14.01.2011 15:26
ich bekomme einfach nur Brechreiz und Hass wenn jemand lange Haare und Bart mit Ungepflegt in Verbindung bringt, meine Haare und mein Bart waren gepflegt, ok, manchmal sah der Bart etwas freakig aus aber dann habe ich ihn wieder in Form geschnitten![...]

Sorry - ich wollte Dir nicht unterstellen, dass Du ungepflegt herum läufst, bzw. gelaufen bist.

Und wie ich ja schon sagte, glaube auch ich, dass es bei Deinem Chef nur der Vorwand war.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: teerpirat am 14.01.2011 15:53
Ich denke, das hängt damit zusammen, dass es nicht wenige Männer gibt, die mit Pflege auf Kriegsfuß stehen, und bei den Langhaarträgern mag der Anteil vielleicht sogar noch größer sein.
Auch muss ich konstatieren, dass von 10 längeren Bärten, die mir auf der Straße über den Weg laufen, vielleicht 2 oder 3 wirklich gepflegt vorkommen und nicht wild wuchern.

Hallo Masin,

Im Grunde hast Du eigentlich recht. Allerdings habe ich festgestellt, dass Leute mit verfilztem Bart und langen Haaren in der Regel auch in punkto Kleidung verlottert rüberkommen.
Wer aber auf sein Äusseres achtet, sorgt schon dafür, dass auch haare und Bart entsprechend gepflegt wird.
Aber auch hier wieder. Langhaar- und Bartträger werden mal wieder alle zusammen in eine Topf geworfen, was dabei herauskommt -> Bart und lange Haare = ungepflegt.
Ähnlich wie körperbetonte Kleidung = schwul.
Das Gleiche in Grün halt.

LG
teerpirat
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Stanley McLeod am 14.01.2011 17:18
Hallo zusammen,

finde auch nicht, dass lange Haar und Bart unbedingt gleich als unseriös oder schmuddelig gelten.

Bin auch gerade dabei, meine Haar einfach mal wachsen zu lassen und zu sehn, wie mir so ne richtige Langhaarfrisur steht.

Bart rasiere ich aber ab, das mag ich momentan grad nicht wirklich haben.

Aber zum Thema Kleidungs- und sonstige Vorschriften muss ich auch wieder sagen, dass mir sowas absolut widerstrebt. Wenn ich sehe, wie Banker und andere Business-Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein rumrennen, dann finde ich das immer wieder nur belustigend.

Wenn ich Bilder aus dem Parlament oder sonstigen, offiziellen Anlässen sehe, muss ich immer nur lachen und frage mich, wieso die alle in Uniform erscheinen. Ich finde es wirklich schlimm, wie konservativ unsere Geschäftswelt ist, weltweit sogar, irgendwie wird jedem, der nicht in Uniform zu so einem Anlass/Besprechung etc. kommt gleich die Seriösität abgesprochen.

Mit hat unsere OB bei einer Sitzung unseres Aufsichtsrates mal im Anschluss so ganz nebenher gesagt, ich sollte mir doch ein Jackett zulegen, dann nimmt man mich ernster, wenn ich was zu sagen habe.

Ich hatte in dieser Sitzung ein schlichtes Hemd, schwarze Hose an, keine Krawatte und ein dickes Strickdingens.

Bis heute hab ich mir jedenfalls noch keins zugelegt und mal sehn, ob ich es überhaupt tun werde.

LG Metalstanley
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 14.01.2011 19:29
Mit hat unsere OB bei einer Sitzung unseres Aufsichtsrates mal im Anschluss so ganz nebenher gesagt, ich sollte mir doch ein Jackett zulegen, dann nimmt man mich ernster, wenn ich was zu sagen habe.

Wer? Die Oberbürgermeisterin? Bist Du politisch aktiv?

Wenn ja, schau Dir Joschka Fischer an - er hat sich mit Turnschuhen vereidigen lassen. Auch wenn ich ihn und seine Partei nicht mag, aber eins muss man ihm lassen: rhetorisch versiert ist er! Und ohne diese Fähigkeit wäre er auch im Anzug nicht soweit vorwärts gekommen. Dass er zum Schluss auch nur noch Anzug, Krawatte und Schnürschuhe trug, ist eine andere Sache.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Stanley McLeod am 14.01.2011 20:04
Hallo Hansi, nein, bin nicht wirklich politisch aktiv :)

Ich arbeite in der Buchhaltung einer städtischen Tochtergesellschaft, die einen Aufsichtsrat hat, der aus Stadträten besteht und dessen Vorsitzende/r immer der/die amtierende/r OB ist.

An den Sitzungen nehme ich meist nur zur Protokollführung teil, ich bin selten dran selbst was zu sagen, hauptsächlich, wenn es um finanzielle Fragen geht.

LG Stefan
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: teerpirat am 15.01.2011 00:04
Mit hat unsere OB bei einer Sitzung unseres Aufsichtsrates mal im Anschluss so ganz nebenher gesagt, ich sollte mir doch ein Jackett zulegen, dann nimmt man mich ernster, wenn ich was zu sagen habe.

Das suggeriert für mich nur, dass Du in einer bestimmten Kleidung ein Aushängeschild darstellen sollst, um was zum Image des Unternehmens beizutragen. Sprich, Du sollst was darstellen, aber nicht zwangsläufig was leisten müssen.

Deshalb fallen schleimige Anzugträger bei mir generell in die Kategorie "Blender". Hatte selbst schon genug mit solchen Schmierenkomödianten zu tun gehabt.
Von daher tätest Du gut daran, einen solchen Mumpitz gar nicht erst ernstzunehmen geschweige denn mitzumachen.

Bleib Du selbst! Du bist das was Du bist, und nicht das, was die Gesellschaft aus Dir machen will. 8)

LG
teerpirat
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: cephalus am 15.01.2011 00:36
Was mir auffällt ist die ständige Verknüpfung von Langen Haaren mit Ungepflegtheit.
Dass das per se nicht so sein muss ist klar, aber Ursachen dafür kann ich mir schon vorstellen, gerade bei Männern.

Wobei ich zugeben muss , dass es nicht einfach ist, einen Frisör zu finden der es schafft sinnvoll mit langen Haaren bei einem Mann umzugehen.
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: GregorM am 15.01.2011 08:23
Wobei ich zugeben muss , dass es nicht einfach ist, einen Frisör zu finden der es schafft sinnvoll mit langen Haaren bei einem Mann umzugehen.

Hallo Cephalus,

bei uns ist der Herrenfriseur seit mindestens 20 Jahren so gut wie ausgestorben. 99% aller Salons sind Unisex. Gute Salons in Deutschland wohl auch?

Gruss
Gregor
 
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: minirocker am 15.01.2011 09:59
Leute, ich bin einfach erschrocken, wie viele Leute es gerade hier (in einem auf Toleranz angewiesenen Forum!) gibt, die dermassen spiessig und klischeehaft ueber Langhaarige reden, so das mich das eher an eine Zeit erinnert, in der ich aufgewachsen bin. Vor 40 Jahren! Es waren Sprueche der Generation meiner jetzt 85 jaehrigen Eltern! Auf diesem Niveau befinden wir uns jetzt anscheinend wieder.

*einfach nur kopf(und Haare)schüttel, wenn ich hier so manches lese*

Manchmal habe ich das Gefuehl, dass die Leute hier, die pauschalisierend abwertend ueber Langhhaarige sprechen, solche Leute gar nicht kennen. Ihr habt wohl Angst vor Leuten, die sich Freiheiten nehmen und sie leben. Aus Euren Kommentaren kann ich nur schliessen, dass eure Bildungsinstanz anscheinend RTL SatI & Co ist.

Einfach nur erschreckend! Mit voller Kraft Rueckwaerts voraus!

sorry, aber das musste jetzt mal raus, Minirocker
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Stanley McLeod am 15.01.2011 10:15
@Minirocker

Das trifft doch allgemein auf ungewöhnliche Dinge bei Männern zu, egal, ob das Frisuren, Bekleidung, Verhalten ist. Sobald Mann aus der Norm fällt, ist es schlecht, Frauen werden da sehr viel mehr Freiheiten zugestanden.

@Alex
Ja, habe eigentlich auch nicht vor, mich zu verbiegen, nur um gut dazustehen, sonst würde ich nicht in dieser Art Forum unterwegs sein :)

LG Metalstanley
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: cephalus am 15.01.2011 13:31
Es waren Sprueche der Generation meiner jetzt 85 jaehrigen Eltern! Auf diesem Niveau befinden wir uns jetzt anscheinend wieder.
*einfach nur kopf(und Haare)schüttel, wenn ich hier so manches lese*

Danke Minirocker,
sowas in der Art wolte ich eigentlich auch sagen, bin aber wohl immer etwas zu zurückhaltend ::)
Cephalus
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: MasinAD am 15.01.2011 14:14
Hallo Minirocker!

Manchmal habe ich das Gefuehl, dass die Leute hier, die pauschalisierend abwertend ueber Langhhaarige sprechen, solche Leute gar nicht kennen. Ihr habt wohl Angst vor Leuten, die sich Freiheiten nehmen und sie leben. Aus Euren Kommentaren kann ich nur schliessen, dass eure Bildungsinstanz anscheinend RTL SatI & Co ist.

Einfach nur erschreckend! Mit voller Kraft Rueckwaerts voraus!

Ich bin selber Langhaarträger. In den vergangenen 15 Jahren bestand der männliche Teil meines Freundeskreises teilweise zu mehr als der Hälfte aus Langhaarträgern. Ich kenne also durchaus die Probleme, die mit langen Haaren bei Männern einhergehen. Von diesen vielen Männern inkl. mir hatten vielleicht drei tatsächlich gepflegte Haare, während der Rest eher Richtung Schrat tendierte. Ich selber leide unter Spliss mit allen Folgeerscheinungen: verknotende Haare nach der Haarwäsche, ausgerissene Haare nach dem Bürsten und starke Unterschiede in der Haarlänge, weil zwischen kurz und 50cm lang praktische eine Normalverteilung besteht. Die Lösung wäre wohl: Haaare kürzen lassen auf halbe Länge (vulgo: Spitzen schneiden lassen), danach Spliss rechtzeitig erkennen und beseitigen.

Ich kenne Männer einfach. Das hat nichts mit langen oder kurzen Haaren zu tun. Ungepflegte Haare fallen nur stärker bei Männern mit langen Haaren auf, weil Männer mit langen Haaren immer noch selten sind. Bei kurzen Haaren fallen eine ganze Reihe von Problemen von langen Haaren schlich nicht an, z.B. Spliss. Gepflegte Männer riskieren immer den Vorwurf, kein richtiger Mann zu seien, wenn man sich mal die Diskussionen anschaut, wie lange Mann im Bad brauchen darf. Hinzukommt, dass zuviel Aufwand bei den Haaren auch noch als 'unmännlich' gilt und Männer eben keine oder wenig Erfahrung in der Pflege langer Haare aus ihrer Kindheit mitbringen. Für Männer gilt entweder 'Pferdeschwanz' oder 'offen', schon ein Zopf gilt bei vielen als zu 'weiblich'. Andere Frisuren, die dann Haarklammern oder etwas anderes als Haarbänder erfordern, werden überhaupt nicht von Männern in Betracht gezogen.

LG
Masin
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: McKenna_BW am 15.01.2011 23:10
@Minirocker

super Beitrag, genial, Danke!
Mir gehts wie Dir!

@Hansi1973, ist ok, ich meinte auch insgesamt unsere Gesellschaft!

Ich pfeife eigentlich Grundsätzlich auf die Meinung der Gesellschaft und mir fremder Menschen zu meinem Aussehen denn die geht es schlicht einen feuchten Kehrwisch an!

Ich packe das auch in Lieder!

Grüßle
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: Hansi1973 am 16.01.2011 00:11
Leute, ich bin einfach erschrocken, wie viele Leute es gerade hier (in einem auf Toleranz angewiesenen Forum!) gibt, die dermassen spiessig und klischeehaft ueber Langhaarige reden, [...]
[...] Aus Euren Kommentaren kann ich nur schliessen, dass eure Bildungsinstanz anscheinend RTL SatI & Co ist.

???

Ich kann nicht ganz nachvollziehen wo Du Dich persönlich angegriffen fühlst. Hier wurden auch nicht pauschal ALLE Langhaarigen kritisiert, sondern ein Teil von ihnen. Wenn Du das persönlich nimmst - bitte.
Aber sich einerseits über Kritik zu beschweren und daraufhin die Kritiker als bildungsfern zu beleidigen, ist auch nicht die feine Art.
 >:(
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: minirocker am 16.01.2011 12:00
Nur kurz ein paar persoenliche Gedanken dazu:
Je aelter man ist, desto mehr (Lebens-)zeit kann man ueberblicken. Und wer dann noch einigermassen kritisch und "wach" ist, sollte dann auch Tendenzen und Veraenderungen wahrnehmen.

 Was macht man mit der Wahrnehmung?
1."augen zu und immerschoen up-to-date-sein: Schauen, was angesagt ist und das dann durchziehen. Nur so bin ich anerkannt. Dei ewig-gestrigen koennen mir gestohlen bleiben. Fuer sie ist der Zug eh abgefahren" Wenn man keine eigene Position hat oder ein aengstlicher Mensch ist, dann kann man so in allen Zeiten  einigermassen unbehelligt leben.
2. Man kann aber auch die unterschiedlichen Zeitstroemungen kritisch bewerten und sich von Ihnen das aneignen, was am ehesten mit den eigenen Werten oder Vorstellungen von Moral uebereinstimmt.
3....

 Ich fuer mein Teil muss sagen, dass sich in den letzen 30-40 Jahren vieles veraendert hat. Nicht alles unbedingt zum Besseren. Gerade am Beispiel der Toleranz/Anerkennung der Langhaarigen ist zu sehen, dass es nach den anfaenglichen skeptischen Zeiten (Langhaarige=Protestler) diese Frisuren mehr und mehr sich etablierten und fast jeder so herumlief. (schaut Euch doch einfach mal alte Filme an). Denn schliesslich ist der Mensch selbst und sein Wesen das worauf es ankommt und nicht die (veraenderbare) "Huelle". Spaeter, als andere Stroemungen auftauchten (Beispiel "Juppies") setzte eine Veraenderung ein, in der aber dennoch Langhaarige unbehelligt blieben, so sie denn erfolgreich waren.
Mehr und mehr wurde die Welt vernetzt und die Moeglichkeiten Trends/Meinungen  auf breiter Ebene zu schaffen war gegeben. Wer die Macht dieser Medien erkannte und sich ihrer bediente, war der Erfolreiche. Ob im Sinne des Kommerzes oder der Politik, die Moeglichkeiten (und Folgen) sind jedenfalls immens.

Und da stehen wir nun; ein sattes, "zufriedenes" Volk dank Brot und Spiele, pseudoinformiert und konditioniert auch durch privatfinanzierte Medien. (Nach letzten Umfragen ueberrundeten sie quotenmaessig die OE-R. Das Anbiedern der OE-R an die Privaten ist anderes leidiges Thema). Und im Rahmen der Brot-und-Spiele Politik ist nun jedes krasse Mittel (Sendung, "Bild") recht, das Volk mit konserativen/reaktionaeren Gedankengut zuzuschuetten. Und so wurden in den letzten Jahren, ueberspitzt formuliert,  Stueck fuer Stuck Errungenschaften revolutionaerer und kritischer Arbeit zunichte und ihre Verteter mundtod gemacht.

Merkt das denn keiner: Frueher entsprach es dem Bildungsideal, das der, der keine Ahnung hatte, einfach die Klappe gehalten hat.  Heute wird genau der erfolgreich vermarktet und vorgefuehrt und seine Mitgefaehrten haben nun das Sagen...

Nein, wenn ich dann solche oben undifferenzierten Meinungen lese, dann kann ich mich nicht zurueckhalten.
Und ja, dann fuehlen sich meine Vorstellungen vom Menschen, der kritisch und wach durch die Gegend laufen sollte, schon sehr angegriffen...

Naja, so kurz wurde es dann doch leider nicht..
:-) Minirocker
Titel: Re: Nagellack und Toupets sind Privatsache
Beitrag von: chrisko am 17.01.2011 17:58
Nun, wer meine Texte gelesen hat, weiß was jetzt kommen mag ...

Wir leben in einer Welt, in der es nur um Fassade geht. Es zählt überhaupt nicht was dahinter steckt, es zäht nur der "Blendfaktor"

Dein Stil, deine Art, deine Ausdrucksweise, deine Themen, dein Auto, dein Haus, deine Frau usw. usf. entscheiden darüber wie erfolgreich du bist und was du erreichen kannst!

Kurz: In einem Betrieb stellte sich ein Neuer vor, elegant, klasse Anzug, vornehm, angenehm etc. ca. 2 Wochen später seine Frau ... geschätze 200 kg bei 160cm ... dieser Mann war durch, ihm wurde geraten seine Frau zu geschäftlichen Anlässen nicht wieder mitzubringen ... das ist unsere tatsächliche Wirklichkeit :(

Oft genug habe ich geschrieben: Kleidung dem Anlaß entsprechend!  Wir können uns noch so toll der Freiheit hingeben und unserern eigenen Stil leben ... ob mit Bart, langen Haaren, lackierten Fingernägeln oder was auch immer ...

... es kommt aber auch immer der Moment, wo jeder selbst zeigen muss wer er ist, danach wird jeder gemessen. Jeder ob er will oder nicht, die ersten Sekunden sind entscheidend!

Machen wir uns nichts vor, in unserer heutigen Zeit kann jeder tun und machen was er will, jeder kann rumlaufen wie er will ... das alles ist völlig okay ... NUR ... jeder muss sich auch Situationen und Gegebenheiten anpassen können, tut er das nicht, steht er aussen vor, einfach unweigerlich.

Wenn ich auf der einen Seite extravagant daher komme, muss ich das auf der anderen Seite ausgleichen können. Es muss immer die Waage gehalten werden.

Frauen haben es da auch nicht leichter, im Gegenteil ... von denen wird im Businessbereich z.T. noch weit mehr erwartet und auch gefordert. Da haben es die Männer schon leichter, sie brauchen nur den Anzug ... unifarbend :)

Wenn ich heute bestimmte Ziele erreichen will, dann spiele ich nach den Spielregeln. Es hat keinen Zweck die Regeln ändern zu wollen, es geht nur die Regeln für sich selbst anzupassen und "kreativ" auszuleben.

Die Freiheiten nehm ich mir ...