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Röcke und mehr... => Rund um den Rock => Thema gestartet von: high4all am 24.10.2016 20:41

Titel: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 24.10.2016 20:41
Auf meinem Spaziergang durch Rottach-Egern ist mir vor einem Geschäft für Kinderbekleidung diese Dirndl-Parade aufgefallen:

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Auffällig viele Dirndl in rosa bei den kleineren Größen

"Drollig anzuschauen", war mein erster Gedanke, als ich die Kinder-Dirndl von Größe 80 bis 176 sah. Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:

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Ein Dirndl in Größe 80 vor einem anderen Laden.

Aber was ist, wenn ein kleiner Junge auch Gefallen an so einem Kleidchen hat? Das dürfte gar nicht mal so selten sein, denn alle Kinder freuen sich über bunte Sachen. Hans Haehle hat es in seinem Buch "Rock wie Hose" in seinen Jugenerinnerungen treffend beschrieben.

Werden kleine Jungs dann "abgebügelt" ("das sind Mädchensachen, Jungs tragen sowas nicht"), wenn sie ein Dirndl tragen wollen oder läßt man sie gewähren?

Oder werden sie auf Jungsklamotten umgeleitet, also Trachtenlederhosen?

Wohl nicht auf dieses Exemplar:
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Ein Lederhose in Größe 92 auf dem Mädchenkleiderständer in "Mädchenfarbe".

Ich fürchte, dass nicht viele Eltern den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen und ihre Jungs bei dem Wunsch, ein Kleid zu tragen, unterstützen. Auch wenn es vereinzelt Beispiele im Internet gibt, dürfte die Hemmschwelle bei Dirndl noch größer sein.

Am Problem der zu geringen Oberweite kann es nicht liegen, denn auch kleine Mädchen haben nichts vorzuweisen. Insofern sind Jungs und Mädchen vor der Pubertät anatomisch wenig unterschiedlich.

LG
Hajo

Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 24.10.2016 21:05
Ich würde schon mal ein Dirndl probieren. Was ich bisher gesehen habe, war mir aber zu viel Stoff und irgendwie altbacken, volkstümlich. So ala sei ein braves Mädchen. Wenn dann muss es was cooles sein, was ich auch so anziehe, etwa so ähnlich wie die Mädchenkelider dort. Aber nicht so sehr verspielt. Denn auf Volksfeste gehe ich nicht, geschweige denn, das ich aufs Oktoberfest kommen werde.

"Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:" ich frage mich oft, ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Ich kann mich selber nicht mehr richtig an meine Kindheit erinnern, was Mode betraf. Ein Dirndl oder andere Kleide, wo man sich nicht scchmutzig machen kann, wäre mir in dem Alter wohl nicht in den Sinn gekommen.
Wobei ich oft sehe, dass Mädchen lieber Hosen und praktische Kleidung der Jungen zum rumtoben bevorzugen.
Ich bin eh der Meinung, Kinder brauchen praktische Sachen zum rumtoben und spielen.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: MAS am 24.10.2016 22:35
Als ich Kind war, war Kleidung kaufen immer eine lästige Pflicht.

Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn Röcke und Kleider dabei gewesen wären.

LG, Micha
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Ben am 24.10.2016 22:40
"Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:" ich frage mich oft, ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Dass Jungen im Kleinkindalter den Wunsch äußern, Kleider zu tragen, ist so ungewöhnlich nicht.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 24.10.2016 22:55
Kinder sind von Natur aus neugierig und unterscheiden anfänglich nicht zwischen Jungs- und Mädchenkleidung. Das wird ihnen erst von Erwachsenen "eingebleut".

Ich kann mir gut vorstellen, dass schöne Kleider für viele Kinder "anziehend" sind, ganz unabhängig von ihrem Geschlecht.

Herumtoben kann man auch in Kleidern und Röcken. Davon hat mir meine Mutter erzählt, die auf diese Weise manches Sonntagskleid ruiniert hat, sehr zum Ärger meiner Großmutter. Zum Glück war die Schneiderin und konnte viele Schäden beheben.

Kleider aus derben, festen Stoffen und schmutzfreundlichen Farben sind m.M. gut für Kinder zum Herumtoben geeignet. Dafür braucht´s nicht zwingend Hosen.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 24.10.2016 23:14
"Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:" ich frage mich oft, ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Dass Jungen im Kleinkindalter den Wunsch äußern, Kleider zu tragen, ist so ungewöhnlich nicht.
Ich meinte, ob Jungs für ihre Sachen genauso ins schwärmen kommen, wie manche Mädchen, wenn sie Kleider sehen? Sow ie Michael, für den es eine löstige Pflicht gewesen ist. Obwohl es viele Mädchen gibt, die es lästig finden, Kleider und Röcke anzuizehen.

Dass man in Röcken nicht rumtoben könnte, steht außer frage. Es steht in frage, ob es erwünscht ist. Mädchen sollen brav sitzen bleiben und schön aussehen.

Hier mal ein Kommentar von einem "besorgten" Vater

Zitat
"frauen und männer sind gleich" -> NOT

Wieso glauben das alle oder reden sich das alle ein?
Ist doch Schwachsinn.
Das fängt schon bei Kleinkindern an. Mein Sohn konnte viel schneller gehen weil Grobmotorik von kleinen Männern schneller beherrscht wird. Dafür konnte meine Tochter viel früher mit kleinen Objekten hantieren weil kleine Frauen halt die Feinmotorik viel schneller drauf haben. Ich rede hier von einem alter wo Kinderspielzeug noch nicht oder wenn dann vielleicht Farblich gegendert ist.
Von einer Lebensphase wo kaum Erziehung statt findet. Diese Beobachtung hab nicht nur ich gemacht sondern machen viele und es gibt glaube ich sogar Studien darüber.
Später werden die Unterschiede komplexer und plötzlich werden sie abgestritten oder müssen abgeschafft werden...
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Asterix am 24.10.2016 23:35
"Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:" ich frage mich oft, ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Dass Jungen im Kleinkindalter den Wunsch äußern, Kleider zu tragen, ist so ungewöhnlich nicht.

Ungewöhnlich ist das nicht, ziemlich gewöhnlich ist aber die Pathologisierung selbiger Erscheinung...
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: MAS am 25.10.2016 00:18
"Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:" ich frage mich oft, ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Dass Jungen im Kleinkindalter den Wunsch äußern, Kleider zu tragen, ist so ungewöhnlich nicht.

Ungewöhnlich ist das nicht, ziemlich gewöhnlich ist aber die Pathologisierung selbiger Erscheinung...

Eine Freundin von mit hat Zwillinge, Junge und Mädchen. Als beide klein waren, war er mal neidisch auf ihre schönen Kleider. Die Mutter machte sich sorgen und frug mich um Rat. Ich sagte, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Sie machte sich aber vielleicht doch sorgen und konnte den Jungen beschwichtigen, indem sie ihm einen schönen Pullover kaufte. Anscheinend war er zufrieden.

LG, Micha
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: cephalus am 25.10.2016 03:30
Werden kleine Jungs dann "abgebügelt" ("das sind Mädchensachen, Jungs tragen sowas nicht"), wenn sie ein Dirndl tragen wollen oder läßt man sie gewähren?

Oder werden sie auf Jungsklamotten umgeleitet, also Trachtenlederhosen?

Ich kann zwar di Fotos gerade nicht sehen, aber das mit dem Umleiten dürfte die Praxis sein.

Die andere Seite ist, dass Jungs bunte Kleider schön finden, aber den Gedanken sie zu tragen sofort verwerfen, weil sie sie als Mädchekledung identifizieren - selbst wenn sie volle Unterstützung von Zuhause hätten.
Seit dem Kindergartenalter kann ich das bei meinen Jungs so erleben. Mein Großer hat kürzlich sogar kritisch nachgefragt warum ich ein Kleid trage ..
Er ist fast 6.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: MAS am 25.10.2016 08:00
Werden kleine Jungs dann "abgebügelt" ("das sind Mädchensachen, Jungs tragen sowas nicht"), wenn sie ein Dirndl tragen wollen oder läßt man sie gewähren?

Oder werden sie auf Jungsklamotten umgeleitet, also Trachtenlederhosen?

Ich kann zwar di Fotos gerade nicht sehen, aber das mit dem Umleiten dürfte die Praxis sein.

Die andere Seite ist, dass Jungs bunte Kleider schön finden, aber den Gedanken sie zu tragen sofort verwerfen, weil sie sie als Mädchekledung identifizieren - selbst wenn sie volle Unterstützung von Zuhause hätten.
Seit dem Kindergartenalter kann ich das bei meinen Jungs so erleben. Mein Großer hat kürzlich sogar kritisch nachgefragt warum ich ein Kleid trage ..
Er ist fast 6.

Das ist eben die Parallelisierung, die Anpassung an das Verhalten einer Bezugsgruppe, bei Kindern zuerst die Eltern, aber ab einem gewissen Alter die Peer-Gruppe, also die Gleichaltrigen. Das hat schon seinen Sinn, da es den Zusammenhalt der Gruppe fördert. So entstehen auch Kulturen. Ein Individualismus kann diesen Zusammenhalt gefährden bzw, gefährdet zuerst den Schutz des Einzelnen durch die Gruppe, da die Gefahr der Ausgrenzung besteht. Deswegen ist es immer wichtig, eine Devianz durch ein Zeichen der Loyalität und Solidarität zu ergänzen und zu entschärfen.

LG, Micha
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: DesigualHarry am 25.10.2016 08:55
Hallo!

Ich sehe das anders.... Für mich ist es in erster Linie Angst die dazu führt dass Menschen der Masse folgen. Wenn die Masse Schutz bieten würde währe die Welt schon längst viel friedlicher.

Eine eigene Kultur entsteht meiner Meinung erst durch Individualisierung. Menschen Ausgrenzen tut die Masse weil bestimmte Mnschen nicht in deren Enges Raster passt.  Oder schließt ihr euch von der Gesellschaft aus? Ich denke nicht, und gerade unsere gelebte Individualität fördert eigentlich den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Wo jeder so sein darf wie er mag.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: JoWi am 25.10.2016 09:10
...ob Jungs auch entzückt sind, wenn sie Jungskleidung sehen, oder ob's die eher gleichgültig hinnehmen, hauptsache was am Balg?
Ich kann mich selber nicht mehr richtig an meine Kindheit erinnern, was Mode betraf. ...

Ich erinnere mich, daß ich als Kind eine Phase hatte, in der ich ein Mädchen sein wollte, und zwar nur deshalb, weil ich dann so schöne Sachen zum Anziehen bekommen hätte, wie diese.

Johannes
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Holger Haehle am 25.10.2016 17:48
Zitat: Kinder sind von Natur aus neugierig und unterscheiden anfänglich nicht zwischen Jungs- und Mädchenkleidung. Das wird ihnen erst von Erwachsenen "eingebleut".
Ich kann mir gut vorstellen, dass schöne Kleider für viele Kinder "anziehend" sind, ganz unabhängig von ihrem Geschlecht.

Dieser Meinung kann ich gut zustimmen. Rollen und so auch die Geschlechtsrollen werden durch Erziehung vermittelt. Deswegen sind es ja Rollen, so wie Theaterrollen. Die werden durch Lernen eingepaukt. Waere das von Natur aus angeboren, dann braeuchte es keine Rollen. Von Natur aus gibt es da einfach keine Praeferenz, sonst haetten die Menschen frueher nicht ausschliesslich Roecke und Kleider tragen koennen. Mode ist ganz ueberwiegend kultureller Ausdruck. Die Eltern zu erst geben mit ihrer Weltanschauung die ideologische Richtung vor. Und Kinder sind darauf gepolt ihnen zu folgen. Und wuerde ein Junge im Tutu zur Schule gehen wuerden die anderen Jungen ihn mobben. Ueber kurz oder lang wuerde der Tutu-Junge sich dem Druck beugen.

Als ich einmal im Alter von 9 Jahren die Altkleider vom Dachboden dazu nutzte, gerade die bunten, flatterigen Sommerkleider und nicht den Beerdigungsanzug vom Opa anzuziehen, habe ich maechtig Aerger bekommen. Das war fuer meine Rolle nicht erwuenscht. Ein zweites Mal habe ich Aerger bekommen als ich mir zur Klavierstunde die Fingernaegel rot lackiert habe wie meine Klavierlehrerin. Niemand wollte mir glauben, dass ich es einfach nur tat, weil das so schoeen aussah, wenn die bunten Finger ueber die Tasten flirrten. Ein Zusammenhang mit einer Geschlechtlichkeit war mir gar nicht vorstellbar. Umgekehrt konnten die Erwachsenen sich nicht vorstellen, das es einen anderen Grund geben koennte, der nicht in einem geschlechtlichen Zusammenhang steht.
Ach ja und in Frankreich und der Schweiz war es bis in die 60er Jahre in Kindergaerten und Grundschulen Pflicht einen Smock zu tragen. Das war ein Kittel, der wie ein Kleid geschnitten war. Maedchen und Jungen mussten den ueber der Kleidung tragen, um die Kleidung darunter zu schonen und weil das Toben unerwuenscht war. In meinem katholischen Kindergarten hatte der Smock sogar rueschenaehnliche Verzierungen.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: DesigualHarry am 25.10.2016 22:54
Hallo!

Das Tutu, oder auch ein Dirndl, ist nicht das Problem... das Problem ist die Einstellung des Jungen. Ein Mädchen im Tutu erfüllt einen Zweck, ist anerkannt und gilt als schön. Sie spielt einfach eine Rolle. Der Junge müsste sich etwas ausdenken in welchem Zusammenhang das Tutu in glaubwürdig erscheinen lässt. Denkbar wäre eine Art Held oder dergleichen... In solch einer Rolle entsteht auch kein Druck dem er dich beugen müsste, und außerdem kann er so jederzeit als "Held" das ganze wieder sein lassen.

Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 25.10.2016 23:16
Dann beugt er sich aber einer Rolle und es wird unweigerlich Druck ausgeübt: Nicht-Helden tragen kein Tutu. Soabld er kein Held mehr ist, lässt es ihn wieder unglaubwürdig erscheinen. Burschen laufen auch nicht wie He-Man rum ;)  Warum gesteht man Jungen nicht einfach auch die Rolle zu, eifnach nur schön zu sein?
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 25.10.2016 23:46
Warum gesteht man Jungen nicht einfach auch die Rolle zu, eifnach nur schön zu sein?

Weil das Geschlecht und die damit verbundenen, angeblich typischen Eigenschaften eine viel zu große Rolle bei der Bewertung von Menschen spielen.

In unserer Kultur ist Schönheit ausschließlich für das weibliche Geschlecht reserviert und wird automatisch damit verknüpft, wenn ein Junge/Mann schön sein will.

Obwohl Schönheit an sich geschlechtsneutral ist und nicht per se weiblich.

Zu anderen Zeiten/in anderen Kulturen wurde/wird das männliche Geschlecht mit Schönheit verbunden.

Wenn es mal so oder mal so ist, warum dürfen Jungs/Männer hier und heute nicht auch schön sein und gleichzeitig 100% männlich?

Wenn ich ein Dirndl trage bin ich genauso Mann wie als Anzugträger. Vielleicht zeige ich mit Dirndl andere Eigenschaften auf als mit Anzug. Aber alle diese Eigenschaften gehören zu meiner Persönlichkeit.

LG
Hajo
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: MAS am 26.10.2016 00:24
Trotzdem höre ich ab und zu Sätze wie: "Das ist ein schöner Mann" oder "Der war ein schöner Mann". Meistens höre ich das von älteren Damen. Durften vielleicht früher, als diese Damen sich ihren Wortschaft konstruierten, Männer schöner sein als heute?

LG, Micha
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 26.10.2016 00:26
Die Frage war eher rethorisch und stand im Zusammenhang mit dem Held sein.

Ich finde, dass du im Dirndl eine bessere Figur machst. als im Anzug Das was ich von dir im Anzug gesehen habe, rollt einen ja die Zehennägel bis zur Kinnlade hoch.  ;)
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 26.10.2016 00:33
Trotzdem höre ich ab und zu Sätze wie: "Das ist ein schöner Mann" oder "Der war ein schöner Mann". Meistens höre ich das von älteren Damen. Durften vielleicht früher, als diese Damen sich ihren Wortschaft konstruierten, Männer schöner sein als heute?

LG, Micha
oh schön, dass wollte ich gerade schreiben, wenn Frauen sagen, dass sie einen Mann schön finden....passtre aber nicht so recht in den text rein. jetzt kommst du mit der Frage.

Nein. ist Heuchelei. Für Frauen mag der Mann zwar schön sein, aber nicht im erotischen Sinne, wie Männer Frauen wahrnehmen. Diese Heuchelei "Du bist doch aber so ein schöner Mann, du würdest eine Frau sehr glücklich machen" relativiert sich, wenn man sich wie eine Frau, sexy in Szene setzt. Da ist dann plötzlich gar nicht mehr die Rede von sexy sondern von ekelhafter zurschaustellung mit dem Stallgeruch der Homosexualität.
Wenn Männer schön im klassischen Sinne wären, gäbe es nicht solche Aufschreie, wenn Männer Haut zeigen.
Schön gilt für Frauen nur ein viel verpackter Mann. Die Frauen von früher fanden Männer nicht schöner als heute. Als schön gilt ein Mann in traditionieller Kleidung, wie Anzüge und Smokings, wo man nur Kopf und  Hände sieht. Nen Kopftuch drüber, fertig ist der Muselmann.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Ben am 26.10.2016 00:45
Nabend.

Manchmal ärgert es mich schon, dass wir Diskussionen in unserem überschaubaren Kreis in andere Worte gekleidet in verschiedenen Threads aufwärmen. Weiter kommen wir damit nicht wirklich, weil Personen und Positionen bekannt sind.
Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich hier erneut meinen Senf dazugebe.

Das Tutu, oder auch ein Dirndl, ist nicht das Problem... das Problem ist die Einstellung des Jungen. Ein Mädchen im Tutu erfüllt einen Zweck, ist anerkannt und gilt als schön. Sie spielt einfach eine Rolle. Der Junge müsste sich etwas ausdenken in welchem Zusammenhang das Tutu in glaubwürdig erscheinen lässt.
Ein Dreijähriger muss sich keine Rolle ausdenken, weil er den Wunsch, Kleid/Rock/Tutu/Dirndl, etc. zu tragen, in der Regel noch nicht reflektiert. Stößt er mit seinem Wunsch auf Ablehnung, setzt Unverständnis ein. Die Reflexion, also die Wahrnehmung, dass sich Mädchen anders anziehen, bzw. dass Mädchen anders angezogen werden, setzt erst später ein.)
An anderer Stelle in diesem Forum habe ich es schon mal geschrieben: Sogenannte Verkleidungskisten, auf die Kinder uneingeschränkt Zugriff haben, sind in Tagesstätten sinnvoll und wichtiger als vieles Spielzeug. U.a daraus entwickeln KInder Rollenspiele, die für die Entwicklung wichtiger ist als der hohe Legoturm oder das x-te Puppenverkleiden.
Die Ablehnung durch Eltern möchte ich, im Gegensatz zu Asterix, nicht pathologisieren, sondern eher unter dem Aspekt betrachten, dass viele Eltern Angst haben, dass ihr Sohn stigmatisiert wird. (So gibt es auch Eltern, die erschrecken, wenn man ihnen erzählt, dass ihre Tochter andere Kinder haut.) Auch das habe ich schon mal erwähnt: viele Eltern kritisieren, dass es immer noch zu viel Kleidung/Spielzeug gibt, die sich an ein Geschlecht richten. Womöglich sind es in meiner Blase mehr Eltern als im Durchschnitt. Dass es immer noch zu viele Eltern gibt, die in den althergebrachten Schemata denken, ist unbestritten. Ich möchte es dennoch nicht als pathologisch bezeichnen, sondern eher als unreflektiert.

Denkbar wäre eine Art Held oder dergleichen... In solch einer Rolle entsteht auch kein Druck dem er dich beugen müsste, und außerdem kann er so jederzeit als "Held" das ganze wieder sein lassen.
Es gibt schon Kinder- und Jugendliteratur, die sich nicht der immer noch gängigen Geschlechterklischees verweigert. In der Regel geht es dabei eher um Verhaltensweisen als um Kleidung.
Aber wenn 50er-Jahre-Gender-Scheiß wie „Conni“ im 2. Jahrzehnt im 21. Jahrhundert noch verfilmt wird, ist es natürlich schwierig, das zu registrieren.

VG Ben.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 26.10.2016 00:47
Wenn Männer schön im klassischen Sinne wären, gäbe es nicht solche Aufschreie, wenn Männer Haut zeigen.
Schön gilt für Frauen nur ein viel verpackter Mann. Die Frauen von früher fanden Männer nicht schöner als heute. Als schön gilt ein Mann in traditionieller Kleidung, wie Anzüge und Smokings, wo man nur Kopf und  Hände sieht. Nen Kopftuch drüber, fertig ist der Muselmann.
Schaut man sich Bilder aus den Zeiten vor der französischen Revolution an, so sieht man Männer in schöner, repräsentativer Kleidung, die den Körper meistens bedeckt. Erotische Komponenten sind die teilsl auffälligen Schamkapseln und die engen Beinkleider.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Ben am 26.10.2016 00:54
Wenn Männer schön im klassischen Sinne wären, gäbe es nicht solche Aufschreie, wenn Männer Haut zeigen.
Schön gilt für Frauen nur ein viel verpackter Mann. Die Frauen von früher fanden Männer nicht schöner als heute. Als schön gilt ein Mann in traditionieller Kleidung, wie Anzüge und Smokings, wo man nur Kopf und  Hände sieht. Nen Kopftuch drüber, fertig ist der Muselmann.
Meine Holde weiß es zu schätzen, wenn ich mit möglichst wenig Bekleidung oder gar nackt koche.
Und nun?
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 26.10.2016 01:25
Wenn Männer schön im klassischen Sinne wären, gäbe es nicht solche Aufschreie, wenn Männer Haut zeigen.
Schön gilt für Frauen nur ein viel verpackter Mann. Die Frauen von früher fanden Männer nicht schöner als heute. Als schön gilt ein Mann in traditionieller Kleidung, wie Anzüge und Smokings, wo man nur Kopf und  Hände sieht. Nen Kopftuch drüber, fertig ist der Muselmann.
Meine Holde weiß es zu schätzen, wenn ich mit möglichst wenig Bekleidung oder gar nackt koche.
Und nun?
Deine Holde würde es vermutlich gar nicht gut finden, wenn Du mit möglichst wenig Bekleidung oder gar nackt auf dem Stachus herumläufst.

Es macht einen Riesenunterschied, ob das Ganze privat oder öffentlich stattfindet. Und ob es der eigene Mann macht oder irgendein Mann.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Ben am 26.10.2016 01:50
Deine Holde würde es vermutlich gar nicht gut finden, wenn Du mit möglichst wenig Bekleidung oder gar nackt auf dem Stachus herumläufst.

Es macht einen Riesenunterschied, ob das Ganze privat oder öffentlich stattfindet. Und ob es der eigene Mann macht oder irgendein Mann.
Das gilt umgekehrt genauso.
Müssten die z.B. Marketingstrategen von Calzedonia ihre Partnerin für eine Kampagne zur Verfügung stellen, gäbe es sie höchstwahrscheinlich in dieser Form nicht.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Dr.Heizer am 26.10.2016 07:59
Was ist blos wieder aus dem Thema der Dirndl-Parade geworden... :-\

um nicht weiter abzudriften, schreibe ich hier weiter: http://www.rockmode.de/index.php?topic=5788.msg81419#msg81419 (http://www.rockmode.de/index.php?topic=5788.msg81419#msg81419)

Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: MAS am 26.10.2016 08:17
Trotzdem höre ich ab und zu Sätze wie: "Das ist ein schöner Mann" oder "Der war ein schöner Mann". Meistens höre ich das von älteren Damen. Durften vielleicht früher, als diese Damen sich ihren Wortschaft konstruierten, Männer schöner sein als heute?

LG, Micha
oh schön, dass wollte ich gerade schreiben, wenn Frauen sagen, dass sie einen Mann schön finden....passtre aber nicht so recht in den text rein. jetzt kommst du mit der Frage.

Nein. ist Heuchelei. Für Frauen mag der Mann zwar schön sein, aber nicht im erotischen Sinne, wie Männer Frauen wahrnehmen. Diese Heuchelei "Du bist doch aber so ein schöner Mann, du würdest eine Frau sehr glücklich machen" relativiert sich, wenn man sich wie eine Frau, sexy in Szene setzt. Da ist dann plötzlich gar nicht mehr die Rede von sexy sondern von ekelhafter zurschaustellung mit dem Stallgeruch der Homosexualität.
Wenn Männer schön im klassischen Sinne wären, gäbe es nicht solche Aufschreie, wenn Männer Haut zeigen.
Schön gilt für Frauen nur ein viel verpackter Mann. Die Frauen von früher fanden Männer nicht schöner als heute. Als schön gilt ein Mann in traditionieller Kleidung, wie Anzüge und Smokings, wo man nur Kopf und  Hände sieht. Nen Kopftuch drüber, fertig ist der Muselmann.

Wenn ich also jemanden schön finde, ohne dass ich dabei gleich an Sex denke, ist das Heuchelei?

Ich glaube, wir driften jetzt in ganz komische Gedankengänge ab.

LG, Micha
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: DesigualHarry am 26.10.2016 09:11
Hallo!

Schönheit ist auch nur eine Rolle die man spielen kann... klar Mädchen und Frauen haben es diesbezüglich Heute leicht. Aber was hält einen Mann oder Jungen davon ab auch die Rolle Schönheit zu spielen wenn er das möchte?  Das Problem sehe ich mehr darin, dass man es in erster Linie anderen Recht machen will, als auf sich selber zu schauen. Da hört man dann alle nur möglichen Ausreden: Wenn die Männer Röcke tragen Trag ich auch einen; Wenn sich Männer schmücken mach ich es auch; wenn Männer nur schön sein wollen will ich auch schön sein usw. .... Genau darin unterscheiden sich normale von außergewöhnlichen Menschen - Sie machen das was sie sich in den Kopf gesetzt haben, und reden nicht nur davon.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Asterix am 26.10.2016 18:38
Die Ablehnung durch Eltern möchte ich, im Gegensatz zu Asterix, nicht pathologisieren, sondern eher unter dem Aspekt betrachten, dass viele Eltern Angst haben, dass ihr Sohn stigmatisiert wird. (So gibt es auch Eltern, die erschrecken, wenn man ihnen erzählt, dass ihre Tochter andere Kinder haut.) Auch das habe ich schon mal erwähnt: viele Eltern kritisieren, dass es immer noch zu viel Kleidung/Spielzeug gibt, die sich an ein Geschlecht richten. Womöglich sind es in meiner Blase mehr Eltern als im Durchschnitt. Dass es immer noch zu viele Eltern gibt, die in den althergebrachten Schemata denken, ist unbestritten. Ich möchte es dennoch nicht als pathologisch bezeichnen, sondern eher als unreflektiert.

Lieber Ben,
ich möchte nur anmerken, dass mit "Pathologisierung selbiger Erscheinung" in meinem im Folgenden zitierten Satz gemeint ist, dass der relativ gewöhnliche Wunsch von männlichen Kleinkindern, Kleider und Ähnliches zu tragen, vom erwachsenen Umfeld des Kindes, häufig als krankhaft gesehen wird. Die Eltern mit ihren Ängsten sehe ich nicht zwingend als krank an. Ich stelle nur fest, dass ganz "normale" Menschen den Wunsch des Kindes oft als "krankhaft" betrachten. Nicht mehr und nicht weniger.

Zitat
Ungewöhnlich ist das nicht, ziemlich gewöhnlich ist aber die Pathologisierung selbiger Erscheinung...


Beste Grüße,

Asterix

Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: androgyn am 26.10.2016 19:18

Ganz sicher sind viele Mädchen entzückt, wenn sie die hübschen Kleider sehen:

Werden kleine Jungs dann "abgebügelt" ("das sind Mädchensachen, Jungs tragen sowas nicht"), wenn sie ein Dirndl tragen wollen oder läßt man sie gewähren?
Zumindest war heute meine Kollegin entzückt, als ich im Petocoatkleid auf Arbeit erschien. (Ich hatte nichts zum anziehen. Fast alle Sachen sind in der Trommel. Ehrlich). "Schönes Kleid. Jetzt bin ich aber neidisch. Ich finde nie so was in passender Größe."

Das Kleid scheint Symapthieträger zu sein. Es setzten sich Kinder und Mädels und auch Jungs ungehement neben mich. Das war schon fast gruselig. Da kam tatsächlich ein junger Mann, lächelt oder grinst mich an und setzt sich mir gegenüber. Dann ist er ausgestiegen und hat wieder zu mir geguckt. Öh...sind das Schwule oder what?  ???

Einige Milfs haben mich in der Stadt mit großen Augen angeguckt, den Kopf dann leicht zur Seite nach unten gedreht und in sich reingeschmunzelt. Anderen war der Gesichtsausdruck ins Gesicht geschrieben; Wie kann man das nur wagen?

Kurz bevor ich zuhause war, musste es natürlich passieren als ich vom Einkauf rauskam, dass wieder der gleiche  Typ ohne Zähne im Maul und seinen zerlumpten Klamotten beim vorbeigehen "Die Schwuchtel" rufen musste. Jaaa klar, ich zieh Frauensachen an, weil ich schwul bin.hahaha Logisch. 1+1 ergibt auch 5 bei diesen Lowbrainern ::) Herr lass Hirn vom Himmel regnen! Lieber seh ich "schwul" aus als wie dieser verwahrloste Sozialschmarotzer. Die könnten sich auch mal was neues einfallen lassen, so wie "Guck mal, en Genderfluid. Oder Transgender". Dazu reicht aber das logische Denkvermögen nicht, das von der bunten Knete blockiert wird.

Aus meiner Erfahrungen heraus, täglich Röcke zu tragen, vermute ich auch, dass die Blicke und saudämlichen Sprüche nicht wären, wenn solche Leute mit männlichen Mitarbeitern konfrontiert werden würden, die Röcke oder Frauensachen tragen. Bis jetzt hat noch kein/e Kollege oder Kollegin in den Firmen, bei denen ich schon war, wegen mir was gesagt als wie man es auf der Straße manchmal beobachtet. Jedenfalls argumentieren meine Kolleginnen das völlige Gegenteil als was einem so auf der Straße von Frauen entgegen kommt.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: Ben am 27.10.2016 01:04
Nabend.

ich möchte nur anmerken, dass mit "Pathologisierung selbiger Erscheinung" in meinem im Folgenden zitierten Satz gemeint ist, dass der relativ gewöhnliche Wunsch von männlichen Kleinkindern, Kleider und Ähnliches zu tragen, vom erwachsenen Umfeld des Kindes, häufig als krankhaft gesehen wird. Die Eltern mit ihren Ängsten sehe ich nicht zwingend als krank an. Ich stelle nur fest, dass ganz "normale" Menschen den Wunsch des Kindes oft als "krankhaft" betrachten. Nicht mehr und nicht weniger.
Deine These, Asterix, setzt ja voraus, dass diese Eltern ihren Nachbarn, Arbeitskollegen, etc, erzählen, dass ihr Sohn Röcke/Kleider tragen will. Ich bezweifle, dass das ein Gesprächsthema zwischen Eltern und (kinderlosen) Erwachsenen ist, mit denen sie nicht sonderlich viel zu tun haben. Unter Eltern mag es ein Thema, auch eines mit Berührungsängsten, sein. Und dass Eltern untereinander grausam sein können, ist auch keine Neuigkeit.
Aber das unter Eltern beschwichtigende „Es ist nur eine Phase“ (was einerseits richtig, andererseits falsch ist) wird eher überwiegen, als das von Dir aufgezeichnete Krankhafte.
Titel: Re: Ernste Gedanken zu einer Dirndl-Parade
Beitrag von: high4all am 27.10.2016 02:42
Um die stolzen Eltern geht es in diesem Lied von den Wise Guys:

https://www.youtube.com/watch?v=4tjby39p9vY (https://www.youtube.com/watch?v=4tjby39p9vY)