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Röcke und mehr... => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Yoshi am 26.06.2024 20:40
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Meine Kollegin erzählte mir, dass sie Zeugin wurde von einer queerfeindlichen Straftat. Sie war mit ihrem Sohn in Frankfurt unterwegs. Bei der U-Bahnstation lief ihnen eine Transfrau entgegen, die torkelte und blutverschmiert war. Keiner der Passanten half der jungen Frau und nur meine Kollegin ging zu ihr hin. Die Transfrau trug ein Kleid, eine Perücke und hatte lange künstliche Nägel, die teilweise abgebrochen waren. Sie konnte ihre Augen nicht öffnen und roch ziemlich streng nach Pfefferspray.
Meiner Kollegin erzählte sie, dass sie tätlich angegriffen wurde und sich verteidigte, indem sie mit ihren Nägeln dem Täter ins Gesicht kratzte, worauf die Nägel abbrachen und nun bluteten. Sie konnte nichts sehen und wurde von meiner Kollegin und ihrem Sohn in Sicherheit gebracht. Die beiden Täter, ein Junge und ein Mädchen, die laut meiner Kollegin um die 15, 16 Jahre gewesen sein müssen, kamen nochmal zurück. Meine Kollegin schrie sie an: "Was soll die Scheiße?! Wie kann man nur einen Menschen angreifen?! Seid ihr bescheuert?!" Die beiden Täter rannten weg und keiner der vielen Passanten versuchte sie zu stoppen. Meine Kollegin kümmerte sich um die Transfrau, während der Sohn die Polizei anrief. Es wurde Strafanzeige gegen unbekannt gemacht. Die Polizei versicherte aber gute Chancen bei der Aufklärung, weil man aufgrund der direkten Anzeige noch auf die Kameraaufzeichnungen der Bahnstation zurückgreifen kann.
Die Täter waren nach Aussage meiner Kollegin "wahrscheinlich Angehörige der Maghreb-Staaten." Sie selbst ist halb Tunesierin, aber steht dem Islam sehr kritisch gegenüber und erzählte mir, dass sie sehr viele muslimische Homosexuelle kennt, die das verheimlichen. Wir unterhielten uns über Gewalttaten, Justiz und Flüchtlingspolitik. Auch mich fragte sie nach Diskriminierungserfahrungen, ob ich verbal oder körperlich schon attackiert wurde.
Hier gibt es den dazugehörigen Polizeibericht (https://www.queer.de/detail.php?article_id=49942). Das passierte in einem Stadtteil, der eigentlich als offen bekannt ist, wo viele Familien und Besserverdiener wohnen und der einen guten Ruf hat. Ich bin da auch öfter unterwegs und es zeigt, dass sowas leider immer und überall passieren kann. Bei der Täterbeschreibung fehlt leider, dass die Täter einen Migrationshintergrund haben. Mittlerweile steht bei sowas häufiger mal "orientalische" oder "südländische Erscheinung", aber ich höre oft von Opfern queerfeindlicher Gewalt, dass die Information verschwiegen wird.
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Das Problem bei Täterbeschreibungen ist, dass Merkmale wie "Migrationshintergrund" in der Gefahr stehen, Ausländerfeindlichkeit zu schüren und ein denken wie "typisch [hier kann man die Ethnie oder Religion, die man nicht mag, einsetzen]!" "Migrationshinergrund wäre auch noch keine genügende Beschreibung, denn das sagt ja nichts über das Aussehen der Menschen aus.
LG, Micha
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Bei solchen Straftaten ist es fast unmöglich, sich auf Zeugenaussagen zu verlassen.
Ich war lange Jahre Schöffe beim Gericht. Keine Aussage deckte sich mit der anderen.
Diese Beobachtung veranlasste mich, so etwas mal im Freundeskreis durchzuspielen.
1 Sachverhalt, sechs Zeugen, sechs Aussagen. X Perspektiven
Und alle hatten so furchtbar Recht.
Ich zitiere hier einen Freund, der Familienrichter (Scheidungen etc) war.
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Oje. Hoffentlich ist die Transfrau nicht ernsthaft verletzt, auch nicht seelisch.
Dieser Vorfall bestärkt mich in dem Eindruck, dass die Verrohung der Gesellschaft weiter zunimmt und Hemmschwellen bezüglich Straftaten niedriger werden. Leider habe ich auch den Eindruck, dass solche Straftaten vermehrt von jungen Männern mit Migrationshintergrund verübt werden, wahrscheinlich (so meine These), weil sie gewisse Werte wie Toleranz und Respekt nicht im nötigen Ausmaß vermittelt bekommen haben. Wenn meine These stimmt, wäre das natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Hass und Hetze verbreiten. Als Gegenmaßnahme sehe ich in erster Linie Bildung, Bildung, Bildung und natürlich alles, was die Integration dieser Menschen in unsere Gesellschaft fördert. Nicht einfach... :(
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In Bad Oeynhausen wurde ein junger Mann im Streit von einem anderen jungen Mann erschlagen. In der Veröffentlichung der Polizei hieß es, der Täter habe ein "südländisches Aussehen". Und schon gab es von Alice Weidel eine politische Rede gegen die Migranten. Und plötzlich stehen Migranten unter Generalverdacht, nur weil sie Migranten sind. Das sieht man auch an den Gesprächen um den Messerstecher von Mannheim. Für so manchen ist er in erster Linie Migrant und Muslim und nicht etwa Fanatiker oder Extremist.
LG, Micha
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Sollte man verschweigen, welche Motive der Messerstecher von Mannheim hatte? Wir hätten keine Diskussion über Islamismus und Fundamentalismus. Wir würden nicht über eine akute Bedrohung unserer Demokratie sprechen. Über einen Islamisten in Mannheim müssen wir genauso ohne Tabus debattieren wie über einen deutschen rechtsextremistischen Amokläufer in Hanau. Da gibt es keinen "Migrantenbonus". Wir müssen nicht die Täter immer zu Opfern machen. Das halte ich für gefährlich und kontraproduktiv.
Was passiert, wenn wir Informationen verschweigen? Eine Alice Weidel würde sich dann hinstellen und sagen: "Schaut mal, die Lügenpresse. Sie redet wieder nicht die Wahrheit. Sie schützen die Messerstecher, weil sie Deutschland hassen." Die AfD wird es immer generalisieren, egal wie berichtet wird. Deswegen müssen wir über solche Straftäter Tacheles reden, auch wenn sie einen anderen kulturellen und religiösen Background haben, natürlich nur, wenn dieser Hintergrund im Zusammenhang mit der Tat steht. Wir reden hier von ausländischen Straftätern und schließlich nicht von Migranten im Allgemeinen.
Sollen wir aus Angst vor Rassismusvorwürfen den wahren Rassisten die Thematik überlassen? Oder sollten wir nicht endlich über solche Probleme offen und ehrlich reden, damit es nicht die Falschen instrumentalisieren? Es ist nun mal ein Fakt, dass der Ausländeranteil an solchen Delikten überproportional hoch ist. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit Statistikanalyse. Da muss man die Probleme benennen, um sie an der Wurzel packen zu können.
Eine Straftat ist schlimm und jeder gehört dafür bestraft, egal wer sie macht und woher er kommt. Es bringt uns aber nichts, wenn wir uns nur gegen Rechtsextremismus positionieren, demonstrieren und ankämpfen, aber andere Formen des Extremismus verschweigen und unter den Teppich kehren, weil wir Angst haben, das könnte uns rassistisch ausgelegt werden. Diese Scheinheiligkeit lässt in meinen Augen doch noch viel mehr den Rassismus erstarken.
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Sollte man verschweigen, welche Motive der Messerstecher von Mannheim hatte? Wir hätten keine Diskussion über Islamismus und Fundamentalismus. Wir würden nicht über eine akute Bedrohung unserer Demokratie sprechen. Über einen Islamisten in Mannheim müssen wir genauso ohne Tabus debattieren wie über einen deutschen rechtsextremistischen Amokläufer in Hanau. Da gibt es keinen "Migrantenbonus". Wir müssen nicht die Täter immer zu Opfern machen. Das halte ich für gefährlich und kontraproduktiv.
Was passiert, wenn wir Informationen verschweigen? Eine Alice Weidel würde sich dann hinstellen und sagen: "Schaut mal, die Lügenpresse. Sie redet wieder nicht die Wahrheit. Sie schützen die Messerstecher, weil sie Deutschland hassen." Die AfD wird es immer generalisieren, egal wie berichtet wird. Deswegen müssen wir über solche Straftäter Tacheles reden, auch wenn sie einen anderen kulturellen und religiösen Background haben, natürlich nur, wenn dieser Hintergrund im Zusammenhang mit der Tat steht. Wir reden hier von ausländischen Straftätern und schließlich nicht von Migranten im Allgemeinen.
Sollen wir aus Angst vor Rassismusvorwürfen den wahren Rassisten die Thematik überlassen? Oder sollten wir nicht endlich über solche Probleme offen und ehrlich reden, damit es nicht die Falschen instrumentalisieren? Es ist nun mal ein Fakt, dass der Ausländeranteil an solchen Delikten überproportional hoch ist. Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern mit Statistikanalyse. Da muss man die Probleme benennen, um sie an der Wurzel packen zu können.
Eine Straftat ist schlimm und jeder gehört dafür bestraft, egal wer sie macht und woher er kommt. Es bringt uns aber nichts, wenn wir uns nur gegen Rechtsextremismus positionieren, demonstrieren und ankämpfen, aber andere Formen des Extremismus verschweigen und unter den Teppich kehren, weil wir Angst haben, das könnte uns rassistisch ausgelegt werden. Diese Scheinheiligkeit lässt in meinen Augen doch noch viel mehr den Rassismus erstarken.
Sehe ich genauso.
LG Martin
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Dieser Sichtweise kann ich mich sehr gut anschließen.
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Ein unschönen Erlebnis :'(
Ich habe das Gefühl, dass diejenigen in einer Gesellschaft, die sich benachteiligt oder ausgegrenzt vorkommen gerne mit ihren Frust nach unten weiter treten.
Der ausgegrenzte Migrant die potentiel, gesellschaftlich und physisch, schwächere Transfrau, der beruflich gescheiterte Mann, seine Frau, der von der Wiedervereinigung enttäuschte Bürger die Miranten und andere Schwächere.
Die einen schlagen zu, andere benutzen Worte und manche Stimmzettel.
Solange wir keine Gesellschaft haben, in der sich jeder gesehen und gleichwertig gerecht behandelt fühlt, werden wir diese Konflikte haben, im Kleinen wie im Großen.
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@Yoshi
Sehr gut geschrieben. Sehe ich genauso.
Bei minderjährgen Tätern müssen aber auf jeden Fall auch die Eltern mit zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden. Da hat die Erziehung definitiv versagt.
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Eben, lieber Yoshi, man sollte die Motive des Messerstechers und anderer Täter hervorheben, aber nicht seine Herkunft. Ist ein deutscher, christlicher oder säkularer Verbrecher weniger verbrecherisch?
In der Strafverfolgung der NSU-Morde erkennt man doch, was dabei herauskommt, wenn man davon ausgeht, dass solche Verbrechen eher von Migranten ausgehen. Man fahndet an der falschen Stelle.
Es geht um weltanschaulichen, religiösen oder poltischen Extremismus, nicht um Weltanschauung, Religion oder Nation per se.
Ich unterscheide was diese Thematik angeht nicht zwischen Christen und Muslimen, Arabern und Deutschen usw. sondern zwischen Extremisten und Gemäßigten, zwischen Fanatikern und Vernünftigen, zwischen Gewaltbereiten und Friedlichen. Wenn man das so macht, kann man doch eher die Motive betonen, als wenn man sagt, welcher Religion oder Nation ein Täter angehört.
LG, Micha
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Bei minderjährgen Tätern müssen aber auf jeden Fall auch die Eltern mit zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden. Da hat die Erziehung definitiv versagt.
Das meinst Du hoffentlich nicht ernst?
Hast du schon was von freiem Willen eines Menschen gehört?
Du kannst als Eltern Richtlinien an die Hand geben und vorlegen, aber nicht das Handeln beeinflussen.
Hast du vielleicht schon von Kindern gehört, die in einem ordentlichen Elternhaus aufwachsen, zur Ordnung angehalten werden und deren Zimmer unordentlich ist?
Und ab dem 18. Geburtstag wirkt dann die Erziehung nicht mehr nach?
Hast Du schon Kinder erzogen?
Sorry Jürgen, ich habe noch nie so einen Mist von Dir gelesen.
Natürlich kann man Kinder und Erziehung vernachlässigen, und da.it ungünstige Entwicklungen begünstigen, aber eine gute Erziehung ist keine Gewähr für wunschgemäßes Verhalten.
Im übrigen, auch wenn es oft anders geschrieben steht:
Eltern haften NIE für ihre Kinder.
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Es kommt wohl darauf an, lieber Cephalus, in welcher Weise die Erziehung der Kinder zu einer Straftat beigetragen hat. 21st Century (so ist doch sein Nickname hier, oder?) schickte mir diesen Link: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wie-Neonazis-in-Eschede-auf-Hitlerjugend-machen,neonazis322.html (https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wie-Neonazis-in-Eschede-auf-Hitlerjugend-machen,neonazis322.html)
Man stelle sich vor, diese so ideologisierten Kinder würden eine rechtsextrem motivierte Straftat begehen. Meines Erachtens wären dann schon auch die Eltern zur Verantwortung zu ziehen.
LG, Micha
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Ein unschönen Erlebnis :'(
Ich habe das Gefühl, dass diejenigen in einer Gesellschaft, die sich benachteiligt oder ausgegrenzt vorkommen gerne mit ihren Frust nach unten weiter treten.
Der ausgegrenzte Migrant die potentiel, gesellschaftlich und physisch, schwächere Transfrau, der beruflich gescheiterte Mann, seine Frau, der von der Wiedervereinigung enttäuschte Bürger die Migranten und andere Schwächere.
Die einen schlagen zu, andere benutzen Worte und manche Stimmzettel.
Solange wir keine Gesellschaft haben, in der sich jeder gesehen und gleichwertig gerecht behandelt fühlt, werden wir diese Konflikte haben, im Kleinen wie im Großen.
Diesem Beitrag stimme ich vollumfänglich zu. Das Ziel nennt man eine "inklusive Gesellschaft".
LG, Micha
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Ok ich hab Mist geschrieben und sollte wohl besser nichts schreiben, wie die meisten Forenmitglieder, um so etwas zu verhindern.
Da bin ich wohl auch in die Ideologiefalle getappt. Aber solche Artikel regen mich auf. Bin von Tätern ausgegangen, die vielleicht schon aus dem elterlichem Millieu radikalisiert wurden. Ob jetzt islamistisch oder rechtsradikal, finde ich beides nicht ok.
Kinder erzogen hab ich nicht, bin aber auch mal erzogen worden. Da bin ich wohl von meiner Erziehung ausgegangen. Mein Zimmer hab ich öfter mal nicht aufgeräumt aber auf die Idee andere anzupöbeln oder gar tätlich anzugreifen wäre ich nie gekommen.
Also die Eltern nicht gleich bestrafen oder gar einzusperren, aber falls nötig belehren und auf das Grundgesetz hinweisen.
Wäre das vielleicht ok?
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Hallo Jürgen,
nicht ok fände ich, wenn du dich vom Schreiben zu sehr zurück halten würdest. Denn deine Beiträge sind gut.
Jeder kann aus Betroffenheit mal eine schräg empfundene Formulierung erwischen, das passiert.
Vielleicht sollten wir uns bald mal wieder in persona treffen, vielleicht auch zum Radfahren.
Gruß,
ChrisBB
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Man stelle sich vor, diese so ideologisierten Kinder würden eine rechtsextrem motivierte Straftat begehen. Meines Erachtens wären dann schon auch die Eltern zur Verantwortung zu ziehen.
Deinen Link habe ich nicht gelesen, keine Zeit - Sorry.
Ich ideolgisiere meine Kinder unbewusst und durchaus auch bewusst, z.B. auf die Umwelt und ihre eigenen Lebensgrundlagen zu achten.
Ich sage ihnen was mMn richig und falsch ist.
Ich sage ihnen auch, dasses nicht richig ist, irgendwo einzudringen und sich mit Transparenten abzuseilen.
Und wenn sie dann auf grund meiner/ihrer Ideologie selbt beschließen, dass "mehr" getan werden müsste?
Bin ich dann rechtlich verantwortlich?
Andere Vorzeichen, aber qualitativ gleich...
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Man muss bei solchen Themen darauf achten, dass die Emotionen nicht mit einem durchgehen. Du, lieber Jürgen, siehst m.E. mit Recht eine Mitverantwortung der Eltern, hast aber etwas übertrieben formuliert: "auf jeden Fall auch die Eltern mit zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden". Und Du, lieber Cephalus, stelltest Du wohl vor, als Vater dafür bestraft zu werden, was Deine Söhne trotz bestmöglicher Erziehung anstellen könnten. Dann ging der Gaul mit Dir durch, als Du schriebst: "ich habe noch nie so einen Mist von Dir gelesen."
Ich habe von Euch beiden noch nie Mist gelesen, nur jetzt habt Ihr beide etwas übertrieben. Ich denke aber, Ihr kriegt Euch wieder ein und schreibt dann weiterhin gute Beiträge, wie wir es von Euch gewohnt sind. :)
LG, Micha
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Man stelle sich vor, diese so ideologisierten Kinder würden eine rechtsextrem motivierte Straftat begehen. Meines Erachtens wären dann schon auch die Eltern zur Verantwortung zu ziehen.
Deinen Link habe ich nicht gelesen, keine Zeit - Sorry.
Ich ideolgisiere meine Kinder unbewusst und durchaus auch bewusst, z.B. auf die Umwelt und ihre eigenen Lebensgrundlagen zu achten.
Ich sage ihnen was mMn richig und falsch ist.
Ich sage ihnen auch, dasses nicht richig ist, irgendwo einzudringen und sich mit Transparenten abzuseilen.
Und wenn sie dann auf grund meiner/ihrer Ideologie selbt beschließen, dass "mehr" getan werden müsste?
Bin ich dann rechtlich verantwortlich?
Andere Vorzeichen, aber qualitativ gleich...
Der Link, lieber Cephalus, geht zu einem Fernsehbeitrag. Schaue ihn Dir bei Gelegenheit an. Das dauert nur wenige Minuten. Da wird die Frage gestellt, ob das, was dort mit den Kindern gemacht wird, nicht das Kindeswohl gefährde. Hier würde Jürgens Meinung, die Eltern müssten zur Verantwortung gezogen werden, sicher auch Deiner Meinung entsprechen. Oder nicht?
Anderes Beispiel: Es gibt Familienbanden, die Kinder einbrechen lassen, weil diese nach Jugendstrafrecht milder bestraft werden. Sollten da nicht vor allem die Eltern, die ihre Kinder einbrechen lassen, bestraft werden, als die Kinder selbst? Oder würdest Du da auch sagen: "Eltern haften nie für Ihre Kinder?"
LG, Micha
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Ist doch ganz klar, dass Eltern versuchen, ihre Vorstellungen, ihre Gesinnung - oder sagen wir: 'deren Werte' - an die Kinder weiterzugeben.
Dass das mal mehr, mal weniger hinhaut, ist klar.
Und doch sollte jeder versuchen, auf der Grundlage eines Miteinanders zusammen zu leben. Wird das nicht genügend respektiert, dann müssen eben das Grundgesetz oder andere Gesetze bemüht werden und zur Einhaltung dieser ermahnt werden bzw. mit rechtlichen Konsequenzen agiert werden.
Das gilt für jeden gleich welcher Gesinnung oder Herkunft. Ob Gast, ob Schutzbedürftiger oder eingeborener Staatsbürger. Jeder.
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Ok ich hab Mist geschrieben und sollte wohl besser nichts schreiben, wie die meisten Forenmitglieder, um so etwas zu verhindern.
Da bin ich wohl auch in die Ideologiefalle getappt. Aber solche Artikel regen mich auf. Bin von Tätern ausgegangen, die vielleicht schon aus dem elterlichem Millieu radikalisiert wurden. Ob jetzt islamistisch oder rechtsradikal, finde ich beides nicht ok.
Kinder erzogen hab ich nicht, bin aber auch mal erzogen worden. Da bin ich wohl von meiner Erziehung ausgegangen. Mein Zimmer hab ich öfter mal nicht aufgeräumt aber auf die Idee andere anzupöbeln oder gar tätlich anzugreifen wäre ich nie gekommen.
Also die Eltern nicht gleich bestrafen oder gar einzusperren, aber falls nötig belehren und auf das Grundgesetz hinweisen.
Wäre das vielleicht ok?
So falsch war das gar nicht. Eltern haften wenn sie ihr Aufsichtspflicht vernachlässigen.
Dh am Ende kommt es auf den Einzelfall an. https://www.ergo.de/de/rechtsportal/rechtsirrtum/eltern-haften-fuer-ihre-kinder
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Das gilt für jeden gleich welcher Gesinnung oder Herkunft. Ob Gast, ob Schutzbedürftiger oder eingeborener Staatsbürger. Jeder.
Das Problem an diesem Satz, lieber Wolfgang, ist nur, dass manche Gesinnungen diesen Werten des friedlichen Miteinanders widersprechen. Gesinnung und Herkunft befinden sich nicht auf der selben Ebene. Seine Gesinnung kann man ändern, die Herkunft nicht. Man kann als Staat oder sonst wie Gemeinschaft bestimmte Gesinnungen ablehnen und fordern, dass man sie ändere. Für uns sind das vor allem grundgesetzfeindliche Gesinnungen. Herkünfte dagegen kann man nicht ablehnen, ohne dem Grundgesetz zu widersprechen. Es gibt keine grundgesetzfeindlichen Herkünfte. Herkünfte sind also immer zu respektieren, Gesinnungen nur, wo sie dem Grundgesetz nicht widersprechen.
LG, Micha
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Hallo Jürgen,
mache dir keine zu große Sorgen ünber das, was du geschrieben hast.
Es gibt ganz bestimmt Familien, wo die Eltern große Schuld oder Mitschuld haben, wenn ihre Kinder kriminell oder unangepasst handeln, und deshalb verdienen sie (auch) bestraft zu werden.
Vor einigen Jahren las ich in Parkanlagen in Wien auf kleinen Schildern: "Eltern haften für ihre Kinder."
Ganz gut fand und finde ich es heute noch.
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Naja, da geht es darum, dass Eltern für die Schäden aufkommen müssen, die ihre erziehungspflichtigen Kinder verursachen.
Es geht nicht darum, eine Straftat der Kinder von den Eltern verbüßen zu lassen.
Gleichwohl können, wenn ein Kind straffällig wird, den Eltern eine Vernachlässigung ihrer Erziehungspflichten unterstellt werden und dementsprechend Maßnahmen eingeleitet werden. Da sind dann aber Juristen gefragt, da hab ich keine weiteren Einblicke.
@MAS
Du driftest mir gerade zu sehr in eine Metaebene der Theorie ab, die mit meiner Ursprungsaussage kaum was zu tun hat.
Und doch sollte jeder versuchen, auf der Grundlage eines Miteinanders zusammen zu leben. Wird das nicht genügend respektiert, dann müssen eben das Grundgesetz oder andere Gesetze bemüht werden und zur Einhaltung dieser ermahnt werden bzw. mit rechtlichen Konsequenzen agiert werden.
Das gilt für jeden gleich welcher Gesinnung oder Herkunft. Ob Gast, ob Schutzbedürftiger oder eingeborener Staatsbürger. Jeder.
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In diesem Thread wird gerade wieder eine hitzige Aufregungskultur gepflegt, jeder irgendwie aus unterschiedlichen Standpunkten (um das Wort Gesinnung oder gar Ideologie zu vermeiden - jede Haltung ist eine Ideologie, und sei sie noch so gesetzestreu).
Na, dann gebe ich meinen ideologischen Senf auch noch dazu. Oder zumindest einen besonderen Blick aus meinem Standpunkt heraus.
Würde ich mich zur queeren Community zählen, würde ich auf Yoshis Schilderung reagieren:
"Schlimm, schlimm! Die Verrohung der Gesellschaft! Und alle stimmen zu: keiner hilft!"
Ich zähle mich nicht zur queeren Community und blicke da nicht ganz getroffen, aber dennoch betroffen drauf und sage:
"Schlimm, schlimm! Die Täter gehören ausfindig gemacht und entsprechend bestraft. Aber sowas könnte jedem passieren. Wo viele Menschen leben, gibt es viel Reibungsfläche und nicht jeder kann diese Reibungen ertragen."
Ich wiederhole nochmals wesentliche Teile von Yoshis Schilderung und hoffe, mit diesem speziellen Blick die sich echauffierenden Theorien hier im Thread ein wenig vom dem Sich-in-was-Verbeißen abzubringen.
Meine Kollegin erzählte mir, dass sie Zeugin wurde von einer queerfeindlichen Straftat. Sie war mit ihrem Sohn in Frankfurt unterwegs. Bei der U-Bahnstation lief ihnen eine Transfrau entgegen, die torkelte und blutverschmiert war. Keiner der Passanten half der jungen Frau und nur meine Kollegin ging zu ihr hin. Die Transfrau trug ein Kleid, eine Perücke und hatte lange künstliche Nägel, die teilweise abgebrochen waren. Sie konnte ihre Augen nicht öffnen und roch ziemlich streng nach Pfefferspray.
Meiner Kollegin erzählte sie, dass sie tätlich angegriffen wurde und sich verteidigte, indem sie mit ihren Nägeln dem Täter ins Gesicht kratzte, worauf die Nägel abbrachen und nun bluteten. Sie konnte nichts sehen und wurde von meiner Kollegin und ihrem Sohn in Sicherheit gebracht. Die beiden Täter, ein Junge und ein Mädchen, die laut meiner Kollegin um die 15, 16 Jahre gewesen sein müssen, kamen nochmal zurück. Meine Kollegin schrie sie an: "Was soll die Scheiße?! Wie kann man nur einen Menschen angreifen?! Seid ihr bescheuert?!" Die beiden Täter rannten weg und keiner der vielen Passanten versuchte sie zu stoppen.
Zwei Mal schildert Yoshi: die Passanten leisten keine Hilfe!
Da könnte man doch die wahre Verrohung der Gesellschaft vermuten, gar die heimliche Zustimmung zur Tat, oder zumindest die fortgeschrittene Gleichgültigkeit.
Ich muss die Passanten mal ein klein bisschen von diesen unterschwelligen Schuldzuweisungen entlasten.
Zum einen: Yoshis Kollegin war nicht Zeugin der Tat. Yoshis Kollegin ist nur dem Opfer begegnet.
Dass die Täter noch einmal zurückkehrten, ist ein durchaus interessanter Aspekt. Wie man dies einordnen soll, kann ich nicht sagen. Dennoch macht die Begegnung mit den Tätern die Kollegin von Yoshi noch immer nicht zu einer Augenzeugin der eigentlichen Tat.
Was während der Tat mit den Passanten los war, können wir alle nicht sagen. Darüber können wir nur spekulieren. Doch wird das uns kaum was bringen. Dass während der Tat keiner der Passanten eingeschritten ist, erscheint zwar tragisch, können wir aber nicht beurteilen.
Wir wissen auch nicht, was genau unter "tätlich angegriffen" zu verstehen ist und wie sich die Tat insgesamt hochgeschaukelt hat. Auch ist von Pfefferspray die Rede. Wer hat gegen wen dieses eingesetzt? Auch das wissen wir nicht. Wobei mir persönlich fast plausibler erscheint, dass queere Personen vorsorglich Pfefferspray griffbereit bei sich führen als zwei dahergelaufene irgendwelche Teenies. Ist aber nur eine Vermutung, kann auch genau anders sein.
Ich denke zum Tatzeitpunkt an die Passanten. Gleichgültigkeit? Zustimmung? Haben die überhaupt mitbekommen, was da abging?
Wie oft laufen wir in belebten Passagen und bekommen am Rande irgendeinen lautstarken Streit mit oder Lautäusserungen, die wir nicht so richtig zuordnen können - oder wollen, weil wir z.B. gerade selber in Eile sind, oder in Gedanken, oder denken: "Da, der Abschaum der Gesellschaft kann sich wieder mal nicht benehmen", wir aber selber vielleicht vor innerem Ekel uns mit diesem lauten Gedöns nicht weiter auseinandersetzen wollen. Irgendwo quäken immer irgendwelche Penner, Asoziale oder Bahnhofsgestalten rum. Achten wir da auf jede lautstarke Situation?
Also ich möchte "die Passanten" eher mal von potentiellen Schuldzuweisungen freisprechen, denn man kann sich im Alltag nicht um alles kümmern. Falls wer allerdings es wirklich mit voller Auffassungsgabe mitbekommen haben sollte, dann ist dies freilich verwerflich, wenn er ohne Reaktion von dannen gezogen ist.
Nun zur Situation nach der Tat. Die Tat war vollendet und die Täter irgendwie nicht mehr beim Opfer. Begegnet man nun als Passant den Tätern, so wird man nicht ahnen können, dass sie gerade eine abscheuungswürdige Tat vollzogen haben.
Begegnet man dem Opfer, gilt zunächst das ähnliche wie beim zuvor gesagten: Wie oft hängen in öffentlichen Passagen, speziell auch Bahnhöfen, die unterschiedlichsten Personen umher und kann deren Situation, will deren Situation nicht einordnen. Abhängige, Obdachlose, Verwahrloste, Besoffene, Traurige, Nachdenkliche, irgendwie... hier, da und überall... rumliegend, an die Wand kauernd, in sich gesunken... Nimmt man bei der Vielzahl dieser "Gestalten" wirklich jedesmal ernsthaft wahr, wenn wirklich Not am Mann bzw. an der Frau ist? Ich denke, es spricht nicht für die allgemeine Gleichgültigkeit, wenn niemand der vielen Passanten auf die Notlage des Opfers reagiert. Und es hat ja jemand von den vielen Passanten reagiert: Die Kollegin von Yoshi und ihr Sohn. Sie haben die akute Notlage des Opfers erkannt.
Dritter Aspekt: Die Täter kamen zurück - warum auch immer - und Yoshis Kollegin reagiert verständlich verzweifelt. Für die oder viele Passanten auch sicherlich wieder eine Situation, wo auf ein lautstarkes Grüppchen im Bahnhofsbereich nicht gesondert geachtet wird. Vielleicht sind viele auch einfach nur zu weit entfernt, um die Worte in Gesamtzusammenhang wahrzunehmen oder Beachtung zu schenken.
Dann: die Täter rennen weg. Wer als Passant im Bahnhofsbereich Perosnen laufen sieht, denkt eher, da will jemand noch seinen Zug, Bus, Anschluss kriegen, als dass da jemand nach einer Tat wegläuft. Wie oft ist man selber im Laufschritt unterwegs, um größere Unanehmlichkeiten, Wartezeiten und so, bei seinem Weg zu vermeiden?
Also, "den Passanten" in Gemeinschaft muss ich generell eher eine Entschuldung zusprechen, als sie generell zu beklagen.
Dass keiner der vielen Passanten reagiert hat, macht betroffen, ist aber durchaus erklärbar.
Und Yoshis Kollegin samt Sohn haben ja reagiert und gehandelt. Wenigstens also zwei.
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Naja, da geht es darum, dass Eltern für die Schäden aufkommen müssen, die ihre erziehungspflichtigen Kinder verursachen.
Nein, dafür haften sie nicht.
Nur für die schuldhaft Verletzung der Aufsichtspflicht.
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Naja, da geht es darum, dass Eltern für die Schäden aufkommen müssen, die ihre erziehungspflichtigen Kinder verursachen.
Nein, dafür haften sie nicht.
Nur für die schuldhaft Verletzung der Aufsichtspflicht.
Ach! Und wer bleibt auf den Kosten sitzen?
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Der Minderjährge haftet selbst, wenn er die nötige Einichtsfähigkeit hatte und mindestens 7 Jahre alt ist.
In den anderen Fällen ist wahrscheinlich, dass die Eltern die Aufsichtspflicht verletzt haben und dafür haften.
Wenns dumm läuft bleibt der Geschädigte auf dem Schaden sitzen.
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@MAS
Du driftest mir gerade zu sehr in eine Metaebene der Theorie ab, die mit meiner Ursprungsaussage kaum was zu tun hat.
Nein, ich bin bei ganz konkreten Beispielen geblieben, ohne "Metaebene der Theorie". Ich will nur ganz klar die Rede von Gesinnung von der Rede von Herkunft trennen. Beide können zwar miteinander zu tun haben, hängen aber nicht zwangsläufig zusammen. Die Stereotypen dagegen stellen oft ganz klare Zusammenhänge her, wie die, dass ein Mensch arabischer Herkunft eher eine gewaltbereite Gesinnung habe, ein Mensch deutscher Herkunft eher eine friedliche. Ein solcher Zusammenhang ist aber Unsinn.
Deswegen würde ich aus Deinem Satz: "Das gilt für jeden gleich welcher Gesinnung oder Herkunft. Ob Gast, ob Schutzbedürftiger oder eingeborener Staatsbürger. Jeder." die Gesinnung heraushalten.
Wenn man Deinen Satz davor: "Wird das nicht genügend respektiert, dann müssen eben das Grundgesetz oder andere Gesetze bemüht werden und zur Einhaltung dieser ermahnt werden bzw. mit rechtlichen Konsequenzen agiert werden." so versteht, dass auch, wer eine grundgesetzfeindliche Gesinnung hat, dazu gezwungen werden muss, dieses einzuhalten, dann stimme ich Dir zu. Eine Gesinnung zu ändern kann man ja nicht erzwingen, aber ein Gestz, gegen das die eigene Gesinnung gerichtet ist, trotzdem einzuhalten, dazu kann man jemanden zwingen.
Meinst Du das so?
LG, Micha
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Ja, natürlich meinte ich das so. Und nicht anders.
Steht doch auch da so. Gilt für jeden.
Man kann ja auch anderer Gesinnung sein, man hat sich trotzdem an die Gesetze zu halten. Und mit Herkunft meinte ich natürlich ebenso die hochwohl hier geborenen.
Ich finde es bemerkenswert, wie unter den Begriffen Gesinnung, Ideologie oder Herkunft immer verbreiteter nur die der Anderen damit verbunden werden, nicht aber die eigene. Ich meinte die Gesinnung und Herkunft von ein jedem, egal welche. Also auch Deine und meine.
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Dann ist ja gut, lieber Wolfgang.
Nir wie gesagt: Halte besser Herkunft und Gesinnung auseinander. So hintereinander gestellt, fördert es das Stereotyp, als habe es was miteinander zu tun.
In dem verlinkten Video werden irgendwo Gesinnungen wie Rechtsradikalismus und Islamismus in einer Aufzählung genannt. Das ist korrekt so. Ob die Rechtsradikalen und die Islamisten nun deutscher, arabischer, türkischer, französischer, chinesischer oder peruanischer Herkunft sind, ist egal. Wichtig ist, dass es sich um grundgesetz- und demokratiefeinliche Ideologien handelt, die nicht toleriert werden dürfen, zunmindest nicht, wenn sie sich aus dem privaten Kämmerlein heraus in die Öffentlichkeit bewegen.
Und was mir hier im Thread wichtig ist, dass Cephalus und Jürgen einander verstehen.
LG, Micha
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Ich bin der Meinung, dass ausländische Straftäter schneller in ihr Heimatland abgeschoben werden müssen, als es bei uns der Fall ist. Ich habe einen ganz lieben Türkischen Arbeitskollegen, der das ganz genauso sieht. Wenn ich mich in einem fremden Land befinde, muss ich mich entweder integrieren, oder schnellst möglich wieder nach Hause gehen. Und gerade die Einwanderer aus politisch schwierigen Ländern, sollten froh sein in einem anderen Land aufgenommen zu werden, in dem sie nicht unterdrückt werden und demokratisch Leben können. Wenn wir ein fremdes Land besuchen, müssen wir auch den Gepflogenheiten des jeweiligen Landes anpassen.
Das es bei uns diese ewig gestrigen (Nazis) gibt und diese Parteien immer mehr Zulauf bekommen, stimmt mich sehr nachdenklich.
LG Peter
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Ich zähle mich nicht zur queeren Community und blicke da nicht ganz getroffen, aber dennoch betroffen drauf und sage:
Es ist eine Schilderung über eine Transfrau. Man könnte also fragen: Was hat das in einem Forum für (heterosexuelle) Röcke tragende Männer zu tun? Wir können durch unser Äußeres genauso Menschen ungewollt provozieren, die uns fälschlicherweise für schwul oder trans halten. Da sitzen wir mit LGBT nun mal im selben Boot und wir sind unmittelbar davon betroffen. Meine Kollegin musste ja auch direkt an mich denken und erkundigte sich im Gespräch, welche Erfahrungen ich bereits gemacht habe. Für solche Spinner sind wir alle einfach "ekelhafte Schwuchteln, denen man auf die Fresse haut", um es mal platt auszudrücken.
Zum einen: Yoshis Kollegin war nicht Zeugin der Tat.
Richtig. Die Tat selbst hat sie nicht beobachtet, sondern nur von dem Opfer geschildert bekommen. Falls es zu einem Gerichtsprozess kommt wird sie natürlich als Zeugin aussagen.
Dass die Täter noch einmal zurückkehrten, ist ein durchaus interessanter Aspekt. Wie man dies einordnen soll, kann ich nicht sagen.
Die Transfrau ist wohl vor den Tätern weggerannt, um sich in Sicherheit zu bringen. Meine Kollegin sah die Transfrau blutverschmiert torkeln und die ganze Treppe sei voller Blut gewesen. Direkt in dem Moment kamen die mutmaßlichen Täter angerannt, das war also innerhalb von Sekunden. Es waren höchstwahrscheinlich die Täter, aber das kann man nicht hundertprozentig sagen. Die Transfrau konnte zu diesem Zeitpunkt schon nichts mehr sehen, weil das Pfefferspray wirkte. Das wird man nun anhand der Aufnahmen analysieren und rekonstruieren müssen.
Wir wissen auch nicht, was genau unter "tätlich angegriffen" zu verstehen ist und wie sich die Tat insgesamt hochgeschaukelt hat. Auch ist von Pfefferspray die Rede. Wer hat gegen wen dieses eingesetzt? Auch das wissen wir nicht. Wobei mir persönlich fast plausibler erscheint, dass queere Personen vorsorglich Pfefferspray griffbereit bei sich führen als zwei dahergelaufene irgendwelche Teenies. Ist aber nur eine Vermutung, kann auch genau anders sein.
Die Transfrau hat meiner Kollegin berichtet, dass sie auf den Kopf geschlagen und an der Perücke gezogen wurde. Daraufhin kratzte sie dem männlichen Täter mit ihren künstlichen Nägeln ins Gesicht, um sich zu befreien. Deswegen setzte der Täter Pfefferspray ein, um die Transfrau zu besprühen, worauf sie anschließend fortrannte und dann unverzüglich meiner Kollegin begegnete.
Dass keiner der vielen Passanten reagiert hat, macht betroffen, ist aber durchaus erklärbar.
Solche Situationen passieren schnell und man kann nicht rational reagieren. Meine Kollegin machte sich bei ihrer Zeugenaussage bei der Polizei Vorwürfe, warum sie den Tätern nicht hinterher gerannt ist. Sie hatte starke Gewissensbisse und die Polizisten beschwichtigten sie, dass es richtig von ihr war, sich vorrangig um das Opfer zu kümmern.
Leider ist die Situation wohl vielen Passanten aufgefallen. Sie blieben stehen und es war das bekannte "Gaffer"-Phänomen. Ich kann es nicht beurteilen, denn ich war nicht dabei und kann nur wiedergeben, was meine Kollegin in ihrem Schockzustand wahrgenommen hat. Man fühlt sich natürlich hilflos und verzweifelt, wenn man merkt, dass dutzende Menschen ringsherum nicht unterstützen. Allein zahlenmäßig hätte man problemlos zwei Teenager stoppen können, weil man überlegen wäre.
Wahrscheinlich reagieren wir Erzieher auch anders in solchen Situationen. Damit meine ich noch nicht mal, dass wir aufgrund des Berufes "sozial" eingestellt sind, sondern wir sind es gewohnt schnell zu reagieren. Wie oft rennen wir los, um Kinder aus einer Gefahrensituation zu retten, Erste Hilfe zu leisten oder in Handgreiflichkeiten dazwischen zu gehen. Ich würde mal behaupten, dass wir ein ganz anderes Reaktionsvermögen haben.
Solche Schilderungen machen natürlich Angst. Was ist, wenn mir mal sowas passiert? Bin ich dem dann hilflos ausgesetzt? Wird mir jemand helfen? Kann ich mich unter hunderten von Menschen auf der Zeil sicher fühlen, wenn dann doch jeder nur zusieht?
Sowas kann leider jeden von uns passieren. Mir ist auch bewusst, dass ein Rock ein höheres Konfliktpotenzial mit sich bringt, als in Jeans rumzulaufen. Ich bin vorsichtig und habe ein wachsames Auge, wie und wo ich mich bewege. Man darf sich aber auch nicht von der Angst leiten oder sich einschränken lassen. Ich kann auch in Hosen überall und jederzeit Opfer einer Straftat werden, obwohl ich nichts dafür kann.
Jedenfalls kann man meine Kollegin und ihren Sohn als Helden bezeichnen, so wie jeden Menschen, der Zivilcourage beweist. Wer weiß, was ohne sie passiert wäre. Vielleicht hätten die Täter noch auf das hilflos und außer Gefecht gesetzte Opfer eingetreten, während die Passanten tatenlos zugeschaut hätten. Da gäbe es zig Horrorszenarien, die hätten eintreten können. Sozusagen Glück im Unglück.
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Meine Kollegin war diese Woche bei der Polizei geladen, um eine Aussage zu dem Vorfall zu machen. Es wurden ihr mehrere Bilder von Tatverdächtigen gezeigt. Bei einem Bild sagte ihr Bauchgefühl, dass es der Täter sein könnte, aber sie war sich nicht mehr sicher, weil sie ihn nur für einen Bruchteil gesehen hatte. Sie erinnerte sich noch, dass er eine Cappy einer bekannten Sportmarke trug, die ein auffälliges Muster hatte. Das war wohl ein entscheidender Hinweis, wie sie an den Reaktionen der beiden Polizistinnen merkte. Sie fragten auch, wie die weibliche Begleitung aussah und meine Kollegin meinte: "Sie war auch wie er um die vierzehn bis sechzehn Jahre alt, hatte auch bräunliche Haut und sie hatte schwarze, lockige Haare." Die Polizistin unterbrach und sagte: "Danke, das reicht schon an Beschreibung."
Meine Kollegin hakte nach, ob sie anhand der Beschreibungen wissen, wer es nun sei. Allerdings durften die Polizistinnen keine Auskunft darüber erteilen. Die Videoaufzeichnungen werden nochmal ausgewertet und meine Kollegin könnte als Zeugin vor Gericht geladen werden.
Jedenfalls wurde die Transfrau wohl als "Hure" und "Schlampe" beleidigt und wollte sich die Beleidigungen nicht bieten lassen. Der verbale Streit eskalierte in Handgreiflichkeiten, bis die Transfrau letztendlich mit dem Pfefferspray des Täters attackiert wurde.
Meine Kollegin äußerte bei der Polizei noch mal das Unverständnis über die fehlende Hilfsbereitschaft der Passanten. Die außenstehenden Personen hätten gesehen, dass da eine Person außer Gefecht war, herumtorkelte und blutverschmiert war. Als sie die zurückkommenden Täter anschrie, hätten die Leute nur geschaut, aber wären immer noch nicht eingeschritten. Sie erinnerte sich noch, dass sogar zwei junge Teenagermädchen mit dem Finger auf die Transfrau zeigten und sie herzhaft auslachten. Der Schock über die fehlende Zivilcourage sitzt bei ihr tief und sie fragt sich seitdem: "Was ist, wenn mir mal sowas passiert? Hilft mir dann auch keiner?"
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Bis vor ein paar Jahren dachte ich auch noch, dass man bei solchen delikten eingreifen müsse. Mittlerweile ist es aber für einen selbst zu gefährlich und die Rechtsprechung entscheidet oft gegen Helfer.
Bei den aktuell täglich stattfindenden Straftaten mit Messer ist Einmischen lebensgefährlich. Der Anschlag gegen den Islamismuskritiker in Mannheim ist nur ein Beispiel.
Ich erinnere mich auch an einen Fall, als ein Bahnpolizist nach feierabend eingriff und schwer verletzt wurde. Er war anschließend berufsunfähig und blieb auf seinem Schaden sitzen. Begründung des Richters, er sei nicht im Dienst gewesen.
Es klingt schon fast zynisch, aber in manchen Stadtteilen tragen Polizisten Kettenhemden, die ans Mittelalter erinnern.
Mal ehrlich, wie soll man in einer solchen Situation einschreiten und helfen können?
Im konkreten Fall hoffe ich, dass die Täter ermittelt und nach den Buchstaben des Gesetzes bestraft werden. Erhobener Zeigefinger oder "auf Bewährung" ändert am Verhalten nichts.