Hallo triks!
"er steht seinen Mann", das sollte ursprünglich heissen, dass ein Mann die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt und den Anforderungen z. B. im Beruf gewachsen ist. Da heute als Ergebnis der Emanzipation viele Frauen Berufe ausüben, die früher nur von Männern ausgeübt wurden, hat man diesen Spruch einfach auf die Frauen übertragen.
Trotz aller Emanzipation werden Frauen aber auch heute noch als besonders beschützenswerte Menschen angesehen, obwohl das längst nicht mehr gerechtfertigt ist. Emanzipierte Frauen bestehen sogar darauf, ihre Angelegenheiten ohne männliche Hilfe zu meistern. Niemals würde man über eine emanzipierte, beruflich erfolgreiche Frau sagen "Diese Frau steht ihre Frau".
Das sind einfach Äusserungen, die das männerbeherrschte "Patriarchat" in Jahrhunderten hat entstehen lassen, die das Männliche auf einen höheren Sockel stellen und das Weibliche als weniger wert, schwach und in permanenter Opferrolle sehen. Somit würde die Aussage "er steht seine Frau" einen Mann von diesem erhabenen Sockel stürzen, auf den ihn das Patriarchat gestellt hat und ihn mit einer Frau gewissermassen auf Augenhöhe stellen. Genau das geht aber vielen wenig selbstbewußten Männern an die Substanz, weil sie diese künstliche Überhöhung brauchen, um ihr Selbstwertgefühl zu stützen und etwas aufzublähen, was sie aus sich selbst heraus nicht schaffen. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum alles, was im Entferntesten irgendwie mit Weiblichkeit zu tun hat, von Männern so sehr zurückgewiesen wird. In Bezug auf die Kleidung kommt noch verstärkend hinzu, dass Kleidung für Frauen nicht einfach nur Bedeckung des Körpers und Darstellung eines persönlichen Stils ist, sondern auch zur sexuellen Stimulation von Männern mißbraucht wird. Das führt dann zu diesem unseligen "Sex sells"-Bewußtsein, was viele Frauen einfach dazu verführt, sich regelrecht zu prostituieren, nur um einmal bei einer der zahllosen Fleischauftriebssendungen gewisser Primitivfernsehprogramme durchs Bild laufen zu dürfen. Dass sie damit den Wert ihres eigenen Geschlechts vernichten und sich zu bloßen Sexobjekten degradieren, daran denken sie dann nicht mehr.
Auch darin sehe ich einen Grund, warum Männer diese Kleidungsstücke, die von Frauen dafür gerne eingesetzt werden, ablehnen, obwohl sie ihnen gefallen und obwohl sie sie gerne auch selbst nutzen würden. Sie wollen sich einfach nicht in den weiblichen Abwertungsstrudel mit hineinziehen lassen, sie sind doch "ganze Kerle, die ihren Mann stehen".
Ich jedenfalls, der wahnsinnig gerne Röcke aller Art trägt, fühle mich keineswegs in diesen Entwertungsstrom hineingezogen. Ich fühle mich für diese Zustände nicht verantwortlich. Warum soll ich also auf Kleidungsstücke verzichten, in denen ich mir selbst sehr gefalle und die zu mir gehören wie die Augen, Haare, Hände und Beine? Nur weil diese Kleidungsstücke andernorts mißbraucht werden? Ich denke ja nicht daran, nur deswegen auf etwas zu verzichten, was ich gerne mache.
Gruss,
Ferdi