Autor Thema: Hey?! Wer sind Sie denn?!  (Gelesen 69 mal)

Offline Yoshi

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Hey?! Wer sind Sie denn?!
« am: Heute um 15:14 »
Ich war hier schon länger nicht mehr aktiv, aber möchte gerne eine Story erzählen, die schon ein bisschen her ist. Sie ist aber so witzig, dass ich sie unbedingt verbreiten möchte.

Es war im Herbst letzten Jahres; wahrscheinlich schon im November, denn es war sehr kalt. Ich zog mir einen knielangen dunkelblauen Faltenrock an, dazu ein schwarzer Pullover und eine schwarze Leggings. Um mich vor der morgendlichen Kälte zu wärmen, zog ich beigefarbene Fellboots und einen beigefarbenen Wintermantel an, der weißes Fell am Saum der Ärmel und am Kragen hatte.

Als ich damals noch in der Kita arbeitete, sagte ein Mädchen übrigens, dass ich mit dem Mantel wie der Weihnachtsmann aussähe. Diese Assoziation wäre mir niemals im Leben gekommen. Abgesehen von der kürzeren Länge, der beigen Farbe und dem Umstand, dass es ein oversized Damenmantel war, konnte ich allerdings ihre Einschätzung nicht ganz verleugnen und ihre Freude brachte mich zum Schmunzeln. Um sie soll es hier aber gar nicht gehen. Es passt nur ganz gut zu der Situation, von der ich eigentlich berichten will.

Ich war also auf dem Weg zu meiner damaligen Arbeitsstelle und in dem Morgengrauen waren ebenfalls viele Menschen unterwegs. Als ich gerade an der Kreuzung ankam und hastig über die grüne Ampel rannte, über die Schienen der U-Bahn, um auf der anderen Seite gerade noch in letzter Sekunde meinen Bus erreichen zu können, kam plötzlich ein lauter Zuruf. Es war ein Mann mittleren Alters, der mit seinem Fahrrad unterwegs war und aufgrund der roten Ampel halten musste. Er erblickte mich und rief: "Hey?! Wer sind Sie denn?! Robin Hood, oder was?!"

Seine Stimme schien bewusst so laut ertönt zu sein, damit auch wirklich jeder seinen "witzigen" Kommentar hören sollte. Ich glaube aber nicht, dass das überhaupt jemand mitbekommen hatte. Die Leute waren nämlich zu weit weg, um es akustisch verstehen zu können und in Frankfurt achtet man eh nicht so auf solche wirren Zurufe, weil ständig jemand in der Öffentlichkeit rumbrüllt.

In meiner Eile hatte ich gar keine Zeit irgendwie auf ihn reagieren zu können, geschweige denn überhaupt darüber nachzudenken, was ich ihm antworten möge. Ich konnte gerade noch so einsteigen, bevor die Türen schlossen. Erst als ich mich auf meinem Sitzplatz eingefunden hatte, begann ich die Situation zu reflektieren. Ich war zunächst etwas verwirrt, wie er die Aussage meinte und konnte es nicht genau einordnen. Der Kommentar war gewiss provokativ, aber erschien mir weniger als neckischer Spruch unter Männern, sondern ich interpretierte es vielmehr als spöttisch gemeint.

Im ersten Moment amüsierte es mich sehr, dass er so erwartungsvoll seinen Spruch raushaute, aber keinerlei Reaktion bekam, weder von mir noch von irgendjemand Anderem. Als ich aber näher über seine Worte nachdachte, empfand ich es als riesengroßes Kompliment. Obwohl er mich wahrscheinlich ins Lächerliche ziehen wollte, verglich er mich mit einem Helden aus einer legendenhaften Sage. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, wie cool ich damals Robin Hood fand und wie ich so gerne so sein wollte wie er. Rund dreißig Jahre später wurde mir nun endlich diese große Ehre zuteil, zumindest optisch ihm zu ähneln. Damit ging quasi eine Art Kindheitstraum in Erfüllung. Irgendwie erfreute mich das sogar mehr als jeder ernst gemeinte Kommentar zu meinem Outfit.  ;D

Offline MAS

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Antw:Hey?! Wer sind Sie denn?!
« Antwort #1 am: Heute um 19:23 »
Aber eine Kapuze (hood) hatte Dein Mantel nicht, lieber Yoshi, oder?

Wie auch immer, eine schöne Geschichte, die zeigt, wie sehr vieles von der Perspektive abhängt und dass man die auch mal so wechseln kann, dass man ein Ereignis als angenehm empfindet. Natürlich kann man auch behaupten, Du würdest es Dir schönreden, aber ob der, der das behaupten würde, glücklicher wäre?

LG, Micha

PS: Schön, mal wieder von Dir zu lesen! :)
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Antw:Hey?! Wer sind Sie denn?!
« Antwort #2 am: Heute um 20:32 »
Hallo Yoshi

Vielen Dank für deinen Bericht. Also Robin Hood war auch immer einer meiner Lieblingshelden.

Meine Gedanken zum Outfit:

Für den Weihnachtsmann müsste dein Mantel wohl noch rot eingefärbt werden. Wahrscheinlich kam die Assoziation des Mädchens wegen des weißen Fellbesatzes.

Also Robin Hood passt ja schonmal wegen der Leggings. Ähnliche Beinkleider, vielleicht auch angenestelte Beinlinge wurden wohl schon im Mittelalter getragen.
Der dunkle Faltenrock finde ich in diesem Zusammenhang auch ok, da denke ich gleich an die Kurfürsten vom Mainzer Kurfürstenbrunnen.
Wobei das auch die untere Hälfte einer Tunika darstellen kann, ausgestellt für gute Bewegungsfreiheit.

Eine Wintergewandung von Robin Hood hab ich noch nicht so richtig gesehen, aber warme Kleidung aus Fellen wurden in früheren Jahrhunderten durchaus getragen. (Es gab ja noch keine Daunenmäntel oder Pufferjacken im Michelin-Mann-Look  ;) )
Und sicher auch Fellstiefel oder wickelte sich Fell um die Waden.

Von daher würde ich sagen, passt auch dein Wintermantel und die Fellboots so einigermaßen
Und fertig ist der Robin Hood im Winterlook  ;)

Gruß
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen


 

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