Du hast mich da auf einen Denkansatz gebracht.
Wie wir alle wissen, ist Kleidungs und Klimageschichte eng mit einander verknüpft.
Ich habe jetzt mal überlegt, wieviele Lagen Stoff der Herr im Laufe der Kleidungsgeschichte, wann, zu welchem Klima über seinem besten Stück trug.
Fangen wir mal Kupfer, Bronzezeit an.
Zu Ötzis Zeit(angehende Kupferzeit) war das Klima im Europa ähnlich wie heute.
Was trug er?
Eine Tunika bis ungefähr auf den Oberschenkel, einen Lendenschurz(vergleichbar der Kleidung der Prärieindianer) und Beinlinge die in der Taille mit einem "Strapsgürtel" gehalten wurden.(Die lederne Kleidung, war wohl dem Umstand geschuldet, das er für eine Alpenüberquerung stabile Sachen brauchte.)
Zählen wir mal durch:
Tunika + Lendenschurz = zwei Lagen Stoff
Bronzezeit:
Wärmer als Heute.
Kleidung der Herren.
Nach den Funden wahrscheinlich ein Wickelrock mit oder ohne Lendenschurz.
(Diese mit einer Strippe in der Taille gehaltene zwischen den Beinen durchgezogene Stoffbahn, kann auch als Bequemlichkeitsgründen getragen worden sein. Nicht immer ist das freie Baumeln angenehm...)
Also freies Lüftchen von unten mit höchstens einer Stofflage.
Eisenzeit:
Klima mit den gleichen Temperaturen wie heute.
Im Mittelmeerbereich:
Tunika und oder Toga.
Entweder mit Lendenschurz oder ohne.
Ebenfalls freies Lüftchen von unten mit höchstens einer Stofflage.
Nördlich der Alpen im milderen Süden.
Tja, da streitet sich die Forschung ein bisschen.
Zum einen haben wir Abbildungen von Wickelröcken(frühe Eisenzeit).
Herren mit langen und weiten Hosen.Eine Art Bruche(lockere Unterhose vergleichbar der Boxershort mit längern Bein.)
Herren mit wahrscheinlich Beinling und Bruche.
Und dann noch die Thorsberghose.
Bei der allerdings wegem dem doch sehr breiten Hintern im vergleich zu den sehr engen Beinen angenommen wird, das sie mehr Reitbekleidung war.
Bei der weiten und lockeren Hose können wir annehmen das sie wegen dem größeren Luftvolumen auch eher kühler um den Bereich der edelsten Teile war.
Also je nach Temperatur der Umgebung vom freien Lüftchen bis hin zu zwei/drei Lagen Stoff.
Aber nach den Funden in den Mooren und Salzbergwerken eher feine und leichte Wollstoffe.
Jetzt kommen wir zur Völkerwanderungszeit.
Die Temperaturen gingen nach unten, das Klima wurde je nördlicher man sich der Alpen befand immer rauher und übler.
Wickelröcke? Beinling und Bruche?
Verschwanden.
Die Stoffe wurden dicker und wärmer.
Was trug der mit Sack und Pack nach Süden ziehende Herr?
Lange Untertunika aus Leinen.
Bruche
Warme Wollhose
Wolltunika bis über den Oberschenkel
Mantel und oder Klappenrock mal weggelassen.
Vier Lagen Stoff über dem Yang.
Im Frühmittelalter stiegen die Temperaturen wieder langsam bis zum Klimaoptimum des Hochmittelalters an.
Genauso legten die Herren wieder ein paar Stofflagen ab.
Zuerst noch die warmen 4 Lagen der Völkerwanderungszeit.
Dann nur noch Zwei.(Wenn man das Leibhemd(Untertunika) mitzählt, 3)
Die Tunika(ab dann Cotte geheissen) über Beinling und Bruche.
Auch hier haben wir im Hochmittelalter wieder sehr feine und leichte Wollstoffe.
Dann kam die kleine Eiszeit des Spätmittelalters aus der wir erst seit ca 150 Jahren wieder rausklettern.(Man bedenke, im Hochmittelalter wurde auf Grönland Weizen angebaut. Geht heute immer noch nicht.)
Schwupps, Mann packte sich wieder ein.
Zwar wurde mit der Zeit die Cotte immer kürzer und enger.
Aber die Beinlinge verbanden sich wieder zur Hose und mit dem wohlausgepolsterten Hosenlatz wars an einer bestimmten Stelle doch wieder kuschelig warm.
Und mit Hoppelande und Schaube/Schecke kamen noch zwei sehr warme und kuschelige Bekleidungstücke zur Herrenmode dazu.
Dieses wohleingepackte Bild des Mannes zog sich dann durch die späteren Moden bis heute durch.
(Vorsicht, auch die feine Seidenkleidung des Herren im Barock war schön warm. Man darf den damaligen Seidenstoff nicht mit der heutigen Flatterseide vergleichen. Das waren schwere und dicke Seiden die von der Wärme locker mit einem Wollstoff mithalten.)
Die heutige Frauenkleidung hat sich schon wieder an die jetzige Warmzeit angepasst.
Nur die Herrenkleidung hinkt noch etwas hinterher.
So Jungs, und nun erhole ich meine Fingers von dem Tippmarathon und stelle die Bücher zurück ins Regal.