Hallo Minirocker,
Du hast sicher Recht damit, dass die Welt derzeit etwas farbloser ist, wie vor ein paar Jahr(zeht)en, ob es deswegen langweiliger und trister geworden ist, möchte ich nicht beurteilen.
Das zeigt ja auch deutlich, wie langweilig und triste es anscheinend inzwischen geworden ist!
Gedanken dazu:
Die Mehrheit scheint einem Druck zu unterliegen, moeglichst nicht aufzufallen. Es scheint unausgesprochene Gesetzte/Normen zu geben, denen man sich scheinbar bereitwillig unterwirft. Ist mir immer wieder ein Raetsel, warum das alle heute mitmachen. Alles Auffaellige, Eigene verschwindet. Schaut Euch mal heutige Parkplaetze an: weiss, schwarz, silber-metallic! Farben- weit gefaehlt!
Nicht auffallen und homogenes Mitglied der Masse zu sein liegt schon immer in der Natur des Menschen und ist auch keine zeitgeschichtliche Entwicklung. Und für die Jahrzehnte die ich überblicken kann habe ich das Gegenteilige Gefühl – meine Umgebung ist vielfältiger und offener geworden, auch wenn die Parkplätze nicht mehr so bunt sind wie früher. Damals war es aber üblich und unauffällig ein leuchtendes Auto zu haben, eine schwarze Karosse war selten und auffallend, (wenn es nicht ein Taxi war).
Auch wenn Du auf lange Haare, berufliche Wege und was auch immer abzielst, hätte ich mit meiner Mähne, mit meinen Einstellungen und meinem Selbstverständnis in der Zeit meiner Kindheit deutlich mehr Widerstände und Probleme erfahren, wäre ich damals ein Mann mittleren Alters gewesen.
Ich habe im gesamtgesellschaftlichen Konzext nicht das Gefühl einer Rückentwicklung, auch wenn die einfachen Gemüter sich gerne auf alte Werte und Ansichten zurückziehen, weil sie mit der Veränderung nicht Schritt halten – und oft sind das dann auch die RTL & Co. Kids.
Frueher haben wir das Springer-Hochhaus angezuendet, heute dagegen scheint die BLoeD-Zeitung das Presseorgan der Bundesregierung zu sein....
Ich hoffe jetzt mal, dass Du das nicht autobiographisch meinst

Der Protest ist sicherlich weg von der Straße, weniger gewalttätig, aber nicht minder leise auffällig und effektiv. Er hat sich neue Wege gesucht, und kann wie man derzeit im arabischen Raum sieht, mehr Menschen erreichen und effektiver wirken, als in früheren Zeiten.
Ich spreche von sozialen Medien, und in gewisser Weise gehört auch dieses Forum dazu. Menschen organisieren sich oder kommunizieren miteinander, die sich mit alten Systemen vermutlich nie kennen gelernt hätten
Natürlich gehen die aktuellen gesellschaftlichen Themen an dem privatmedienberieselten und von eigenen Ansichten befreiten interlektuellem Bodensatz, vorbei, aber auch das sehe ich nicht als ein zeitgenössisches Phänomen.
Der Rest der Leute ist um vieles offener und toleranter und auch selbst mutiger und kreativer geworden, als früher.
Ich jedenfalls wünsche mir für meine Umgebung die alten Zeiten keines Falls zurück.
LG
Cephalus