Hallo Zareen,
Für mich stellt sich die Frage, ob das überhaupt so nötig ist, oder ob wir über die Definition männlich/weiblich nicht ganz vergessen, daß uns da ein Mensch begegnet. Ein Mensch mit all seinen Schwächen und Fehlern und natürlich mit all dem liebenswerten an ihm, was ihn zu genau der Person macht, die uns da begegnet.
Das ist auch meine Einstellung. Ich mache da keine Unterschiede - ich sehe Menschen in verschiedenen Variationen und Verpackungen.

Mir scheint das bei einer Transfrau nicht der Fall zu sein. Hier geht es doch rein um das gefühlte Selbstverständnis eines Menschen, ohne die Anatomie nachziehen zu können.
Transfrauen hängen sehr viel mehr an einer femininen Erscheinungsform als Cis-Frauen, weil sie darüber ihre Identität nach außen tragen und entsprechendes Feedback bekommen. Passing, also das als Frau erkannt werden, ist da meist sehr wichtig und auch das Nachziehen der Anatomie über Gesichts-Chirurgie, HRT, Implantate, Laser usw. Diejenigen, denen das oft egal ist, sind Leute wie ich: Enby's. Nicht binäre Menschen, die sich nicht um Rollenmodelle scheren.
Das Gefühl ist dabei der wichtigste Faktor im Leben eines Menschen, über das er sich selbst und die Situation in der er sich befindet, definiert. Jemandem das Gefühl abzusprechen, kommt einem Angriff auf seine Seele gleich.
Stimmt. Dieser Respekt schwindet leider zusehends, seit die Regierung sich des Themas angenommen hat.
Ich wette, daß die Grauzone zwischen Männern und Frauen bei weitem größer ist, als das, was über die äußere Kleidung definiert wird. Das liegt einfach daran, daß die 'Anzahl' der männlichen Gene bei Frauen nicht nur 0 .... 0,01% ist, und ebenso nicht die der weiblichen bei Männern.
Die Gene bestimmten aber nur die Ausprägung des Körpers, das wirkt sich nur sehr begrenzt auf den Nutzer des Körpers aus. Dessen Identität und was sich davon ausdrücken darf, bestimmt maßgeblich, wie sich der Mensch definiert. Der Körper kommt bei Emotionen und ähnlichem ins Spiel, immer dann wenn Situationen für das Bewußtsein, den "Nutzer" des Körpers, interpretiert werden müssen.
Einen großen Teil macht sicher auch die frühkindliche Prägung aus. Ein Junge, der es von frügester Kindheit an gewöhnt ist, Kleider und Röcke nebst Hosen zu tragen, (wie es bei Mädchen schon längst üblich ist) wird sich nicht über Die Kleidung als Junge definieren.
Das hängt von seinem sozialen Umfeld ab, das ihm die Regeln vorgibt. Er wird sehr schnell erkennen, dass die anderen Jungs alle nur Hosen tragen und mit einem Rock so gar nicht zurechtkommen. Das sorgt dann für eine Art "Sperre", mit der er sich selbst Kleider und Röcke verbietet, weil er ja in seiner Gruppe akzeptiert werden will. Dieses Rollenmodell wird immer stärker an der Normalität ausgerichtet und es bedarf schon einen bewußten Aktes und Balls of Steel, sich dann noch gegen die Gesellschaft zu stellen. Das geht oft erst später, wenn man nichts mehr zu verlieren hat.

Es geht hierbei um die eigene Definition, nicht darum, wie ihn die Umwelt sieht und definiert.
Ja, aber die eigene Definition richtet sich danachm wie ihn die Unwelt sieht und definiert. Die Umwelt hat Regeln und die versucht sie ihm aufzudrängen. Meist erfolgreich, wenn er nicht auf ein akzeptierendes und förderndes Umfeld trifft.
Du könntest Dich auf Euren Marktplatz stellen und laut rufen "Ich bin eine Frau!" Du könntest eine Vergrößerung Deines Personalausweises vor Dich stellen und alle lesen lassen, welcher Name dort steht, solange Du nicht dem entsprichst, was der wohl größere Teil der Menschen als 'Frau' definieren (Klischee: lange Haare, geschminkt, weiche Gesichtszüge, Kleider tragend), wirst Du immer das "Problem" haben, als Mann definiert zu werden, sofern Deine Gesichtszüge männlicher (härter) erscheinen, als die einer Frau.
Ja. Ein Problem, das die meisten älteren Transfrauen haben. Wir werden generell immer erst einmal nach unserem Äußeren beurteilt und einsortiert und erst wenn man uns näher kennt, werden wir möglicherweise von einem Schublädchen in ein anderes umgepackt. Der Punkt dabei ist: Es könnte uns eigentlich egal sein, aber das funktioniert bei Transfrauen nicht, weil sie eben Frauen sind und jede andere Rückmeldung ein Stich ins Herz ist.