Hallo Birgit!
Wieso glaubst du, daß du nicht die richtigen Worte findest? Ich hab dich schon richtig verstanden
. Das ändert ja trotzdem nichts an der Tatsache, daß man es bei uns nicht so streng nimmt. Bei euch in Deutschland ist, was MA betrifft, ja viel mehr los, das kannst du bei uns vergessen.
Naja es kommt drauf an was man unter MA versteht.
Es gibt zwar viele Feste die sich mit der Bezeichnung Mittelalter oder Historisch schmücken.
Nur leider steckt bei näherer Betrachtung kein Mittelalter drin.
Mich ärgert das, weil ich es für Beschi... halte.
*achselzuck*
Wenn ich ein Bier kaufe, will ich auch das in der Flasche nen Bier ist und keine Milch.
Klar gibt es auch ganz korrekte Darstellungen, aber den Veranstaltern selbst geht es hier ja nur darum, auch den Besuchern mal die Möglichkeit zu geben, nicht immer nur die langweiligen Alltagsklamotten zu tragen.
Viele Veranstalter sind leider Eventagenturen die auf den urigen Middelalderzug aufgesprungen sind und einfach nur Kohle machen wollen.
Da sucht man sich ne billige Musiktruppe die drei Lieder auf der Sackpfeife können und schön wild mit Lederstrapszeug einen auf Corvus Corax machen.
Ne billige tschechische Schaukampftruppe die mit drei oben, drei oben auf die Blechschilde eindengeln.
Und noch ein paar Sitzritter mit Burgfrolleins die mit Emailtöppen und Bierbänken das urige middelalderliche Söldnerleben darstellen.
Und fertig ist der orischinal Middelaldermarkt...
Und die Kinder nehmen dieses Bild mit.
Aber das sind und bleiben eben immer noch Besucher und was die dann tragen ist ja trotz allem ihre Sache. Wichtig ist ja nur, daß die Darsteller selbst korrekt gekleidet sind, was ja der Fall ist. Braveheart Schotten sind da nicht dabei. Schottisches MA wirst du bei uns schwer finden, weil es den Schottland Fans ja hauptsächlich darum geht, Kilts zu tragen und die gab es im MA aber nicht.
Mir käme jedenfalls nie in den Sinn, eine Brillenträgerin dumm anzumachen, mit dem Hinweis, es habe damals keine Brillen gegeben
.
Liebe Grüße,
George
Das Problem ist halt das man dem Besucher kein Schild"Ich bin auch ein Besucher und will nur Spaß haben." umhängen kann.
Jeder von uns gönnt ja den Besuchern ihren Spaß und wir wollen ja auch das sie mit Freuden die Veranstaltung besuchen.
Schliesslich wissen wir alle:
"Ohne Besucher, keine Veranstaltung!"
Aber in dieser Hinsicht beneide ich die britische Szene.
Dadurch das dort von Anfang an der National Trust die Schirmherrschaft über die Veranstaltungen übernommen hatte und Museen und Hobbyisten sehr eng zusammenarbeiten.
Sind die Spielregeln für Aktive und Besucher von Anfang an klar geregelt.
Solche Sachen, wie in Pseudoklamotte aufzuschlagen ist dort undenkbar.
Viele Museen haben dort auch ihre First Person Interpreter.
Das ist meistens ein Hobbyist der dort im Museum fest angestellt ist.
Und dem Besucher in Kleidung und Ausrüstung seiner Zeit das Alltagsleben näherbringt.
Das kann eine Magd sein, die in einer Burgküche sitzt und spinnt und dabei erzählt was so der Koch alles angestellt hat, damit das letzte Festbankett auch wirklich der Knaller wurde.
Hier in Deutschland haben wir das Problem, das wir Anfang der 80er wirklich bei Null anfangen mussten und erst sehr mühsam Fundberichte, Forschungsergebnisse, Buchabbildungen aus dem Elfenbeinturm herausarbeiten mussten.
Einfach so als Hobbyist ohne Forschungsauftrag in ne Bibliothek reinlatschen "Ich möchte mir mal gerne die Manesseabbildungen angucken."?
Da hat die Leute erst mal der Schlag getroffen.
Heute liegen sehr viele von den alten Handschriften in digitalisierter Form im Inet vor.
Es sind vernetzte Datenbanken der Museen im Netz auf denen man nach Realien(Wie sieht den eine Lampe im 12.jhd aus?) suchen kann.
Die ersten KzK Mittelaltermärkte waren noch richtiggehende "Helden in Strumpfhosen" mit quasi Lutherdeutsch als Marktsprache Veranstaltungen.
Klaro, aus Mangel an Informationen orientierte man sich an den Hollywoodfilmen.
Und da ging der Teufelskreis los.
Die Forschung hatte Angst das man ihre Ergebnisse ins Lächerliche zieht.
Die Hobbyisten kamen an die Informationen nicht ran und konnten nur sehr schwer besser werden.
Inzwischen ist die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Hobby wesentlich besser geworden.
Aber diese Altlasten hängen halt noch nach.
Der oben gepostete Link zur Zeitstraße Basel ist ein gutes Beispiel wie eine richtig gute Veranstaltung aussehen sollte.
Es gibt auch hier in Deutschland einige gute Veranstaltungen die das Zeitstraßen oder Zeitinsel Konzept nutzen.
Eine wunderbare Methode um dem Besucher zu zeigen wie sich die Mode und die Ausrüstung im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hatte.
Ich wünsche mir mehr Veranstaltungen in dieser Art und weniger Kaltenberger Sauffeste.
LG