..bin ich längst nicht geworden.

Doch nach meinen letzten Reisen sehe ich manche Dinge nun etwas klarer. Es ist für mich völlig egal geworden, wo ich im Rock auftauche. Ich war in den letzten Monaten in Wien, Berlin und vielen weiteren deutschsprachigen Städten, auf Ibiza, in Spanien, in Tschechien....
Nirgends hat sich jemand daran gestört, dass ich mich im Rock dort bewegt habe, in Läden und Lokale gegangnen bin, mich mit Menschen unterhalten habe, Veranstaltungen, Museen, Ausstellungen besucht habe. Nie hatte ich im Rock irgend welche Nachteile erfahren. Menschen verhielten sich stets freundlich oder zumindest normal in meiner Gegenwart.
Es ist dennoch so, dass ich manche Röcke nun aussortierte, welche ich nicht mehr gerne trage. Ich habe genug im Schrank und so wanderten 3 Jeansröcke, welche ich
eher als steif vom Material her beschreibe, raus. Daneben 2 schwarze Stoffröcke, welche von Schnitt her nicht optimal zu mir passten, 2 schöne, dennoch in den Augen meiner Frau unharmonisch an mir erscheinende Wickelröcke sowie einer meiner Kilts, der von Anfang an zu knapp bemessen war (Anfängerfehler

).
Dieser Röcke war ich tatsächlich nun überdrüssig, denn obwohl ich all diese einmal kaufte und teilweise sogar oft und den Kilt sogar sehr gern trug, dürfen diese nun über die Bucht zu neuen Besitzern/Besitzerinnen wandern.

Früher hätte ich nie einen Rock hergegeben, denn alles, was halbwegs passte, blieb. Heute hingegen trage ich nur noch jene, die ich selbst an mir als schön und bequem empfinde, in denen ich mich also wirklich wohlfühle. Alle anderen Röcke kann ich sogar ohne Traurigkeit aus dem Schrank nehmen und in eine Kiste legen zu den Sachen, welche andere Menschen nun erfreuen sollen.
Ist es nicht ein schönes Gefühl, etwas herzugeben, was man sebst nicht mehr mag, im Wissen, dass es irgend wo jemanden gibt, der sich darüber freuen wird, wenn er es bekommt? Ich finde schon, schließlich waren auch nicht alle meiner Kleidungsstücke neu, als ich sie bekam/erwarb. Somit gönne ich nun anderen Freude an all diesen schönen Kleidungsstücken, welche nicht mehr zu mir passen oder ich einfach nicht mehr gerne trage.
Nein, ich bin der Röcke nicht überdrüssig. So war ich auch in diesem Jahr wieder im Kilt gekleidet auf einer Messe, auf welcher ich unsere Firma verteten durfte und wurde sehr häufig angesprochen. Viele erinnerten sich nicht nur an mich, auch frernab von unserem Stand an unsere Produkte. Es gibt also auch nach einem Jahr eine nicht unerhebliche Anzahl vom Menschen, welche uns auf Grund dieses Umstandes
der vielleicht nicht alltäglichen (dennoch normalen)
Kleidung wiedererkennen. Und es war nicht der gleiche Kilt, nicht das gleiche Hemd und dennoch: ich war der einzige Mensch unter den Ausstellern und Besuchern, der einen Kilt trug.
Bisher fast auschließlich positive Reaktionen und jede Menge Begegnungen mit Menschen, mit welchen man vielleicht wegen des Rockes (doch nicht zwangsläufig "über den" Rock) ins Gespräch kam, machen mir Freude und sollen auch anderen Mut machen. Deswegen berichte ich hier davon.
Freude macht auch, dieses vor mehr als 3 Jahren noch
gewagte Experiment "Hose gegen Rock tauschen und dann damit rausgehen" einfach gewagt zun haben und nun festzustellen: ich werde so akzeptiert. Macher bemerkt nicht mal, dass ich einen Rock statt Hose trage.

Kilt fällt hingegen auf. Immer. Doch auch das mag ich, dieses "positive Auffallen", wenn ich mich wohlfühle und mir sicher bin, dass mein Outfit an mir gut ausieht, ich von innen heraus schon strahle. Dann falle ich gern auf.
In einem normalen knielangen Jeansrock hingegen oder auch über den Knien endenden Rock, fällt es in einer Stadt im Sommer den wenigsten Menschen überhaupt auf, dass Mann einen Rock trägt. Das ist dann wieder die Unauffälligkeit einer großen Stadt, in der man das einfach tragen kann und es irgend wann sogar selbst vergisst, dass da keine Einzelröhre für jedes Bein vorhanden ist. Wo zu auch. Man vergisst das Rocktragen sogar im Alltag deratig, das man einfach nur noch man selbst ist. Das ist wohl auch das Ziel.

Ich möchte es einfach nicht missen, frei zu entscheiden, was ich tragen möchte: Hose oder Kilt oder Rock, je nach Anlass, Lust und Laune. Wobei ich in der "Freuzeit" den einröhrigen Varianten eindeutig den Vorzug gebe, da ist die Hose schon äußerst selten

Nur Mut allen, welche bisher noch nicht regelmäßig "rockend" draussen unterwegs sind. Machen. Freuen. Stolz auf sich sein. Selbstbewusstsein entwickeln. Noch mehr Freuen. Noch mehr Stolz und plötzlich erkennen: war doch gar nicht so schwer. "Machen", sagte ich. Du kannst es, denn Du bist der Meister Deines Lebens
