Ja, Danke für die Ergänzung, Holger.
Natürlich ist alles komplexer als ein einfaches Schema. Und natürlich gibt es Ausnahmen, vermutlich häufiger als wir glauben. Und viele Ausnahmen werden auf diese Weise (Zusammensetzung der Chromosomen z.B.) vermutlich überhaupt nicht bemerkt.
Jeder von uns ist vermutlich in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme. Wer wirklich vollends normal ist, werfe den ersten Stein!
Wir hatten bereits gelegentlich über XXY-Menschen hier im Forum diskutiert und es gab auch irgendeine Quelle, wohin mal verlinkt wurde mit weiteren Betrachtungen bzgl. Chromosomen. (z.B. ein
Film, und dann
hier weitere Quellen; es gab glaubich noch bessere, und sicherlich auch das oben erwähnte Buch)
Auch die Natur produziert Ausnahmen - oder auch andere Konzepte, siehe vereinzelte Fische, Amphibien, Seepferdchen etc. Die Ausnahmen sind vielleicht Fehler der Natur, oder Experimente, oder in der Medizin vielleicht Syndrome. Jeder von uns ist bestimmt irgendeine Ausnahme. Aber Ausnahmen vom zweigeschlechtlichen Konzept bei Menschen mögen zwar häufiger sein als angenommen, dennoch sind sie nicht die gängige Regel.
Wenn man Mensch ist, ist man meistens entweder als Mann oder als Frau geboren. Es ist eine Spielart der Natur, dass sie versucht, unter Menschen eine ähnliche Anzahl von männlichen und von weiblichen Exemplaren hervorzubringen. Niemand von uns hat sich das vorher ausgesucht. Ebenso hat sich niemand von uns ausgesucht, als Mensch geboren zu werden. Es sein denn, man ist im Glauben, das getan zu haben.
Ohne technisches (also kulturelles) Zutun wird auch der Mensch weiterhin auf die binären Grundfunktionen männlich / weiblich angewiesen sein - egal, wie die sich an der Fortpflanzung beteiligten Personen auch fühlen bzw. definieren.
Mit technischem Zutun muss das in einer ferneren Zukunft nicht weiterhin der Fall sein. Science Fictions haben da schon etliche sterile und düstere Szenarien entworfen. Vielleicht ist das der Traum machtbesessener Gruppen. Gemäß dem Motto: Zuerst versucht man, die Überzeugung der Menschen (manipulativ) zu verändern, später gleich den ganzen Menschen.
Und Reagenzglas und Wunschbaby-Programmierung gibt es schon heute. Auch haben schon lesbische Paare ein Kind zusammen gezeugt - unter Einsatz eines bekannten oder anonymen Samenspenders. Eine Mutter lieferte das Ei, die andere trug das Kind aus. Die eine lieferte also die Genetik und Epigenetik. Die andere mischte an der Epigenetik noch mit.
Aber wir mischen alle jeden Tag, permanent, an unserer Epigenetik herum. Neigungen hinterlassen Spuren in der Epigenetik, die wir genetisch weitervererben. Hochmusikalische Eltern zeugen Kinder, die wiederum sehr musikalisch sind (auch ohne Erziehungseinfluss).
Doch nicht nur im Aspekt Vererbung, auch was wir in unserem eigenen Körper Tag für Tag an unserer Epigenetik herumschrauben, wissen wir zumeist nicht, jedoch ist Muskeltraining zum Beispiel, bestimmte Belastungen für Knochen, Körperbau und Hirn etc. letztlich auch etwas, was die Epigenetik unserer Zellen mit beinflusst. Letztlich kann man sagen, jeder intensive Gedanke, jede Tätigkeit, jede Mahlzeit, ja auch kulturelle Gepflogenheiten spielen mit an unserer Epigenetik.
Zurück zum Arterhalt der Menschheit: Noch so düstere (oder verheißende?) Zukunftsszenarien einer potentiell technisch / kulturell kontrollierten Fortpflanzung liegen zum Glück noch etliche Zeiträume in der Zukunft. Und selbst, sollte das mal umfänglich eintreten, wird ein großer Teil der Menschheit noch immer auf die biologischen Grundfunktionen (männlich / weiblich; auf natürlichem Wege) angewiesen sein, weil alles andere viel zu teuer ist und sich längst nicht jeder leisten kann.
Und so landen wir wieder dort, dass es unumgänglich ist, zumindest bezogen auf Zeugung, Austragen, vermutlich aber auch noch weiterhin nach der Geburt, dass die daran Beteiligten einer gewissen Rollenzuordnung sich unterwerfen werden müssen.
Es ist eben eine Spielart der Natur, dass Männer keine Frauen sind, und Frauen keine Männer. Welchen kulturellen Überbau man darum nun kreiert (oder das herkömmliche weitgehend übernimmt), bleibt Sache jedes einzelnen. Auch hier gibt es Versuche, die eher besser gelingen, und Versuche, die weniger gut gelingen - wobei, wer will das letztendlich beurteilen?
Und somit ist jeder als Mensch geborene Mensch dazu eingeladen, im Rahmen seiner Fähigkeiten die Reihenfolge seiner Vorfahren fortzusetzen, indem er sich an dem Erhalt der Menschen beteiligt. Egal, ob er sich biologisch einbringt oder durch andere arterhaltenden Leistungen (und als angenehmer Mitmensch). Egal, ob er sich als strikt binärgeschlechtlich identifiziert oder sich aus den Errungenschaften anderer Konzepte etwas für sich besser findet. Egal, ob mit
gender, oder ob mit
sex.
Hosen gehören nicht dazu, um männliche Grundfunktionen zum Fortführen der Fortpflanzung zu gewährleisten. Hosen am Mann sind der kulturelle Überbau. Diesen kann man ändern.
Und ja: "[Why] boys wearing dresses is not about gender" - dieser Aussage muss ich absolut zustimmen!