Hajo, das hast du richtig erkannt. Es dauert ein bisschen, bis der Großhandel reagiert. Tatsächlich sollte das dünnere Buch nicht mehr bestellbar sein. Da das neue Buch weit mehr als eine Überarbeitung ist und weitere Kapitel enthält, was man schon an den vielen Seiten sieht, habe ich mich nicht für eine Neuauflage, sondern einen neuen Titel entschieden.
Es ist jetzt ein wissenschaftsbasiertes Fachbuch mit etwa 400 Quellen, das den aktuellen Stand der Geschlechts- und Genderforschung widergibt. Der Kontent kommt von mir und weiteren Biologen sowie Psychologen, Soziologen und einem Historiker. Es geht jetzt nicht mehr nur um Mode und da um den Männerrock, sondern um die Entstehung von Geschlecht vom Tierreich bis zum Menschen. Es geht um Zackenbarsche, die ihr Geschlecht ändern, Schnecken, die gleichzeitig Männlein und Weiblein sind sowie schwule Schimpansen. Dann geht es um neurochemische Prozesse, die die Geschlechtsbildung beim Menschen im Hirn durch Genregulation steuern. Ausführlich werde ich bei Intersexualität, weil da sehr deutlich wird, dass männliche Genkonstellationen durchaus zu weiblichen Körpern führen können. Entscheidend für ein biologisches Geschlecht ist eben nicht der Chromosomensatz, sondern die Genregulation über epigenetische Faktoren, denn sonst müssten eineiige Zwillinge mit gleicher DNA total gleich sein, was sie aber nie sind. Die Genregulation wirkt sich auf die Ausbildung der Hypophyse im Hirn aus, die wiederum sexuelle Identität und Orientierung mitbestimmt. So gibt es dann eineiige Zwillinge mit gleichen Genen und trotzdem unterschiedlicher Morphologie der Hypophyse, wo ein Zwilling hetero und der andere schwul ist. Nach den biologischen Geschlechtern, von denen es beim Menschen mindestens drei gibt - nämlich XX, XY und XXY, geht es im soziologischen, psychologischen, anthropologischen Teil um die kulturelle Dimension von Geschlecht, die wir gemeinhin als Gender bezeichnen. Gender ist vereinfacht gesagt die kulturelle Interpretation eines biologischen Geschlechts. Und das die sehr unterschiedlich ausfallen kann, wissen wir z.B. durch matriarchalische Gesellschaften, in denen dominante Frauen Führungsfunktionen haben und Männer sich mit Kleidern und Makeup schön machen, wie bei den Wodaabe im Niger. Nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch innerhalb der Kulturen hat es im Laufe der Zeit dramatische Veränderungen der Genderrollen gegeben, was ich dann in einem modehistorischen Überblick belege. Hosen, lange das Privileg des Mannes, waren über tausend Jahre für Männer bei den Römern tabu. Das Tragen stand sogar unter Strafe. So wird deutlich, dass Gender eine soziokulturelle Konstruktion ist, die jederzeit verändert werden kann. Menschen machen Gender. Mal so und manchmal eben auch anders oder gar umgekehrt. Zum Ende gibt es eine statistische Auswertung mit mathematisch signifikanten Ergebnissen über die Gen Z und deren Verhältnis zu Gender, das von älteren Generationen abweicht und einen Einblick gibt über die zukünftige Entwicklung von Gender.