Entenjagd

[cephalus]

Vorgestern ist, in einer etwas dramatischen Art, die Entenmama, die sich seit Monaten an unserem Gartenteich wohlfühlt, mit ihren 10 frisch geschüpften Küken zu uns umgezogen. Sie hatte unbemerkt beim Nachbarn gebrütet.

Heute hat sie mit ihren Jungen eine größere Wanderung durch die Nachbarschaft unternommen.

Problematisch ist, dass sie im Beisein ihrer Kleinen nicht fliegt, aber für sie, zu Fuß, wenig Durchschlupfmöglichkeiten durch die städtischen Zäune existieren.
Ihr Nachwuchs kommt fast überall durch.

Diesem Umstand war es zu verdanken, dass ich heute, zur Heimführung der Familie durch viele fremde Gärten gelaufen bin und auch viele mir noch nicht bekannte, entferntere Nachbarn begegnet sind, mit dem gemeinsamen Ziel, die Enten "nach Hause" zu bringen. Mit Erfolg.

Warum erwähne ich das an dieser Stelle?
Natürlich trug ich bei dem Wetter ein Kleid, gut knielang, s/w gestreift, und war nebenbei auch auf Reaktionen von "neuen" Nachbarn gespannt.

Was soll ich berichten?
Nix. Nicht der Hauch einer Verwunderung, eines Blickes, sondern nette Gespräche in Deutsch, Bayrisch, Englich und Spanisch.
Mir blieb die Verwunderung, wie international meine entferntere Nachbarschaft ist.

Ein Mann in einem Kleid interessiert (hier?) absolut niemanden.

Unsere neuen Gartenbewohner:
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[radix]

Hallo Cephalus,

was für eine - in jeder Hinsicht - tolle und anrührende Geschichte! Du scheinst sehr tolerante Nachbarn zu haben. Spannend wäre es zu erfahren, was sie sich NACH deinem Besuch untereinander über dich und dein Outfit erzählt haben mögen.

Das Einzige, was ich vermisse, ist ein Foto von dir im schwarz-weiß gestreiften Kleid. Aber vielleicht kannst du das zu unserer aller Erbauung noch nachreichen ...

VG Radix

[Skirt-Man]

Sehr schöne Geschichte.
Die wieder zeigt, dass die meisten Hürden bei uns im Kopf sind.

[hirti]

Was für eine süße Geschichte mit süßen Küken!
Die Kleinen sehen ja herzallerliebst aus ... so jemanden rettet man doch gerne!
 
Ich glaube, wenn diese Bande anwatschelt, wird das Outfit des Menschen, der hinterherwatschelt, zur Nebensache. Das war wohl der Hauptgrund, warum dein Kleid nicht so aufgefallen ist.

Vielleicht ist es auch der Hauptgrund wieso dir auch künftig von Nachbarn, die Männer im Kleid nicht so toll finden, nichts negatives entgegenweht - ein Riese, der winzige Entlein rettet, den merkt man sich und der hat bestimmt alle Sympathien auf seiner Seite. 

[MAS]

Und ich nehme an, den Enten war Dein Kleid auch egal!

Schöne Geschichte! Danke dafür!

LG, Micha

[Skirtedman]

Das erinnert mich an ein ganz bestimmtes Vorkommnis. Hatte zwar nichts mit Enten zu tun, aber mit einem anderen Tier.

Das könnte 2007 gewesen sein, denn ab da waren verkaufsoffene Sonntage in Rheinland-Pfalz möglich. Gefühlt ist es aber noch eine gute Portion Jahre mehr her, jedenfalls war es noch zu jener Zeit, als Menschen sich noch gewundert haben und getuschelt, gelacht oder sonstwas haben, wenn sie einen wildfremden Mann zu Gesicht bekamen, der einen Rock trug.

Es war das - ich glaub - erste Sektfest in Mainz (das es so auch inzwischen nicht mehr gibt, jedenfalls ein begleitendes Fest, zu dem ein verkaufsoffener Sonntag ermöglicht wird).

Und in feucht-fröhlicher Runde standen über zwei Stehtische verteilt eine größere Anzahl von Leuten zusammen, die alle anfingen, sich gegenseitig auf mich aufmerksam zu machen, während ich näher kam, um einfach dort vorüberzugehen.

Tuscheln, Lachen, Bewundern - all das kam von dieser Menschengruppe. Und als ich fast schon vorbei war, kam lautstark von einer der dazugehörigen Frauen der Kommentar:
"Sogar der Hund guckt!"

[cephalus]

Das Einzige, was ich vermisse, ist ein Foto von dir im schwarz-weiß gestreiften Kleid. Aber vielleicht kannst du das zu unserer aller Erbauung noch nachreichen ...

Tatsächlich ist das Fotografieren des Outfits in den bei der Aktion in den Hintergrund getreten

Ich habe im Archiv gekramt und ein relativ altes Foto in identischem Outfit, zufällig zu gleichen Jahreszeit vor ein paar Jahren aufgenommen, gefunden.
Ja, die Haare waren noch mehr, dunkler und länger, sonst ist alles beim Alten geblieben:

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[SkirtMan1]

Eine super Aktion.
Wie muss ich mir das genau vorstellen? Die Kleinen geben die Richtung vor und immer wenn ein Zaun kommt, nimmst Du die Eltern und hebst sie drüber? Und steigst selbst hinterher?

[cephalus]

Naja, eigentlich gibt die Entenmama die Richtung vor, aber die Kleinen machen nicht immer was sie sollen und schüpfen irgendwo durch.

Dann wird die Mama nervös und jede Ordnung löst sich auf. Manchmal reicht es die Mama wegzuscheuchen, dann kommen die Kleinen. Vorgestern musste sie von meiner Frau befreit werden, als sie sich mit dem Flügel in einem Zaun verfangen hatte, gestern hatten sei sich so weit im Labyrinth der Grundstückszäune verlaufen, dass ich sie Entendame genommen habe und sie vor ihrem Nachwuchs her getragen habe der uns brav bis zu unserem Teich gefolgt ist.
Heute war alles entspannt, lediglich ein Küken musste gerettet werden das aus unserem Keller ganz nicht mehr heraus kam.

[GregorM]

Eine sehr schöne Geschichte, Cephalus, weil für die Entenfamilie mit einem glücklichen Ausgang und für dich, der du nochmals darin bestätigt werden könnte, dass die Welt toleranter ist, als man sich manchmal vorstellt.

Über worüber haben die Nachbarn später geredet? Über die Enten. Sie haben sich gefreut, was Gutes gemeinsam gemacht zu haben. Und war es auch nicht ein Mann im Kleid da? O ja, der Cephalus in der Nummer xx. Aber habt Ihr das nicht schon gesehen? Trägt er oft. Er ist ein sehr netter Mensch. Seine Frau hat damit kein Problem, scheint es, seine Kinder auch nicht. Das eine trägt auch manchmal selbt ein Kleid, habe ich gesehen. Ja tun es nicht beide Jungs? Aber mit den Enten war es doch schön.

[MAS]

Lieber Cephalus,

ließ sich denn die Ente einfach so hochheben oder musstest Du sie abdunkeln?

Ich hatte mal eine Silbermöve von einer Angelschnur befreit, die sich an einem Ende um ihr Bein und am anderen in einem Strauch verwickelt hatte. Die wollte mich aber nicht gerne an sich ran lassen. Da warf ich mein T-Shirt über die, und so konnte ich sie hochheben, während ein Reisegefährte mit einem Messer die Schnut durchschnitt und dann vom Bein wickelte. Dann habe ich sie hingesetzt, etwas gewarter, das T-shirt runtergenommen, worauf sie wieder aufflog, noch ein paar Kreise um uns drehte und mit einer anderen Möwe davon flog.

LG, Micha

[SkirtMan1]

Das klingt ja fast nach einen Vollzeitjob. Aber für die süßen Kleinen macht man's ja gerne 

VG, Michael

[MAS]

Lieber Cephalus,

ließ sich denn die Ente einfach so hochheben oder musstest Du sie abdunkeln?

Ich hatte mal eine Silbermöve von einer Angelschnur befreit, die sich an einem Ende um ihr Bein und am anderen in einem Strauch verwickelt hatte. Die wollte mich aber nicht gerne an sich ran lassen. Da warf ich mein T-Shirt über die, und so konnte ich sie hochheben, während ein Reisegefährte mit einem Messer die Schnut durchschnitt und dann vom Bein wickelte. Dann habe ich sie hingesetzt, etwas gewarter, das T-shirt runtergenommen, worauf sie wieder aufflog, noch ein paar Kreise um uns drehte und mit einer anderen Möwe davon flog.

LG, Micha

Wer entdeckt in meinem Text die zwei Buchstaben, die ausgetauscht gehören, damit es korrekt ist?

LG, Micha

[Lars]

Wer entdeckt in meinem Text die zwei Buchstaben, die ausgetauscht gehören, damit es korrekt ist?

Du fragst uns, ob wir deine Schusseligkeitsfehler entdecken? Wird ja immer besser ... aber irgendwie kriegst du jedes Thema kaputt ...
Und lass die Finger von den Tasten, du brauchst das jetzt nicht ausdiskutieren!
 
@ cephalus:
Eine sehr amüsante Geschichte. Das mit dem Kleid ist cool, und Enten sieht man ja auch nicht alle Tage aus nächster Nähe bzw. hantiert mit ihnen herum 

[cephalus]

Ja, Gregor,  über was sich die anderen unterhalten erfährt man meist nicht.  Ist auch egal, vermutlich interessiert sie die Kleidung auch nicht. Meine näheren Nachbarn kennen mich schon lange in allen möglichen Outfits, einen schrägen Blick, oder eine negative Bemerkung, gab es noch nie.

Die Ente konnte ich relativ problemlos nehmen der weitere Widerstand war gering und als ich sie los ließ gefolgt von den Jungen wirkte sie nicht panisch.

Ich vermute, es hat einen Einfluss,  dass wir uns schon 2 Jahre kennen und wir auch schon früher  viel näher an sie heran durften, als das bei Enten üblich ist. Wenn jemand von unserer Familie in den Garten geht werden wir immer laut quakend verfolgt, um ein paar Körnchen zu erbetteln.

Vielleicht spürt eine Ente ja auch,  wenn man ihr hilft?

Leider konnten wir heute zwei Küken nicht mehr helfen, die heute morgen gestorben sind. Sie waren total entkräftet nach der Nacht.


Jetzt sind es nur noch 8...