Autor Thema: BR24: Männermode-Designer Pasqualetti: Warum nicht mal ein Rock?  (Gelesen 1043 mal)

Offline rockfreund

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Nur wer selbst Rock trägt, weiss was drunter ist ;-)

Offline high4all

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Zitat
Dabei geht er aber noch einen Schritt weiter und tut so, als gäbe es keinen Unterschied zwischen Frauen- und Herrenmode. Einem seiner Models zog er in Mailand zum Rock ein ärmelloses, gehäkeltes Oberteil mit Neckholder an. Als hätte der Träger sich am Schrank seiner Freundin bedient. Ein anderes Model trug ein Tank Top zu einer baggy, weitausgestellten, kettchengeschmückten Hüfthose mit großer Handtasche und Sixpack. So männlich, so weiblich, so beides. Niccolo Pasqualetti fügt also nicht ein weiblich gelesenes Kleidungsstück in seine Männerkollektion ein, sondern ganz viele.

Mit den hervor gehobenen Elementen dürften sich allzu viele Männer schwer tun. Selbst hier im Forum, in dem sich modisch über den Tellerrand hinausblickende Männer tummeln, wollen viele sich mit weiblich gelesenen Kleidungsstücken und Accessoires nicht anfreunden.

Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline cephalus

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Tja,  Männer sind meist nicht so flexibel  ;) ::)

Von dem was ich in seinem Instagramaccount gesehen habe, gefällt mir vieles und ich könnte mir auch vorstellen einiges davon zu tragen, wenn ich wieder ein paar kg ablege.

Ok, nach den Preisen habe ich noch nicht gesehen,  die sind ja gerne mal herausfordernd in dieser Brnche :-\

Offline Modernfashion

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Danke für den Beitrag, lieber rockfreund!

In dem ca. dreieinhalb Minuten langen (kurzen) Beitrag geht es ja hauptsächlich um den Modedesigner Pasqualetti und die Frage "Warum nicht mal ein Rock?" Das ist mehr als berechtigt.
Die historischen Hintergründe von Kleidung bei Männern und Frauen werden leider nur kurz und sehr oberflächlich angerissen.

Immer wieder kommen solche Audiobeiträge vor allem im Kulturbereich des Hörfunks, z.T. mit etwas mehr Tiefgang, z.B. hier:
https://www.swr.de/swrkultur/programm/genderfluide-mode-maenner-mit-roecken-und-perlenketten-als-zeichen-des-identitaetswandels-100.html
https://www.swr.de/kultur/gesellschaft/warum-werden-roecke-fast-nur-von-frauen-getragen-108.html

Leider wird das meist auf die GenZ und Genderfluidität verengt.
Es kommt - nach Meinung des Modeexperten Carl Tillessen vom deutschen Modeinstitut - darauf an, dass der Trend nicht nur auf die GenZ beschränkt bleibt, sondern die Gen X und Y auch erfasst wird. Tillessen sieht einen grundsätzlichen gesellschaftlichen Wandel.
Frau Prof. Anne Söll dagegen verweist kurz auf die historische Dimension (französische Revolution) und beschreibt die gesellschaftlichen Machtverhältnisse als Wurzel für den Unterschied von Männer- und Frauenkleidung.
Für Männer sei es gesellschaftlich nicht attraktiv, von Ihrer Macht etwas abzugeben und typisch weibliche Attribute anzunehmen. Deshalb sei typisch weiblich konnotierte Kleidung für Männer nicht von Interesse.

Es lohnst sich, beide  von mir verlinkten Podcasts dazu auch anzuhören.


Und wirklich mehr Hintergründe zum Thema gibt es in der Fachliteratur zur Modegeschichte.
Z.B. hier:
- "Angezogen - Das Geheimnis der Mode" von Prof. Barbara Vinken, ISBN 978-3-608-94896-7
- "VER-KLEIDEN" von Prof. Barbara Vinken, ISBN 978-3-7017-3570-9

Fr. Prof. Vinken beschreibt unter Berufung auf den britischen Modehistoriker John Carl Flügel - m.M.n. sehr präzise und nachvollziehbar - dass es mit der Umwälzung des Gesellschaftssystems durch die französische Revolution 1789 und des Aufstiegs des bürgerlichen Zeitalters zu einer qualitative Umkehrung der bisherigen Kleiderordnung gekommen ist. Ursprünglich, so Flügel, waren die Frauen das bescheidenere, schamhafter angezogene und bedecktere Geschlecht. Und Männer (Anm.: v.a. adelige Männer) das schönere und prunkendere Geschlecht. Der männliche Körper wurde durch Kleidung stark sexualisiert.

Die adeligen Männer trugen Kleidung, die danach im bürgerlichen Zeitalter den Frauen vorbehalten waren: Z.B. kurze Röcke, Beinlinge aus kostbarer Seide (Vorläufer moderner Strumpfhosen), Schuhe mit Absatz, generell schimmernde und edle Stoffe wie Samt, usw. Sie schmückten sich, trugen Perücken und trugen Rouge auf. Das galt bis zur französischen Revolution als maskulin.
Dagegen galt in der bürgerlichen, postrevolutionären Gesellschaft die Abkehr von der Kleidung des männlichen Adels als Ideal und verkörperte sich im männlichen Anzug. Gedeckte Farben, ähnliche Schnitte - alles im Grunde bis heute gleich geblieben. Der Mann sollte nicht durch Körper und Kleidung wirken, sondern Charakter, Geist und Leistung waren die männlichen Ideale. Die Sexualisierung des Körpers, das lustvolle Verdecken und Zeigen von Haut, transparente Stoffe, Ausschnitte usw. war ab da den Frauen vorbehalten.

Seit einigen Jahren ist jedoch ein Wandel im Gang. Nicht zuletzt durch die sog. Fitness-Welle. Männliche Körper werden wieder zur Schau gestellt. Und damit einhergehend auch eine langsame Abkehr von den Werten männlicher Kleidung. Das ist v.a. in der sog. Athleisureware zu beobachten. Knallige Farben (z.B. Auswärtstrikot der Herren DFB-Nationalmannschaft für die EM 2024 in rosa/lila, bunte Sportschuhe), enge und körperbetonte Schnitte (Lauftights, usw.).
Und seit einigen Jahren schon ist der Trend auf den Laufstegen bei Herrenkollektionen zu beobachten, dass ungefähr seit 3 bis 5 Jahren weibliche Kleidungsstücke und weibliche Techniken der Produktion eines reizenden Körpers übertragen werden: Kleider, Röcke, Nagellack, Schminke, Corsagen, Farbenprunk, Spiel von Haut und durchsichtigen Stoffen, Seide und glänzende Satins, Spitzen, Blumen, Schleifen, Handtaschen, Schuhe (Ballet Flats),...
Sicher, wir werden erst in ein paar Jahren rückblickend wissen, ob das auch tatsächlich in der Breite, im Mainstream (auf der Highstreet) ankommt. Eine Eintagsfliege ist es jedenfalls nicht mehr.


Offline cephalus

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Hallo Modern Fashion,

das sind schöne Podcasts, die Du verlinkt hast.

Sie sind teilweise mit Quellen belegt, geschliffen formuliert, ohne Ecken und Kanten und reihen sich für mich ein eine mittlerweile lange Liste von Sendungen und Artikeln mit den gleichen Grundtenor ein:

Man(n) könnte, aber nicht jeder und überall, man müsste um seinen Status fürchten und bleibt doch, trotz des vielfach bewunderten Mutes, ein Sonderling, der Widrigkeiten zu erwarten hat.

Alles eloquent, und glatt sprachlich hochglanzpoliert, als wäre der Einfluss von KI doch markant.
Alles sind fundierte, theoretische Abhandlungen von Leuten, die keine oder kaum persönliche Erfahrungen zum Thema haben.

Das ergibt mehr oder weniger erbauliche Beiträge, die ich gerne mochte, solange der Rock oder das Kleid an mir ein mehr oder weniger theoretisches Konstrukt war.


Was mir früher logisch erschien, liest / hört sich für mich mittlerweile hohl an.
Ich mache mir mittlerweile kaum noch Gedanken zur Frage, kann oder darf ich ein Kleid tragen,  oder habe ich damit irgendwelche besonderen Reaktionen oder Konsequenzen zu erwarten; ich mache es einfach, wenn ich will.

Eher denke ich über das Design nach, was zusammen passt und mir gefällt.

Ich kann mich nicht an ein einziges Mal entsinnen, meinen “Status” oder meine Autorität, oder was auch immer durch einen Rock, ge- oder zerstört haben.

Es lohnt sich nicht, darüber einen Gedanken zu verlieren. Selbst in Situationen, in die ich unerwartet gekommen bin und in denen oft auch Frauen ein Kleid vermeiden würden, hat sich nichts für mich geändert.

Mein Tip an die Zweifler, deren welcher ich auch mal einer war: Tragt selbstbewusst und ohne Zweifel, womit ihr Euch wohlfühlt!

UND macht mal einen breit verfügbaren Podcast, der diese Wahrheit abbildet.



Offline Modernfashion

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Hallo Modern Fashion,

das sind schöne Podcasts, die Du verlinkt hast.

Sie sind teilweise mit Quellen belegt, geschliffen formuliert, ohne Ecken und Kanten und reihen sich für mich ein eine mittlerweile lange Liste von Sendungen und Artikeln mit den gleichen Grundtenor ein:

Man(n) könnte, aber nicht jeder und überall, man müsste um seinen Status fürchten und bleibt doch, trotz des vielfach bewunderten Mutes, ein Sonderling, der Widrigkeiten zu erwarten hat.

Alles eloquent, und glatt sprachlich hochglanzpoliert, als wäre der Einfluss von KI doch markant.
Alles sind fundierte, theoretische Abhandlungen von Leuten, die keine oder kaum persönliche Erfahrungen zum Thema haben.

Das ergibt mehr oder weniger erbauliche Beiträge, die ich gerne mochte, solange der Rock oder das Kleid an mir ein mehr oder weniger theoretisches Konstrukt war.


Was mir früher logisch erschien, liest / hört sich für mich mittlerweile hohl an.
Ich mache mir mittlerweile kaum noch Gedanken zur Frage, kann oder darf ich ein Kleid tragen,  oder habe ich damit irgendwelche besonderen Reaktionen oder Konsequenzen zu erwarten; ich mache es einfach, wenn ich will.

Eher denke ich über das Design nach, was zusammen passt und mir gefällt.

Ich kann mich nicht an ein einziges Mal entsinnen, meinen “Status” oder meine Autorität, oder was auch immer durch einen Rock, ge- oder zerstört haben.

Es lohnt sich nicht, darüber einen Gedanken zu verlieren. Selbst in Situationen, in die ich unerwartet gekommen bin und in denen oft auch Frauen ein Kleid vermeiden würden, hat sich nichts für mich geändert.

Mein Tip an die Zweifler, deren welcher ich auch mal einer war: Tragt selbstbewusst und ohne Zweifel, womit ihr Euch wohlfühlt!

UND macht mal einen breit verfügbaren Podcast, der diese Wahrheit abbildet.

Hallo Cephalus, danke für die netten Worte.

Ja, solche Beiträge haben sich in den letzten Jahren gehäuft.

Auch wenn ich nicht immer alles 1:1 so sehe, wie es dargestellt wird, freue ich mich jedes mal, wenn positiv über den Rock am Mann berichtet wird.
KI oder AI (Artificial Intelligence) habe ich da aber ehrlich gesagt nicht heraushören können. Und meine Beiträge schreibe ich mit der Unvollkommenheit menschlicher Intelligenz...
Von Carl Tillessen habe ich übrigens immer wieder Interviews im Hörfunk gehört zum gleichen Thema, z.B. auch auf DLF. Ob er nun selbst Rock trägt, weiß ich nicht. Aber Fachkenntnis billige ich ihm trotzdem zu, da er vom Deutschen Modeinstitut ist.

Durch solche Beiträge wird das Thema sichtbar und die allgemeine Akzeptanz steigt. Das trifft mich unmittelbar auch nicht mehr so sehr, da ich einfach mein Ding mache und fast nur noch im Rock oder Utility Kilt (selten im schottischen Kilt) unterwegs bin...zu jeder Jahreszeit. Aber dennoch freue ich mich über positive Kommentare und darüber, dass es kaum noch negative Erfahrungen für mich als Rockträger gibt...

In diesem Zusammenhang sind meiner Meinung nach nicht nur die klassischen Medien, sondern auch Social Media wichtig. Und vor allem die dort geposteten Bilder. Bilder wirken auf der emotionalen Ebene, nicht nur auf der Bewusstseinsebene.
Somit haben viel mehr Menschen schon mal Berührung mit dem Thema "Röcke für Männer" gehabt, als es früher der Fall war, als es Social Media noch nicht gab. Und sind heute nicht mehr verwundert, wenn unsereiner Ihnen über den Weg läuft...wenn ich mit Leuten ins Gespräch komme, höre ich immer wieder mal, dass sie von ganz normalen Männern gehört bzw. auf Social Media gar gesehen haben, dass es solche gibt...

Was den Designer Pasqualetti angeht: Es ist erfreulich, dass er für Röcke an Männern so aufgeschlossen ist.
Er ist noch ein sehr junger Modedesigner, der sich seine Sporen sozusagen erst verdienen muss. Dadurch ist sein Einfluss in der Modeszene und auf das Setzen von Trends begrenzt.

Anders sieht es da mit einer anderen Personalie in der Modeszene aus, die vor Wochen in der Modeszene für große Furore gesorgt hat und für das Thema "Männer und Röcke" noch bedeutsam wird...

Wenn ich etwas mehr Zeit habe, schreibe ich darüber...


 

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