Ich meine: Muss man abgesehen von der Kleidung Männlichkeit auch selbst so konstruieren, wie die Menschen, von denen man als männlich akzeptiert werden will, es tun? Oder kann man auch in anderen Merkmalen Männlichkeit anderes konstruieren?
"Ich meine:" - Danke, Micha, dass Du es nochmals erklärt hast. Denn mit Abschnitt vorher hatte ich meine Verständnisprobleme.
Ich rolle das Zitat mal von hinten auf: "Oder kann man auch in anderen Merkmalen Männlichkeit anderes konstruieren?"
Ich fasse diese Frage wie folgt auf: "Oder kann man
auch in anderen Merkmalen Männlichkeit
auch ande
rs konstruieren?"
Nicht ganz so überzwerch wie die Fragestellung, sondern etwas simpler gedacht, fällt mir dazu ein: Ja!
Zum Beispiel Merkmal Beinhaare, Brusthaare, Kopfhaarschnitt, Verhalten und ich selbst als Gesamtkörper mit meinen verbalen Äusserungen und Gedanken und subtiler Ausstrahlung... transportieren Männlichkeit - "konstruierte" Männlichkeit, erwartete Männlichkeit, oder besser gesagt, Männlichkeit, wie sie allgemein erwartet wird.
Ich, der ich in Kleidung stecke, bin ein Mann. Egal, ob das gerade in einer Situation eine Rolle spielt oder auch vollkommen wurscht ist. Aber ich bin ein Mann. Punkt. (oh, da verfalle ich in den zutreffenden Wortlaut von cephalus

)
Ich muss da nix irgendwie drumherum konstruieren oder anfangen herumzusezieren und auch nicht in konstruierte Genderspektren abwandern. Ich bin Mann, fertig.
Ich darf nochmal Deinen ersten Abschnitt vom Beitrag zitieren:
In meinen Worten ausgedrückt: Es muss Männer geben, die nach den normativen Konstrukten von anderen Menschen die Kriterien von männlicher Genderidentität erfüllen, außer, dass sie in Bezug auf Kleidung diese Konstrukte missachten. Wenn die Kleidung kein zentrales Konstrukt dieser Menschen ist, sondern im Vergleich zu anderen Männlichkeitsmerkmalen marginal, kann es sein, dass die Kleidung auch als für Männer möglich akzeptiert wird.
Lieber Micha, ich weiss, wie gerne Du über einzelne Aspekte hintergründig diskutieren möchtest, um neue Erkenntnisse für Dich zu erschließen, aber ebenso Deine Erkenntniss mit anderen zu teilen und zu überzeugen (überzeugen wollen wir alle irgendwie) - und wie gerne Du auch die Menschen über den wahren Sinn des Wörtchens "Gender" aufklären möchtest, und wie sehr gerne Du um Verständnis und Akzeptanz von non-binärem Gedankengut und Inklusion werben möchtest,
aber Dein Hinterfragen im eben zitierten Abschnitt geht doch über die Tiefgründigkeit dessen hinaus, was die meisten von uns - unterstelle ich mal - bereit sind, gedanklich hineinzutauchen.
Es geht nicht darum, sich normativen Männlichkeitsmustern zu unterwerfen, es geht darum, dass abseits einer non-binären Skala erkennbare Männer, die sich selbst als uneingeschränkt männlich definieren, anfangen, in Röcken und Kleidern in der Gesellschaft sichtbar zu werden. Um mehr geht es nicht.
Die Gesellschaft braucht kein Bewusstsein über Konstrukte und Genderdefinitionen, die Gesellschaft braucht nur echte Männer in Röcken und Kleidern, um Männer in Röcken und Kleidern zu akzeptieren.
Die Gesellschaft akzeptiert das nicht aus der Theorie heraus. Die Gesellschaft akzeptiert das, wenn die Praxis zeigt, dass sie es tolerieren oder akzeptieren muss. Punkt.
Jeder von uns, der sich vor die Tür wagt, formt mit an dieser toleranten bzw. akzeptierenden Gesellschaft.
Sie formt sich nicht von selber für uns - wir müssen selbst mitformen.
Also rein in den Rock, raus vor die Tür!!! Als Mann. Als nix anderes
, sofern man nix anderes ist - aber das ist dann eben eine andere Botschaft.