Wie weit lässt man sich beeinflussen?
Wenn zufällig eine CSD Veranstaltung in meiner Nähe ist, flüchte ich nicht, sondern erfreue mich ab bunten Treiben. Den Weg dorthin suche ich nicht. In meiner Kleidung lasse ich mich nicht beeinflussen.
Rechnet man mich dazu, ist mir das egal.
Vielleicht gehört man als Rockträger auch wirklich dazu?
Wer als Mann einen Rock trägt, ist auf jeden Fall heutzutage "gendernonconforming".
GNC - wird häufig zum queeren Spektrum gerechnet.
Möge doch jeder tun, definieren zuordnen, denken und sagen was er will - egal, das ändert für die Person die ich bin, nichts.
Ich habe noch nicht alles gelesen, was in diesem Thread steht, aber von dem, was ich gelesen habe, gefällt mir dieser Dein Beitrag, lieber Cephalus, am besten.
Ich suche auch keine CSD-Veranstaltungen auf. Manches von dem, wie sich Menschen da kleiden, gefällt mir auch gar nicht. Es ist mir zu bunt und zu schrill. Aber wenn ich mal in so eine Parade geraten sollte oder sonst wie eine solche Gruppe, distanziere ich mich auch nicht von ihnen, indem ich mich schnell umziehe. (Lieber Gregor, ich überspitzte Deinen Startbeitrag jetzt etwas, mit allem Respekt vor und Sympathie mit Dir.)
Ich war am Wochenende bei einer ganz anderen Veranstaltung, nämlich bei einem 130-jährigen Geburtstag eines Männergesangvereins im dörflichen Umfeld - selbstverständlich im Rock. Und T-shirt und abends die Jeansjacke waren auch aus der Damenabteilung. Ah ja, die Sandalen auch. Sollte mich jemand für queer gehalten habe, so erlebte ich doch Toleranz und Freundlichkeit überall. Nur ein etwas angetrunkener Musiker einer Brassband (Blaskapelle) fragte ob ich auch wie die Schotten nichts darunter trüge.
Man kann die queere Community auf verschiedene Weise unterstützen. Gregor tut es auf seine Weise, Canda auf seine, Cephalus auf seine. Ihnen jedoch verbieten zu wollen, sich Gehör zu verschaffen, ist das Gegenteil von Unterstützung. So ein schriller CSD genügt natürlich noch nicht. Erst wenn Identität allgemein gesellschaftlich pluralistisch und solidarisch zugleich gedacht wird, ist das Ziel erreicht. Dann braucht es auch so einen Tag nicht mehr. Soweit sind wir aber noch lange nicht.
Und wer meint, ihm:ihr würde etwas aufgezwungen und nicht sieht, wie sehr Heteronormativiät unter gesellschaftlichem Zwang ausgeübt wurde ohne Rücksicht auf andere Menschen, und vielfach noch wird, der:die ist blind auf einem Auge.
Aber wie gesagt, auf dem dörflichen MGV-Jubiläum hatte ich keine Probleme im Rock und ein im Dorf wohnender und darüber hinaus bekannter Travestiekünstler hat auch keine. Zumindest nicht, sofern ich es wahrnehmen konnte. Was sonst in den Köpfen der Menschen vor sich geht oder getuschelt wird, weiß ich nicht. Die Bewohner:innen des Dorfes sind weder ethnisch, noch politisch, noch religiös/weltanschaulich über einen Kamm zu scheren. Aber das mach Vielfalt ja eben auch aus, sofern zumindest gegenseitige Toleranz vorherrscht.
LG, Micha